Freitag, 23. Dezember 2016

Heute Morgen herrschte noch das reinste Chaos in meiner Wohnung. Ich wollte mich am liebsten auf dem Sofa verkriechen und das Chaos vergessen, aber das hilft ja auch nicht. Also alles aufgeräumt, die Geschenke eingepackt und für Ordnung gesorgt.

Weihnachten kann schwierig sein, also gebt auf einander Acht. Hört einander zu, seid friedsam. Setzt eure Masken nicht auf. Nehmt sie ab und lebt, atmet, fühlt. Es ist nicht gefährlich.

Freitag, 16. Dezember 2016

Gute Neuigkeiten

Gute Neuigkeiten. Endlich gibt es gute Neuigkeiten, die viel Gewicht von unseren Schultern nehmen. Es war nicht ganz sicher, ob ich in dieser Wohnung bleiben kann, aber ich muss nach Weihnachten nicht ausziehen. Das bedeutet mir so viel und ist so wichtig. Wir haben heute eine Lösung gefunden, mit der ich nicht immer Angst haben muss, demnächst ausziehen zu müssen. Jetzt kann ich mit der Sicherheit arbeiten, einen Platz zu haben. Dadurch, dass ich seit meiner Kindheit in Krankenhäusern, Kliniken und anderen Institutionen gewohnt habe, war sich mein Team nicht sicher, ob ich eine eigene Wohnung führen kann. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es für mich sehr wichtig ist, einen sicheren Ort zu haben. Einen Rückzugsort, ein Zuhause. Ich bin froh, dass dieses Thema nun abgehakt ist.

Freitag, 9. Dezember 2016

Kindheitserinnerungen an Weihnachten

Weihnachten rückt immer näher und ich versuche ganz stark, dass ich mich darauf freuen kann. Ich höre Weihnachtsmusik, schaue mir alte Fotos an, schaue Weihnachts-Filme an, kaufe Geschenke, dekoriere, habe einen Adventskalender und so weiter. Und ich warte auf den ersten Schnee.

Ich erinnere mich an die Grundschule, da hatten wir immer eine Weihnachts-Projektwoche, wo wir verschiedene Sachen zu Weihnachten gemacht haben. Die kreativen Angebote habe ich geliebt. Basteln, oder auch Kerzen selber herstellen, das war mein Highlight. Wir haben auch gebacken und hatten nachher alle Bauchschmerzen, weil wir zu viel Teig genascht haben.

Es gab eine Weihnachtsfeier in der Klasse, wo wir Lebkuchen und andere Leckereien gegessen haben und einen Film geguckt haben. Dann gab es noch eine Messe, wo wir singen mussten. Ich weiß noch, wie ich immer nervös war und Angst hatte, falsch zu singen.

Es war immer ein Highlight, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Ich hab es geliebt, persönliche Geschenke zu machen. Ich fand es immer viel schöner, andere zu beschenken, statt selbst beschenkt zu werden.

Zuhause wurde natürlich immer gebacken. Weihnachtsmusik von der Kassette, während wir alle möglichen Plätzchen gebacken haben.

Den Weihnachtsbaum haben wir immer ein paar Tage vor Heilig Abend gekauft und ihn dann am Morgen aufgestellt und dekoriert. Früher war immer Lametta am Baum.

An Heilig Abend war ich immer ganz nervös und aufgeregt und konnte den Abend nicht abwarten. Ab dem Nachmittag war die Wohnzimmertür verschlossen, damit das Christkind kommen konnte. Wir gingen in die Kirche und haben den Nachbarn frohe Weihnachten gewünscht. Die Glocken läuteten und dann fühlte sich alles ganz weihnachtlich an. Wenn wir wieder Zuhause waren, mussten wir kurz warten, bevor wir zur Bescherung ins Wohnzimmer durften. Geschenke wurden verteilt. Danach gab es Essen - traditionell gab es Fondue bei uns.

Am wichtigsten war für mich immer, dass die ganze Familie beisammen war und es allen gut ging. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen.

Dieses Jahr habe ich die Geschenke bereits alle zusammen, aber muss sie noch einpacken. Ich habe noch nicht gebacken, aber freue mich darauf. Dieses Jahr möchte ich viel backen - für all die Jahre, die ich es verpasst habe weil ich im Krankenhaus war. Dieses Jahr kommt fast die ganze Familie zusammen. Ich freue mich darauf und hoffe, dass ich es genießen kann.

Samstag, 3. Dezember 2016

Zeit

Seit ich wieder Zuhause bin, fühle ich mich sehr unsicher. Das ist wahrscheinlich nicht ungewöhnlich, denn alles ist so neu. Ganz neue Situation, dass ich zum ersten Mal alleine wohne. Alles muss erledigt werden und ich muss mit neuen Psychologen, Ärzten, mit einem neuen Team klar kommen. Ich muss lernen, alleine zu sein. Alles ist so neu und unsicher.

Die meiste Zeit bin ich alleine und wenn ich alleine bin, habe ich große Angst und bin sehr angespannt. Ich habe Angst zu dissoziieren, Angst zu sterben, Angst rauszugehen, Angst das Sofa zu verlassen. Das Sofa ist sowas wie ein sicherer Ort für mich. Ich habe mit Halluzinationen zu kämpfen und höre und sehe Dinge aus meiner Vergangenheit. Wenn ich sowas erlebe, passiert etwas in meinem Körper. Eine Reaktion, mein Körper erinnert sich, und es ist fast so, als würde ich es noch einmal erleben. Auch wenn ich weiß, dass es nicht wirklich passiert, fühlt es sich so real an. Das passiert oft und ich habe Angst davor. Ich dissoziiere und bin erschöpft.

Ich weiß, dass das nur eine Phase ist, die ich überstehen muss. Und ich versuche an all das zu denken, was ich in den letzten 13 Jahren alles bewältigt habe. Wenn ich daran denke, ist es einfach nur unglaublich, dass ich immer noch in meiner Wohnung bin. Dennoch denke ich so viel über die Vergangenheit nach, dass die richtige Zeit einfach verstreicht und ich sauer werde. Ich möchte die Vergangenheit vergessen und nicht darüber nachdenken, ich möchte eine Pause, weil ich ständig davon eingeholt werde. Ich war schon immer sehr ungeduldig und wollte mir ein paar Schritte voraus sein. Ich weiß, dass ich mit meiner Vergangenheit und den Herausforderungen leben muss. Es ist nur so schwierig und schmerzhaft und ich bin so müde. Es ist schwierig, das zu akzeptieren. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich meine Vergangenheit nicht ändern kann.

Ich versuche also geduldig zu sein und mir die Zeit zu geben. Ich habe die Zeit. Ich hab sie und ich habe die Macht, Entscheidungen zu treffen. Jeden Tag. Vielleicht konzentriere ich mich auf all das, was ich nicht schaffe, all mein Versagen, all die Herausforderungen und wie sehr ich mich hasse. Aber ich kann mich auch darauf konzentrieren, dass ich Hilfe habe, dass ich Zeit habe und ein wenig geduldiger mit mir sein muss. Mich auf das konzentrieren, was gut ist. Ein wenig mehr Spaß zu haben. Alles nötige zu tun und meine Gefühle zu akzeptieren.

Ich habe viel erreicht und viel geschafft. Man hatte mich aufgegeben, ein hoffnungsloser Fall, zu kaputt, zu beschädigt, zu krank, zu traumatisiert, keine Zukunft, zwischen Leben und Tod. Und schaut, wo ich heute bin. Das ist ein Wunder. Auch wenn es so schwierig ist, werde ich es schaffen. Ich habe eine zweite Chance erhalten und ich werde mein Leben zurück erobern.

Es ist einfach, sich auf die schlechten Dinge zu konzentrieren und nur das zu beleuchten, was man nicht hinkriegt. Aber eigentlich schaffe ich auch ganz schön viel. Ich bin auf dem Weg. Aber das braucht Zeit.

Mittwoch, 30. November 2016

Weihnachten, ich erwarte dich

Heute war ein guter Tag. Endlich, ein guter Tag. Er fing schon gut an, als ich aufgestanden bin und für Weihnachten dekoriert habe. Ich habe aufgeräumt und geputzt und es mir gemütlich gemacht. Das ist mir sehr wichtig. Ich brauche Gemütlichkeit - sei es in der geschlossenen Psychiatrie, in meinen Kliniken oder sonstwo im Krankenhaus.

Ich habe alles ausgepackt, was ich so an Deko habe. Ich merke, dass mir die Dekoration gut tut. Ich fühle mich sicherer.

Ich habe aber auch gemerkt, dass ich noch nicht so realisiert habe, dass ich entlassen bin, und mich ejtzt um alles kümmern muss. Ich drücke mich noch vor manchen Dingen. Ich dachte, dass ich gewisse Dinge jetzt fühlen werde, aber das tue ich noch nicht. Es ist komisch. Vielleicht wird es an Weihnachten anders. Ich hoffe, dass Weihnachten dieses Jahr gut sein wird. Weihnachten ist schwierig. Ich habe mich immer sehr einsam gefühlt, weil die Krankheit gefeiert hat. Dieses Jahr feiere ich.

Freitag, 25. November 2016

I can rest - at last

Ich sitze ganz still und ruhig. Ich erlaube mir, ganz ruhig sitzen zu bleiben, während der Sturm in mir tobt, um mich herum tobt, überall. Ich habe Angst, aber weiß auch, dass ich das aushalten kann. Ich bin irgendwo in mir drin, wo ich noch nie war. Um irgendwas zum Vorschein zu bringen. Ich weiß, dass ich mich auf eine Reise in mir drin begebe. Unterdrückte Emotionen kommen zum Vorschein. Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung, Sehnsucht, Selbsthass, Scham, Schuldgefühle. Ich weiß, dass ich sie rauslassen muss und ich weiß, dass ich bald dazu bereit sein werde. Ich bin alleine auf dieser Reise, sie ist ganz mein.

Es braucht Zeit. Und ich weiß auch, dass es ein Prozess ist. Was ist jetzt fühle, ist Erschöpfung. Eine Erschöpfung, die ich noch nie gefühlt habe. Nach 13 langen Jahren, die ich mit mir und meinem Körper im Krieg stand. Ich war im Kampf-Modus. Habe nie still gestanden oder eine Pause gemacht. Aber jetzt bin ich bereit und muss auf meinen Körper hören und mich um mich selbst kümmern. Ich bin erschöpft, deshalb muss ich mich ausfuhren. Das wird eine Weile so anhalten. Als hätte ich 13 Jahre lang ununterbrochen Triathlons absolviert. Und endlich bin ich stehen geblieben und habe mich hingelegt, ohne irgendwas zu tun. Und das ist okay. Ich kann mich jetzt ausruhen.

Dienstag, 15. November 2016

Weihnachten

Weihnachten ist fast hier, die Weihnachtszeit hat begonnen. Wie viele andere Menschen auch, ist Weihnachten für mich eine schwierige Zeit. Überhaupt sind Feiertage wie Weihnachten oder Ostern schwierig für mich.

