Mittwoch, 24. Dezember 2014

Frohe Weihnachten!

Hallo alle zusammen!
Jetzt ist schon wieder Weihnachten, wie schnell das immer geht. Wir erledigen noch schnell die letzten Dinge, weil das so erwartet wird, und bescheren uns gegenseitig mit gutem Essen und Geschenken. Freuen wir uns eigentlich noch auf Weihnachten oder ist das mittlerweile nur noch zur Last geworden, weil immer so viel erledigt werden muss?
Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich Weihnachten immer sehr stressig finde, aber wenn man abends mit der Familie zusammen sitzen kann, gutes Essen, Getränke, ist das nicht für jeden schön? Geschenke, Essen, Freunde und Verwandte, feiern, klingt gut oder? Naja, das ist es nicht für jeden. Für viele ist Weihnachten sehr anstrengend. Für mich ist es auch anstrengend und ich bin ein wenig ambivalent, weil ich einerseits große Angst habe, mich unsicher fühle, aber dann wiederum kann ich mich so glücklich schätzen, eine tolle Familie zu haben, die mir immer ein schönes Weihnachten bescheren möchte.
Für Essgestörte ist Weihnachten schwierig, weil sich da natürlich alles ums Essen dreht. Ich muss mich darauf konzentrieren, weder der Bulimie, noch der Anorexie nachzugeben. Wenn da irgendwas ausgelöst wird, könnte das erhebliche Konsequenzen haben.
In den letzten Tagen ist wieder viel passiert. Montag Abend bin ich zusammengebrochen, hab kaum geatmet und mein Puls war sehr schwach. Ziemlich gruselig. Deshalb war ich im Krankenhaus. Aber ist jetzt wieder besser, ich weiß auch nicht, woran es liegt.
Wir haben Heilig Abend und ich sollte vielleicht nicht darüber schreiben, was nicht so gut ist, weil es auch so viel gutes gibt... Ich versuche an die positiven Dinge zu denken, die im letzten Jahr passiert sind.

Ich hoffe, ihr könnt Weihnachten ein wenig genießen. Und wenn nicht... es ist bald vorbei, wir schaffen das!

Frohe Weihnachten!

Montag, 8. Dezember 2014

Die Schätze des Lebens

Das Leben ist so wunderschön und gleichzeitig so zerbrechlich. Du weißt nie, wie lang du es haben wirst. Oder in welchen Ausmaßen man es haben wird. Ich habe ein schwieriges Leben, aber dennoch habe ich ein Leben. Es gibt viel Gutes und ich mag das Leben. Wenn man jahrelang schwer krank war, mit dem Leben und dem Tod auf einer Höhe, lernt man die kleinen Schätze einfach viel mehr zu schätzen. Das Leben ist schön und so viel wert, aber die Schätze machen es noch viel schöner.
Ich will jetzt nicht darüber reden, was das Leben alles ist, weil ich kein Experte bin oder so. Ich habe mein Leben einfach gelebt. Ich glaube, dafür gibt es kein Rezept, keinen Plan. Man muss das selber irgendwie herausfinden und dann passieren Dinge, die man nicht so kontrollieren kann. Schlechte, aber auch gute Dinge.

In der letzten Zeit gab es viele gute Dinge in meinem Leben. Ich bin unglaublich weit gekommen. Ich bin so glücklich, weil ich dafür hart gekämpft habe. Jetzt passiert wirklich was und das ist schön. Am größten ist wahrscheinlich, dass ich eine kleine Wohnung bekommen habe. Das war in den letzten Jahren undenkbar und ich habe noch nie so wirklich alleine gelebt. Aber jetzt habe ich es geschafft. Am Wochenende bin ich eingezogen, es gibt also noch viel zu tun. Es ist sehr schön, seinen eigenen, kleinen Raum zu haben. Nachher fahre ich mit meiner Mutter zu Ikea, ich brauch noch ein Sofa. Eine neue Woche beginnt. Eine neue Woche voller neuer Möglichkeiten und neuer Schätze.

Montag, 24. November 2014

Auszeit in der Klinik

Die letzten Tage waren ein wenig schwierig und ich weiß, dass sich da etwas großes und teils bekanntes, teils unbekanntes anbahnt. Die Warnungen sind deutlich und ich weiß, dass etwas passieren wird, wenn ich mir keine Auszeit nehme. Also muss ich eine Entscheidung treffen. Eine Auszeit in der Klinik wäre wahrscheinlich das beste, und wenn ich das mache, muss ich auf die um mich herum hören. Das innere Chaos ist größer und ich bin froh, dass ich darüber ehrlich sein konnte. Das muss ich sein, um Hilfe bekommen zu können. Ich bin müde, es passiert so viel, wir arbeiten an vielen Dingen, ich setze mich der Essstörung aus, die Angst kommt. Dissoziation, Anfälle, schlechte Entscheidungen, viel Angst und und und.
Ich bin weit gekommen und darauf sollte ich auch stolz sein. Bald beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben, deshalb ist es umso wichtiger, dass ich auf dem richtigen Pfad weitermache. Alles andere wäre traurig. Denn eins ist sicher - mein Körper kann nicht viel aushalten und musste in der Vergangenheit schon viel zu viel ertragen. Ich muss einem Rückfall vorbeugen.

Ich sehe mein Leben als eine Reise. Die wichtigste Person in meinem Leben bin ich und ich muss mir vergeben, für all die bescheuerten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Viele, viele dumme Entscheidungen, aber ich habe auch viele gute Entscheidungen getroffen. Und darauf muss ich mich konzentrieren. Ich möchte meine Vergangenheit nicht leugnen, sie hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin, und ich kann endlich sagen, dass ich mich gut genug fühle. Ich bin genau so viel wert wie andere auch und ich verdiene auch ein gutes Leben. So kann ich nicht immer denken. Es ist schwierig, wenn man eine Stimme im Kopf hat, die einem immer sagt, wie ekelhaft, nutzlos und wertlos man doch ist. Die Stimme ist lange da und zwingt mich manchmal in die Knie, aber ich weiß auch, dass sie nicht die Wahrheit spricht. Die Leute, die um mich herum sind, mich unterstützen und begleiten, die sprechen die Wahrheit. Ich weiß, dass sie mir dabei helfen, in die richtige Richtung zu gehen.

Diese Leute sagen mir, dass ich eine Auszeit nehmen soll, und ich werde auf sie hören. Es ist besser so, auch wenn mir das nicht gefällt. Ich werde also ein paar Tage in die Klinik gehen, bevor ich das Projekt Wohnung in Angriff nehmen kann.

Sonntag, 16. November 2014

Life goes on to something good

Oh man, es ist schon wieder lange her, das ich etwas geschrieben habe, sorry. Aber ich hatte einiges zu tun.
Es ist ein bisschen schwer zu sagen, was alles passiert ist, aber ich muss betonen, dass es hauptsächlich gute Dinge waren. Ich habe große Fortschritte gemacht und hart an mir gearbeitet. Ich habe ein bisschen abgenommen und bin ein wenig auf den falschen Weg gelangt, aber zum Glück habe ich eine wundervolle Mutter, ein tolles Team und tolle Leute um mich herum, die sehr ehrlich mit mir waren und mich darauf aufmerksam gemacht haben, sodass ich darüber nachgedacht habe und alles dafür getan habe, dass ich nicht wieder rückfällig werde und der Magersucht verfalle. Das muss ich verhindern, koste es was wolle. Da will ich nicht wieder hin. Ich habe so hart daran gearbeitet, dass es bescheuert wäre, rückfällig zu werden. Ich bin so weit gekommen und ich schulde es mir, mich für das Leben zu entscheiden. Ich bemerke all die kleinen, positiven Dinge, die ich jetzt in meinem Leben habe, weil ich gesünder bin. Ich bin mir meinem Körper bewusst. Ich kann mit anderen Leuten reden. Mir sind ganz andere Dinge wichtig geworden. Menschliche Beziehungen und Ehrlichkeit bedeutet mir so viel mehr als eine Krankheit. Mein Selbstbewusstsein ist stärker geworden. Ich treffe Entscheidungen, die mir gut tun. Ich kenne dieses Gefühl und mir geht es so viel besser. Ich habe noch mit meiner Angst zu kämpfen und das ist wahrscheinlich das, was mir am meisten zu schaffen bereitet. Die Angst ist schrecklich und sehr unbequem und oft will ich einfach nur abhauen. Aber ich habe realisiert, dass ich das nicht einfach kann. Die Angst an sich ist nicht gefährlich, aber das Abhauen ist es. Ich muss der Angst in die Augen blicken und Methoden anwenden, diese Angst durchzustehen. Das ist sehr wichtig und das ist meine Aufgabe. Und die nehme ich ernst.
Was die Magersucht betrifft, glaube ich, dass ich wieder auf dem richtigen Weg bin, und das ist gut. Aber ich hab auch ein wenig Angst. Die Krankheit ist stärker, wenn man weniger wiegt, aber ich hab das unter Kontrolle. Ich muss mich an meinen Ernährungsplan halten. Und das ist jetzt so wichtig, weil ich gute Neuigkeiten habe... Ich versuche schon länger, das Krankenhaus zu verlassen, aber in letzter Zeit war das einfach unmöglich. Unrealistisch. Jetzt wird es immer realistischer und bald fange ich an, mein eigenes kleines Reich zu gestalten. Und darauf freue ich mich sehr. Dann wird gefeiert. Das ist so groß für mich, für mich und für andere.
Ich bin so dankbar, dass ich so gute Hilfe erhalten habe und noch immer erhalte, dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich möchte keinen enttäuschen, was die Essstörung betrifft. Ich schulde es mir und denen um mich herum, dass ich meine Ziele erreiche. Ich habe keine Wahl. Ich weiß, wo ich sein möchte, und ich muss bereit sein, alles dafür zu tun, um dort hinzukommen.
Mit jedem Tag werden meine Ziele realistischer. Gestern hatte ich einen sehr schönen Tag. Abends saßen wir alle an einem großen Tisch zusammen und haben Salate und Pizza gegessen. Ich, und alle anderen auch, haben es genossen. Es ist so gemütlich, mit anderen zusammen zu essen und dabei zu reden. Das hab ich bis jetzt noch nie so wirklich gemacht, aber gestern habe ich es geschafft. Heute steht Putztag an, Aufräumtag, ich muss meine Sachen ein wenig organisieren und einen Überblick über die Dinge verschaffen, die ich behalten möchte und die weg können.
Wie dem auch sei. Mein Ziel ist es, weiter auf dem richtigen Weg zu gehen, auch wenn das schwierig ist und ich mit der Angst zu kämpfen habe. Manchmal will ich aufgeben, aber ich weiß, dass das keine Option ist. Deshalb muss ich weitergehen.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Wie gehts so?

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich etwas geschrieben habe. Ich bin momentan ziemlich beschäftigt, deshalb kam ich nicht zum bloggen. Mir ist aber aufgefallen, dass ich den Blog häufig wie ein Ventil benutze, wenn es mir nicht gut geht. Wenn es also gute Tage gibt, schreibe ich da nicht viel drüber. So war das schon immer bei mir.
Ich habe gemerkt, dass ich viel selbstbewusster geworden bin und auch besser Verantwortung übernehmen kann, dass ich generell gesünder geworden bin. Aber dennoch habe ich mit manchen Dingen zu kämpfen. Oft ignoriere ich schwierige Gedanken oder Gefühle und das ist nicht gut, weil sich dadurch alles ansammelt und ich irgendwann explodiere. Ich weiß, dass das nicht gut ist und ich bin auch schon besser darin geworden, darüber zu reden. Ich muss reden, statt destruktive Verhaltensweisen zu benutzen. Aber ich bin ehrlich zu mir und weiß, dass ich noch nicht gesund bin. Ich habe immer noch Episoden, wo ich auf dem falschen Weg laufe. Aber ich kehre wieder auf den richtigen Weg zurück.

Ansonsten verbringe ich meine Tage in der Klinik, ich nehme an den Therapien teil und mache Aktivitäten mit. Es hat sich so eine kleine Spiele-Gruppe gebildet aus Patienten und Mitarbeitern und wir sitzen oft im Gemeinschaftsraum und spielen Karten. Ich lese viel und verbringe viel Zeit mit Musik. Ich spiele ein bisschen Gitarre und übe, um besser zu werden.
Außerdem schreibe ich, was Teil meiner Therapie ist. Ich plane jeden Morgen meinen Tag und schreibe das auf, damit ich mich besser auf meinen Tag einstellen kann. Dann weiß ich auch, was ich esse, wann ich esse und sowas. Mir hilft es sehr zu schreiben. Das hab ich in der O-Klinik begonnen und das möchte ich auch hier fortführen.

Habt ne schöne Woche!

Samstag, 11. Oktober 2014

Leben oder sterben?

Worte können so viel bedeuten, aber ein einziges Wort kann gleichzeitig so wenig bedeuten. Es ist wichtig, dass man ehrlich ist, wenn man Worte benutzt. Ich wünschte, ich wäre oft ehrlicher mit dem gewesen, was ich gesagt habe, und hätte auch gemeint, was ich sagte, weil ich es wollte, aber nicht erkannt habe, dass es richtig ist.
Manchmal habe ich es geschafft, Dinge zu sagen, die von Herzen kamen, und konnte das dann auch umsetzen. Aber manchmal wollte ich es auch keinem sagen. Manchmal wollte ich einfach nur ehrlich zu mir selbst sein und es mir beweisen.
Die letzten Monate habe ich hart gekämpft, um auf den richtigen Weg zu kommen. Ich hatte große Angst und fühlte mich sehr unsicher, wankend in diesem Sturm. Aber ich bin weitergelaufen. Hier und da ein paar Verletzungen, aber es ging weiter. Manchmal bin ich gegangen, ohne zu wissen, was ich da tue. Manchmal wusste ich nicht, wo ich die Kraft hernehme. Ich weiß nur, dass ich es getan habe. Ich bin eine stärkere und gesündere Person geworden. Es geht nicht um meinen Körper. Es geht um meine Gedanken und mein Handeln und wie beides auf einander wirkt. Ich habe gelernt, dass es sowas wie eine Entscheidung gibt. Ich habe gelernt, dass man über seine Gedanken nachdenken muss, bevor man handelt. Meine Entscheidungen sollen gute Entscheidungen sein.
Ich glaube, dass ich besser darin geworden bin, Entscheidungen zu treffen. Ich habe auch gelernt, zu entscheiden, wie ich zu gewissen Gefühlen und Gedanken stehe. So kann ich sie besser ändern. Ich kann entscheiden, wie ich darauf reagiere. Und dadurch gehe ich in die richtige Richtung.

