Donnerstag, 28. Februar 2013


Ich habe den Tag unbeschadet überstanden. Der erste Tag mit dem Ernährungsplan, der erste Tag ohne fressen/kotzen, der erste Tag vom Rest meines Lebens. Ich habe entschieden. Das heißt nicht, dass es einfach war. Es ist ein steiler Hügel, der erklommen werden muss, und auf dem Weg liegen weitere Hügel. Ich habe heute einen Schritt gemacht. Viel geschafft. Ich habe alle Mahlzeiten gegessen. Ein normales Mittagessen (Fisch, Kartoffeln, Gemüse). Ich habe Sport getrieben. Ich habe das Essen in mir behalten und mich nicht übergeben. Ich habe um Hilfe und Unterstützung gebeten.
Das meiste verlief nach Plan. Es war ein schwieriger Abend. Ich hatte Angstzustände, Krampfanfälle, leichte Dissoziationszustände. Die Krankheit hat versucht mich einzunehmen, aber ich habe nicht nachgegeben. Ich schaffe das.

Ein neues Kapitel


Es geht hier hoch und runter. Jeder Tag ist ein Kampf, aber ich bin stark und versuche, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Bulimie hat viel Schaden angerichtet. Sie ist ein Überlebensmechanismus, den ich seit Jahren kenne. Die einzige Art, wie ich "überleben" kann. Ja, dann finde eine neue, mögen manche jetzt denken. Ja, das versuche ich, aber dann muss ich auch loslassen. Ich muss ein Ventil loslassen, das mich seit Jahren unterstützt hat. Nahrung ist alles andere als normal für mich. Essen ist Gefühle. Ich esse sie, vorzugsweise die schlechten, also muss ich sie danach loswerden. Aber nicht nur die schlechten Gefühle gehen weg. Auch die Freude, die Kraft, der Frohsinn. Ich bin wie betäubt. Nachdem ich gefressen und mich übergeben habe, bin ich wie betäubt, aber auch voller Scham. Will ich so wirklich sein? Möchte ich nicht lieber Macht und Freude in mir fühlen? Um gesund zu sein, muss ich scheinbar die Gefühle spüren. Viele schwere Gefühle, aber auch gute. Ich muss lernen, mit den Gefühlen in einer gesunden Art umzugehen.

Derzeit fühle ich mich sehr traurig und depressiv. Es ist schmerzhaft, an das Leben zu denken, das ich gerade habe. Ich denke an das Leben, das ich haben könnte. An das, was ich verpasse. Aber ich handle auch. Ich will gesund sein. Ich habe es satt, krank zu sein.  Ich werde lernen zu leben, nicht nur zu überleben. Ich habe mir einen Ernährungsplan aufgestellt und fange an, ein wenig Sport zu treiben, damit ich bald in die Klinik zurück kann, in der ich schon mal war. Viele denken jetzt sicher "Aber das hast du doch schon gemacht". Ja, ich war da. Aber scheinbar nicht bereit. Jetzt bin ich älter, gereifter, gesünder. Und am wichtigsten, ich bin von ganzem Herzen bereit, gesund zuw erden.

Mein Puzzle ist bereit, zusammengesetzt zu werden. Ich habe mich genug ausgesetzt. Jetzt kommt der Kampf. Ich möchte ein neues Leben. Ich kann es nicht zulassen, dass die Essstörung noch mehr von meinem Leben nimmt. In so vielen Weisen fühle ich mich wie ein Puzzle, das in 1000 Teile gesplittert ist, und die Bulimie hält es zusammen. Die einzige Art, mich lebendig zu fühlen. Aber jetzt muss ich neue Strategien lernen, der Boss werden, und die Puzzleteile Stück für Stück zusammensetzen.