Bevor ich krank wurde, habe ich Weihnachten geliebt. Ich mochte die Weihnachtszeit, die Traditionen, die Stimmung, das Essen, die Zeit mit der Familie, einfach alles.
Dann wurde ich krank und vieles ist verschwunden, weil ich solch einen Stress hatte. Die Essstörung hat es mir nicht leicht gemacht und alles, was ich an Weihnachten geliebt habe, konnte ich nicht genießen, weil es mit meinen Regeln nicht vereinbar war.
Ich konnte nicht essen, ich konnte nicht mit meiner Familie ruhig zusammensitzen, ich konnte keine Weihnachtsfilme gucken, während ich Süßigkeiten genascht habe.
Stattdessen musste ich hungern, ich musste trainieren und Kalorien verbrennen, und dafür musste ich lügen und mich irgendwie ums Essen drücken. Und dann musste ich auch noch meine Fassade aufrecht erhalten.
Weihnachten war schwierig, weil man so viele schwierige Situationen hatte, die man irgendwie umgehen musste.

Als ich dann mit der Bulimie zu kämpfen hatte, war Weihnachten in etwa so, als würde ein Kind in einen Süßwarenladen gehen. Süßigkeiten überall, ein Paradies. Ich konnte nicht aufhören zu essen, auch wenn ich mich geschämt habe, so viel zu essen. Danach bin ich ins Badezimmer abgehauen und habe alles erbrochen. Als ich herausgefunden habe, dass alle wussten, was ich da im Bad mache, habe ich mich geschämt und schlecht gefühlt. Ich hatte Weihnachten ruiniert und die Stimmung ruiniert. Ich konnte aber auch nicht aufhören, weil die Krankheit zu stark war.

Die letzten zwölf Weihnachten wurden also durch die Essstörung ruiniert. Dieses Jahr möchte ich das ändern. Ich möchte die Festtage genießen, so gut es geht. Ich möchte die Essstörung in ihre Schranken weisen. Ich möchte die Traditionen erleben und eine schöne Zeit mit meiner Familie haben.

Montag, 14. November 2016

6 positive Dinge

Ich dachte bisher immer, dass es wichtig ist, sich lediglich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Aber ich habe auch gelernt, dass es wichtig ist, sich über die schlechten Dinge bewusst zu werden. In diesem Post möchte ich aber über gute Dinge schreiben.

1. Ich bin seit über einem Monat entlassen und zuhause. Ein neuer Rekord! Ich stehe in Kontakt mit meiner Klinik, werde ab und an von Therapeuten besucht, habe tolle Unterstützung, und dadurch läuft es überraschend gut.

2. Ich bekomme gute Unterstützung von Therapeuten, die mich zuhause besuchen. Sie merken, dass ich das brauche, weil ich viel mit Angststörungen zu tun hatte, wenn ich alleine bin. Jeden Dienstag bekomme ich Unterstützung, die mir hilft. Dann kann ich hoffentlich bald alleine notwendige Dinge machen wie einkaufen.

3. Gestern waren meine Mutter, meine Schwester und ich im Theater. Das war sehr schön. Einfach mal rausgehen und lachen.

4. Ich habe viel darüber nachgedacht, einen Hund zu adoptieren. Ab und an habe ich den Hund einer Bekannten bei mir und das tut mir so gut. Ein kleiner Hund namens Theodor. Es ist so schön, die Gesellschaft von diesem Wesen zu haben, das einfach nur mit dir spielen und kuscheln möchte.

5. Ich bin fast durch mit den Blutgerinnungsmitteln und das beruhigt mich.

6. Ich bin zuhause und ich komme klar. Gut, es gibt Herausforderungen und es ist nicht einfach und ich bin längst nicht so selbständig wie "normale" Menschen das sind. Aber ich bin auf dem richtigen Weg.

Es gibt sicher noch mehr positive Dinge, aber diese sind mir gerade eingefallen. Ich wünsche euch einen schönen Abend!

Samstag, 5. November 2016

Face your fears

Wenn ich zweifle, suche die Antwort in meinem Herzen. Es gibt viele, die ihre Antworten tief in sich drin haben, aber die sich nicht trauen, dort danach zu suchen oder danach zu handeln. Was auch immer es ist. Es gibt viele Herausforderungen und ich bin seit Jahren eingeschränkt und traue mich nicht, meine Angst wirklich zu spüren und ihr in die Augen zu sehen. Und deshalb bin ich nicht gesund geworden. Die Fortschritte und die Entwicklung findet außerhalb der Wohlfühlzone statt. Deshalb ist es so schmerzhaft, Entscheidungen zu treffen, neue Dinge zu wagen und sich den Dingen zu stellen, die einem solche Angst bereiten.

Freitag, 4. November 2016

Einsamkeit

Wenn ich schreibe, dass ich mich einsam fühle, dann meine ich nicht, dass ich alleine bin. Ich kann ständig Leute um mich herum haben, aber fühle mich trotzdem einsam. Ich bin dankbar, dass ich so viele Leute habe, die sich um mich kümmern, bitte nicht falsch verstehen.
Aber wenn ich sage, dass ich mich einsam fühle, dann meine ich, dass ich ganz alleine mit dem Trauma bin, das mich die ganze Zeit jagt. Alleine mit der Angst, die mich zittern lässt. Alleine mit den Panikattacken. Dissoziieren, Halluzinationen. Ich sehe und höre Dinge, vor denen ich Angst habe. Die ständigen Schmerzen im Unterbauch und die ganzen anderen körperlichen Einschränkungen, die mich mein Leben lang begleiten werden.
Ich weiß, dass ich Hilfe bekomme, aber ich bin diejenige, die die Herausforderungen Tag für Tag bestreiten muss. Ich fühle mich einsam und es ist so schwierig, damit zu leben. Ich bin alleine in meinem Körper gefangen und fühle mein Leid alleine. Es gibt keinen Pause-Knopf, niemand kann mal für mich übernehmen. Und der Gedanke, dass das etwas ist, womit ich mein Leben lang leben muss, ist überwältigend, schmerzhaft und erschöpfend. Es ist ein wenig so, als würde ich auf dem Mond leben, während alle anderen auf der Erde sind. Ich bin alleine in meiner eigenen Welt.
Die Einsamkeit ist schwierig und ich kann mich nicht damit beruhigen, dass es vorbei geht und besser wird. Die Herausforderungen sind immer da.
Aber ich bin auch sehr dankbar und glücklich, dass ich viele Menschen habe, die sich um mich sorgen. Ich bekomme gute Hilfe. Und habe eine tolle Familie, die sich kümmert und die ich liebe. Ich habe Freunde, die ich hoffentlich bald mal wieder sehe.
Und dafür bin ich dankbar. Ich kann mich glücklich schätzen. Dieser Post soll kein jammern sein. Ich möchte nur offen sein und ehrlihc über meine Gefühle schreiben. Man kann sich einsam und alleine fühlen, auch wenn man viele Leute um sich herum hat. Das geht wahrscheinlich vielen so und es ist hart, weil man das einem äußerlich nicht ansieht. Und oft sagt man es nicht, weil es in der Gesellschaft nicht üblich ist.

Dienstag, 1. November 2016

Ein Boot in unbekannten Gewässern

Ich habe in meinem Leben schon viel aufgegeben und für meine Fehler teuer bezahlt. Durch die gerade abgeschlossene Therapie ist mir das alles bewusst geworden. Die Bewusstheit kann ein Vorteil sein, weil ich jetzt besser arbeiten kann. Aber die meiste Zeit tut es einfach nur weh. Ich bin mir bewusst, was ich alles verpasst habe, was ich aufgegeben habe und warum die Dinge so sind, wie sie sind. Ich bin mir bewusst, warum ich Dinge tue und warum ich sie nicht tue. Ich bin mir bewusst, was vor mir liegt und dass vor allem schwierige Entscheidungen vor mir liegen.
Manchmal wünschte ich mir, diese Bewusstheit nicht zu haben. Die Dinge waren auch früher nicht einfach, aber da war ich einfach so betäubt, dass ich es nicht mitbekommen habe und selbstbewusster war.
Jetzt ist mir alles schmerzhaft bewusst. Auch wenn ich stärker bin und besser mit allem umgehen kann, sind die Herausforderungen schwieriger, weil ich mir darüber im Klaren bin und alles fühle.
Jetzt, wo alles in meinem Leben neu und unbekannt ist, habe ich das Gefühl, mich noch nie sicher gefühlt zu haben. Und es tut weh, sich so unsicher und ängstlich zu fühlen.
Meine Vergangenheit macht mir zu schaffen. Sie jagt mich, wenn ich schlafe oder wach bin. Und das macht mir Angst. Ich habe Angst.
Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich nicht zerbrochen bin. Ich toleriere es. Auch wenn es schmerzhaft und schwierig ist und mich einsam fühlen lässt.
Ich habe viel Zeit für mich und brauche diese Zeit auch. Ich fühle viel von den Emotionen, die ich jahrelang unterdrückt habe, und habe das Gefühl, dass sie mich wie eine Flutwelle überraschen. Ich sitze ruhig im Boot und warte auf die Wellen. Manchmal ist das alles, was man machen kann. Innehalten. Nichts tun. Nicht reagieren.
Gleichzeitig ist es aber auch unglaublich unsicher und schmerzhaft, ganz ruhig in einem Boot in unbekannten Gewässern zu treiben. Ganz alleine, ohne Anker. Und momentan ist es sehr neblig. Ich weiß nicht, welche Ziele ich habe oder was mich erwartet, aber ich bin bereit, ganz ruhig in meinem Boot sitzen zu bleiben.

Sonntag, 30. Oktober 2016

Zwei positive Dinge

Zwei positive Dinge, die man schätzen lernt, wenn man entlassen wird:

1) dass man alleine entscheiden kann, was und wann man isst. Und natürlich auch, dass man selber kochen kann und es so würzen kann, wie es einem schmeckt. In der Klinik bekommt man sein Essen vorgesetzt und ich konnte Kartoffeln irgendwann nicht mehr sehen. Ich mag es, dass ich mir Zuhause meine Gerichte selber zusammenstellen kann und neue Rezepte ausprobieren kann. Heute gab es Kürbis aus dem Ofen mit Salat und einem Orangen-Zitronen-Honig-Dressing/Marinade.

2) die Stille. Es werden nicht ständig Türen geknallt, Schlüssel im Türschloss umgedreht, Menschen reden oder schreien oder weinen etc. Natürlich ist es komisch, nicht von den Geräuschen umgeben zu sein, die man so kennt. Auch wenn es in der Klinik mal ruhiger ist, ist es nie komplett ruhig. Die Stille kann gut und schlecht sein. Ich für meinen Teil mag die komplette Stille nicht, aber ich finde es angenehm, die Geräusche bestimmen zu können, die ich hören möchte. Zum Beispiel kann ich ruhige Musik anmachen oder ich kann eine Serie schauen - ohne, dass ein Patient auf dem Flur schreit.