In der letzten Zeit habe ich Entscheidungen getroffen, die ungewohnt, unangenehm, schrecklich, aber auch gut waren. Diese Unterschiede machen das Leben aus und ich würde lieber so leben, als gar nichts zu fühlen und lethargisch zu sein. Jede Reise ist ein Geschenk und jeder Fall macht mich stärker. Ich weiß, dass auf jedes Tief auch ein Hoch folgt und deshalb gebe ich nicht auf.

Mit Worten kann ich nicht beschreiben, was ich diesen Sommer durchgemacht habe. Ich kann nur sagen, dass es eine aufregende Reise war, die mich stärker und gesünder gemacht hat. Es gab viele Momente mit starken Gefühlen, die ich jahrelang nicht erlebt habe, weil ich sie unterdrückt habe.

Anfang letzter Woche bin ich gefallen. Ich hatte mit essen zu kämpfen und weiß, dass ich das nicht so akzeptieren kann. Ich kann nicht zulassen, dass die Krankheit die Kontrolle erlangt, denn das macht mich schwach.
Weil ich so auf das Essen konzentriert bin, bin ich weniger auf Panikattacken vorbereitet und dadurch löse ich die Angst auch aus. Wenn ich nicht gut esse, bin ich gleichzeitig schwächer und kann der Angst nicht ins Gesicht blicken. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich dissoziiere. Und dadurch verliere ich Monate von Arbeit.
Ich habe ein Tagebuch, in das ich jeden Tag schreibe. In letzter Zeit habe ich da jeden Tag drin stehen, dass ich Angst habe vor dem großen Fall. Dass er kommt, mich übermannt, und dadurch bin ich sehr gestresst und unruhig. Der Fall kam.
Das ist gefährlich und auch gleichzeitig der Grund, warum ich daran arbeiten will. Weil es eine Frage über Leben und Tod ist und ich leben möchte.
Es ist schwierig, jeden Tag, jede Sekunde, jede Situation, jede Krisis, mit guten Entscheidungen zu meistern, mit einem klaren Kopf, gesunden Gefühlen und Handlungen. Dieses Mal ist es so geendet wie zuvor auch, leider.
Das bedeutete, dass ich verletzt wurde und es lange dauern würde, davon gesund zu werden.
Als der Arzt heute mit mir sprach und mir die Wahrheit sagte, war ich schockiert. Ich war am Boden zerstört. All die schlechten Entscheidungen, die ich getroffen hatte, hatten Konsequenzen. Mein Leben ist pausiert. Durch die Konsequenzen kann es sein, dass ich nie gesund werde. Ich kann gesund werden, aber ich weiß es nicht, denn das liegt nicht in meiner Kontrolle und auch nicht in der Kontrolle der Ärzte. Es kommt auf meinen Körper an. Ich kann ihm nur dabei helfen, zu überleben. Und das werde ich, denn ich kenne meinen Körper und meinen Geist. Aber ich weiß auch, dass ich große Veränderungen machen muss. Ich weiß, dass ich nicht wieder so fallen darf. Ich weiß, dass ich den Rest meines Lebens mit Schmerzen leben muss. Ich weiß, dass meine Zukunft nicht so sein wird, wie ich das will. Aber es ist jetzt zu spät, sich deswegen Vorwürfe zu machen, ich muss die Situation akzeptieren und das beste draus machen. Mein Körper braucht mich und ich brauche meinen Körper um zu überleben. Deshalb muss ich gut mit meinem Körper umgehen, mir vergeben, dass es passiert ist und dafür sorgen, dass das der letzte Fall war. Mein Körper kann nicht mehr ertragen.

Ich will kein Mitgefühl, Mitleid oder Aufmerksamkeit dadurch. Ich möchte nur, dass meine Geschichte und meine Erfahrungen anderen Leuten helfen können, HIER UND JETZT die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jede Entscheidung die wir treffen, spielt eine große Rolle an dem Tag und in der Zukunft. Ich kann jedem nur raten, sein Leben zu leben, denn wir wissen nie, was als nächstes passiert.

Ich habe viel nachgedacht. Es wird lange dauern, bis ich gesund werde, wenn ich das überhaupt werde. Ich habe eine Entscheidung getroffen. 44 Operationen und Behandlungen, bei denen es um Leben und Tod ging. Es liegt an mir, mich zu entscheiden. Leben oder Tod. Aber ich habe diese Entscheidung getroffen und die kann nicht in Worte gefasst werden, nur in Tränen. Ich habe geweint - aus Trauer um das, was passiert ist, aus Erleichterung und Freude, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Und ein paar Tränen auch deshalb, weil ich entmutigt war.
Ich habe mich für das Leben entschieden und deshalb werde ich mich auch den Stürmen, den Schmerzen, den Gefühlen, Gedanken und Veränderungen stellen. Denn ich weiß, dass mit dem Leben auch Freude kommt, Erfahrungen, Möglichkeiten, Abenteuer. Es ist meine Entscheidung.

Freitag, 10. Oktober 2014

Nächtliche Gedanken

Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf und ich kann sie nicht sortieren. Ich laufe herum mit einer Maske, lächelnd und glücklich. Wir alle kennen so eine Maske und dass man dahinter viel verstecken kann. Ich hab es satt, diese Maske zu tragen. Ich will sie einfach nur auf den Boden schmeißen und drauf rum treten und dann vielleicht weinen oder ein echtes Lächeln zeigen. Aber das kann ich nicht, denn dann bin ich nackt. Ich bin verwundbar. Ich bin ein Perfektionist und das wirkt sich auch auf meine Gefühle aus. Ich denke an all die Sachen, die nicht gut genug sind. Warum ist es nicht gut genug, ich hab so hohe Erwartungen an mich. Nichts ist gut genug. Ich verspüre erst ein Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn mir jemand anderes das ständig unter die Nase reibt. Aber ich selbst, ich kann das nicht sehen. Das liegt auch daran, dass ich oft nur halbe Dinge mache, aus Angst zu versagen. Ich verliere lieber und weiß, dass ich nicht alles gegeben habe, statt komplett zu versagen.

Ich habe große Angst. Ich wünschte, jemand wäre hier, der mich einfach nur halten würde und für mich da wäre, wenn die Tränen kommen. Jemand, der lauter ist als die Stimmen. Wenn ich einen Schritt zurück mache, sind die Krankheit und die Stimmen sehr laut und ich kann mich nicht dagegen wehren, weil irgendwas in meinem Kopf passiert, über das ich keine Kontrolle habe.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Feeling a little bit damaged

Gestern Nacht bin ich gegen die Wand gelaufen. Das war irgendwie klar. Die Gefühle runterschlucken und sich übergeben, das kann keine guten Konsequenzen haben. Es hat viele schmerzhafte Gefühle ausgelöst und es ist schwierig, sich aus diesem Teufelskreis zu lösen.
Eigentlich bin ich stärker als die Krankheit. Ich möchte weinen, wenn ich traurig bin, möchte mich aufregen, wenn ich wütend bin, möchte lachen, wenn ich glücklich bin. Ich möchte mit meinen Gefühlen umgehen. Aber die Krankheit bringt mich dazu, vor den schlechten Gefühlen wegzulaufen und ich kann nichts dagegen tun. Es passiert einfach. Es ist zu viel, ich komm damit nicht klar, mein Kopf und mein Körper schalten ab, wollen mich dadurch beschützen. Und genau das ist letzte Nacht passiert. Leider. Ich bin am nächsten Morgen wach geworden und hatte Ärzte um mich herum. Das erste, was ich dann gemerkt habe, war, dass ich sehr, sehr traurig wurde. Ich hatte das Gefühl, dass es passieren könnte, aber als es dann wirklich passiert war, war ich sehr entmutigt. Es ist sehr schwierig, wenn Dinge ausgelöst werden und man keinerlei Kontrolle darüber hat, was man dann macht.

Deshalb bin ich jetzt in der Notaufnahme der O-Klinik und bleibe noch bis Donnerstag. Komisch, wieder hier zu sein. Es ist so ruhig. Ich bin es gewöhnt, viele Leute um mich zu haben. Aber ich bin nur noch eine weitere Nacht hier und dann gehts wieder in die andere Klinik.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Schicksale

(geschrieben am Freitag, 3. Oktober)
Ich denke über all die Schicksale nach, die mir so begegnen. An alle, die ein schwieriges Leben auf dem falschen Weg haben. Das wird sie für immer begleiten und bei manchen steht es auch auf dem Körper geschrieben. Sie sind es leid, ständig klettern zu müssen und dabei eine so schwere Last auf den Schultern tragen zu müssen. Immer am Leben bleiben zu müssen, auch wenn sie kaum atmen können. Wir müssen jeden Tag kämpfen, Minute für Minute, und werden dann vielleicht mit ein paar Stunden Schlaf belohnt oder haben die Energie, uns um uns selbst zu kümmern, indem wir ausgiebig duschen. Oder shoppen gehen oder sowas. Für manche ist das unmöglich, weil es für sie schwierig genug ist, zu existieren. Das ist schmerzhaft. Ich erinnere mich noch zu gut daran, als das meine Realität war. Es drehte sich alles nur ums Überleben. Und jetzt versuche ich, ein bisschen Leben in meine Tage einzubauen. Das schaffe ich ganz gut. Ich lebe jeden Tag. Manchmal habe ich Tage, da habe ich stark zu kämpfen und alles fühlt sich so unmöglich an, dass ich einfach nur fliehen will. Mein Körper will diese Gefühle nicht ertragen und deshalb schützt er sich davor. Er verschwindet, wenn die Schmerzen kommen. Ich verschwinde. Damit ich den Schmerz nicht spüre.
Wenn ich in solch einem Zustand bin, bin ich sehr abwesend und habe keinerlei Kontrolle. Ich handle impulsiv und reagiere auf die kleinsten Dinge. Das ist sehr gruselig, weil ich es gar nicht kontrollieren kann.
Deshalb habe ich den ganzen Sommer daran gearbeitet, mich besser zu kontrollieren. Die Symptome früh genug zu erkennen, bevor ich in diesen Zustand gehe. Ich habe die Auslöser erkannt und daran gearbeitet, mit verschiedenen Mitteln in die Realität zurückzukehren. Das war sehr schwierig, aber ich bin durch diesen Prozess gegangen und nun bin ich stärker und gesünder. Ich konzentriere mich auf andere Dinge, wenn ich zu kämpfen habe. Ich konzentriere mich auf die Schule, Aktivitäten, Familie, Sport und positive Dinge. Ich arbeite hart daran, aber es fühlt sich gut an und ich bin viel stärker geworden.

Ja, und jetzt schlafe ich bald ein, das Wochenende war anstrengend. Die Essstörung ist derzeit ziemlich stark und ich hatte ziemlich große Angst davor, größere Dinge auszulösen, deshalb bin ich auf eine andere Etage gegangen, wo die Überwachung stärker ist. Es nervt mich, weil ich nicht verstehen kann, warum ich keine Ruhe bekomme. Warum kann ich die Stimmen nicht einfach abschalten, sie in den Keller verbannen, Ruhe bekommen. Wie werde ich gesund. Ich habe das einen Mitarbeiter gefragt und er meinte, indem ich durchhalte. Das ist wahrscheinlich meine Medizin. So werde ich stärker. Wenn ich mich mit mir vor ein paar Monaten vergleiche, bin ich viel stärker geworden, aber wenn man eine Krankheit hat, die einen körperlich und psychisch kaputt macht, dann ist es nicht so einfach.

Dieses Wochenende haben wir daran gearbeitet, ein wenig Ruhe vor den Stimmen zu bekommen. Die eine Stimme bezeichnet mich als dreckig, hässlich und wertlos, Rund um die Uhr, das kann man nicht ertragen. Dann kommt eine andere Stimme, die mir befiehlt, was ich zu tun habe, damit ich dem Schmerz entkomme. Wenn ich Angst habe und die Schmerzen kommen, dissoziiere ich. Und wenn ich mich dann selbstverletze, ist das sehr gefährlich. Ich habe so lange daran gearbeitet, darüber die Kontrolle zu bekommen. Ich habe Vertrauen in die Leute gewonnen. Ich darf das nicht zerstören. Ich muss kämpfen und das aushalten. Ich weiß ja, was ich will.

Habt ne schöne Woche!

Freitag, 26. September 2014

Herzlich willkommen in der D-Klinik!

Ich bin Patientin in der D-Klinik und diesmal ist es so schön, das schreiben zu können. Ich dachte, ich schreib mal etwas über die erste Zeit hier, vor allem, weil ich grad nicht schlafen kann und Ablenkung brauche.
Der Abschied aus der O-Klinik war nicht einfach. Ich konnte nicht aufhören zu heulen, weil ich tolle Leute verlassen musste und die mir so unglaublich geholfen haben. Sie waren an meiner Seite und ich bin eine gesündere, selbstbewusstere und bessere Person geworden. Und dafür bin ich so dankbar.
Als ich hier in der Klinik ankam, war ich weder psychotisch, noch in Verbänden eingewickelt oder sonstwas. Ich habe gelächelt und war motiviert. Ein ganz normales Mädchen, die Haare schön gemacht, Make-Up, ich sehe viel gesünder aus. Da stellte sich mir auch die Frage, ob ich wirklich hier sein muss? Aber ja, das muss ich wahrscheinlich. Ich habe noch immer zu kämpfen, auch wenn ich in den letzten Monaten weit gekommen bin.
Ich bin wie ein normales 21jähriges Mädchen. Ich gehe gerne shoppen, schminke mich gerne, lese viel. Ich arbeite hart an mir, esse so viel ich kann und kämpfe mich durch Panikattacken. Und wenn die Panik kommt, weiß ich, dass ich eben doch noch in der Klinik sein muss. Dann bin ich nicht mehr das gesunde Mädchen, sondern ich dissoziiere, weil ich die Situation nicht ertragen kann. Mein Kopf schaltet ab, meine Muskeln spannen sich an, und irgendwann ist es vorbei. Die Angst ist nicht gefährlich, aber ich brauche jemanden, der dann nach mir schaut. Denn wenn keiner da ist und die Krankheit mich übernimmt, verletze ich mich so stark, dass ich keine Kontrolle habe. Aber ich lerne, die Kontrolle zu behalten.

Die letzten Abende waren ziemlich anstrengend und mit viel Angst verbunden, aber manche Abende waren auch sehr schön und ich hatte schöne Tage, deshalb muss ich weiterkämpfen und mich meinen Zielen nähern. Ich gebe mein bestes, weil ich unbedingt gesund sein möchte.