Sonntag, 24. Februar 2013

Ein kleines bisschen Wahrheit


Ich spüre eine große Traurigkeit in mir drin. Die Krankheit hat mich seit fast neun Jahren in dieser Welt gefangen gehalten. Sie hat mir so viel genommen. Der Schmerz bedeutet auch Schmerz für alle, die um mich herum sind. Die Krankheit hat denen Schmerzen zugefügt, die ich liebe. Vieles wurde genommen. Es ging hoch und runter. Meine Liebsten wussten nicht, ob ich leben oder sterben würde. Das betraf mich und meinen Körper. Leben oder Tod. Der Schmerz, von dem ich spreche, ist nicht genug, weil ich in der kranken Welt gefangen bin und so viel verloren habe. Ich bin nicht "normal". Aber ich habe viele Erfahrungen gemacht, die ich benutzen kann, um gesund zu werden. Ich muss noch viel lernen, um normal leben zu können, aber es gibt viele Mittel, mit denen ich überleben kann. Ich habe unendliche Male versucht und bin gescheitert, aber ich habe viel gelernt. Ja, ich habe viel Gutes, das ich für die Genesung und die Zukunft verwenden kann, aber mir geht es nicht gut. Ich bin immer noch in der Welt der Essstörung gefangen und ich weiß nicht, wie ich raus kann.

Ich weiß, dass wenn ich an einem Tag nicht esse, dass ich depressiv und voller Angst sein werde. Die Krankheit flüstert und lacht mit ihren Lügen, öffnet mir eine Tür. Ich gehe hindurch, um den Schmerz zu beseitigen. Diese kranke Tür habe ich seit vielen Jahren betreten. Ich kann nicht loslassen. Ich weiß nicht, wie ich einen Tag überstehen soll, ohne die kranken Methoden anzuwenden. Ich traue es mcih nicht, sondern verschiebe und verschiebe es.

Ich bin so weit davon entfernt, meine Ziele zu erreichen. Es gibt so viel Arbeit. So viele Hügel, die erklommen werden müssen, so viele Gefühle, die erlebt werden müssen. Ich möchte so sehr gesund sein. Ich möchte die Kraft in mir spüren, meine Ziele erreichen. Ich versuche zu leben, aber alles ist falsch. Ich bin nicht ganz. Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht gut und wie gehe ich damit um? Ich tröste mich mit Essen. Der sichere Weg. Essen und übergeben. Ein ewiger Kreis.

Ich weiß, dass meinem Leben so viel fehlt. Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Was will ich mit meinem Leben machen? Es gibt so viele Fragen und ich sehne mich nach den Antworten. Die große Frage ist, was geschieht jetzt? Bin ich bereit zur Behandlung? Ja, das bin ich. Wie soll sie aussehen? Das ist ungewiss. Was macht es mit mir? Ich bin ambivalent und habe große Angst. Ich wünschte, alles wäre gut ausgelegt und klar und ein perfekter Behandlungsplan wäre da. Es gibt so viel, womit ich arbeiten muss. So viel, dem ich mich aussetzen muss. Ich bin froh, dass ich derzeit nicht so viel zunehmen soll, nur ein paar Kilo, weil das gerade okay ist. Ich bin motiviert, einen gesunden Körper zu bekommen. Man ist so eingeschränkt, wenn man einen untergewichtigen Körper hat. Das ist es nicht wert. Ich werde zunehmen. Ich habe bereits einige meiner "Anorexia-Klamotten" weggeworfen und Klamotten in der Erwachsenenabteilung gekauft, etwas, was ich lange nicht gemacht habe. Sie sind zu groß, aber ich sehe, was ich machen muss, damit sie passen. Ich bin motiviert, einen gesunden Körper zu bekommen.
.Die Zukunft ist so wichtig. Ich möchte Kinder, ich möchte Ärztin werden etc.

Soweit ein Update, ein kleines bisschen Wahrheit. Nochmal danke an meine Familie, meinen Freund, meine Unterstützer, die mich seit Jahren begleiten. Ich bin so dankbar, ihr seid unglaublich.