Ich wünsche euch noch einen schönen Restsonntag! Morgen wird es schaurig, also nehmt euch in Acht und esst viele Süßigkeiten! :)

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Some days you have to make your own sunshine

Wir alle haben unsere Herausforderungen. Ich hätte "Probleme" sagen können, aber ich möchte es lieber als Herausforderung bezeichnen, weil der andere Begriff so negativ besetzt ist. Es ist interessant, wie ein anderes Wort eine ganz andere Bedeutung haben kann und den Satz viel positiver klingen lassen kann. Ja, wir alle haben Herausforderungen. Und es ist sehr einfach, sie aufzuschieben, ihnen aus dem Weg zu gehen oder sie sonstwie zu vermeiden. Sehr einfach. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich mit den Herausforderungen umgehe. Manchmal muss man alles ein wenig besser machen, um schwierige Situationen meistern zu können. Laute Musik, während man den Abwasch erledigt. Es ist wichtig, das beste aus manchen Situationen herauszuholen. Dadurch kann man schwierige und herausfordernde Situationen bedeutsamer machen. Vieles hängt von unserer Einstellung ab und wie wir die Dinge betrachten. Es ist einfach, dem Schmerz einfach nachzugeben und sich zu verkriechen. Und mit jedem Tag, den wir aufschieben, wird es schwieriger.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Ich atme

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal tue. Alleine in meiner eigenen Wohnung zu sein und die Dinge zu tun, die damit verbunden sind. Aber ich kann das. Auch wenn es sehr schwierig ist. Die meiste Zeit habe ich unglaubliche Angst. Angst davor zu sterben. Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Angst vor dem, was ich sehe (Halluzinationen). Angst, die Wohnung zu verlassen. Angst, den Raum zu verlassen, denn das Sofa ist zum sichersten Ort in der Wohnung geworden. Deshalb gehe ich kaum raus, es sei denn, jemand ist bei mir. Ich verliere die meiste Zeit des Tages und ich glaube, dass ich viel dissoziiere. Ansonsten dominiert die Erschöpfung. Ich bin total ausgelaugt und war schon lange nicht mehr so müde. Ich versuche mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich schaffe. Und nicht von mir zu verlangen, gleich alles perfekt hinzukriegen. Ich bin froh, am Leben zu sein und nicht wieder in der Klinik gelandet zu sein. Es gibt gute Dinge, aber es ist schwierig, diese zu sehen, wenn die schlechten Dinge so laut sind. Aber ich atme. Ich atme gleichmäßig und mache weiter.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Ein neuer Weg

Ich habe einen neuen Weg eingeschlagen. Das ist klasse, verlangt mir aber auch alles ab. Es erfordert alles von mir. Nicht alle Tage sind machbar. Und daher ist es wichtig, dass ich neue Tools habe, um mit den schlechten Tagen klarzukommen. Es gibt leider keinen magischen Zauberstab, der alles einfacher macht. Meine Tools bestehen darin, zu akzeptieren, dass die Schmerzen da sind und dass sie okay sind. Es ist einfach, abzuhauen, und Gründe zu finden, warum ich abhauen sollte. Aber ich bleibe, damit ich dem Leben eine Chance geben kann. Und das ist Grund genug, zu kämpfen.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Entlassen!

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen kann, aber... ich wurde entlassen! Ich bin zuhause und feiere mich, feiere das Leben, feiere meine Mutter, weil sie immer da war und immer um mich gekämpft hat.
Es fühlt sich an, als hätte ich 12 Jahre lang versucht, den Mount Everest zu besteigen, obwohl ich in einer dunklen Höhle gefangen war, und als hätte ich die letzten sechs Monate gebraucht, um endlich mal loszugehen. 
Der Anfang ist gemacht und der Rest liegt jetzt in meiner Hand.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Life - here I come

Ich habe mich gerade von ein paar wundervollen Menschen verabschiedet, die mich durch eine der härtesten Phasen meines Lebens gebracht haben. Ich habe nicht viel gesagt, weil man meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen kann. Einfach nur "danke für eure Hilfe". "Du hast die Arbeit geleistet, du hast dir selbst geholfen". Ja, das stimmt. Ich habe so viel erreicht und so oft das unmögliche möglich gemacht. Ich werde mich weiter darauf konzentrieren, die richtigen ENtscheidungen zu treffen. Ich hab noch nicht so ganz begriffen, dass ich heute nach Hause fahre. Das Leben ist da. Ich habe noch einiges vor mir, aber ich bin mental ganz anders eingestellt und viel besser darauf vorbereitet.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Das, was ich die letzten sechs Monate gemacht habe, war das stärkste, ehrlichste und schwierigste, was ich je gemacht habe. Wir Menschen wollen viel und machen doch so wenig. Weil Hindernisse kommen. Und die werden sich uns immer in den Weg stellen. Ungerechte, fiese, unberechenbare, zerstörerische Hindernisse. Manchmal ist es ein Gefühl, mal ein Gedanke, mal passiert etwas blödes, manchmal liegt es aber auch einfach nur am Wetter. Manchmal sind es Dinge, gegen die wir nichts tun können. Und die Hindernisse sind einfach da. Wir entscheiden, ob sie uns aufhalten oder nicht. Es wird schmerzhaft, vielleicht ist es riskant, vielleicht müssen wir einen Preis bezahlen. Es gibt tausend von Hindernissen. Und wir müssen Dinge tun, auch wenn sie weh tun. Das ist manchmal notwendig, um ein Ziel zu erreichen.

Freitag, 30. September 2016

Alles hat ein Ende...

(nur die Wurst hat zwei.)

Alles hat ein Ende und alles hat einen Anfang. Beides kann unglaublich schwierig sein. Ich versuche mir zu sagen, dass ich es schaffen werde und alles in mir habe, um klarzukommen. Es wird schmerzhaft, schwierig, aber ich habe alle Tools, um es meistern zu können.
Es gibt nichts, was man nicht reparieren kann, und ich gehöre dazu. Ich muss den Schmerz akzeptieren und lernen, mit ihm zu leben. Auch wenn es unglaublich einfach ist, in dem Schmerz zu ertrinken, muss ich Platz schaffen für die guten Dinge.
Ich bin nicht bereit, aber das werde ich nie sein. Ich habe Angst und möchte abhauen, hätte am liebsten eine Pause. Hindernisse werden kommen, Herausforderungen werden kommen, egal ob heute oder morgen oder in einem Jahr. Aber ich werde immer besser darin, mit diesen Hindernissen und Herausforderungen umzugehen. Ich weiß, was ich will. Das Ziel ist dort und ich bin hier. Das ist ein Anfang. Auf die Plätze, fertig, los!

Freitag, 23. September 2016

Wochenende

Eeeendlich erwartet mich das Wochenende! Die Woche war unglaublich lang, herausfordernd, lehrreich, ätzend und gut. Und das heißt, dass es eine gute Woche war. So langsam dämmert es mir auch, dass ich bald nach Hause gehen werde. Nach Hause. In meine eigene Wohnung. Zum ersten Mal gehe ich nach Hause und nicht in ein anderes Krankenhaus.
Ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Woche hier überlebe, und nun sind es fast sechs Monate. Ich bin stolz auf mich und stolz auf alles, was ich geschafft und erreicht habe. Wenn ich nach Hause gehe, gehe ich mit neuen Umgangsmethoden und Tools nach Hause.

Sonntag, 11. September 2016

Die Familie leidet mit

Manchmal muss man sich in Erinnerung rufen, dass die Familien von kranken Menschen auch leiden und alles durchstehen müssen. Gleichzeitig erledigen sie noch ihren Job und haben ihre eigenen Sorgen. Sie stehen Ängste durch, wenn sie ihre Kinder auf diesem schwierigen Weg begleiten und nur bedingt helfen können. Manche Leute verschließen davor die Augen und denken, dass es die Familie ja gar nicht betrifft, wenn jemand anderes krank ist. Aber wie das wirklich ist, weiß man erst, wenn man selbst jemand kranken in der Familie hat. Manche versuchen zu verstehen und möchten den Familien helfen und diese Unterstützung ist toll, auch wenn sie natürlich den Schmerz nicht ganz lindert. Manche wissen auch nicht so recht, was sie zu den Familien sagen sollen oder wie sie sich verhalten sollen. Oft ist es bei Müttern sol, dass ihre Kinder das wichtigste auf der Welt sind und sie vergessen, an ihre eigenen Gefühle zu denken. Man muss für das Kind stark sein. Meine Mutter war über das Wochenende hier und ich habe sie gerade verabschiedet. Im Auto hat sie geweint und mir erzählt, wie es für sie jeden Tag war. Jeden Tag aufzuwachen und nicht zu wissen, ob ich noch lebe. Meine Mama hat beschrieben, wie ängstlich und traurig und wütend sie ist und was das mit ihr gemacht hat - zu wissen, dass mir jederzeit was passieren kann und sie nicht helfen kann. Meine Mutter hat für mich und mein Leben gekämpft. Sie war ständig da und war von meiner Krankheit immer so eingenommen, dass sie kaum ihr eigenes Leben leben konnte. Wer kümmert sich also um die Familien? Wer kümmert sich um die Eltern? Vielleicht sollten wir uns da alle ein wenig mehr unterstützen. Und wenn es nur ein einfaches "Hey, ich denke an euch und weiß, dass es ziemlich schwierig ist" ist. Wir können nicht alles verstehen, aber wir können uns unterstützen.

Sonntag, 28. August 2016

Der Sturm beruhigt sich ein wenig.

Am Wochenende konnte ich mich ein wenig ausruhen und habe ein wenig geschlafen, nachdem ich wochenlang kaum schlafen konnte und nachts mit Schmerzen wach lag. Ich habe meinem Team auch gesagt, dass ich wieder Schmerztabletten nehmen möchte. Ich kann den körperlichen Schmerz nicht mehr ertragen. Wenn ich klar denken soll und an mir arbeiten soll, muss ich den Schmerz unter Kontrolle haben. Die Therapie allein ist schwierig genug. Ich habe aber vollstes Vertrauen in diese Therapie. Man muss nur zwischen körperlichem und seelischem Schmerz unterscheiden. Ich bin weit gekommen, aber habe auch eine harte Woche vor mir. Ich gehe weiterhin jede Stunde einzeln an, mehr geht nicht. Zwei Stunden sind zu überwältigend für mich. Deshalb jede Stunde einzeln. Wir werden sehen, was passieren wird. Ich gebe jedenfalls nicht auf. Eine neue Woche mit neuen Möglichkeiten.

Freitag, 26. August 2016

Evaluations-Gespräch

Theoretisch gesehen habe ich über die Hälfte geschafft. Aber weil in den letzten Wochen so viel passiert ist, hatte ich noch nicht mein Halbzeits-Evaluations-Gespräch. Morgen aber. Hier in der Klinik ist man selber für diese Gespräche verantwortlich. Man darf sich einen Therapeuten/Arzt aussuchen, der einem ein wenig hilft und unterstützt. Im Gespräch entscheide ich aber, worum es gesehen soll. Dann stelle ich dem Team ein Problem vor und berichte etwas dafür. Wenn ich fertig bin, ist das Team dran. Sie machen Vorschläge, geben Tipps oder reflektieren einfach nur das Problem. Bei dem Gespräch ist nichts vorgegeben und ich kann über das reden, was ich auf dem Herzen habe. Diese Gespräche sind sehr hilfreich. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, dass die Patienten direkt in ihrer Behandlung involviert sind und was zu sagen haben. Oft werden diese Entscheidungen einfach von anderen getroffen. Hier nicht. Das ist gut, aber auch eine Herausforderung. Man ist für sich selbst verantwortlich und muss auch danach fragen, wenn man Hilfe oder Unterstützung braucht. Morgen geht es dann auch darum, wie ich an mir arbeite und was ich schon erreicht habe. Ein vorher/nachher quasi. Und dann geht es darum, wie wir damit arbeiten können. Einen Schritt vorwärts zu machen. Ich bin gespannt, was das Team zu meinen Fortschritten zu sagen hat, ich habe aber auch große Angst davor, dass sie sagen "wir sehen, dass du dich angestrengt hast, aber in den letzten Wochen bist du nicht weitergekommen, deshalb sehen wir keinen Grund, weiterzumachen." Horror. Unwahrscheinlich, aber meine Angst erinnert mich daran, dass das passieren kann. Wenn man schon öfters übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, hat man Angst, dass es wieder passieren kann. Hmm... Ich hoffe, das Gespräch verläuft gut und wir können ein paar Dinge klären, damit ich wieder auf den richtigen Weg kann.