Die ersten Tage war ich sehr unsicher und ängstlich. Ich hab es nicht geschafft, mich der Gruppe anzuschließen, denn ich hatte so viele Gedanken, Gefühle, Ängste und Fragen. Was mach ich damit? Ich unterdrücke sie im Badezimmer. Ich habe die Essstörung benutzt, weil sie mir Sicherheit vermittelt, aber ich weiß auch, dass es falsch war. Ich weiß, dass ich so nicht weitermachen kann, deshalb hab ich es reduzieren können. Von... unzähligen Malen, die ich mich übergeben hab, ich mag die Zahl gar nicht nennen, zu zweimal am Tag. Ich habe angefangen, wieder mehr zu lesen und mich mit Leuten hier zu treffen, die Gruppe kennenzulernen, und mit ihnen und den Mitarbeitern der Klinik zu reden. Denn ich brauche Hilfe.

Die letzten Nächte waren anstrengend. Die Essstörung führt zu Angstgefühlen, dadurch werde ich unruhig, dadurch kommen Anfälle, der übliche Teufelskreis.

Jetzt gerade sitze ich hier und kann nicht schlafen, weil ich so bereue, was heute passiert ist. Ich habe mich selbstverletzt. Meine Arme habe ich schon lange nicht mehr verletzt und jetzt ist es wieder passiert. Wir waren in der Notaufnahme und ich wurde genäht. Ich hasse es, meine Arme sahen so gut aus. Zum Glück ging beim Nähen alles gut und es wird keine große Narbe werden, aber trotzdem. Es ist passiert. Ich hatte in der Situation keine Kontrolle. Ich hatte große Angst und hab mich selbstverletzt. Nicht so gefährlich wie sonst, aber dennoch. Das tut mir total leid.

Jetzt glaube ich aber, dass ich diesen Post beenden werde und versuche zu schlafen, denn morgen ist ein neuer Tag.

Dienstag, 16. September 2014

Danke O-Klinik - ein neuer Schritt beginnt

Meine letzte Nacht in der O-Klinik. Es ist sehr komisch, diesen Ort zu verlassen, wo er seit Anfang Mai mein Zuhause war. Als ich ankam, war ich sehr krank und wusste nicht, was mich erwarten würde. Aber ich habe mir bewiesen, dass das Unmögliche möglich war. Ich habe viele Kämpfe bestritten und hart gekämpft. Jedes Mal war es das wert. Ich habe viel gelernt, hatte viele starke Momente.
Ich habe mich besser kennengelernt, zum ersten Mal seit zehn Jahren.
Ich hatte unglaubliche Angst vor Gefühlen, aber habe mich langsam mit ihnen angefreundet, sodass sie heute für mich normal sind. Ich akzeptiere sie und bin froh, Gefühle zu haben. Ohne Gefühle ist das Leben langweilig. Ich weiß, was stark und schwach ist, ich kenne große und kleine Gefühle. Die waren sehr wichtig für mich und haben mich in einer neuen Weise lebendig fühlen lassen.
Ich fühle mich menschlich. Es ist normal, manchmal zu weinen, und sich danach erschöpft oder befreit zu fühlen. Es ist so schön, normale Gefühle erleben zu können, in den unterschiedlichsten Situationen. Meine natürlichen Reaktionen sind nicht mehr zerstörerisch. Ja, sie sind da, aber ich kann jetzt gesund auf meine Gefühle reagieren.
Dieses Mal konnte ich eine gute Beziehung zum Personal und den Therapeuten und Psychologen aufbauen und das hat sehr geholfen. Durch sie konnte ich viele Ziele erreichen. Ich war noch nie so gesund wie ich heute bin. Und deshalb möchte ich auch hier denen danken, die mir dabei geholfen haben. Danke, dass ihr so geduldig mit mir wart und mich nie aufgegeben habt. Ich bin so unendlich dankbar dafür. Ohne euch wäre ich nicht mehr am leben.
Ich werde weiterhin mit der O-Klinik zusammenarbeiten, wenn ich das muss. Aber ich möchte jetzt wirklich gesund werden und nicht zurückfallen. Kein zurück mehr, jetzt geht es nach vorne. Und wenn ich ein paar Schritte zurück mache, vergebe ich mir, stehe wieder auf und gehe vorwärts. Ich habe mich für das Leben entschieden und ich möchte leben.
Morgen geht es zurück in die D-Klinik. Eine neue Ära beginnt. Neue Herausforderungen, neue Eindrücke, eine neue Umgebung. Ich freue mich sehr drauf und bin unglaublich gespannt, also wünscht mir Glück.

Donnerstag, 11. September 2014

Phasen des Lebens

Verschiedene Phasen... Wir alle gehen durch verschiedene Phasen des Lebens, auch wenn wir krank sind. Im Laufen meiner Krankheit habe ich viele Phasen durchgemacht, sowohl schlechte als auch gute. Aber ich realisiere jetzt, dass all diese Phasen wichtig waren. Alle Phasen haben mir etwas beigebracht, wobei manche natürlich wichtiger für mich waren als andere.
Die ersten neun Jahre meiner Krankheit drehten sich hauptsächlich ums Überleben, aber ich musste dadurch gehen, um an dem Punkt zu sein, an dem ich heute bin. Damit ich eine Veränderung erreichen kann und gesund weitermachen kann. Ich habe entscheiden, stark genug zu sein oder stark genug zuw erden. Nach neun Jahren war ich bereit, Verantwortung zu übernehmen, für mich selbst, für meine Genesung, mit Hilfe von anderen Leuten. Ich habe gelernt, dass meine Essstörung andere Krankheiten überdeckt hat. Und danach kam eine andere Phase, vielleicht die schlimmste für mich. Trauma, Angststörung, unverdaute Emotionen und Gedanken, die über die Jahre hinweg einen anderen Zustand auslösten. Ein Jahr starker Selbstverletzung mit psychotischen Phasen. Wie konnten wir das verstehen?
Wir haben es nicht verstanden, aber wir wussten, dass das mein Leben beenden würde, wenn wir nicht die richtige Hilfe bekommen würden. Wenn ich nicht die richtige Hilfe bekommen würde. Und nach einer Weile habe ich diese erhalten. Eine neue Phase begann. Ich wollte mich nie damit umbringen und niemand hat mich so wirklich verstanden. Ich hatte kaum Hoffnung, hatte große Angst, war entmutigt und verzweifelt. Ich hab nicht verstanden, was da passierte. Ich habe nicht verstanden, wie ich mir solche Dinge antun konnte. Ich konnte es nicht verstehen. So viele Fragen, aber keine Antworten. Eine Phase meines Lebens.
Aber dann habe ich Hilfe bekommen und ein neuer Abschnitt begann. Eine Phase, in der ich mit der Hilfe von anderen jeden Tag mein Leben gerettet habe. Ich wurde 24/7 überwacht, weil ich das brauchte.
Ich habe daran gearbeitet und langsam die Kontrolle zurück erlangt.
In den letzten Monaten hatte ich täglich zu kämpfen, aber ich habe überlebt, ich bin hier, und das war das Ziel.
Die Erinnerungen sind da, an die Zeit, wo ich gefangen war wie in einem Gefängnis. Die verschwinden auch nicht so einfach. Die Angst, dass ich dort wieder lande, verschwindet nicht.
Aber wenn man mich mit von vor drei Monaten vergleicht, sieht man einen Unterschied.
Ich kämpfe jeden Tag, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich bestrafe mich nicht mehr für meine Gefühle, ich akzeptiere sie. Ich vertraue in mir selbst und weiß, dass ich der Boss bin. Ich akzeptiere mich mehr und bin freundlicher zu mir. Ich versuche, meinem Körper jeden Tag ausreichend Nahrung zuzuführen. Ich mache Dinge, die ich gerne mache. Die letzten Tage war ich sehr emotional und habe viel geweint. Die Tränen kamen sehr schnell und ich hab oft geweint und mich richtig ausgeheult. Aber das war unglaublich gut. Ich weine gerne. Das Gefühl danach ist schön.

Es gibt vieles, das mir noch zu kämpfen macht, aber auch so viel gutes. Es ist eine weitere Phase. Die wird vergehen und eine neue wird kommen.

Montag, 25. August 2014

Ein Brief an mich

Weißt du, was du möchtest? Welchen Weg möchtest du einschlagen? Womit möchtest du dein Leben füllen? Du weißt, dass du leben möchtest, aber das ist schwer für dich. Wie fühlst du dich? Woher kommen diese Gefühle? Du kennst das Gefühl des Versagens, weil du nie das Gefühl hast, dass du genug bist. Du möchtest alles perfekt machen und dir beweisen, dass du es kannst, aber du trittst in die Falle der Krankheit, weil diese Falle so groß ist. Es gibt so viele Fallen und es ist unmöglich, diese überall zu sehen. Die Krankheit tischt dir Lügen auf, kannst du das nicht sehen? Ich glaube, du siehst es, aber du hast Angst. Auch, wenn du Tausend Hände hast, die dir helfen und du weißt, dass du dich sicher in einer ungewisse Welt fallen lassen kannst. Auch, wenn du in einer großen Menge stehst, musst du allein den großen Schritt wagen.
Was ist in dir, das so schmerzt? Was tut dir so weh? Was bringt dich dazu, dich selbst zu zerstören, dein Leben? Du verlierst dich. Auch, wenn es weh tut, auch, wenn du nicht weißt, was passiert, auch wenn du Angst hast, du musst die Hände ergreifen und den Teufel in dir loslassen. Du wurdest als gesundes Kind geboren und hattest eine schöne Kindheit. Bist sorglos rumgelaufen, hast gelacht und getobt. Du bist auf Bäume geklettert, du bist geschwommen, du hast gelebt. Du hast gelebt. Und dann sind Dinge passiert, für die du nichts kannst. Warum gibst du dir die Schuld? Es war nicht deine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht. Hat dich jemand mal als böse bezeichnet? Niemand hat was böses über dich gesagt, weil du ein guter Mensch bist und niemandem etwas böses willst. Also hör auf, dir die Schuld zu geben. Komm rüber und atme in Freiheit. Recke den Kopf und stell dich gerade hin. Nichts wird dich runterzwingen. Dich hält nichts davon ab. Du verdienst die Freiheit. Du verdienst sie so, wie andere Menschen auch. Du verdienst ein gutes Leben außerhalb der Krankheit. Du verdienst es, das wahre Leben zu erleben. Du verdienst das Gefühl der Aufregung, wenn etwas schönes passiert. Hör auf, dich dafür bestrafen zu wollen, wenn du wütend wirst. Wut ist normal und du bist ein Mensch. Du musst dir erlauben, Gefühle zuzulassen und sie rauszulassen. Du musst freundlich mit deinem Körper umgehen und ihm Nahrung zuführen. Lass deine Wut nicht an deinem Körper aus. Deine inneren Wunden müssen anders heilen. Du weißt das. Du weißt, was richtig ist, auch wenn es sich für dich so falsch anfühlt, die richten Dinge zu machen.

Du fühlst dich wie ein Fremder in deinem Körper, weil er schwierig zu akzeptieren ist. Narben, die zeigen, wie du dein Leben gelebt hast. Du warst in deinem Körper gefangen und dein Leben war gefangen zwischen Leben und Tod.

Es ist an der Zeit, dass du dich befreist. Lass die Anspannung gehen und gehe auf das Leben zu. Ergreife das Licht und drehe der Dunkelheit den Rücken zu. Hinter dir ist nichts, was dich weiterbringt. Jeder weiß, welchen Weg du gehen wirst. Du weißt das auch. Also geh auf dem richtigen Weg in Richtung Leben, Freiheit, Freude und Licht. Es geht vorwärts und das Leben ist das Ziel.
Gib dem Leben eine Chance. Gib dir selbst eine Chance.

Samstag, 23. August 2014

In der Ferne geht die Sonne auf,
du siehst sie, kannst sie spüren, auch wenn du in der Dunkelheit bist.
Sie kitzelt dich und zeigt dir ihre ganze Pracht.
Sie berührt dich, lässt dich stark fühlen.


Wenn dein Herz die Welt sieht, aber deine Augen geschlossen sind,
hast du das Gefühl, als sei alle Hoffnung der Welt verschwunden.
Ein dunkles Loch in dir und du spürst lediglich Trauer und Wut.
Was ist schon das Leben, wenn du einfach nur fällst?
Und du das Leben nicht sehen kannst?
Du bist krank, geschwächt und schwach.
Du möchtest den Berg erklimmen und auf beiden Beinen stehen.
Die Arme in die Luft reißen und die Freiheit spüren.
Aber es fühlt sich unmöglich an, die Vergangenheit loszulassen.

Du weißt, dass das Leben wartet und dass du dich danach sehnst,
aber loslassen fühlt sich an wie ein Berg, der immer größer wird,
während du auf der Stelle trittst.
Auf einer Stelle zwischen Leben und Tod.
Alles liegt in deinen Händen.


Du musst der Sonne vertrauen, dass sie dir den Weg weist.
Du weißt, dass du gesund werden möchtest.
Dass die Flamme nicht erlöscht.
Du weißt, dass du stärker wirst.
Auch wenn du fällst, du stehst auf und wieder auf.
Auch wenn der Weg mühsam und lang ist
Das Leben gibst du nicht auf.
Denn du weißt, dass das Leben schön sein kann.
Du möchtest alt werden und glücklich sein.
Du möchtest wissen, dass du den Kampf gegen die Dunkelheit gewonnen hast.
Am Ende deines Lebens möchtest du lächeln.
Weil du es geschafft hast.
Weil du dein Leben gelebt hast.

Freitag, 22. August 2014

Schritt zurück

Gerade ist es für mich nicht einfach. Ich hatte einen Rückfall. Die ganzen Veränderungen haben mich gestresst und ich konnte nicht so gut darüber reden. Ich habe die Gefühle ignoriert und habe auf Autopilot geschaltet. Ich konnte nicht so gut mit allem umgehen und habe ein paar Schritte zurück gemacht, um dem Schmerz zu entkommen. Das fühlt sich so surreal an. Nein, nein, nein, das darf nicht wieder passieren. Ich hab die Dissoziationen und die Konsequenzen davon satt. Aber es ist passiert, weil ich nicht jeden Tag meinen Job gemacht habe und nicht auf mich geachtet habe.
Aber es ist passiert und ich lebe noch, deshalb muss ich das jetzt hinter mir lassen. Ich war im Krankenhaus und hab einfach nur geheult, weil ich davon überzeugt war, dass mein Leben ruiniert sei. Dass ich den Kampf verloren hätte. Dass ich ganz alleine sei. Dass ich nie gesund werden würde.
Aber dann habe ich darüber nachgedacht, wie ich weitermachen kann, ohne aufzugeben. Denn das kommt nicht infrage. Ich hatte einen Rückfall, ja, aber daran kann ich jetzt nichts mehr ändern. Ich kann jetzt nur meine Einstellung dazu ändern. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin zum Entschluss gekommen, dass ich ein paar Schritte nach hinten gemacht habe, sowohl körperlich wie auch psychisch, aber dass ich die volle Unterstützung meiner Klinik habe. Deshalb wird es weiter nach Plan laufen, nur der Zeitplan verschiebt sich ein wenig.
Viel von dem Stress dreht sich um die Schule. Ich habe Angst, zu versagen. Ich möchte es so sehr, ich möchte zur Schule gehen und ein normales Leben mit Schule, Freunden und Sport leben. Aber vielleicht braucht es ein wenig mehr Zeit. Es wird alles okay werden. Ich muss geduldig sein, realistisch denken, stark sein und an mich selbst glauben.

