Donnerstag, 27. Juni 2013

Auszeit zuhause


Hallo an alle!
Lange ist es her. Ich bin noch immer in Behandlung in der neuen Klinik, aber gerade habe ich eine kleine Pause. Das ist auch wichtig, bei der anstrengenden Therapie.
Es geht vorwärts. Die Behandlung in der Klinik ist sehr gut, so lange du dich an das Programm hältst. Und das habe ich getan. Ich habe die erste Phase überlebt und bin jetzt in Phase 2. Das heißt, dass ich ein gesundes Gewicht erreicht habe. Ich habe eine gesündere Beziehung zum Sport entwickelt. Ich mache an der Kunsttherapie mit. Jeden Mittwoch haben wir einen Workshop zum Thema Körper, wo wir uns unseres Körpers bewusst werden sollen und ihn akzeptieren sollen. Außerdem kochen wir zusammen und essen anschließend zusammen. Und viel, viel mehr. Das passiert jeden Tag und so muss es sein. Jede Woche setzen wir uns bestimmte Ziele, die wir in der nächsten Woche erreichen wollen, und jeden Freitag fassen wir die Woche zusammen und schauen auf unsere Ziele. Und dann gibt es Zeiten, wo man nach Hause soll. Diese Zeiten sind gut durchgeplant und wir sollen das, was wir in der Klinik gelernt haben, zuhause auch umsetzen. Und da bin ich jetzt.
Das ist für mich sehr schwierig. Ich verbinde mein Zuhause mit der Krankheit und es ist so, als wäre sie ständig in den Wänden präsent.

Die Motivation ist so la-la, es geht hoch und runter, aber ich versuche mich auf meine Ziele zu konzentrieren und gesund zu sein. Hallo, ich soll gesund werden, ich möchte Ärztin werden, eines Tages Mutter werden, Lars heiraten, reisen etc. Aber dafür muss ich durch den Sturm gehen und meine Ziele erreichen.

Das neue Gewicht und der neue Körper bringen viele Vorteile. Ich kann arbeiten, ich kann Gefühle spüren (wuhu, ich kann wieder weinen), in alle Richtungen, ich habe viel geringere zerstörerische Gedanken und essgestörte Gedanken. Wahrscheinlich am wichtigsten - ich habe Kontrolle. Wenigstens die meiste Zeit, und wenn ich zu kämpfen habe, dann habe ich neue Mittel, die ich anwenden kann.

Es ist ein Kampf. Ich hatte es noch nie so schwer in meinem Leben. Es fühlt sich an, als würdest du in tausend Stücke zerrissen werden und du sitzt auf dem Boden mit Tränen in den Augen und realisierst, dass du JEDES Stück an seinen Platz zurück setzen musst. Es fühlt sich an, als würdest du auf offener See ins Wasser geworfen werden. Man muss die ganze Zeit schwimmen, um an Land zu geraten. Ich kämpfe jeden Tag. Kämpfe um das Leben. Ich werde nicht sterben.
Und das ist genau das, was die Krankheit tut. Sie tötet.
Die alte Klinik hat mich aufgegeben, weil ich Behandlungsresistent war. Ich habe gelernt, dass ich nicht gesund werden würde. Ich war verzweifelt. Aber ich habe es akzeptiert, weil ich so krank und schwach war. Ich war erschöpft nach Jahren der Hölle und ich war sehr, sehr krank. Aber dann kam meine Mutter und sagte "Du musst jetzt kämpfen". Wir haben begonnen, gegen das System zu kämpfen. Ich habe mich gebrochen, zerstört, gefühlt und die Krankenhäuser haben das nur so unterstützt. Ich dachte, das sei das Ende. Ich dachte, ich würde sterben.

Aber jetzt lebe ich. Oh ja, ich lebe. Ich habe 18kg zugenommen. Ich habe die Freude wieder gefunden. Aber ganz wichtig - ich kenne die Macht, die Kontrolle wieder.

Am schönsten, als ich nach Hause kam, war, dass meine kleine Nichte zu mir gelaufen kam und mir in die Arme gesprungen ist. Und ich konnte sie hochnehmen, umarmen und mit ihr spielen. Das war ein wunderschönes Gefühl.

Das war eine lange Zusammenfassung, aber ihr solltet wissen, dass ich diesen Kampf gewinnen werde. Ich danke euch sehr für eure lieben Kommentare!
Am Sonntag geht es zurück in die Klinik und es geht weiter. Ansonsten bin ich an den Wochenenden öfters zuhause, damit ich meinen Alltag besser regeln kann, damit sich hier alles mehr normalisiert.

Habt einen schönen Tag!


Mittwoch, 19. Juni 2013

Lars 10

Ich bin wirklich inkonsequent, was die Titel betrifft ;-) Mal mache ich die Klammern drum, mal nicht, mal nur um die Zahl... Ach je, F. würde diese Unordnung gar nicht gefallen! Sie ist so perfektionistisch, da müssten die Titel auch schon konsequent sein, wenn man einmal anfängt.
Egal, das interessiert wohl keinen. Wir haben gerade wieder telefoniert und sie hat erzählt, dass sie einen anstrengenden, aber schönen Tag hatte. Weil sie jetzt in Phase 2 ist, hat sie einfach mehr Programm am Tag. Sie hatte Kunsttherapie, einen Workshop zum Thema Körper, aber ihr Highlight war das Mittagessen. Das durfte sie nämlich mit ein paar Mädels ganz alleine zubereiten und anschließend haben sie es zusammen gegessen. In einem kleinen Raum, mit einer Betreuerin, sonst niemandem. Diese Privatsphäre fand sie sehr schön und das Kochen mit den anderen hat ihr viel Spaß gemacht.
Am Wochenende kommt sie uns besuchen und wir zählen schon alle die Stunden, bis wir sie am Bahnhof abholen können!

Gruß,
Lars

Dienstag, 18. Juni 2013

Lars 9

Hallo,

wieder ein kurzes Update von F.:
Es geht hoch und runter, vorwärts und rückwärts, und sie steht vor einem Hügel, den sie erklimmen muss. Sie hat verschiedene Bücher, die ihr helfen sollen: Genesungswünsche der Familie und Freunde, Motivationssprüche, positive Gedanken. Sie hofft, dass jetzt wieder eine leichtere Zeit kommt. Am Wochenende kommt sie uns besuchen und sie freut sich darauf - und wir natürlich auch, so sehr. Ich kann es nicht erwarten, sie endlich mal wieder zu sehen!

Gruß,
Lars

Donnerstag, 13. Juni 2013

(Lars 8)

Hallo,

kurzes Update bevor ich zur Arbeit muss.
F. ist derzeit krank - eine Grippe hat sie erwischt. Deshalb hütet sie hauptsächlich das Bett, trinkt viel Tee und sowas. Sie ist nicht mehr in Phase 1, sondern hat jetzt Phase 2 erreicht und darauf ist sie sehr stolz. Und wir natürlich auch. Sie hätte nie gedacht, dass sie diese Phase überhaupt erreicht. Umso größer ist die Freude. Jetzt hat sie einfach mehr Mitspracherecht in der Klinik. Sie darf öfters raus, darf an mehr Sachen teilnehmen und sowas.

Gruß,
Lars

Donnerstag, 6. Juni 2013

(Lars 7)

Hallo!

Ich kann euch derzeit leider nicht viel berichten, weil wir nicht so viel sprechen konnten. Ich kann euch nur sagen, dass sie weiterhin in der Klinik ist und kämpft. Sie hat starkes Heimweh, aber am Wochenende fahr ich zu ihr.

Gruß,
Lars