Donnerstag, 25. August 2016

Ich brauche eine Umarmung

Es kann sehr einsam werden, wenn man recht weit von Zuhause weg ist und nicht einfach mal jemand kommen kann. Ich vermisse es, einfach mal umarmt und gehalten zu werden. Ich fühle mich so einsam in diesem Sturm und es ist schwierig, den Schmerz zu akzeptieren. Ich weiß, dass ich dagegen ankämpfe. Heute habe ich verstanden, dass es am wichtigsten ist, dass ich nichts tue, sondern einfach nur aushalte. Einfach nur den Sturm ertrage. Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Schmerz leben will. Und ich weiß, dass ich total wütend auf mich selbst bin, dass ich diesen gesunden Körper zerstört habe. Ich habe einen Magen voller Verletzungen und einen nicht funktionierenden Darm. Viele Operationen, viele Narben, viel Narbengewebe und einen unendlichen Schmerz. Ich habe mein Lächeln verloren und mein Körper steht Höllenqualen aus. Und das ist schwer zu akzeptieren. Heute habe ich es geschafft, jemanden um etwas zu bitten und das ist für mich sehr schwierig. Ich habe das Gefühl, dass ich nichts von anderen verdient habe. Aber heute habe ich gesagt, dass ich eine Umarmung brauche, und ich habe sie bekommen. Ich habe zwei lange, schöne Umarmungen bekommen. Auch wenn mein Kopf gebrüllt hat, dass ich die Umarmungen nicht verdient habe, tat es gut. Ich habe mich ein bisschen weniger einsam gefühlt. Ich lebe quasi von Stunde zu Stunde. Ich sage mir "Ich halte diese eine Stunde noch aus. Die nächste Stunde nehme ich, wenn sie kommt". Eins nach dem anderen.

Mittwoch, 24. August 2016

Ganz tief unten

Ich habe ein Level der Verzweiflung, Verwirrung, Erschöpfung, Angst, Ambivalenz und des körperlichen Schmerzes erreicht, das ich bisher noch nicht kannte. All diese Worte haben eine neue Bedeutung erhalten. Dieser Kampf ist unmenschlich, schmerzhaft. Ich stehe an der Klippe und kämpfe, nicht aufzugeben. Das ist unheimlich schwierig, weil der Sturm so stark ist. Ich bin so weit unten und so erschöpft von diesem Sturm, der nun schon seit Wochen anhält, und immer nur schlimmer wird. Ich habe keine Hoffnung, aber weiß auch, dass der Sturm dafür verantwortlich ist. Ich weiß, dass ich jetzt alles geben muss, damit ich eine Chance habe. Das will ich, irgendwo tief in mir drin, unter all diesen Stürmen. Es ist schwierig, etwas gutes oder wertvolles zu finden, wenn ich so von diesem Sturm eingenommen bin. Ich suche nach der Person, die ich vor ein paar Wochen noch war, und nach Gründen, weiter auszuhalten. Ich gebe mein bestes.

Sonntag, 21. August 2016

Leben oder sterben?

Es ist ein schwieriger Kampf zwischen Leben und Tod. Es fühlt sich wieder furchtbar an, wenn man so einen starken Schmerz im Bauch hat, wenn man den inneren Tornado so satt hat, wenn man sich so schlecht fühlt, dass man fast schon darum bittet, sterben zu dürfen. Wenn alles so schlecht ist, dass jegliche Hoffnung direkt überschattet wird. Die Farben sind weg und man wird zur tickenden Zeitbombe. Tick, tack, tick, tack. Aber dann schaffe ich es zu denken "ich halte diesen Tag aus, morgen ist ein neuer Tag." Heute ist es besonders schlimm und die Schmerzen unerträglich. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe das Gefühl, dass ich in 1000 Teile zersplittert bin und im Raum verteilt liege. Und ich muss mich etzt aufsammeln. Und daran denken, was ich wirklich will.

Freitag, 19. August 2016

Verurteilungen

Es ist ein komischer Gedanke zu wissen, dass ich mich verändere. Oder vielleicht sollte ich sagen "dass ich zu einem Ganzen werde". Ich weiß, dass sich meine Werte, Ansichten und Ziele verändert haben. Früher hat es mir etwas ausgemacht, wenn mich jemand schief angeschaut hat oder irgendeinen Kommentar gebracht hat. Heute weiß ich, dass die Meinung fremder Menschen nichts bedeuten und ich ihnen nichts schuldig bin. Ich bestrafe mich nicht mehr, weil ich nicht die Person bin, wie mich andere Menschen gerne hätten. Oder wie sie über mich denken. Wichtig ist für mich, was in mir passiert und dass ich so bin wie ich bin, egal was ich im Leben durchgemacht habe. Opfer? Ja, ich war schon immer das Opfer. Und ich arbeite daran, mir dafür zu verzeihen. Ich bin so wie ich bin, auch mit meiner Geschichte. Und ich kämpfe jeden Tag, jede Sekunde, und weiß, was in mir vorgeht und wer ich werden möchte. Das ist MIR wichtig. Was bringt es, wenn ich mich dafür bestrafe, weil andere Leute mich verurteilen? Sie kennen meine Geschichte nicht, sie wissen nicht, was in mir vorgeht. Somit steht es ihnen auch nicht zu, über mich zu urteilen. Ich habe gelernt, dass jede Handlung und jede Verhaltensweise einen bestimmten Grund hat. Nichts geschieht grundlos. Welchen Nutzen hat es also, über fremde Menschen zu urteilen, wenn man diesen Grund nicht kennt.

Donnerstag, 18. August 2016

Das ewige Chaos

So ein Chaos. So eine Verwirrtheit. Ich bin irgendwo zwischen meinem 17- und 23-jährigen Ich gefangen. Zwischen 2011 und 2016. Die Angst strömt wie ein Tornado durch meinen Körper. Und zieht mich vor und zurück. Ich weiß, was passiert, wenn mein traumatisiertes 17-jähriges Selbst übernimmt. Und wenn ich in diesem emotionalen Chaos bin, kann ich mich an nichts mehr festhalten. Ich kämpfe einfach nur, um mich hier zu behalten. Plötzlich kämpfe ich um mein Leben. Mein Körper und mein Kopf können mich nicht zur Realität zurückbringen. Plötzlich bin ich dann wieder zurück. Und habe keine Ahnung, was passiert ist. Als würde eine andere Person übernehmen und ich kann mich nicht erinnern, was dann passiert ist. Ich merke nur, dass ich wieder am Bauch behandelt werden musste. Was bedeutet, dass ich das schreckliche Trauma wieder durchlebt habe. Ein Trauma, das so schlimm ist, dass ich es aus mir rausschneiden möchte. Ich bin so verwundet, dass ich einfach keine Kontrolle habe. Ich kämpfe dafür, dass ich die Sekunde finde, in der ich die Kontrolle übernehmen kann und mein richtiges Selbst wieder erlange. Das ist frustrierend, aber ich habe es ein paar mal geschafft. Aber das funktioniert nicht immer, auch wenn ich mein bestes gebe. Aber ich lebe und das ist gut, schätze ich. Ich fürchte, ich muss damit einfach leben lernen. Ich muss Methoden finden, die mir dabei helfen, die Kontrolle zu behalten. Denn es wird wieder passieren. Und wieder und wieder und immer wieder. Ich hab solche Angst.

Montag, 15. August 2016

Der Abend

Heute Abend brodelt alles in mir. So viele Dinge gleichzeitig. Ich habe den Start-Knopf für mehrere Sachen gedrückt, statt abzuhauen. Ich weiß, dass Blitze und Donner und Regen und Wind durch meinen Körper strömt. Ich bin so müde und erschöpft, dass ich das Gefühl habe, sterben zu müssen. Der Schmerz ist unerträglich. Ich frage mich, wie ich das durchstehen kann. Wie kann ich als Sieger rausgehen? Wie kann ich dem Drang widerstehen? Wie soll ich an mich glauben können? Wie gehe ich richtig damit um? So viele Fragen, so wenige Antworten. Ich weiß lediglich, dass ich es nicht alleine machen muss. Ich habe tolle Leute um mich herum, die mir dabei helfen. Bereit ist man sowieso nie, die Frage ist nur, ob ich springen kann, auch wenn ich totale Angst habe. Ich hitter vor Angst, meine Ohren dröhnen, meine Sicht ist verschwommen, ich höre 10x so stark, mein Herz klopft stärker und schneller, mir ist schwindelig, mein Körper angespannt. Jeder Muskel. Ich wünschte, ich könnte eine kleine Auszeit davon nehmen, auch wenn es nur zwei Minuten wären. Ich versuche Worte zu finden, aber ich habe einfach nur Angst. Ich wünsche euch allen eine ruhige und friedliche Nacht. Ich weiß, dass ich die nicht haben werde. Nicht in diesem Sturm. Nicht in diesem Gebäude. Nicht in dieser Therapie. Ich bin hier, um das so zu erleben.

Der gruseligste und wichtigste Schritt

Ich bin so kurz davor. Ich bin so kurz davor, alles raus zu lassen und einfach den Schritt zu wagen. Ich bin so kurz davor, alles loszulassen, was mich beschützt, was mich behindert. Alles, was mich gefangen hält. Ich bin so kurz davor, ins Unbekannte vorzuschreiten. Das ist eine große und wichtige Entscheidung und jeden Tag habe ich viele Entscheidungen zu treffen. Das ist mir bewusst. Ich habe alles zu gewinnen und ich habe alles zu verlieren. Ich weiß, dass ich mich mein Leben lang hassen werde und es bereuen werde, wenn ich diesen Schritt nicht wage. Wenn ich den Schritt wage, öffnen sich wahrscheinlich Türen für mich, wodurch ich meine Träume realisieren kann und frei sein werde. Wenn ich den Schritt nicht wage, bin ich gefangen und den Rest meines Lebens das Opfer, wie ich es bis jetzt war. Man denkt sich vielleicht, dass die Entscheidung auf der Hand liegt. Aber wenn ihr meine große Angst kennen würdet, meine Panik, die Katastrophe, die passieren könnte, dann würdet ihr verstehen, wie einschüchternd es ist, auf der Klippe zu stehen und zu sehen, was ich zu verlieren und zu gewinnen habe. Gleichzeitig spüre ich eine Angst, die ich nicht in Worte fassen kann, so überwältigend ist sie. Wenn ich den Schritt wage, muss ich durch eine Hölle voller Dämonen und Monstern, denen ich immer versucht habe aus dem Weg zu gehen. Dann muss ich ihnen begegnen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Aber es ist die schwierigste Entscheidung überhaupt. Ich habe so Angst, so unglaubliche Angst. Ich zittere vor Angst und fühle mich verletzlich. Wage ich es? Wage ich es loszulassen und mich zu befreien?

Sonntag, 14. August 2016

Schach matt.