Samstag, 9. August 2014

Back to life - Back to breathing in freedom

Gerade passiert sehr viel und ich befinde mich in einer wichtigen Phase meines Lebens. Manche sagen vielleicht, dass es eine wichtige Phase in meiner Behandlung ist, aber in meinem Fall, wo ich die hälfte meines Lebens krank war, ist es einfach mein Leben.
Das letzte Jahr war sehr anstrengend. Die letzten sechs Monate habe ich eine ganz andere Behandlung mitgemacht, als das sonst der Fall war. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass ich viel gesünder geworden bin, weil die Behandlung für mich richtig und gut war. Schritt für Schritt habe ich sehr starke Momente und Erfahrungen gemacht. Zuerst ging es nur darum, zu überleben, aber in der letzten Zeit gehen wir die Herausforderungen an, die das Leben so stellt. Und ich habe gesehen, dass ich damit umgehen kann, dass sich viel verändert hat. Die größte Veränderung ist, dass ich Gefühle zulasse. Ich erlaube es ihnen zu kommen, ich akzeptiere sie, halte sie aus, und das in einer normalen Art. Das war immer ein Kampf, weil ich so Angst davor hatte. Ich kannte die Gefühle nie. Ich hab sie nie zugelassen. Und mittlerweile macht es mir nicht so große Sorgen, was in mir vorgeht. Wenn die Gefühle kommen, dann kommen sie, und an manchen Tagen wird es Panik geben und Angstattacken und Anfälle, aber das ist besser als jegliche Form von Selbstzerstörung. Meine Gedanken haben sich stark geändert. Eine Mitarbeiterin meinte letztens zu mir "Ich glaube nicht, dass du noch sehr krankhaft denkst, aber deine Verhaltensweisen sind noch da, weil du es nicht anders kennst". Das stimmt. Meine Gedanken sich nicht mehr so krank und wenn ich einen schlechten Tag habe, dann denke ich ganz anders. Aber ich habe immer noch Angst davor, dass ich wütend bin und dann Angst entwickle. Aber ich muss diese Angst aushalten und um Hilfe bitten, wenn ich sie brauche.
Meine Art zu denken hat sich verbessert. Vorher waren meine Reaktionen und Interpretationen immer sehr negativ und gleich. Jetzt sehe ich ganz andere Reaktionen, ich verstehe die Handlungen der Leute ganz anders. Das Chaos in meinem Kopf ist kleiner, weil ich nicht so verwirrt und destruktiv bin. Ich bin nicht mehr so impulsiv. Ich habe noch immer Stimmungsschwankungen, aber nicht mehr so stark.
Womit ich wohl am meisten zu kämpfen habe, ist die Angst, und das ist ermüdend, aber ich komme damit klar und ich weiß, dass es besser wird.
Ich habe auch gemerkt, dass ich mit der Essstörung wieder etwas zu kämpfen habe. Aber ich bin mir über die Konsequenzen bewusst und weiß, dass ich die richtigen Entscheidungen treffen muss. Manche Tage sind einfacher als andere.

Veränderungen werden geschehen, sowohl in mir drin, als auch außerhalb. Ich werde mit der Schule anfangen. Früh aufstehen, frühstücken, zur Schule gehen und den Tag dort mit anderen verbringen und lernen. Das verlangt, dass ich gut esse, damit ich mich konzentrieren kann.. Aber das wird schon und ich werde mich dran gewöhnen.

Bald werde ich auch in die neue Klinik versetzt. Diese Woche war ich immer mal wieder dort, nächste Woche wird es häufiger sein, und bis jetzt war das gut. Ich weiß, dass ich für den nächsten Schritt bereit bin. Wir entwickeln ein Programm für mich, das ganz anders ist als das vom letzten Mal.

Ich werde auch nicht mehr 24/7 überwacht. Ich bin bereit für mehr Eigenständigkeit, mehr Verantwortung, und kann für mich sorgen und um Hilfe bitten. Diese Umstellung ist gruselig, aber ich brauch ein bisschen Zeit, um mich dran zu gewöhnen und es ist Zeit und ich bin bereit.

Es geht aufwärts. Eine spannende Zeit. Das ist mein Leben und ich mache das beste daraus, auch wenn ich noch krank bin. Jeder hat Herausforderungne. Aber ich kann sagen, dass ich viel gesünder bin und mein Leben nicht mehr so krank ist, wie es das mal war.

Dienstag, 5. August 2014

Back to life

Heute war ich quasi zu Besuch in der D-Klinik. Es verlief ziemlich gut. Habe viele Umarmungen bekommen und mir wurden viele Lächeln geschenkt. Die Nacht davor hatte ich kaum geschlafen, weil ich so gespannt war und auch ein wenig Angst hatte. Angst davor, wie sie mich behandeln würden, nachdem mein letzter Aufenthalt dort so plötzlich beendet wurde. Angst davor, dass sie annehmen würden, ich sei wieder krank, nur weil ich ein bisschen was abgenommen habe. Ich hatte Angst davor, nicht angenommen zu werden. Aber ich habe viele positive Eindrücke gewonnen und morgen werde ich wiederkommen und einen Tag dort bleiben.
Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht viel schlafen kann. Ich denke viel nach. Ein Kapitel wird beendet. Ein Kapitel, das wahrscheinlich eins der wichtigsten auf meiner Reise war. Ich habe so viel gute Hilfe erhalten und habe wundervolle Menschen kennengelernt, sowohl andere Patienten, als auch vom Personal. Wir sind alle Menschen, egal, welche Krankheit. Vieles hat mich berührt, viele unterschiedliche Geschichten. Ich habe heute etwas von meiner Krankheits-Geschichte erzählt und eine Frau fing an zu weinen. Sie meinte "Tut mir leid, dass ich weine, aber ich bin einfach so berührt von deinen Kämpfen, die du bestritten hast, und trotzdem stehst du jetzt hier und lachst." Das hat mich sehr berührt.
Drei Monate war ich auf einer Intensiv-Einheit, weil ich in einem psychotischen Zustand war und jeden Tag dissoziiert habe oder andere Anfälle hatte. Aber dann wurde ich sicherer und konnte reden und das war meine Medizin. Am Anfang war all das, was gesprochen hat, noch ziemlich hässlich. Eine schwierige Zeit, über die ich gesprochen habe, und das war nicht einfach.
Aber dann fing die Medizin so langsam an zu wirken und es ging mir besser. Wir gingen einen Weg, der weh tat, aber als die Wunden anfingen zu heilen, konnte ich wieder Sport treiben. Und das hat mir Kraft und Freude gegeben.
Die Leute in der O-Klinik waren wundervoll, sehr geduldig, schlau, haben sich gut um mich gekümmert und ich bin dankbar, dass ich so gute Hilfe erhalten habe.
Ein Kapitel endet.
Ein neues beginnt.

Montag, 28. Juli 2014

Das Leben geht hoch, hoch, hoch!

Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Ich möchte einfach alles erwähnen, was in der letzten Zeit gut funktioniert. Ich meistere die Herausforderungen und fühle mich wie ein anderer Mensch. Es fühlt sich so gut an, seine Kämpfe zu gewinnen und all das schöne im Leben zu erreichen, um das man kämpft. Man muss daran arbeiten, dass es gut wird. Ich denke konzentriert, bin fokussiert und konstruktiv. Ich arbeite an einem gesunden Körper mit Kraft, den ich lieben kann und mit dem ich trainieren kann, weil mir das unglaublich wichtig ist. Das hilft mir, mit anderen Dingen klarzukommen und mich selbst vorwärts zu treiben.
Jahrelang war ich nicht wirklich Zuhause, aber jetzt gehe ich jeden Tag für ein paar Stunden nach Hause und führe ein normales Leben. Gesunde Dinge, normale Dinge. Ich lerne, meine Tage mit guten Sachen zu füllen und das muss ich auch Zuhause machen.
Ich möchte diesen Kampf gewinnen. Und wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass ich zu 75% gesund bin. Ich bin stabiler, was die Stimmungsschwankungen betrifft und kann mit meinen Gefühlen besser umgehen. Ich bestrafe mich nicht dafür, wenn ich wütend oder traurig bin. Ich sehe Wut nicht mehr als Schwäche an. Es ist eine normale Reaktion auf Dinge, die am Tag passieren. Und es gibt nicht nur Freude und Wut. Ich kann traurig sein, enttäuscht, frustriert, glücklich, unsicher, ängstlich und und und. Daran habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt, aber das wird. Das weiß ich.
Das Ziel ist, gesund zu bleiben. Aber was ist "gesund"? Was meint das genau? Für mich ist das z.B., wenn ich zwischen Gefühlen und Hunger unterscheiden kann und das Essen nicht dafür verwende, um mit Gefühlen umzugehen. Das gleiche gilt für mein Gewicht, meinen Körper oder destruktive Verhaltensweisen. Wenn man mit Gefühlen in einer normalen Art umgeht, statt destruktiv zu sein. Wenn man weiß, dass Gefühle okay sind. Wenn man weiß, wie man in schwierigen Situationen handeln muss. Wenn man nicht impulsiv reagiert oder auf Autopilot schaltet. Es gibt viele Dinge, die man erreichen muss, bevor man gesund ist, und das dauert so seine Zeit. Aber ich denke, wenn ich gesund bin, werde ich das schon wissen.

Für mich ist es wichtig, jeden Tag die richtigen und guten Entscheidungen zu treffen, meine Tage gesund zu füllen. Ich arbeite mit Tagesplänen, die mir sagen, wann ich essen soll, wann ich Sport treibe, wann ich alleine bin und sowas. So langsam sind wir in einer Phase angelangt, wo ich immer weniger überwacht werde und mehr Verantwortung bekommen. Das ist harte Arbeit und setzt voraus, dass ich mich konzentriere, dass ich ehrlich bin, motiviert bin und mit dem Team zusammenarbeite. Manche Tage sind besser als andere, aber so ist das. Es geht vorwärts. Ich merke, wie ich ängstlich werde und es mir leid tue, wenn ich einen Schritt zurück mache, aber ich sehe auch, dass ich anschließend zwei Schritte nach vorne mache.

Gestern hat mich mein Vater auf seinem Motorrad abgeholt und wir sind nach Hause gefahren. Zum ersten Mal in einem halben Jahr war ich bei ihm Zuhause und das war sehr schön. Ich habe gemerkt, wie anders ich doch bin. Außerdem hat mein Vater sein Haus ein wenig verändert und diese Sachen habe ich jetzt zum ersten Mal gesehen. Wir haben auch meine Schwester und meine Nichte und meinen Neffen besucht und es war so schön, die wiederzusehen. Alles war so normal und gesund und ich habe mich so gut gefühlt. Ich weiß, dass das zur Normalität werden kann. Nichts ist unmöglich. Ich möchte leben, nicht nur existieren. Ich möchte gesund werden und die kranken Tage hinter mir lassen.

Sonntag, 20. Juli 2014

Ich höre deine Stimme, Anorexie.

Ich bin 21 Jahre alt und habe mit Magersucht und Bulimie zu kämpfen, seit ich 11 Jahre alt bin, und tue das noch immer. So. Ich musste es einfach mal sagen. Ich habe noch immer damit zu kämpfen, aber ich kämpfe. Jeden Tag muss ich Herausforderungen bewältigen und die richtigen Entscheidungen treffen. Ich muss lernen, meine eigenen Gefühle zu verstehen. Es geht um Kontrolle, es geht um Gefühle. Die Gefühle zu unterdrücken, sie loszuwerden. Es hat neun Jahre gedauert, bis mein Gewicht normal war und als es das war, kamen die Gefühle und die anderen Krankheiten wurden stärker. Jetzt liegt der Fokus auf Dissoziation, Selbstverletzung, Stimmungsschwankungen. Langsam sehe ich, dass ich die Anorexie jetzt häufiger benutze, um die anderen Krankheiten zu verdrängen. Ich habe mit Magersucht und bulimischen Phasen zu kämpfen und das ist scheiße, weil ich da nicht wieder rein will.

Es geht auf und ab und das ist so anstrengend. Meine Welt ist schwarz oder weiß, alles oder nichts, und ich arbeite daran, ein Mittelding zu finden und dort auch zu bleiben.
Für die nächste Woche habe ich mir ein paar Ziele gesetzt, damit ich nicht wieder auf den falschen Weg gerate. Ich arbeite da jetzt so lange dran, ich kann nicht wieder abrutschen.

Samstag, 19. Juli 2014

Herausforderungen

Mein Leben geht ständig auf und ab. Das letzte Wochenende war ziemlich gut, aber Sonntag hatte ich wieder das Gefühl, ein wenig down zu sein. Diese Woche war dann nicht so gut. Ich habe quasi nur geschlafen und TV geschaut. Gegessen habe ich auch nicht so gut. Ich bin ziemlich unentschlossen. Ich weiß, dass es auch an schlechten Tagen wichtig ist, dass ich esse, weil ich dann weniger anfällig für Magersucht, Bulimie, Selbstzerstörung, Dissoziation und Anfälle bin. Aber zum Glück wird die Essstörung hier sehr ernst genommen. Wenn ich nicht genug esse, darf ich auch nicht an besonderen Aktivitäten teilnehmen. Wenn ich wenig esse, bekomme ich auch wenig Leben. Das ist gut so. Dadurch bekomme ich eine Art Belohnung, wenn ich gut esse.
In den letzten Wochen war ich viel gesünder und darauf muss ich mich konzentrieren. Ich muss an die guten Entscheidungen denken. Das ist schwierig, wenn ich down bin. Und ich kenne den Unterschied der Tage, an denen ich gut esse, und denen, an denen ich das nicht tue. Die negativen Gedanken sind viel stärker, wenn ich meinen Körper nicht vernünftig ernähre.