Dienstag, 19. Februar 2013

Ein kleiner Hügel


In der letzten Zeit war es unglaublich schwer für mich. Ich hatte auf so vielen Ebenen zu kämpfen. Die Krankheit ist ein scheußlicher kleiner Teufel, der mich immer trifft, egal was ich tue, rund um die Uhr. Es ist hart, weil ich schreckliche Träume habe. Unbewusste Albträume, die meine Angst beinhalten. Es ist unglaublich schrecklich und raubt mir alles. Ich habe mich selbstverletzt. Das war das erste Mal seit Weihnachten, also war es ein kleiner Rückschlag. Ich bin wie paralysiert, wenn sowas passiert, ich habe komplett die Kontrolle verloren. So viele Schritte, die man zurück gehen muss, und wieder von vorne beginnen muss. Ich kann jetzt nur daran denken, dass ich einen Neuanfang starte und neue Möglichkeiten habe, es besser zu machen.

Ansonsten hat die Essstörungs-Therapie eine kleine Pause eingelegt. Etwas, das ich nicht beschlossen habe, sondern die Ärzte, die glauben, dass ich eine kleine Auszeit brauche und über das nachdenken soll, was ich möchte. Ich denke, ich will die Gesundheit. Ich möchte das Leben, das ich derzeit lebe, nicht mehr. Ich sehne mich so sehr nach einer Veränderung. Ich möchte eine Behandlung für meine Essstörung, eine richtige Behandlung. Aber zuerst muss ich die Kraft wiederfinden, um weiter zu kämpfen. Es wird bald ein Treffen geben, bei dem ich mich mit mehreren Leuten treffe und wir besprechen, was das richtige sein wird, was wir tun sollen. Da wird sich entscheiden, wie es weitergehen wird. Dennoch weiß ich tief in mir drin, was ich möchte.

Ich überlege, wie ich nicht fressen und kotzen kann, wie ich es vermeiden kann. Es ist wie eine Sucht, ich kann se nicht umgehen. Es ist wie ein Bedürfnis, das ich habe. Ich weiß, dass es auch eine Art von mir ist, mit meinen Gefühlen umzugehen. Ein Weg, den ich seit einigen Jahren benutzt habe. Dann ist es unglaublich schwierig, es zu umgehen.

Vielleicht klingt dieser Post etwas hoffnungslos, aber ich habe noch immer Hoffnung. Ich weiß, dass ich gesund sein werde. Es ist einfach nur ein Hügel auf meinem Weg. Ich muss weitergehen. Ich muss die Mittel finden, um den Hügel zu erklimmen.

Samstag, 16. Februar 2013


Was ist eigentlich das Leben? Was ist es? Und wie ist die Zukunft?
So viele Fragen, so wenige Antworten.

Sonntag, 10. Februar 2013

Schwierige Tage


Hallo an alle, entschuldigt das späte Update. Es gab ein paar schwierige Tage, deshalb gab es nicht so viel zu berichten und ich hatte auch nicht sonderlich viel Zeit.

In den letzten Tagen habe ich viel nachgedacht. Manche Dinge habe ich fallen gelassen und ich muss jetzt anfangen, sie wieder langsam aufzusammeln. Ich stehe an einer Kreuzung und sehe, was die Krankheit allen um mir herum angetan hat, die mich seit fast neun Jahren unterstützt haben. An der Kreuzung gibt es zwei Wege. Ein Weg ist mit allen um mir herum und führt in die Genesung. Der andere Weg ist ein einsamer Weg, wo ich alleine bin, krank, gefangen von der Krankheit. Die Wahl ist einfach zu treffen, aber der Weg ist sehr schwierig zu gehen.
Der Schmerz ist da und du musst irgendwie akzeptieren, dass er da ist, deshalb lernst du verschiedene Strategien, um ihn anzugehen. Ich wünschte, ich könnte weinen. Es wäre so gut, all die Emotionen mal rauslassen zu können. Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr richtig geweint.
In all diesem Schmerz versuche ich dankbar für die guten Dinge in meinem Leben zu sein. Mein Freund, Mama, Papa, Familie, Freunde, Unterstützung. Das wird mir helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Jetzt stehe ich also an dieser Kreuzung. Ich muss den richtigen Weg wählen. Ich habe Angst vor dem Weg, aber was am Ende auf mich wartet, ist es wert.