Ich bin stolz, dass ich diese Woche überlebt und gewonnen habe. Die schlimmste und zugleich beste Woche hier. Es ist schwierig zu beschreiben, was für eine Arbeit wir hier in der Therapie jeden Tag leisten. Diese Woche habe ich verstanden, dass es ein brutaler Kampf zwischen Leben und Tod ist. Es leistet einem viel ab, wenn man die gewohnten Handlungsweisen durchbrechen muss und den starken Drängen widerstehen muss. Wenn man sich so unwohl fühlt und man nicht glaubt, dass es noch schlimmer werden kann, es aber immer schlimmer wird. Wir stellen uns dem Kampf und spüren ihn in jeder Zelle des Körpers. Es fühlt sich unmöglich an. Wie in einem rauen Gewässer, wo man einfach nur versucht, den Kopf über Wasser zu halten. Es ist ein Unterschied, wenn man vorher ständig beschützt wurde und die eigenen Entscheidungen von anderen Leuten getroffen wurden, sowie die Schmerzen durch Medikamente betäubt wurden. Dann kommt man auf einmal in eine ganz andere Welt, in der man plötzlich für alles Verantwortung übernehmen muss und einem Sturm nach dem anderen widerstehen muss, ohne wegzulaufen. Und jetzt fühlt man auf einmal die ganzen unterdrückten Emotionen, alles von dem schrecklichen Trauma, alles auf einmal. Wie viel kann man bloß aushalten? Das frage ich mich auch jeden Tag. Aber ich habe realisiert und arbeite jeden Tag daran, dass ich zwar die Person bin, die es aushalten muss, aber dass ich nicht allein bin. Diese Woche habe ich Zyklen durchbrochen, Tag und Nacht. Aber es reicht nicht, einmal am Tag ein Muster zu durchbrechen. Ich muss das jedes Mal tun.
Diese Woche habe ich gute Arbeit geleistet, aber morgen beginnt eine neue Woche und da muss ich weitermachen. Ich wünsche euch eine gute Woche!

Ich versuche loszulassen

Ich versuche loszulassen. Ich versuche in unbekannte Gewässer vorzudringen. Nur ich, ich allein, ich mit meinem Schmerz, mit meinen Wunden. Mein nacktes, verwundetes Ich. Ich versuche unter Wasser zu atmen. Und ich versuche Dinge zu tun, die ich noch nie getan habe. Ich öffne mich und teile all meine dunklen Geheimnisse mit meinen Lieben um mich herum. Ich versuche die Maske abzunehmen, die Fassade zu brechen, das falsche Lächeln abzuschütteln. Ich sitze dort, ganz nackt und verwundbar, um mich zu öffnen. Ich sitze in der Hölle, aber ich bin nicht alleine. Ich benutze Worte und nicht meine selbstzerstörerische Sprache. Ich spreche mit Worten und mit meinem Körper. Dafür werde ich nicht verurteilt, nicht überhört. Ich werde gesehen und gehört. Das überrascht mich. Ich finde es schwierig, positive Worte anzunehmen, denn ich sehe mich selbst mit viel Scham und Schuldgefühlen. Ich widere mich an. Aber dennoch werde ich gehört. Und dieser Moment gehört mir. Ich weiß, dass ich mir vergeben muss, auch wenn es undenkbar scheint. "Was würdest du deinem x-Jahre-alten selbst sagen, wenn du die Möglichkeit hättest?" Ich würde so vieles sagen wollen. Du kümmerst dich um andere. So sehr, dass du selbst leiden musst, damit andere keinen Schmerz haben. Du stellst dich immer nach ganz hinten. Aber du bist wichtig. Du verdienst gute Sachen. Du bist unschuldig. Du musst nicht die ganze Welt auf deinen Schultern tragen. Du hast das beste gemacht. Du musst deinem Körper und dir selbst vergeben. Du verdienst hast, dich aus diesem Gefängnis zu befreien. Du hast es verdient, loszulassen. Du musst den Schmerz nicht alleine tragen. Du bist ein guter Mensch. Du warst ein Opfer, aber du kannst ausbrechen und frei sein. Jetzt bist du in Sicherheit. Deine Wunden sind schrecklich schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Du hast es verdient, dich selbst zu lieben. Denn du bist gut genug und das warst du schon immer.
Heute und in den letzten Tagen habe ich daran gearbeitet, das Muster zu durchbrechen. Aus meinem Gefängnis auszubrechen. Trotz großer Angst, Scham und Schuldgefühle, habe ich beschlossen, nackt und verletzlich zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass ich vollständiger geworden bin und loslassen kann.

Samstag, 13. August 2016

Heute habe ich eine Entscheidung getroffen, die mein Leben erleichtern soll. Ich habe das Unmögliche gemacht und festgestellt, dass es gar nicht so unmöglich ist. Ich bin dankbar, dass ich hier die Möglichkeit erhalte, Herausforderungen zu bestreiten. Ich fühle mich dadurch viel stärker. Als würde ich ein weiteres Puzzleteil hinzufügen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich nicht in diese Welt passe und ein Leben hinter verschlossenen Türen verdient habe. Ich bin eine Last für viele Leute. Für Ärzte, die darüber diskutieren, welche Behandlung für mich am besten ist. Tut mir leid, dass ich Hilfe brauche. Danke, dass ihr mein Leben rettet.

Das Unmögliche schaffen

"Mutig zu sein heißt Dinge zu tun, die man sich nicht traut." Wurde mir gesagt. Heute werde ich das unmögliche tun. Mein ganzes Leben lang habe ich nicht über meine wirklichen Gefühle gesprochen oder sie gezeigt. Ja, ich habe darüber geschrieben. Aber ich habe sie noch nie so wirklich und aufrichtig gezeigt. Wenn ich Emotionen zeige, dann kontrolliert. Ich hab als kleines Kind gelernt, dass meine Emotionen gefährlich und destruktiv sind, also habe ich sie ausgestellt. Ich hatte eine Leere in mir, die ich mit Errungenschaften füllen wollte. Auch, wenn ich Wettkämpfe gewonnen habe oder super Noten hatte, war ich nie gut genug. Irgendwas hat immer gefehlt. Aber ich war gut darin, die Kontrolle zu haben. Ich konnte mit meinem Körper machen, was ich wollte. Aber dadurch hab ich die Kontrolle verloren.
Heute werde ich etwas machen und ich werde es schaffen.

Mittwoch, 10. August 2016

Schuldgefühle

Ich hab die körperlichen Herausforderungen so satt. Der ständige Schmerz im Unterleib. Gedärme, die fast tot sind. Aber ich bin der Meinung, dass ich nicht verärgert oder traurig oder wütend darüber sein darf, weil ich mir das selber zugefügt habe. Ich darf lediglich Scham und Schuldgefühle verspüren. Ich weiß, dass ich daran arbeiten muss, mit den Gefühlen darüber umzugehen. Ich denke jedes Mal darüber nach, wenn ich im Bett liege, statt Dinge zu tun, die ich gerne machen würde. Oder wenn ich Stunden in der Notaufnahme verbringen muss, weil wieder etwas mit meinem Unterleib kaputt ist. Und ich falle jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, dass ich den Rest meines Lebens damit leben muss. Ist es das wert? Ich weiß, dass ich einen Weg finden muss, um damit leben zu können. Aber es ist schwierig, Dinge aufgeben zu müssen, auf die ich mich schon immer gefreut hatte und die ich als mein Ziel angesehen habe. Aber ich weiß auch, dass viele Menschen mit so einer Krankheit und so kaputten Gedärmen leben und sie trotzdem ein erfülltes Leben führen. An manchen Tagen habe ich dann das Gefühl, dass ich es auch hinkriege. An anderen Tagen ist der körperliche und psychische Schmerz jedoch so groß, dass ich untertauche und versuche, irgendwie atmen zu können. Ich kann nicht ertrinken, denn aufgeben ist keine Option. Ich vermisse meinen gesunden Körper. Und es ist schwierig, diese Gedanken zu akzeptieren und die körperlichen Anstrengungen zu akzeptieren, weil sie Resultat dessen sind, was ich meinem Körper angetan habe. Ich kann mir einfach nicht verzeihen. Aber auch das ist ein Schritt auf meiner Reise. Vergeben lernen und es akzeptieren, um weiter zu machen.


Montag, 8. August 2016

Sturkopf

Ich bin ein sehr sturer Mensch und möchte die Dinge immer alleine machen. Ich bin total schlecht darin, den Rat anderer Menschen anzunehmen oder andere Sichtweisen zu akzeptieren, weil ich so stur bin. Das ist schon mein ganzes Leben so. Wenn ich etwas neues lerne, bringe ich es mir selber bei, statt die Hilfe von anderen Leuten anzunehmen. Ich bin so stur, dass ich lieber heimlich leide, statt die Hilfe anderer anzunehmen. Ist das wirklich so, weil ich es schon immer so gemacht habe? Ich glaube es liegt eher daran, dass ich schon immer das Gefühl hatte, keine fremde Hilfe verdient zu haben. Das ist eine Hürde und die ist jetzt zum Dilemma für mich geworden. Denn die Herausforderungen in der Therapie kann ich nicht alleine bewältigen. Jedenfalls nicht auf meine Art. Denn die hat noch nie funktioniert, jedenfalls nicht, was Therapiepläne betrifft. Momentan versuche ich, einen großen Berg zu erklimmen, während es Leute um mich herum gibt, die mir andere Wege nach oben zeigen möchten. Aber ich bin davon überzeugt, dass mein Weg besser ist. Auch, wenn ich auf die Ratschläge hören möchte. Alleine schaffe ich es nicht, ich brauche Hilfe. Ansonsten werde ich mich immer im Kreis drehen. Ich muss mich jemandem öffnen, auch wenn ich der Meinung bin, es nicht verdient zu haben.

Du kannst froh sein, dass...

...du täglich auf Toilette gehen kannst, denn das ist keine Selbstverständlichkeit. Nennt mich bescheuert, dass ich über so ein Thema schreibe, aber so ist es für euch. Ich muss täglich darüber reden. Mein Magen ist ziemlich abgefuckt aufgrund des russischen Roulettes, das ich mit ihm spiele. Die Konsequenzen davon muss ich jetzt ertragen. Ich gehe nicht täglich auf Toilette, so wie andere, sondern seltener. Und nicht so einfach. Sondern ziemlich brutal. Ich muss mir was einführen und dann liege ich von morgens bis nachmittags dort. Mir wird davon immer total schlecht und es tut total weh. Jedenfalls bei meinem Bauch, das ist für jeden anders. Und das werde ich morgen machen. Während andere rausgehen oder sich den Bauch mit Pizza vollschlagen. Es ist schwierig, diese Herausforderungen zu akzeptieren. Seit zwölf Jahren hält mich die Hoffnung am Leben, dass alles wieder gut wird, wenn ich wieder gesund bin. Aber ich realisiere, dass der Schmerz und die Herausforderungen ein Teil meines Lebens sind. Ist es das wert? Diese Frage stelle ich mir mehrmals am Tag.

Sonntag, 7. August 2016

Was gibt euch das Recht?