Ich habe ein bisschen Sorge dafür, wie es mit der Essstörung wird, wenn ich in eine andere Klinik gehe (im August soll ich wahrscheinlich in eine andere Klinik). Ich habe so hart gearbeitet und bin jetzt so lange bei einem gesunden Gewicht, da darf ich nicht wieder abnehmen. Ich weiß, dass es das nicht wert ist. Ich kann nicht wieder in die magersüchtige Hölle gehen. Das ist die Hölle und ich habe mich bereits für das Leben entschieden.

Dienstag, 15. Juli 2014

Meine Geschichte wird zur Sonnen-Geschichte

Ich möchte, dass meine Geschichte zu einer Sonnen-Geschichte wird. Eine Geschichte, wo die Dunkelheit lange überwiegte, wo das Böse mich in eine destruktive Welt gezogen hat, wo alles sich unmöglich anfühlte. Eine Geschichte, in der das logische Ende der Tod gewesen wäre. Eine Geschichte, in der ich nur eine Puppe war, die von dunklen Fäden gezogen wurde. Eine Geschichte, in der Freunde und Familie mich wieder und wieder verlieren. Eine Geschichte, in der ich die Dunkelheit wählte, weil ich kein Licht sah. Meine Geschichte erzählt, dass diese Tage der Vergangenheit angehören und das schlimmste vorüber ist. Weil ich das Licht gefunden habe. Der Kämpfer war immer irgendwo vorhanden und konnte das Licht erreichen. Aber ich musste erst alles durchleben, bevor ich die Kraft finden konnte und meinen Willen benutzen konnte. Ich musste mich meinen größten Ängsten stellen, sie akzeptieren, sie aushalten und mir beweisen, dass ich stärker war. Ich habe so lange in der Dunkelheit gelebt und wusste nie genau, wer ich eigentlich bin. Stattdessen habe ich mich der Krankheit zugedreht. Ich hatte solche Angst und war immer auf Autopilot. Autopilot - Magersucht, Bulimie, Dissoziationen, sehr, sehr destruktiv. Der Autopilot war betäubt, spürte keine Emotionen. Ich habe nach einem Leben ohne Emotionen gesucht, weil ich Angst davor hatte.
Auf meinem Weg wurde ich gezwungen, mich meinen Gefühlen auszusetzen. Aber weil ich keinen Glauben an mich selbst hatte, bin ich weggelaufen. Zehn Jahre bin ich vor mir geflohen und hab das hinter mir gelassen, was in mir drin war. Viele Wunden. Manche reagieren auf Wunden mit Wut. Sie schlagen in Kissen, treten auf den Boden, laufen durch den Regen oder sprechen. Ich bin zusammengebrochen und habe mich dafür bestraft, dass ich Emotionen zugelassen habe. Es war ein langer Prozess, die Gefühle zu verstehen und sie gleichzeitig auch zu akzeptieren, und in diesem Prozess habe ich Dinge erlebt, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie existieren. Ich habe mich nach vorne getrieben und gewonnen. Meine Ziele erreicht. Ich bin nicht gestorben, wenn ich mich Dingen ausgesetzt habe. Ich habe realisiert, dass das Leben auf und ab geht und dass ich das will, weil es auch gute Sachen bringt. Diese guten Sachen haben mir so viel Hoffnung gebracht. In schlechten Zeiten wusste ich, dass es auch wieder besser werden würde. Diese Reise hat etwas mit mir gemacht. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig die kleinen Dinge sind, und das hat mich gestärkt. Ich bin reifer geworden und glaube mehr an mich selbst. Ich vertraue mir und glaube an mich. Wenn ich irgendwo versage, dann ist das nur menschlich und ich kann etwas davon lernen. Ich lerne zu leben. Auch, wenn ich in der Klinik bin, lebe ich. Ich bin in der Realität und laufe nicht davon. Das ist neu und ein wenig gruselig, aber auch sehr gut. Zum ersten Mal in zehn Jahren weine ich, wenn ich traurig bin, ich lache, wenn ich glücklich bin, ich kann über meine Leidenschaften diskutieren und habe eine Meinung. Ich kann über komische Dinge lachen, bis mir die Tränen kommen und ich kann mit mir und anderen ehrlich sein. Da gibt es diese Freiheit, wenn man ehrlich ist. Meine Diagnosen sind noch präsent und jeden Tag gibt es Herausforderungen, aber ich bin nicht destruktiv und weiß, dass ich in die richtige Richtung gehe. Ich habe realistische Ziele und das bedeutet auch, dass ich mich jeden Tag meinen Ängsten stellen muss.

Ich halte mir oft vor Augen, wie glücklich ich mich schätzen kann. Weil ich das alles überlebt habe und so weit gekommen bin. Ich habe viel Hilfe bekommen. Ich arbeite mit den Menschen zusammen, die mir dabei helfen, gesünder und gesünder zu werden. Das Ziel ist, dass ich ich selbst werde, ohne eine Krankheit, die mich zurückhält, und dass ich so stark werde, dass ich die Krankheit in ihre Schranken weisen kann. Dass ich meine Träume verwirklichen kann. Meine Geschichte wird zu einer Sonnen-Geschichte, wo die Sonne die Dunkelheit besiegte. Ich besiegte die Dunkelheit.

Die Dunkelheit umgibt mich zwar ständig und ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber ich bin auf dem Weg. Das Leben ist eine Achterbahn, manchmal so schlimm und tief, aber an den Höhepunkten ist es das wert.

Montag, 14. Juli 2014

Mein Tag

Der zweite Post für heute, aber ich wollte auch noch etwas darüber schreiben, wie es mir geht.
In der letzten Zeit ging es sehr viel um Gefühle und Emotionen. Es geht auf und ab und ich habe starke Stimmungsschwankungen. Ich habe öfters dissoziiert und hatte meine Anfälle, aber es ist schon weniger geworden. Ich bin stabiler und bekomme mehr Freiheiten, habe aber gleichzeitig auch meine Einschränkungen und Grenzen, wenn ich die brauche. Ich bekomme nach und nach mehr Verantwortung. Das ist ein wenig gruselig, aber auch gut. Manchmal male ich mir die schlimmsten Szenarien aus. Was, wenn ich dissoziiere und mich dabei ernsthaft verletze? Dann bin ich wieder am Anfang. Was, wenn ich sterbe?

Ich versuche mich jeden Tag daran zu erinnern, dass ich an mich glauben muss und die Herausforderungen meistern werde. Ich bekomme mehr Aktivitäten am Tag, aber dafür muss ich auch gut essen und trinken. Aber das ist okay. Die Aktivitäten tun mit gut. Ich kann besser denken und bessere Entscheidungen treffen. Ich weiß, dass ich stärker werde, dass ich reife und mich verändere. Das ist ein wenig gruselig und manchmal überwältigend, aber auch gut. Es ist alles so unbekannt und das macht mich sehr emotional. Das kenne ich so nicht.
Ich merke, dass ich die Nahrung brauche, um ich selbst zu sein. Wenn ich weniger esse, bin ich anfälliger für Dissoziationen und Anfälle, was bedeutet, dass ich passiver bin und schlechte Entscheidungen treffe und keine Gefühle spüre. Ich habe dann weniger Kraft und werde schwächer. Ich darf dann auch weniger Aktivitäten machen. Also muss ich essen. Um die Therapie zu bewältigen, um gesund zu denken, um gute Entscheidungen zu treffen, esse ist. Das ist schwierig, weil die Krankheit so stark ist, aber ich muss die richtigen Entscheidungen treffen. Die Entscheidungen bringen mich nach vorne und zeigen mir neue Arten zu denken. Ich glaube mehr an mich und versuche so gut es geht die Hilfe anzunehmen. Alles kann mir helfen. Ein Lächeln, ein Gespräch, Musik.
Ich habe ein wenig Angst vor dem was kommt. Aber ich weiß auch, dass es besser wird und dass es im Nachhinein alles wert sein wird.

Du wirst sterben und ich werde leben

Liebes Mädchen,
ich weiß, dass du mir Tag für Tag die Kraft nimmst. Ich sehe, dass du gesünder denkst und gesünder handelst und mich wegdrückst. Erinnerst du dich nicht daran, was ich dir bieten kann? Du hast es selbst gesagt, es geht auf und ab. Ich kann dafür sorgen, dass du nichts mehr spürst. Ich kann dir ein Leben ohne Emotionen, die dir nur schaden, geben. Siehst du das nicht? Wenn du die guten Entscheidungen triffst, muss ich stärker sein. Du setzt dich Sachen aus, die gefährlich sind, das habe ich dir immer gesagt. Ich zeig dir, wie gefährlich sie sind. Weißt du nicht mehr, wie einfach es war, als wir Freunde waren? Erinnere dich an die, die dich hängen gelassen haben, als das Leben schwierig wurde. Ich habe dich nie hängen gelassen. Ich war immer da. Ich folge dir jeden Tag und sehe, was du tust. Du versuchst mich umzubringen, nach all dem, was ich für dich getan habe. Du musst dich entscheiden... du wirst schmutzig und wertlos sein, aber ich kann dir helfen, rein und perfekt zu werden. Das wolltest du doch immer. Perfektion. Ich kann dich perfekt machen. Aber was machst du? Verlässt du mich? Tust du das, beschwöre ich dir eine Hölle herauf. Ich weiß, dass du das weißt. Ich kenne deine Schwächen und ich weiß, dass du Angst hast.

Liebe Krankheit,
du hast Recht und ich weiß, dass du stärker kämpfst, je mehr du verschwindest. Aber du musst wissen, dass ich nicht mehr deine Freundin bin. Ich weiß, dass du mich ab und ab überzeugen kannst und mich dazu verleitest, die falschen Entscheidungen zu treffen. Aber manchmal und immer häufiger kann ich deine Lügen aufdecken und die Realität sehen. Ich bin umgeben von der Liebe meiner Familie und meiner Freunden, ich habe gute Hilfe, um gegen dich zu kämpfen. Und auch, wenn du ein emotionales Chaos anstellst, so weiß ich doch eine Sache. Ich will leben. Ich habe entdeckt, wie schön das Leben sein kann. Deshalb nehme ich die Hilfe an. Ich habe es so satt, Kalorien zu zählen und ständig daran zu denken. Ich gehe viel lieber schwimmen, gehe in Cafes, esse Eis, singe, spiele Handball. Ich will, dass du eine Sache verstehst. Ich bin auf dem Weg. Auf dem Weg der Besserung. Ich denke nach. Und bald wird es einfacher sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen, weil es Routine wird. Ich werde mir etwas neues aufbauen, wodurch ich an mich glauben kann und stark werde. Ich weiß, was ich will. Auch, wenn du stark bist - ich bin es auch. Und mit den anderen sind wir stärker als du. Das heißt, dass du verlieren wirst und ich gewinnen. Das heißt,d ass ich es tun werde. Das heißt, dass ich nicht aufgeben werde, sondern du.
Also los, zeig mir deine Tricks, vielleicht falle ich darauf rein, aber daraus werde ich lernen. Ich werde leben. Du wirst sterben und ich werde leben.

Samstag, 12. Juli 2014

Schöner Tag

Es ist schon wieder ein paar Tage her, dass ich geschrieben habe. Es passiert einfach viel. Gute Dinge. Zugegeben, für andere sind diese Sachen nicht sonderlich spannend, aber für michs ind sie wundervoll. Eine gesunde Entscheidung nach der anderen, ich sehe meine Fortschritte. Ich gehe wichtige Schritte, esse besser. Ich mache Sport, ich spreche, ich schreie, ich weine. Aber hauptsächlich rede ich und das ist neu für mich. Ich spreche über meine Schmerzen, ich öffne mich und mir wird zugehört. Ich kann meine Gedanken von gesund und krank trennen und gestern habe ich auch meine Gedanken in die Realität umgesetzt. Das mache ich selten, weil ich Angst habe, Angst vor Emotionen. Ich weiß nicht, wie ich mit denen umgehen soll und darauf bin ich nicht stolz. Ich hab nicht an mich geglaubt. Aber andere haben das getan und dafür bin ich dankbar. Sie haben mich in der letzten Zeit gepusht und ich bin dankbar, dass ich davon positive Resultate erhalten habe. Emotionen sind nicht gefährlich. Und das konnte ich nie so wirklich verstehen, weil ich es nie erlebt habe.
Auf die Stimmen darf ich nicht hören, denn sie lügen nur. Ich muss auf die um mich herum hören. Ich muss loslassen. Den kranken Kopf hinter mir lassen, von der Krankheit weggehen. Und das ist unglaublich beänstigend und gruselig. Die Anorexie schreit, wenn ich esse. Ich bin dreckig. Ich habe mich so dreckig gefühlt, dass ich von keinem berührt werden wollte. Aber sobald mein Kopf ein wenig Nahrung bekommen hat, konnte der auch besser arbeiten. Ich konnte einfacher denken, positiver denken. Die letzten Tage waren gut. Ich habe gelacht. Ich war gestern mit meiner Mutter in der Stadt. Wir waren in einem Café, waren shoppen. Und es war so schön, einfach nur Zeit mit ihr zu verbringen und gesund zu sein. Auf dem Rückweg gab es frische Erdbeeren. Morgen gehe ich schwimmen. Ich freue mich drauf!

Ich weiß aber auch, dass es auf und ab geht und dass meine Probleme immer wieder hoch und runter gehen. Aber ich kann besser damit umgehen und ich weiß, was ich will. Das darf ich nicht vergessen. Ich muss jeden Tag arbeiten und ich bin motiviert. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Ich lebe, auch wenn ich krank bin. Ich bin gesünder.
Ich bin dankbar und glücklich. Gestern war ein schöner Tag und ich habe mich wie ein Mensch gefühlt. Und heute kann es weitergehen.

Dienstag, 8. Juli 2014

Abwärtstrip Anorexie

In der letzten Zeit lief alles so gut. Alles funktionierte. Wenn es schwierig wurde, konnte ich darauf antworten. Ich habe gewonnen. Aber es ist auch eine Tatsache, dass es mit meiner Krankheit immer hoch und runter geht. Ich bin emotional nicht stabil und das ist sehr anstrengend. Die Stimmung geht auf und ab. In der letzten Zeit habe ich es geschafft, nur die richtigen Entscheidungen zu treffen und das war wundervoll. Die Regeln wurden gelockert, weil ich solche Fortschritte gemacht habe.
Aber jetzt. Ich fühle mich so unentschlossen. Ich möchte nicht kämpfen. Ich kann nicht an meine Ziele denken. Das hat vielleicht Mitte letzter Woche angefangen. Ich habe wenig gegessen. Aber dafür konnte ich dreimal die Woche trainieren, Sport treiben. Aber jetzt, wo ich weniger gegessen habe, durfte ich nicht. Ich war so wütend, weil das für mich so wichtig war. Ich bin aktiv und gesünder und weiß, dass ich essen muss. Ich weiß, dass ich nur Sport machen darf, wenn ich esse. Vielleicht esse ich nicht genug, aber das braucht ein wenig Zeit. Ich weiß aus der Vergangenheit, dass ich automatisch mehr esse, wenn ich aktiv bin.
Aber gerade bin ich so unentschlossen und kann nicht essen.

Ich weiß natürlich, was richtig ist, aber die Magersucht ist so stark. Ich sehe, dass meine Klamotten zu groß sind, ich kontrolliere meinen Körper, zähle Kalorien. Ich glaube, dass es daran liegt, dass ich zu wenig esse. Aber ich habe diese Stimmen im Kopf, die mich beängstigen und mich davon abhalten, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich habe Angst, dass das zu weit führt.
Ich möchte nicht wieder in die Magersucht rutschen. Deshalb muss ich jetzt anfangen, bevor es zu spät ist.

Und gleichzeitig bin ich von den Dissoziationen so müde. Ich suche nach Mitteln, damit umzugehen, aber ich darf mich nicht verletzen. Ich darf mich auch nicht übergeben. Also ist es automatisch die Anorexie. Das ist ein Teufelskreis und ich weiß, dass ich jetzt eine Entscheidung treffen muss.

Ich hab die Krankenhäuser und Kliniken so satt. Ich möchte einfach nur raus und normal sein. Warum kann ich nicht einfach leben, ohne Schmerzen. Ohne diesen Schmerz in meinem Herzen. Wird der jemals verschwinden? Werde ich irgendwann überhaupt frei sein?

Am Freitag hatten wir ein Gespräch mit den Ärzten und ich habe den Wunsch geäußert, ein wenig mehr Privatsphäre zu bekommen. Und auch, dass ich einmal die Woche bulimisch sein darf. Das passiert sowieso, also ist es doch besser, wenn es kontrolliert passiert. Es wurde abgelehnt und das hat mich wütend gemacht. Traurig und enttäuscht. Vorher habe ich immer darauf reagiert und irgendwas kaputt gemacht. Aber ich saß dann einfach nur in meinem Sessel und gespürt, wie die Tränen kamen. Ich habe versucht sie zurückzuhalten, weil ich nicht möchte, dass die mich so "schwach" sehen. Aber dann kamen die Tränen und ich habe geweint und geweint. Als es aufgehört hab, war ich ganz ehrlich mit dem Chaos in mir drin. Ich saß mit einer Mitarbeiterin auf dem Boden und habe eine Stunde mit ihr geredet. Danach hat sie mich gefragt, wie ich mich fühle. Ich fühlte mich befreit.
Endlich habe ich mal geweint, vor einer anderen Person. Das fühlte sich gut an. Es ist schwierig zu weinen, aber auch eine ganz normale Art, mit Dingen umzugehen.

Die Magersucht fühlt sich falsch an. Ich weiß, dass ich das nicht möchte, deshalb werde ich bald wohl die richtigen Entscheidungen treffen können. Jedenfalls muss ich das. Das Leben wartet. Und ich habe die Möglichkeiten gesehen, die man bekommt, wenn man gesünder ist. Ich muss es tun.

Mittwoch, 2. Juli 2014

"Das hättest du sein können"

In den Medien lesen wir viele traurige, verzweifelte und schockierende Sachen über Psychiatrien. Viele Leute schockiert das. Aber so ist es. Seit zehn Jahren bin ich in psychiatrischer Behandlung, habe einige Kliniken abgeklappert und viele Leute getroffen, die keine oder nicht die richtige Hilfe bekommen. Wir sprechen über menschliche Leben, die in den Händen von Psychologen und Ärzten liegen, die manchmal Dinge nicht ernst nehmen. Wir sprechen über Leute, die etwas verändern wollen, aber nicht die Möglichkeit dazu bekommen. Oft wird man weggeschickt, weil man nicht krank genug ist. Sie erfüllen nicht genug Symptome, treffen nicht auf die Beschreibung zu, kämpfen nicht genug. Manche werden aufgegeben und werden als "Behandlungsresistent" abgestempelt, auch wenn sie Hoffnung und den Glauben haben und wirklich kämpfen möchten. Ich habe viele Freunde deswegen verloren. Das macht mich so wütend. Wütend auf das System. Junge Menschen sollten nicht sterben. Ihnen soll geholfen werden, damit sie leben können.

Ich habe auch erfahren, von den Kliniken aufgegeben zu werden. Mir wurde gesagt, man würde mir helfen, aber irgendwann haben sie mich aufgegeben und mich nach Hause geschickt. Die Wahrheit war, dass ich zu krank war, um verstehen zu können, was in meinem Kopf passiert. Eingenommen von einem Dämonen, der mich letztlich fast getötet hätte. Das lag nicht in meiner Macht, aber das wusste keiner. Der Dämon hatte völlig Kontrolle über mich und es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern. Aber nachher, nachdem ich zu meinen Sinnen kam und gemerkt habe, was ich getan hatte, das hat mir Angst eingejagt. Warum habe ich solche Sachen getan? Ich wollte nicht sterben. Ich hatte einen Dämon in mir, der die Kontrolle über meinen Körper hatte. Er wollte mich nur töten.
Aber dann bekam ich endlich Hilfe.

Ich bin eine derjenigen, die überlebt hat, auch wenn ich eigentlich hätte sterben sollen. Ich hatte das Glück, Hilfe zu bekommen und bekomme diese noch immer. Ich habe die Kontrolle über den Dämon, ich lächle, weil ich mich endlich lebendig fühle. Ja, ich bin noch in der Klinik und meine Lebensqualität ist nicht so gut, wie sie sein sollte, aber ich bin einfach nur dankbar. Ich lebe. Ich kann spazieren gehen, ich kann wieder laufen, ich kann lächeln, weil ich glücklich bin, ich kann Freude spüren. Ich werde gesünder.

Aber ich weiß auch, dass ich im Grab liegen könnte. Die Krankheit hätte gewinnen können. Aber das darf nie eine Option sein. Weil ich leben möchte. Und das ist mein Leben.

Montag, 30. Juni 2014

Hallo, sorry, dass ich mich so selten melde. Es passiert viel, aber es geht in die richtige Richtung. Es fühlt sich nicht mehr unmöglich an. Ich beweise mir immer öfters, dass ich der Boss bin und dass ich Fortschritte gemacht habe.

Gerade arbeite ich daran, dass ich mich langsam daran gewöhne, Verantwortung zu übernehmen. Ich bekomme kleine Aufgaben in der Woche und das funktioniert gut soweit. Ich dissoziiere auch weniger und habe weniger Anfälle, also machen wir es scheinbar richtig. Ich versuche auch viele Aktivitäten zu haben. Aber gleichzeitig habe ich auch Herausforderungen zu bewältigen. Damit ich immer konzentriert bleibe.

Am Wochenende war ich im Krankenhaus, weil ich körperliche Beschwerden hatte. Es ist aber alles okay. Ich habe am Wochenende gezeigt, dass ich weit gekommen bin. Im Zimmer waren lauter Gegenstände, mit denen ich mich früher verletzt hätte. Die Gegenstände habe ich betrachtet und dabei gingen mir ein paar Gedanken durch den Kopf. "Es ist es nicht wert, all das, was ich mir aufgebaut habe, wegzuwerfen. Das wäre bescheuert. Viele Leute vertrauen mir und wenn ich das jetzt versaue, verbaue ich mir so viel. Ich werd mich nicht verletzten." Irgendwann habe ich einen vom Krankenhauspersonal gefragt, dass er einen Gegenstand wegnimmt, damit ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenke. Und das war gut so. Vor einem halben Jahr hätte ich das nicht gemacht, da wäre das anders ausgegangen.

Und sowas muss ich üben. Denn wenn ich die Klinik irgendwann verlasse, dann begegnen mir in der Welt tausende Dinge, mit denen ich mich verletzen kann. Nicht die Welt ist das Problem, nicht die Gegenstände sind die Probleme. Ich bin das. Ich muss etwas verändern und mich an die Welt anpassen, dass ich alltägliche Gegenstände nicht mehr als Selbstverletzung betrachte.

Ich muss Dinge annehmen. Ich muss annehmen und akzeptieren, dass ich Dinge verloren habe. Ich muss Situationen annehmen, Ängste annehmen, ein Leben annehmen, das auf und ab geht. Mich selbst annehmen, akzeptieren.

Es geht vorwärts und ich bin bereit für einen neuen Tag. Ich habe wieder mit dem Sport angefangen und das ist wundervoll. Ich habe klare Ziele für die Zukunft und ich weiß, dass es gut werden wird...

Mittwoch, 25. Juni 2014

Liebe Anorexie, ich werd dich nicht vermissen!

Liebe Magersucht, Anorexie, Teufel, Krankheit, wie man dich auch immer nennen mag.

Ich werde dich nicht vermissen. Wir werden dich nicht vermissen.

Ich erinnere mich daran, als du dich in mein Leben geschlichen hast. Du hast meine Schwachstellen ausgenutzt und bist über ein verletzliches Mädchen hergefallen. Ich war verletzlich, voller innerer Wunden und du hast mir Lügen zugeflüstert, die ich alle geglaubt habe. Du sagtest, die Wunden würden aufhören zu schmerzen. Und du hattest recht, du hast den Schmerz genommen. Aber du hast mir auch alles andere in meinem Leben genommen. Ich war gesund und du hast mich krank gemacht. Du hast mir gesagt, was am besten für mich ist, und ich habe dir geglaubt. Du hast mich Dinge tun lassen, die ich nie getan hätte. Ich hätte es nicht getan, aber du hast mich getäuscht. Du hast meinen Kopf eingenommen und das Chaos nur noch vergrößert. Irgendwann warst du der alleinige Herrscher über meinen Körper und meinen Kopf. Du hast ein glückliches, gesundes Mädchen zu einem Wrack gemacht. Du warst meine Identität, mein Leben.
Zehn Jahre hast du mich in deiner Hölle gefangen gehalten und mir nie Ruhe gegeben. Jeden Tag hast du mir eine Gehirnwäsche verpasst.
Du hast mir alles genommen, alles.

Aber ich habe dich aufgedeckt und jeden Tag daran gearbeitet, dich loszuwerden. Weil du mir nicht helfen wirst, sondern mich umbringst. Aber ich werde nicht sterben. Nicht, bis ich 100 Jahre alt bin. Nicht, bis ich mein Leben gelebt habe. Ohne dich. Also verpiss dich aus meinem Leben. Ich weiß du bestrafst mich, wenn ich mich gegen dich wende, aber das halte ich aus. Ich stelle mich in den Sturm, stelle mich gegen dich. All das ist besser als ein Leben mit dir. All das wird es wert sein, wenn ich frei von dir bin. Wenn ich gesund bin. Der Kampf wird es wert sein. Du bist in meinem Leben nicht willkommen.

Ich weiß, dass es andere Wege gibt, mit inneren Wunden umzugehen. Ich weiß auch, wie man sie heilen kann - ohne deine Hilfe. Deine Lügen sind sehr überzeugend, aber es sind nur Lügen. Ich kann jetzt an die Realität denken und du bist nicht real. Du bist keine Person. Ich spreche dich nur an, weil ich dich von mir trennen möchte, weil du nicht ich bist. Bald werden wir zwei verschiedene Leben leben.. oder nein, du stirbst. Du stirbst und ich lebe. Ich fliege, ich bin frei. Du wirst mir nicht fehlen.

Sonntag, 22. Juni 2014

Auf den Regen folgt ein Regenbogen

Das Herz zittert, aber es zerbricht nicht. Schwierige Tage, aber dann gibt es immer wieder gute Tage. Zwischen der Dunkelheit gibt es immer wieder ein paar Sonnenstrahlen, die den Weg erhellen. Aber wenn man sich von der Sonne abwendet, dann ist es dennoch dunkel und die Dunkelheit nimmt einen komplett ein, ergreift jede Zelle des Körpers. Die Stimmen werden lauter, machen einen fertig und man wird runtergebracht. Man ist in seiner eigenen Seifenblase gefangen. Man hört die Stimmen, die einem sagen, wie dreckig, wertlos und schlecht man doch ist, und man glaubt ihnen.
In diesen Momenten ist es egal, wenn jemand etwas anderes sagt, weil man nicht zuhören kann. Man kann das Positive nicht hineinlassen. Man dreht sich im Kreis, der Körper ist auf Autopilot und hört lediglich auf die Krankheit.
Zum Glück gibt es immer einen neuen Tag. Zum Glück gibt es neue Möglichkeiten. Was macht man, wenn man einen schwierigen Tag beendet hat und am nächsten Tag aufsteht? Macht man dort weiter, wo man aufgehört hat? Nein. Man schüttelt sich den Staub von den Schultern, stellt sich aufrecht hin und füllt seinen Tag mit positiven Sachen.

So einen Tag hatte ich gestern. Den gestrigen Tag werde ich streichen. Ich habe versagt, bin gescheitert und habe versagt. Das schlechte Gewissen knabberte heute an mir, aber was mache ich damit? Ich kann nur davon lernen und weitermachen. Den gestrigen Tag kann ich nicht mehr ändern, aber der heutige Tag kann anders werden. Ich konnte den Teufelskreis durchbrechen und das fühlte sich gut an. Ich fühle mich dann stark. Es war nicht einfach, aber ich hatte heute viel Sonnenschein. Dinge, auf die ich stolz bin. Dinge, die ich schon lange nicht mehr gemacht habe. Das fühlt sich gut an. Ich finde langsam neue Wege zur Genesung. Meine Medizin ist gesundes essen, viele Aktivitäten und Sport. Zu wissen, dass mein Körper das jetzt machen kann, ist schön. Endlich darf ich das machen. Ich darf langsam aber sicher Sport treiben und aktiv sein.

Alles in allem war es ein schöner Tag, weil ich umkehren konnte.

Ich habe mich auch hingesetzt, und alte Fotos von mir angeschaut. Das ist schön und traurig zu gleich. Fotos aus der Zeit zu sehen, als ich relativ gesund war. Wie locker und lustig ich da doch war, das vermisse ich. Aber ich kann das als Motivation zum kämpfen sehen. Irgendwann werde ich wieder zurück sein!