Am Abend des Tages, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte ich eine Art Eingebung. Ich habe ein neues Gefühl verspürt. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung. Und das war eine ganz besondere Erfahrung, weil sie meinen Körper und meine Seele eingenommen hat. Ich habe darüber nachgedacht, wie sich das Leben, das ich habe und hatte, wirklich anfühlt, was ich erlebt habe und wie schlecht ich an manchen Orten behandelt wurde. Ich habe daran gedacht, wie oft ich in meinem größten Albtraum gefangen war. Wie ich in der Hölle gelebt habe, ohne dass ich mich bewegen konnte und wo der Schmerz mich komplett eingenommen hat, dass jeder einzelne Atemzug eine Tortur war. Aber dennoch muss man atmen. Und wo ich hier so einsam und hoffnungslos liege, denke ich darüber nach, wie ich den nächsten Atemzug überlebe. Ich fühle mich von manchen Ärzten verurteilt. Dass ich zu wertlos bin, um mit Würde behandelt zu werden. Sie sehen eine dumme Person, die sich furchtbare Dinge antut. Und diese dumme Person muss jetzt von ihnen behandelt und repariert werden. Sie sehen nicht das verzweifelte Mädchen, das gerade die Hölle durchlebt. Sie sehen nicht den Selbsthass, dass das Mädchen schon wieder den Kampf verloren hat. Sie sehen nicht, dass das Mädchen höllische Schmerzen durchlebt. Sie sehen nicht, dass das Mädchen Angst hat und unsicher ist. Sie sehen lediglich ein Monster, das sich Dinge antut, die sie nicht ansatzweise verstehen können. Aber ich bin nicht diese Person. Was gibt euch also das Recht, über mich zu urteilen? Ich werde eine stärkere Person und ich werde nie vergessen, was ich erlebt habe, auch wenn sie mich als psychotischen Patienten beschreiben. Ich werde es aber nicht vergessen, sondern versuchen, denen zu helfen, die ähnliches erlebt haben.

Donnerstag, 4. August 2016

Von der Hölle zur normalen Hölle

Und dann war es die Hölle. Zurück zu meiner normalen, alltäglichen Hölle. Ich werd solangsam gut darin, aber es war auch ganz schön, in den Wolken zu treiben. Ich freue mich auf ein paar gute Sachen, was auch immer da auf mich wartet. Solang es nicht weh tut. Ich werde jetzt duschen bzw mich gründlich waschen und dann ins Bett und schlafen. Morgen ist ein neuer Tag.

Montag, 1. August 2016

Warum muss ich so leiden, obwohl ich nichts getan habe?

Es ist solch eine Herausforderung, wenn man in einem Körper gefangen ist, wo sich die Laune ständig ändert. In einem Moment bin ich total aufgedreht und glücklich, unterhalte mich mit Leuten und habe das Gefühl, alles im Griff zu haben. Und dann plötzlich treffe ich auf einen Trigger. Einen Trigger, wo ich nicht weiß, wo der herkommt oder was es genau ist. Dann werden Flashbacks ausgelöst, die so stark sind, dass es sich total real anfühlt. Ich verstehe dann nicht, dass sie nicht echt sind, sondern spüre nur die Schmerzen im ganzen Körper. Ich gehe dann in der Zeit zurück zu meinem Trauma und alles fühlt sich wieder wie damals an. Ich wünschte, ich könnte ein wenig genauer schildern, was ich erlebt habe, aber vielleicht mache ich das eines Tages. Jetzt noch nicht, weil es nicht sicher ist. Ich fühle mich noch nicht sicher genug. Wenn diese starken Gefühle jedenfalls aufkommen, dann ist es wie fallende Dominosteine, wo die Dinge schnell unaufhaltbar sind. Ich verliere dann meinen Verstand, um es ganz offen auszudrücken. Mein Kopf ist voller komischer Gedanken, komisch und beängstigend. Ich bin dann so verzweifelt und impulsiv. Ich werde vom Schmerz kontrolliert. Als wäre da ein Virus in mir drin, den ich irgendwie beseitigen muss. Ich suche verzweifelt nach einer Lösung und bin mir sicher, dass sich diese tief in meinem Magen befindet. Ich bin so verzweifelt, dass ich nicht logisch oder rational denken kann. Am Samstag bin ich in diesen Dingen wieder ertrunken. Und hab mich wieder stark selbstverletzt. Jetzt bin ich wieder alleine in dieser Hölle, die Ärzte verstehen es nicht. Sie können die Puzzleteile meiner Geschichte nicht zusammensetzen und sie verstehen nicht, warum ich so viele Schmerzmittel brauche. Die Schmerzen werden stärker und von mal zu mal chronischer. Nach über 70 Operationen und Behandlungen helfen keine einfachen Schmerztabletten mehr. Und jetzt liege ich hier hilflos und habe die schlimmsten Albträume. So starke Schmerzen, dass ich mich nicht anfassen kann, kaum atmen kann. Aber ich liege einfach nur hier. Denn ich bin nicht wichtig, sondern einfach nur jemand, der sich selbstverletzt. Vielleicht sollte man daran mal arbeiten. Aber ich habe Angst, auch nur irgendwas zu sagen, weil ich zu Ärzten kein großes Vertrauen habe, nach all dem, was ich shcon in Krankenhäusern erlebt habe. Und ich frage mich immer - was hab ich getan, dass ich so leiden muss?

Samstag, 30. Juli 2016

Ein Wellenritt voller Schmerzen

Ich habe ein paar traumatische Dinge in meinem Leben erlebt. Es ist nicht wichtig, was passiert ist, es ist nur wichtig, dass sie mich traumatisiert haben. Ich konnte mich nicht beschützen, aber um überleben zu können, musste ich mich danach beschützen. Das war für mich das Hungern. Durch das Hungern habe ich mich vor schmerzhaften Gefühlen und Bildern beschützt. In meinem Kopf war ich in Gefahr, auch wenn ich das eigentlich nicht war. Die Dinge, die ich getan habe um mich zu schützen, waren eine Gefahr in sich selbst. Dazu kommt, dass ich mit der Zeit das Gefühl hatte, mich mehr und mehr beschützen zu müssen.
Heute arbeite ich daran, dass ich die Mauern fallen lasse und den Schmerz spüre, vor dem ich mich immer beschützt habe. Denn das Leben, das ich mit den Mauern und dem Schutz gelebt habe, ist kein Leben, das ich leben möchte. Es ist wie ein Leben auf der Flucht, um überleben zu wollen. In die tiefen Wunden meiner Seele zu blicken ist schmerzhaft. Es gibt keinen einfachen Weg, sich dem ganzen zu stellen. Aber ich möchte lernen, auf den Wellen zu reiten, statt unterzugehen. Man muss das Surfen erst erlernen. Genau so ist es auch eine Übung, den Schmerz zu akzeptieren. Ich werde meinen Schmerz immer haben, warum also nicht lernen, auf ihm zu surfen. So habe ich auch den Raum für andere Dinge in meinem Leben.

Freitag, 29. Juli 2016

Ein Leben voller Schmerzen

Ähm, ja. Haha. Hmpf. Es ist immer schwierig, den Anfang zu finden. Schwierig, es in Worte zu fassen.
Die negative Stimme im Kopf findet immer irgendwas. "Gott du bist so dumm. Als ob jemand das überhaupt lesen möchte. Interessiert keinen. Hat doch eh keinen Sinn".

Ich bin diese Stimme so leid. Ich denke daran, was ich alles dadurch verpasst hab.

Ich habe ja jetzt den neuen Weg eingeschlagen und gehe die Dinge ein wenig anders an als früher. Also versuche ich auch, mich dieser Stimme zu stellen.
Es ist komisch. Ich dachte immer, dass alles totaaal gut sein wird, wenn ich gesund bin. Und dieser Gedanke hat mich wahrscheinlich jahrelang am leben gehalten.
Hier in der Therapie haben wir aber eine andere Perspektive. Wir arbeiten auf ein Leben hin, in dem wir den Schmerz und die schlechten Momente akzeptieren und dennoch Dinge tun, die das Leben lebenswert machen. Der Schmerz und die inneren Wunden werden nicht verschwinden. Und davor abzuhauen bringt auch nichts, das hab ich 12 Jahre lang versucht.
Was bedeutet, dass ich diese Gefühle und diesen Schmerz erkennen muss und akzeptieren muss.

Ich habe heute mit einem neuen Plan begonnen. Lange habe ich starke Medikamente bekommen, weil ich chronische Schmerzen von meiner Selbstverletzung habe. Ich will jetzt aber versuchen, ein paar weniger Tabletten zu schlucken. Das ist nicht ganz einfach, weil ich dann die Schmerzen intensiver spüre und die Schmerzen ein wunder Punkt für mich sind. Aber ich glaube nicht, dass ich weiterhin so viele starke Schmerzmittel nehmen kann. Deshalb muss ich ein wenig langsamer machen.
Wünscht mir Glück.

Donnerstag, 28. Juli 2016

Wichtige Fragen

Diese Woche ist die schwierigste Woche überhaupt. Und genau dann beglückwünschen wir hier uns. Das Leben ist die Hölle und wenn wir den Schmerz akzeptieren und mit der Hölle umzugehen lernen, ist es gut.

Ich stelle mir am Tag viele wichtige Fragen. Am Tag gehen mir viele negative Gedanken durch den Kopf, aber auch positive Gedanken über Dinge, die ich tun will, aber mich nicht traue. Aber manche Gedanken möchten mich nur nach vorne bringen, also versuche ich Dinge zu tun, die genau das tun.
Ich übergebe mich und denke mir dann "Wenn ich so weitermache, gehe ich nie raus, ich bin zu schwach"
Ich denke viel an den Tod und das Sterben, aber ich schätze die kleinen Dinge und möchte meinem Leben die Chance geben, gut zu werden.
Ich denke daran, dass ich mich schmutzig fühle, wenn ich esse. Aber ich esse trotzdem, denn es ist wichtig, dass ich für die Therapie Energie habe.

Und dann stelle ich mir die Frage: bin ich bereit, die Gedanken Gedanken sein zu lassen und dennoch an meinem Ziel zu arbeiten und weiterzumachen?


Dienstag, 26. Juli 2016

Hölle

Der heutige Tag war die reinste Hölle. Wie ein Tornado der Hölle. Wisst ihr, was ich meine? Warst du schon mal so aufgebracht und voller Tränen, dass du stundenlang nicht aufhören konntest? Hattest du schon mal so große Angst, dass du umgekippt bist? Dreimal? Hattest du mal solche Bauchschmerzen, dass du das Gefühl hattest, jemand würde dich erstechen? Warst du schon mal so erschöpft, dass du nicht mal mehr gerade stehen konntest?
Sie sagen mir, dass man sich genau so fühlt, wenn man seine Arbeit erledigt hat. Dass man die Therapie gut durchgezogen hat. Ja, das weiß ich, aber das macht es nicht besser.

Es juckt

All die Emotionen wüten in mir drin, kreieren eine fürchterliche Angst, die sich durch den ganzen Körper zieht. Es fühl sich an wie Klauen, die in mir drin sind. Ich versuche die Klauen einfach Klausen sein zu lassen, die Emotionen auszuhalten. Aber es kommt alles auf einmal und ich habe das Gefühl zu ertrinken. Es fühl sich unmöglich an, unter Wasser zu atmen, dennoch tue ich genau das. Ich atme unter Wasser.