Mein derzeitiges Leben - eine Achterbahnfahrt

Ich erwarte nicht, dass man es versteht. Ich erwarte nicht, dass man mich versteht. Es ist kompliziert. Ein Teil meiner Probleme liegt darin, dass es ständig hoch und runter geht.
Ich weiß, dass viele zu kämpfen haben und es vielen weitaus schlechter geht als mir und sie viel größeren Herausforderungen begegnen, aber ich sitze auch hier und habe meine Probleme. Egal, wer du bist, egal, was dein Problem ist und ob es anderen vielleicht schlechter geht- deine Probleme sind wichtig. Und es ist nicht deine Schuld, dass du dich über deine Probleme beklagst.
Es ist schwierig, meine Herausforderungen zu beschreiben, sodass man es verstehen kann. Ich erwarte nicht, dass man mich versteht. Ich schreibe diesen Blog nicht, um Sympathien zu erhalten.

Viele Dinge in meinem Leben funktionieren mittlerweile gut. Ich habe gelernt, dass ich nicht erwarten kann, dass alles total gut ist - aber gleichzeitig auch nicht total schlecht. Es ist eine Achterbahnfahrt und da gibt es gute und schlechte Sachen. Stellt euch vor, wie langweilig es wäre wenn wir immer nur auf einer Ebene wären. Dann könnten wir nie die Höhen nach den Tiefen erleben. Dann könnten wir nie das Siegesgefühl erleben. Wir wurden mit Emotionen geboren und bei manchen ist es schwierig, damit klarzukommen. Und das macht mir zu schaffen, das muss ich akzeptieren. Ich muss akzeptieren, dass ich krank bin. Ich darf mich nicht mit anderen vergleichen. Ich kann mich mit mir selbst vor ein paar Jahren vergleichen. Dann sehe ich, wie weit ich gekommen bin. Dann sehe ich Fortschritte. Aber ich muss gleichzeitig akzeptieren, dass ich noch nicht am Ziel bin. Mein Leben ist noch nicht so, wie ich das will. Und das motiviert mich. Ein Ziel, das ich vor Augen habe, solange ich daran glaube und dafür kämpfe und nicht aufgebe.

In meinen schlechten Momenten muss ich mich ausdrücken und das mache ich oft durch meinen Blog. Hier lest ihr von meinen guten und schlechten Tagen. Vielleicht vergesse ich manchmal die Dinge, die ich erreicht habe. Vielleicht muss ich ein wenig mehr darüber schreiben, aber ich muss auch meine schlechten Tage erwähnen.
Ich habe schlechte Tage, an denen ich kaum aufstehen kann. Ich ahbe keine Motivation, komm nicht in die Gänge, tappe in Fallen und gehorche der Krankheit. Ich falle und falle. Aber dann stehe ich auf. Ich finde die Kraft und gehe weiter meinen Weg.
Ich habe Tage, an denen ich das Gute in den kleinsten Sachen sehen kann und wo ich lächle, wirklich ehrlich lächle. An solchen Tagen bin ich voller Energie und kann gesund denken. Dann ist es schwierig zu verstehen, warum ich in der Klinik gefangen sein muss und warum ich nicht alleine sein darf. Ich verstehe dann nicht, dass ich krank bin, weil ich nicht die Wahrheit hören möchte. Ich fühle mich so gut. Dann habe ich Tage, an denen ich mich recht neutral fühle. Wo ich den Tag einfach nur rumkriegen möchte und das Gefühl habe, auf irgendwas zu warten.

Aber egal ob der Tag gut, schlecht oder neutral ist, muss ich kämpfen. Ich muss ständig an meine Handlungen denken und an die Konsequenzen. Ich muss gesund denken und darf nicht auf die Krankheit hören. Die Krankheit ist gerissen und kennt meine Schwächen. Kleine Dinge können ein ganzes Jahr ruinieren. Und ich muss akzeptieren, dass das so ist. Ich muss kämpfen und die richtigen Entscheidungen treffen. Ich kann und darf nicht versagen. Ich muss an meinem Fortschritt anknüpfen.

Ich muss mich an die Hoffnung klammern, darf sie nicht loslassen. Es geht auf und ab. Mal bin ich sehr hoffnungsvoll und am nächsten Tag mache ich einen Fehler und bin ganz unten. Dann zwinge ich mich, auf das gute zu schauen. Aufzustehen und weiterzumachen.

Ich klammere mich an die Hoffnung und an den Glauben,d ass ich gesund werde. Das Leben ist wie eine Achterbahnfahrt. Sehr aufregend, aber auch gruselig und beängstigend, mit vielen Höhen und Tiefen.

Dienstag, 17. Juni 2014

Warte, warten, warten

Ich liege im Bett und denke nach. Über die "Was wenn?"s. Nachts schlafe ich oft sehr wenig, weil ich nachdenke. Bis die Nacht langsam zum Tag wird, die Vögel anfangen zu zwitschern. Ich denke an die Vergangenheit und die Zukunft, und wie ich mit dem Hier und Jetzt umgehe. Das ist wahrscheinlich am wichtigsten.
Es geht hoch und runter und ich habe mit dem essen zu kämpfen. Ich weiß, dass die Emotionen und das Essen miteinander verknüpft sind. Ich benutze das Essen, um mit meinen Gefühlen umzugehen. Es ist schwarz und weiß. Alles oder nichts. Nichts essen und trinken oder alles essen und trinken und schließlich übergeben. Ich versuche, einen Mittelweg zu finden. Irgendwas, womit ich leben kann. Aber das ist schwierig. Wo sind die Grenzen?

Außerdem warten wir immer noch auf die genauen Ergebnisse der Evaluation. Es ist ätzend, warten zu müssen. Ich bin so gespannt, wann kommt es denn endlich? Ich möchte die Wahrheit wissen. Ich möchte die Wahrheit über mein Inneres wissen. Auch, wenn ich das irgendwo weiß und die Evaluation nicht alles verändern wird, möchte ich dennoch wissen, was drinsteht. Ich hoffe, sie kommt heute. Ich hoffe, ich kann heute gute Entscheidungen treffen. Ich hoffe, ich habe heute einen guten Tag. Ich brauche einen guten Tag.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Dankbarkeit und Zukunft

Dankbarkeit.. Das ist das Gefühl, was ich gerade verspüre.
Ich lese mich durch Kommentare auf diesem Blog und Nachrichten von Freunden. Ich bin so überwältigt. Es fühlt sich so gut an, so viel Unterstützung von teils wildfremden Leuten zu bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Es gibt mir Motivation, auf dem richtigen Weg weiterzumachen, weil ich vorwärts kommen möchte. Nicht nur für die, die mich unterstützen, sondern auch für mich. So weit war ich noch nie. Dass ich für mich kämpfe. Die Tatsache, dass ich die Ziele erreichen möchte, die ich mir gesetzt habe, treibt mich voran. Ich denke an diese Ziele und das gibt mir Kraft. Ich habe Ziele, die in kurzer Zeit erreicht werden können, aber auch welche, die längerfristig sind. Beide sind gleich wichtig. Das erinnert mich auch daran, dass ich immer an die Konsequenzen denken muss. Ich muss an meine Entscheidungen denken und daran, dass ich mich richtig entscheide. Was passiert, wenn ich das wähle? Was, wenn ich das andere wähle? Wohin führt mich das? Es hilft mir, konzentriert zu bleiben. Ich war einmal sehr impulsiv und habe direkt gehandelt, ohne nachzudenken. Das ist jetzt anders und ich bin froh, dass ich nachdenken kann. Es macht mich gesünder, weil ich die richtigen Entscheidungen treffen kann.

Ich habe oft darüber nachgedacht, wie ich vorwärts gehen möchte. Ich habe darüber nachgedacht und mir Szenarien ausgemalt. Ich habe mich darauf vorbereitet und fühle mich bereit. Ich weiß, dass ich etwas ändern muss. Und dieses Gefühl ist gut. Ich werde etwas verändern und meine Ziele erreichen. Die Krankheit wird mich nicht davon abhalten. Ich denke positiv. Das ist nicht einfach, ich habe schwierige Tage und habe zu kämpfen, aber es wird besser. Manchmal falle ich, aber ich bewege mich dennoch nach vorne. Dafür bin ich dankbar. Woher die Kraft kommt, nach einem Fall wieder aufzustehen, weiß ich nicht. Es gibt aber so viel in meinem Leben, das ich noch erreichen möchte. Meine Ziele bedeuten mir so viel. Deshalb versuche ich, gesund zu handeln und mein Leben in den Griff zu kriegen!

Dienstag, 10. Juni 2014

Turn around - on the right way!

Es ist keine Überraschung, dass mir das Essen zu kämpfen macht, nachdem ich im Krankenhaus war. Eine Woche ohne feste Nahrung und wenig zutrinken. Mir ist schwindelig, heute ist es ganz schlimm. Ich habe Schmerzen im Körper. Wir haben versucht, mit Wasser anzufangen. Nach der Hälfte bekomm ich dies und jenes, nach der anderen Hälfte ein Stück Kaugummi. Wie ein kleines Kind, das aber irgendwie 21 ist. Aber wenn das notwendig ist, damit es wieder richtig läuft, dann ist das halt so.

Es sind viele Sachen, die mich beschäftigen. Es ist schwierig, zu essen, nachdem ich tagelang wenig gegessen habe und mich dadurch "gereinigt" habe. Jedenfalls sagt das die Essstörung. Ich bin rein und jetzt werde ich wieder schmutzig.
Ich finde es schwierig, die Entscheidung zu treffen, meinem Körper Nahrung zuzuführen.
Ich finde es schwierig, das Gefühl loszulassen, wenn man hungert, und von anderen Gefühlen zu unterscheiden.

Aber wie kann ich das lösen?
Zunächst bin ich diejenige, die über meinen Körper entscheidet. Ich entscheide, was da hineinkommt. Die Stimmen sind nicht real, auch wenn es sich so anfühlt. Es gibt andere Wege, um den Körper zu reinigen. Nicht durch hungern. ICH muss die Entscheidungen treffen.

Eine Woche auf Sparflamme und ich wusste, was das mit meinem Körper machen würde. Ich verstehe, dass es so nicht weitergehen kann, ansonsten bin ich wieder in diesem Loch. Ich muss die richtigen Entscheidungen treffen. Für mich und meinen Körper. Ich muss an das Leben ohne Krankheit denken.

Samstag, 7. Juni 2014

Fragen über Fragen

Nach einer Woche Krankenhaus bin ich wieder auf den Beinen. Ugh, das war wirklich nicht spaßig. Jetzt geht es mir aber wieder besser und ich bin wieder in der Klinik. Ich bin noch nicht ganz fit, aber mir gehts besser.

Meine Mutter kam mich heute besuchen, aber ansonsten ist mir ziemlich langweilig. Ich mag diese Ungewissheit nicht. Ich weiß nicht, wo ich in einer Woche oder einem Monat sein werde. Falls ich auf mich allein gestellt werden sollte, habe ich Angst. Es fühlt sich komisch an, alles alleine zu regeln, ohne jegliche Hilfe. Das läuft vielleicht den großteil des Tages gut, aber was, wenn ich plötzlich keine Kontrolle habe und dissoziiere oder einen Anfall hab? In solchen Momenten habe ich mich schon öfters fast umgebracht. Mir geht es jetzt zwar besser, ich habe gelernt, die Kontrolle besser zu erlangen, aber es war dennoch immer jemand dabei. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper und bin so weit weg. Ich flüchte, aber wohin fliehe ich denn immer? Warum kann ich nicht anwesend sein und die Kontrolle übernehmen? Ich habe so viele Fragen, aber keine Antworten. Falls ich wirklich auf mich allein gestellt sein sollte, muss ich es versuchen. Von vorne anfangen.

Jetzt warten wir aber noch auf das offizielle Ergebnis von der Evaluation und dann wird geguckt, wie es weitergeht. Was auch immer sie sagen, ich hoffe, dass meine eigene Meinung ein wenig berücksichtigt wird. Immerhin geht es um mich.

Mittlerweile habe ich Krankenhäuser satt. Ich werde immer sehr traurig und wehmütig, wenn ich daran denke. Ich würde alles geben, um die Essstörung zu verlieren, keine Stimmen mehr zu hören, keine Dissoziationen und alles andere, womit ich zu kämpfen habe. Ich wünschte, ich könnte meine Narben verschwinden lassen, vor allem die auf meinem Bauch. Auf meinem Körper steht geschrieben, dass ich sehr krank war, aber ich will einfach nur normal sein. Keine Krankheit. Ich kann derzeit keinen Bikini oder etwas bauchfreies anziehen, weil ich mich dann nicht wohlfühle. Dann sieht die Welt meine Narben auf meinem Bauch und sie werden schockiert sein und sich fragen, was mir passiert ist.

Meine Geschichte ist in mir und auf meinem Körper. Was, wenn ich das nie getan hätte? Wo wäre ich heute, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte? Ich denke so viel nach, aber es hilft mir gar nicht. Ich bin einfach wütend auf mich. Sehr wütend, weil ich die falschen Entscheidungen getroffen habe. Ich habe etwas verloren, für das ich alles geben würde, um es wiederzuhaben... aber es ist weg. Ich sitze hier und denke zurück.

Aber gleichzeitig hat mich die Sache zu der Person gemacht, die ich heute bin. Eine Person mit viel Wissen und Erfahrung.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Don't let the darkness in

Mir geht es schon besser, danke für die Genesungswünsche. Ich bin jetzt seit fast einer Woche wegen der Entzündungen im Krankenhaus. Nicht schön, um es so auszudrücken. Es war sehr schmerzhaft, mir ging es gar nicht gut und ich bin jetzt einfach nur froh, dass es vorbei ist. Zum Glück gibt es Schmerzmittel. Der Plan ist, dass ich am Freitag wieder in die Klinik gehe.

Ich fühle mich innerlich gerade ein wenig leer. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, dass alles gegen mich gerichtet ist. In mir passiert so viel und das sollte ich irgendwie rauslassen, aber ich kann es nicht. Ich weiß, dass mir viele Veränderungen bevorliegen. Weil die Situation so ist. Weil die Experten es für besser lassen. Ich werde versuchen zu kämpfen,a ber in mir geht so viel vor sich und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Es tut so weh, aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss an so vielem arbeiten und ich habe Angst, dass ic mich langsam abschatte. Ich möchte einfach nur schlafen. Ich kann nicht mehr.
Man kommt an einen Punkt, wenn man so viel gemacht hat, so viel Mut und Stärke aufgebracht hat, dass man einfach nicht mehr kann. Der Tank ist leer, man ist müde, erschöpft und hat Schmerzen. Und dann kommt das letzte Tröpfchen, was das Fass zum Überlaufen bringt. Man ist erschöpft. Die Dunkelheit paralysiert einen, erfüllt den ganzen Körper.
Man will sich einfach fallen lassen, man kann nicht mehr.
Ich möchte mir einreden, dass es mir gut geht, aber so ist es nicht. Die Depression klopft an der Tür und kriecht in meinen Körper. Ich kann nicht mehr, es ist nicht fair.