Mittwoch, 6. Juli 2016

Die Therapie ist brutal

EXTREM BRUTAL! Mir fallen keine Worte ein, die die Therapie passend in Worte fassen könnten. Es ist so brutal, hier zu arbeiten, mich zu öffnen, mich den Gefühlen und dem Schmerz dabei auszusetzen. Wir arbeiten die ganze Zeit daran, mit den Gefühlen umzugehen. Lernen zu fühlen, was mit dem Körper dann passiert, denn wir kennen die Gefühle nciht so wirklich. Es ist extremst brutal. Aber es funktioniert. Und das motiviert mich, jeden Morgen aufzustehen und in den Kampf zu gehen. Ich weiß, dass es funktioniert und dass gute Dinge in mir sind. Ich weiß, dass ich mich manchmal stark fühle. Ich weiß, dass ich in schwierigen Situationen nur selten abhaue. Früher hätte ich das getan. Ich habe suizidale Gedanken, aber die schiebe ich beiseite, wenn ich zum Beispiel in die Stadt gehe, spazieren gehe oder mit jemanden spreche. Ich akzeptiere diese Gedanken, denn sie sind nur Gedanken. Gedanken und Gefühle sind nicht gefährlich. Nicht, solange man nicht dadurch handelt.

Dienstag, 5. Juli 2016

Gesund sein ist wie eine Fahrt auf der Autobahn

Als ich am Wochenende mit meiner Mutter im Auto auf der Autobahn gefahren bin, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Gesund zu sein ist so ein wenig wie auf der Autobahn zu fahren. Es gibt viele Autos um einen herum. Viele Regeln, die es zu beachten gilt. Man muss mit den anderen Autos ein wenig kommunizieren, damit alles funktioniert. Man hat eine große Verantwortung, wenn man dort fährt. Es gibt Leute, die sind noch nie Auto gefahren, oder welche, die eine andere Route fahren oder momentan stillstehen. Manche fahren auch ständig durch einen Tunnel. Aber wenn man auf der Autobahn fahren möchte, muss man zuerst lernen, wie man überhaupt Auto fährt. Man muss sein Auto auftanken und sich einfach mal trauen, auf die große, schnelle Straße zu gehen. Irgendwann geht das besser, weil man am Anfang noch ein wenig überrumpelt ist von den vielen Sachen, die auf einmal passieren. Irgendwann macht es einem gar nichts mehr aus. Vielleicht baut man mal einen Unfall. Dann muss man aber wieder auf die Straße und weitermachen. Es ist nicht einfach, gesund zu sein. Das war jetzt vielleicht ein wenig komisch, aber in meinem Kopf ergibt es Sinn.

Sonntag, 26. Juni 2016

Echte Emotionen

Es ist schön, sich abends mit einem echten Lächeln ins Bett zu legen. Ein frisches, echtes Lächeln. Mein Lächeln. Ein guter Mix von guten Gefühlen. Freude, Liebe, Standhaftigkeit. Das gute Gefühl, heute gelebt zu haben. Gelebt, nicht überlebt. Das ist ein großer Unterschied. Dieses Wochenende habe ich gelernt, dass es viele verschiedene Gefühle gibt, die man am Tag verspüren kann. Und jetzt wage ich es auch, diese Gefühle zu spüren. Ich würde sagen, dass ich mich dadurch lebendig fühle. Ich habe dieses Wochenende meine Bewältigungsstrategien mitgenommen und auch benutzt. Denn auch wenn ich gute und schlechte Emotionen verspüren kann, machen sie mir noch richtig große Angst. Aber es ist auch gut, sich lebendig zu fühlen. Das Leben ohne Gefühle war sehr einsam. Unendlich traurig und einsam. Ich bin so froh, dass ich mich dazu entschieden habe, mein Leben zurück zu erobern. Das ist eine sehr schwierige und harte Aufgabe. Aber ich möchte Gefühle erleben und Schmerzen und Freude spüren. Und ich bin diejenige, die dafür verantwortlich ist. Ich kann mich befreien. Heute Abend kann ich mich mit einem Lächeln ins Bett legen. An diesem Wochenende hatte ich viele Siege. Morgen geht es weiter. Ich packe das, ich muss das packen.

Samstag, 25. Juni 2016

Entscheidungen

"Das Leben ist grausam und schmerzhaft, und das wird es auch immer sein, also kannst du auch direkt lernen, damit umzugehen." Sowas wird uns in der Klinik öfters gesagt. Ich bin jetzt seit gut zwei Monaten hier und bin weit gekommen. Mein ganzes Leben bin ich vor den Gefühlen weggelaufen und in den letzten zwei Monaten habe ich genau das Gegenteil gemacht. In bisherigen Therapien wurde die Verantwortung für mich übernommen, in der aktuellen Therapie muss ich selber Verantwortung übernehmen. Das war und ist gar nicht so einfach, aber ich gewöhne mich dran. Normalerweise würde ich Tabletten nehmen, um dem Schmerz zu entfliehen, aber hier ist das nicht so. Keine Medikamente, damit wir auch alle Schmerzen spüren. Wir können weglaufen, wenn wir das möchten. Keiner hält uns davon ab. Aber wir werden ständig daran erinnert, dass es unsere Entscheidung ist. Wir können die Entscheidung treffen, nicht davonzulaufen und den Schmerz und die Gefühle einfach mal auszuhalten. Nichts damit zu machen. Sie akzeptieren. Das Leben wird immer grausam und schwierig sein, aber wir können nicht ewig davonlaufen. Das Wort "Entscheidung" hören wir bestimmt 1000x am Tag. Aber wir haben eine Entscheidung. Mein ganzes Leben war ich mir darüber nicht so sicher, aber hier lernen wir, die Wahrheit zu sehen. Hier lerne ich zu akzeptieren, dass ich allein die schlechten Entscheidungen bisher getroffen habe. Entscheidungen, die starke Auswirkungen auf mich und meine Familie hatten. Entscheidungen, die so schmerzhaft waren, dass es mir unangenehm ist. Es tut mir weh, darüber nachzudenken, dass ich die Entscheidungen getroffen habe. Ja, ich war krank, aber ich habe dennoch die Entscheidungen getroffen. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, aber ich kann heute und morgen etwas verändern.
Entscheidungen zu treffen ist gar nicht so einfach. Zumindest, wenn es große Entscheidungen sind. Mich dafür zu entscheiden, gegen meine Krankheit und meine Zwänge vorzugehen, ruft große Angst hervor. Diese Angst ist nur schwer zu ertragen, der ganze Körper tut dann weh. Normalerweise haue ich dann ab, was bedeutet, dass ich mich meinen Gefühlen nicht aussetze. Was wiederum bedeutet, dass ich viele unterdrückte Gefühle in mir habe und wie eine tickende Zeitbombe bin, die irgendwann explodiert. Es ist sehr kompliziert. Hm.. so langsam fange ich an zu verstehen, warum ich mit den Gefühlen nie klar kam. Warum ich immer abgehauen bin. Durch mein Verhalten bin ich auch nicht so weit entwickelt wie andere in meinem Alter. Ich fühle mich nicht wie eine Person. Ich habe kein Selbstbewusstsein.
Es ist schwierig in der Klinik. Ich bin so erschöpft und hab das Gefühl, als würde ich jeden Moment aufgeben. Der Drang, einfach abzuhauen und ein wenig Frieden zu haben, ist groß. Aber wenn ich das tue, gehe ich nur rückwärts. Ich muss da durch. Bevor ich in die Klinik gegangen bin, habe ich die Entsscheidung getroffen, dass ich das aushalte. Egal, wie schwierig es wird. Ich möchte mein Leben leben, ich möchte mein Leben zurück. Das Wochenende bin ich jetzt Zuhause und die kleine Auszeit ist gut. Ich brauchte ein wenig Motivation und Stärke. Es ist schön, bei meiner Familie zu sein und Kraft zu tanken. Zuhause sein ist schön. Ich fühle mich dort sicher.

Donnerstag, 16. Juni 2016

Ich verliere oft die Kontrolle, bin verwirrt, müde und verliere die Motivation. Alles verändert sich so schnell so stark. Es ist schwierig, dem Programm zu folgen, wenn man plötzlich irgendwelche Halluzinationen hat, paranoid ist, die Angst einen lähmt, man sich erbricht und sich nicht in der Realität befindet. Zwei Stunden später bin ich total sozial, hyperaktiv, voller Energie und gebe vor, glücklich zu sein. Dann habe ich das Gefühl, dass alles viel zu langsam von statten geht. Ich weiß, dass die Behandlung auch darin besteht, dass ich selbstbewusster werde und mich auf unbekannte Situationen einstellen kann. Dass ich lerne, damit umzugehen. Sie sprechen über innere Aussetzung. Viele denken an äußerliche Situationen. Es ist schwierig, das alles zu verstehen. Irgendwie unmöglich es zu erklären. Ich versuche, wieder öfters zu schreiben. Sorry, wenn das alles ein wenig wirr und unverständlich klingt.

Freitag, 10. Juni 2016

Masken

Ich lache oder lächle oft, wenn ich eigentlich Angst habe, Schmerzen verspüre oder sonstige negativen Emotionen aufkommen. Das ist einfacher. Ich lache oft, auch wenn ich eigentlich weinen sollte. Das hab ich schon immer gemacht, weil ich kein Vertrauen darin habe, dass die Welt meine Gefühle akzeptiert. Nach außen wirke ich okay. Ich glaube, ich will mich damit auch ein wenig selbst täuschen. Ich habe mich lange gefragt, was passiert, wenn ich die Maske runternehme und zeige, dass ich verletzlich bin. Ich dachte immer, dass ich lächeln und funktionieren muss. So lange, bis die Maske zu meinem Gesicht wurde. Während der Therapie habe ich viele Dinge entdeckt. Hinter dieser Maske und in meinem Kopf  sitzt ein Kind. Ein Kind, das der Meinung ist, dass alles in Ordnung ist, so lange man lächelt. Ein Kind, das der Meinung ist, dass es keinen Platz in dieser Welt hat. Ein Kind, das alle anderen vor dem beschützt, was in ihm drin ist. Ein Kind, das nie das Gegenteil gesagt hat und die Bedürfnisse der anderen vor seine eigenen gestellt hat. Ein Kind, das nie seine Meinung gesagt hat und nicht Stopp gesagt hat, wenn andere zu weit gegangen sind. Ein Kind voller Schmerzen, das nicht weiß, wie es damit umzugehen hat. Körperlich leidet das Kind so stark, dass es schreien würde, aber das kann es nicht. Es kommt nichts raus. Und was, wenn es doch rauskommt? Kommt dann alles wie ein Wasserfall? Wird das Kind explodieren? Wird es seine Liebsten verlieren, weil diese sich dann abwenden? Wird es überhaupt aufhören?
Ich versuche das Kind rauszulassen, wenn ich auf Reisen ins Innere gehe. Ich muss sagen, dass es jedes Mal schrecklich ist. Es ist, als würde man eine Maschine anstellen, die kaputt ist. Oder wie im Meer auf offener See zu schwimmen, während es stürmt und man ständig nach unten gezogen wird. Aber man muss kämpfen. Ich habe das Gefühl, dass ich nie das Land erreichen werde. Manchmal bin ich so müde, dass ich nicht weiß, wo oben und unten ist. Manchmal ist es so schmerzhaft, dass ich nicht in dieser Welt sein kann. Ich versuche die Maske abzunehmen. Aber wenn ich das tue, suche ich nach einer neuen Art von Schutz.
Diese Reise ist so lang und mühselig. Und manchmal ist es schwierig, sich an sein Ziel zu erinnern. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem ich das Kind in mir und mich selbst befreien kann. Vielen kämpfen für den Frieden, in ganz verschiedenen Arten. Ich gehöre dazu.