Ich weiß, was das ist, aber ich kann dagegen nichts machen. Ich weiß nicht, wie. Ich hab keinen Einfluss, keine Macht, und dieses Gefühl hasse ich.
Ich fühle mich in vielen Weisen hintergangen. Sie hören mir nicht mehr zu und fangen an, wie nach Anleitung zu handeln. Aber ich bin kein Regal, das man einfach mit einer Anleitung aufbaut. Ich bin ein Mensch und in der letzten Zeit habe ich mich wirklich wie ein Mensch gefühlt. Warum soll das jetzt wieder aufhören? Warum sollten sie verändern, was doch funktioniert? Ich habe zwei Möglichkeiten. Entweder, all meine Kraft aufbringen, meinen Willen, und eine neue Therapie finden, oder aufgeben. Beides will ich nicht. Ich möchte dort weitermachen, wo ich bin. Ich möchte gesund werden.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich werde nicht aufgeben, im Sinne von sterben. Aber ich bin kurz davor, mich aufzugeben. Ich kämpfe jeden Tag dagegen an, dass die Dunkelheit mich nicht erfüllt. Aber dann kommt sie und erfüllt mich. Ich verschwinde und ich gebe auf.

Aufgeben ist nicht das, was ich möchte. Ich möchte gesund sein,w arum hört mir keiner zu. Ich weine, und nichts weiter. Trauer, dass ich mich womöglich verliere.

Sonntag, 1. Juni 2014

Krankenhaus

Ich bin total erschöpft und liege gerade in einem Krankenhausbett. Seit Freitag Morgen. Ich hatte die ganze Woche starke Unterleibsschmerzen, aber dachte, das seien die üblichen Frauenprobleme, aber nein... Donnerstag Nacht wurde es ganz schlimm. Ich hatte erhöhtes Fieber, einen niedrigen Blutdruck, hohen Puls, Durchfall, und sehr starke Bauchkrämpfe. Es war so unangenehm und ich hatte lange nicht mehr solche Schmerzen. Blutproben wurden genommen und der Verdacht lag auf Blinddarm oder einer Entzündung im Unterleib.
Ich wurde ins Krankenhaus geschickt und wurde dort untersucht. Fiese Untersuchungen, ein CT. Ich musste 9ml einer Flüssigkeit trinken, die wie verdünnter Wodka schmeckte. Diese Flüssigkeit wurde mir dann noch u.a. Intravenös eingeführt und bla bla, ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen. Es war wirklich unangenehm, letztlich wurde eine Entzündung festgestellt.

Ich muss mich jetzt ausruhen und bekomme anderes Zeugs, weil ich drei Tage nichts gegessen habe. Ich habe keine Kraft, bin müde. Ich habe Angst davor, dass ich auf den falschen Weg gerate, wenn ich wieder gesund bin und feststelle, dass ich ein paar Kilo oder Gramm abgenommen habe wegen der Geschichte...

Donnerstag, 29. Mai 2014

Ich bin Ich

Manchmal habe ich Angst vor den Kräften, die in mir existieren. Wenn ich daran denke, was ich wegen denen schon gemacht habe, bekomme ich Angst. Manche um mich herum sagen vielleicht sowas wie "Sie hat den Boden wieder erkannt". Ich erwarte nicht, dass andere verstehen. Ich wusste, welche Kämpfe ich jeden Tag austragen musste und ich war überzeugt davon, ich würde verlieren, würde irgendwann sterben. Ich denke an all das, was mein Körper aushalten musste. Ich bin sehr überrascht, dass der das ausgehalten hat. Meine Mutter sagte zu mir, dass sie keinen Zweifel daran hätte, dass 'es' eines Tages passieren würde, wenn nicht jemand die Ernsthaftigkeit erkennen würde und  helfen würde - die Frage war eher, wann es passieren würde. Was ich meinem Körper angetan habe, ist nicht menschlich. Man mag nicht glauben, dass man sich soetwas überhaupt zufügen kann. Mehrere Monate wurde ich in der Klinik behandelt und ans Bett gefesselt, weil es sicherer war.
Wie lange würde ich dort verrotten? Bis irgendjemand etwas tat? Ja, ich verrottete. In mir drin rottete ich und wurde kränker. Ich war verzweifelt und hatte große Angst. So oft festgegurtet zu sein, das hat was mit mir gemacht. Ich habe gefleht und gebetet, dass sie mich loslassen und mir die Chance geben, es besser zu machen. Aber das haben sie nicht. Ich wurde nach Hause entlassen. Dort machte es nichts aus, wenn ich mich selbstverletzte. Mir wurde gesagt, ich würde mich nur im Krankenhaus so stark verletzen und ich wäre völlig bei Bewusstsein und hätte die Kontrolle. Was dieser Arzt jedoch nicht bedachte, war, dass ich dissoziierte. Ich floh von der Realität, wenn die Situationen zu schmerzhaft waren, wenn die Gedanken und Traumata hochkamen. Dann musste ich den Schmerz körperlich auslassen. Aber sie meinten, dass ich die Kontrolle darüber hätte und deshalb bekam ich auch keine Behandlung. So standen wir da, meine Mutter und ich, ganz alleine. Es war fast wie ein Todesurteil, wenn ich nach Hause geschickt wurde. Ich habe mein bestes gegeben, aber es lag nicht in meiner Macht, ich hatte keine Kontrolle. Ich wusste, was ich lernen musste - Kontrolle gewinnen, und das machen wir jetzt. Aber damals, zuhause, ging das nicht. Ich lag einfach nur da, ich verschwand.

Ich bin froh, dass das vorbei ist und dass mein Fall richtig bearbeitet und behandelt wird. Dass ich die Hilfe bekomme, die ich brauche, um gesund zu werden. Die Anfälle werden mich wahrscheinlich immer begleiten, aber ich werde lernen, sie besser zu kontrollieren, damit ich mein Leben leben kann, ohne ständig Angst haben müssen, zu sterben. Ich werde nicht sterben. Ich will leben.
Ich sehe langsam, dass ich mein bestes gebe und das gut genug ist. Nach für nach werde ich gesünder. Ich werde die Person, die ich bin. Ich bin eine Person und das ist wichtig für mich. Ich war schon immer ein Mensch, aber jetzt fühle ich mich auch wie einer. Ich bin ich.

Montag, 26. Mai 2014

Shopping-Tag und Baby-Glück

Halli hallo.
Es läuft ganz gut soweit. Ich treffe die richtigen Entscheidungen und werde Tag für Tag besser. Ich kann das. Es war schwer, die bulimischen Verhaltensweisen zu durchbrechen, aber so ist das. Man muss fallen, um wieder aufstehen zu können. Ich musste einen Weg finden, durch den Tag zu kommen, ohne die Essstörung auszulösen. Und ich meine die Essstörung allein, weil ich noch immer mit Dissoziationen zu kämpfen habe.

Weil ich die letzten Tage so gut gearbeitet habe und stabil war, durfte ich ein paar mehr Freiheiten genießen. Ich durfte heute ein wenig Zeit außerhalb der Klinik verbringen, ich war shoppen und habe ein paar Klamotten für den Sommer gekauft. Der kommt ja so langsam aber sicher. Wir haben uns ein kleines Eis gekauft und die Sonne genossen.

Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, was ich alles geschafft habe. Ich treffe auf alte Bekannte in der Klinik und wurde hier schon öfters wegen meiner Magersucht behandelt. Jemand meinte gestern zu mir "Du bist gesünder als du jemals warst und die Krankheit ist zugleich sehr stark" und das stimmt irgendwo. Und das sagt gleichzeitig, dass ich stark bin, weil die Krankheit stark ist. Es ist wichtig, dass ich weiterhin arbeite und Fortschritte mache, auch wenn ich gelangweilt, depressiv, wütend oder schlecht gelaunt bin. Die Anfälle können und werden weiterhin passieren, weil sie ein Abwehrmechanismus gegen den Schmerz sind, gegen schmerzhafte Erinnerungen oder Angst oder Gefühle oder sowas, deshalb schlägt es zu, wenn ich emotional sehr belastbar bin. Wenn ich dissoziiere, bin ich weit weg und alles um mich herum ist vernebelt. Ich kann keinen klaren Punkt festmachen oder etwas sagen, wo ich bin. Ich bin nicht anwesend und eine Gefahr für mich, weil die Stimmen so stark und dominant sind, dass ich selbst sehr schwach bin und nachgebe.

Ansonsten kommt mich bald eine Freundin besuchen und darauf freu ich mich schon. Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen.

Kommen wir zum Baby-Glück! Ich bin zum zweiten Mal Tante geworden. Das kleine Glück Fynn hat das Licht der Welt erblickt. Wir sind so stolz und froh, er ist Zucker. Ich habe ihn sogar einmal gehalten. Ich kann nicht in Worte fassen, wie niedlich er ist und wie stolz ich bin.

Samstag, 24. Mai 2014

Kontrolle erlangt

Heute habe ich die Kontrolle wiedererlangt und das fühlt sich wundervoll an. Wenn man es geschafft hat, fühlt man sich so gut und glücklich. Endlich, kann ich da nur sagen.

Es war ein sehr langer Tag. Ich habe zugestimmt, meine Mahlzeiten zu essen. Ich habe gegessen und war zufrieden, war davon überzeugt, das ganze Paket machen zu können, d.h. essen und es drinbehalten. Aber nein, nachdem ich gegessen hatte, war die Essstörung so laut und ich wollte mehr haben. Ich konnte nicht mehr essen, aber ich wusste auch, dass ich nicht mehr essen sollte. Ich habe dem Personal gesagt, dass ich nicht mehr essen darf und sie mir keine Möglichkeit dazu geben sollen, also hab ichs auch nicht getan. Nicht überfressen.
Nach dem Mittagessen bin ich eingeschlafen, weil ich so müde war.

Später hatte ich einen Anfall und habe dissoziiert, aber das Personal hat mir geholfen, dass ich wieder zurück komme und als das dann so war, habe ich mit ihnen geredet. Das hat sehr gut getan, ich konnte mir Luft verschaffen. Ich hab mich gut gefühlt.

Verdammt, ich muss mich beeilen, gleich ist Nachtruhe und ich muss ausm Internet raus.

Mein Punkt ist, dass ich heute gute Entscheidungen getroffen habe. Ich habe mich nicht übergeben und dadurch einen Zyklus durchbrochen. Darüber hinaus hab ich ein Stück Schokolade gegessen. Es ist ein tolles Gefühl, nicht über der Kloschüssel zu hängen und Pizza für Pizza zu erbrechen.

Ich bin so glücklich, dass ich heute die Kontrolle erlangen konnte. So kann es weitergehen.

Jetzt gleich kommt die Nachtwache, deshalb bin ich wieder weg!

Der Teufel auf meiner Schulter

Es ist Morgen, die Sonne ist aufgegangen, es ist hell draußen. Ich stehe auf, mein Magen knurrt, ich will essen, aber der Kopf möchte das nicht. Ambivalenz in meinen Gedanken.
Ich habe einen Ernährungsplan, an den ich mich halten muss. Er ist sehr strikt und mein Leben ist gefüllt von Gegensetzen. Alles oder nichts. Schwarz oder weiß. Ja oder nein. Offen oder geschlossen. Alles essen oder gar nichts essen. Irgendwie kann ich mich mit etwas dazwischen nicht anfreunden. Und das nervt mich. Ich glaube, dass ich besser mit meinen anorektischen und bulimischen Zügen klarkommen würde, wenn ich nicht das eine oder das andere wählen müsste, sondern eine Mitte finden könnte. Aber dann gibt es diese große Angst und ich kann nichts machen.

Der Teufel hat eine dunkle Stimme und diese verfolgt mich. Ich tanze in der Dunkelheit, aber kann den richtigen Weg nicht finden. Ich will in der Freiheit tanzen und niemals müde werden. Wo ist das Licht, das mein Herz erfüllen kann? Mein Herz ist nur gefüllt von Schmerz.
Die Stimme des Teufels flüstert, dass ich dreckig und schmutzig bin. Und alles, was ich will, ist hübsch und schön zu sein. Schön genug, um mich gut zu fühlen. Um Selbstbewusst zu sein.
Die Stimme des Teufels jagt mich durch die dunklen Gassen. Er schleicht sich an und schreit mich an, kneift mich, sobald ich einen Fehler mache. Warum existiere ich in dieser Welt? Wann kann ich in der Sonne leben?
Der Himmel über mir ist gefüllt von Sternen. Ich sehe nach oben, aber es macht mich nur schwindelig. Ich kann den Himmel nicht erkennen. Die Krankheit holt mich ein. Ich finde den richtigen Weg nicht.
Das Mädchen hat einen Traum der Freiheit, aber sie ist in ihrem einen Körper gefangen. Es ist nie genug, sie kann nie aufhören.
Gefangen in meinem eigenen Körper mit dem Teufel auf der Schulter. Müde, erschöpft und depressiv. Kann... kann nicht.

Essstörungen sind scheiße. Sie nehmen dir alles. Sie rauben dir Zeit, Kraft, Energie, Konzentration, Körper und Seele, und dich selbst. Irgendwann verschwindest du.
Du bist weg, verschwunden, weil du nicht mehr deinen Körper kontrollierst. Du versuchst zu fliegen, aber deine Flügel sind gebrochen. Die Füße sind müde und gefesselt, die Hände werden kontrolliert. Du hängst fest, kannst nichts machen, kannst nicht leben. Du versuchst, der Boss zu sein, aber du scheiterst, weil irgendwas in dir stärker ist als du. Du versuchst es, Tag für Tag, Jahr für Jahr, ein ganzes Leben lang.
Die Welt um dich herum wird bedeutungslos. Wichtig allein ist das, was mit deinem Körper passiert.
Kontrolle ist wichtig. Du verlierst alles in deinem Leben, weil du dich für die Krankheit entscheidest. Es ist die einzige Möglichkeit, die sich dir auftut, du kannst nur diese Stimme hören. Sie schreit dich an, wenn du nichts hören willst, und flüstert dir zu, wenn du verletzt bist. Du bist gefangen.

Ich bin gefangen.