Dienstag, 24. Mai 2016

Zurück auf den richtigen Weg

Hmm... Ich hab einen kleinen Abstecher auf den falschen Weg gemacht und muss jetzt zusehen, dass ich wieder auf den richtigen Weg komme und weitermache. Denn das ist das richtige. Ein Teil von mir möchte aufgeben, weil ich es nicht schaffe. Aber der größere und wichtigere Teil von mir sagt, dass ich nicht aufgeben darf. Ich habe vor der Therapie beschlossen, dass ich das durchziehe, egal wie schwierig und schmerzhaft diese Monate auch sein werden, und dass ich auf einem anderen Weg in ein besseres Leben gelange. Ich bin es leid, ständig nur krank und schwach zu sein. Ich bin diejenige, die mich befreien kann. Und zum ersten Mal habe ich das Ziel wirklich vor Augen, der Traum kann Realität werden. Ich habe ein paar neue Türen geöffnet und gesehen, dass ich den Traum verwirklichen kann. Das ist nicht einfach, denn es müssen sich viele Dinge ändern. Und ich bin diejenige, die diese Veränderungen machen muss. Das bin ich mir aber auch schuldig. Nach einem ewigen Kampf, der mein halbes Leben in Anspruch genommen hat, bin ich jetzt an einem Punkt, an dem ich meinem Körper ein Ende vom Leid bereiten muss. Ich kann nicht länger diesen tödlichen Tanz tanzen, mit Schmerzen, Versagen, Dunkelheit. Ich möchte mich gut fühlen. Ich möchte Ziele haben, ich möchte schöne Dinge mit meinen Freunden und meiner Familie erleben. Das hab ich doch verdient. Aber es reicht nicht, das alles zu wollen, ich muss dafür auch kämpfen und die richtigen Entscheidungen treffen. Immer und immer wieder. Natürlich habe ich riesige Angst davor zu versagen, aber die Angst darf mir da nicht im Weg stehen. Morgen gehe ich wieder in die Klinik und mache dort weiter. Ich habe Angst, denn nach einem Rückfall und einer kleinen Auszeit ist es immer schwierig, nochmal anzufangen und dazu zu stehen. Es ist mir so unangenehm. Aber das ist so ein Gefühl, an dem ich arbeiten muss, auch wenn es schwierig ist. Die Scham zieht mich so runter. Aber jetzt versuche ich erstmal zu schlafen, damit ich morgen wieder zurück auf den richtigen Weg kann.

Samstag, 21. Mai 2016

Der Albtraum Selbstzerstörung

Ich habe mit der Selbstverletzung zu kämpfen, aber das bin nicht ich. Sie definiert nicht, wer ich als Person bin. Wenn ich in der Notaufnahme bin und meinen Bauch verletzt habe, befinden sich mein Körper und ich in einer Krise. Ich leide körperlich und psychisch. Ich bin sehr mitgenommen und denke nur dran, dass ich irgendwie aus dieser Hölle fliehen möchte, um diese traumatischen Momente nicht erleben zu müssen. Aber dort bin ich und ich kann nicht weg. Ich habe eine Wunde, die direkt versorgt werden muss. Ich muss operiert werden. Ich bin ein Mensch mit einer Wunde, die behandelt werden muss. Warum ist es ein Unterschied, wenn diese Wunde von einem psychologischen Grund ausgelöst wird und nicht von einer körperlichen Krankheit? Warum schaut man mich deshalb anders an? Ich hab es doch verdient, mit Respekt behandelt zu werden. Freundlich behandelt zu werden. Ich bin verletzt und sie müssen sich um mich kümmern. Ich muss mich sicher fühlen und nicht ängstlich und bedroht. Ich liege hilflos dort und kann nichts machen. Wenn jemand nett zu mir ist oder mich mit Respekt behandelt, bin ich überrascht. Aber was soll ich groß tun? Ich kann nichts machen. Ich kann nicht mal das Bett verlassen, denn nach der Operation hab ich große Schmerzen. Die Ärzte haben die Macht. Und ich hab Angst.

Freitag, 20. Mai 2016

Kraftlos und Hilflos

Aber wenn ich den Regenbogen sehen möchte, muss ich den Regen akzeptieren. Andererseits möchte ich laut schreien "ABER DER REGEN IST SCHON SO VERDAMMT LANGE DA, DAS IST SCHON EINE SINTFLUT, wenn man mich fragt." Ich hab den Regen so satt und ich kann ihn nicht mehr akzeptieren. Ich weiß, dass der Regen ein bisschen weiter auf dieser Strecke auf mich wartet. Ja, vielleicht sogar die Sonne.
Ich muss nach vorne blicken. Ich habe ein paar Schritte nach vorne gemacht und dann wieder welche zurück, aber ich muss wieder auf den richtigen Weg kommen. Ich fühle mich ein wenig angeschlagen, aber als wäre das gröbste überstanden.

Samstag, 14. Mai 2016

Befreien

Ich habe mich seit zwei Wochen auf dieses lange Wochenende gefreut und sollte jetzt eigentlich auf dem Weg nach Hause sein. Aber wenn man ein gutes Stück von Zuhause weg ist und ein paar körperliche Einschränkungen hat, dann ist es nicht nur eine einfache Planung. Ich bin noch nicht so weit, dass ich einfach ins Flugzeug oder in einen Zug kann. Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich es bald aber kann. Bald kann ich alleine reisen und dann wird vieles einfacher. Ich werde Pfingsten also hier in der Klinik verbringen.

Naja. Ich bin jetzt seit einem Monat hier und in dieser kurzen Zeit ist schon viel passiert. Ich weiß, dass es ein ständiges auf und ab ist und ich momentan einfach ziemlich down bin. Die Tage sind schwierig und anstrengend, aber ich erledige jede Tag meine Arbeit. Jeden Tag muss ich schwierige Entscheidungen treffen. Ich setze mich mittlerweile den Gefühlen mehr aus, wodurch es anstrengender und härter wird. Alle Gefühle sind in meiner Welt unglaublich schwierig. Aber wenn ich mich meinen Gefühlen stelle, wird es einfacher mit der Zeit. Wir beschreiben es als Metapher. Ich stehe auf einem Surfbrett mitten in der Luft und habe keine Ahnung was passiert, wenn man mich runterschubst. Man kann mir sagen, dass unter mir ein Pool mit Wasser ist und ich sicher im Wasser lande. Aber um mich sicher zu fühlen, muss ich den Schritt selber wagen und mich ins Wasser stürzen. Das heißt, ich muss mich fallen lassen, auch wenn ich das Wasser nicht sehe. Ich fühle es erst, wenn ich ankomme. Ich denke, dass ich sterbe oder dass es gefährlich ist, aber es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden. Ich muss mich befreien. Von der Krankheit, damit ich leben kann, damit ich Feste feiern kann, meine Träume verwirklichen kann. Und ich bin diejenige, die mich befreien kann. Es ist nur eine Schande, dass es mein halbes Leben gebraucht hat, das zu verstehen.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Tick tack

Heute bin ich eine tickende Zeitbombe. Jedes Mal, wenn ich versuche, tiefer in mein Inneres zu gehen und Antworten zu suchen, stoße ich auf eine große, dicke Wand. Also stehe ich dort mit Tränen in den Augen und versuche, die Wand einzureißen. Wann bin ich endlich in der Lage, völlig loszulassen? Es ist schwierig. Jetzt gerade sitze ich hier und frage mich, ob es einen Boden in diesem Loch gibt, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich tiefer graben muss. Es gibt nur eine Option, einen Weg.

Freitag, 6. Mai 2016

Wochenende

Ja, ich habe Wochenende. Schon seit gestern, denn der Feiertag zählt auch in der Klinik und den Brückentag gibt es hier auch. Ich muss sagen, dass es ein tolles Gefühl ist, wenn man die ganze Woche hart arbeitet und dann sein wohlverdientes Wochenende hat. Das Gewissen ist rein und man kann das Wochenende einfach genießen. Ich verbringe das Wochenende mit einer Freundin und freue mich schon drauf. Es ist schön warm, die Sonne scheint, und da fühlt man sich automatisch besser. An Pfingsten haben wir ein paar Tage frei und da werde ich dann nach Hause fahren. Ich freue mich schon drauf und die Vorfreude fühlt sich gut an. Ich kann guten Gewissens nach Hause fahren und habe das Gefühl, dass ich besser in meinem Körper angekommen bin, als ich das jemals war. Ich bin anwesender, wenn das Sinn ergibt, und spüre meine Gefühle besser. Ich kann nicht sagen, dass ich gesund bin, weil es gerade erst angefangen hat. Aber es ist schön, Gefühle spüren zu können. Man fühlt sich lebendiger.
Ich hoffe, ihr habt ein schönes Wochenende. Ich werde ein wenig Zeit mit meiner Freundin verbringen und die Sonne genießen. Vielleicht ein Eis essen, in der Sonne spazieren gehen und Serien schauen. Ich freu mich drauf.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Update

Jetzt bin ich schon seit drei Wochen hier. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich meine Tage damit verbringe, alles zu geben um gesund zu werden. Meine Mutter hatte Recht. Ich hab es in mir. Ich hätte nie gedacht, dass es geht. Aber es geht. Ich kämpfe mit allem, was in mir steckt, und ein wenig darüber hinaus. Aber das ist es wert, denn ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich weiß, dass ich gesund sein werde. Es ist unglaublich schwierig und ich stehe jeden Tag vor großen Herausforderungen. Aber wie schon gesagt - das ist es wert. Jeden Abend gehe ich mit einem klaren Kopf ins Bett. Das ist gut. Ich glaube, das ist in den letzten drei Wochen öfters passiert als in den letzten drei Jahren. Ja, die Therapie ist sehr schwierig und Kräfte zehrend, aber es hilft. Das ist ziemlich unglaublich.

Donnerstag, 28. April 2016

Ich gehe vorwärts.

Es ist ziemlich beeindruckend, dass sich nach elf Jahren Hoffnungslosigkeit, Schmerz und Selbstzerstörung, einem Tanz zwischen Leben und Tod, sich die Dinge plötzlich drehen. Auf einmal ist da Hoffnung. Und Freude. Auch wenn jeder Tag ein Kampf ist und wir viele anstrengende Dinge machen, die mir alles abverlangen, ist es einfacher, wenn man Hoffnung hat. Wenn man weiß, dass man das da gerade tut, um gesund zu werden. Und ich kann voller Überzeugung sagen, dass ich gesund sein werde.
Wir sind hier viele Leute, denen gesagt wurden, dass es für sie keine Hoffnung mehr gibt und sie nicht therapierbar sind. Aber die Arbeit, die wir jeden Tag leisten, beweist das Gegenteil. Es passieren keine Wunder, aber wir bekommen die richtige Behandlung. Wir stehen immer auf, egal wie weh es tut. Wir lernen zu lernen, gerade zu stehen, die Emotionen auszuhalten und zu akzeptieren, ohne wegzulaufen. Wir müssen sie aushalten und lernen, dass sie nicht gefährlich sind. Wir müssen springen, auch wenn wir keine Ahnung haben, was uns da unten erwartet. Wir springen ins kalte Wasser und vertrauen, dass es sicher ist. Wir müssen erfahren, dass wir uns den Dingen aussetzen müssen und dass es möglich ist, die Dinge zu ertragen. Dass es ein Ende hat und es einen Ausweg gibt. Dass wir nicht abhauen müssen.
Ich bin guter Dinge, denn ich weiß, wie sich das gute Gefühl anfühlt und dass es vorwärts geht. Ich habe Hoffnung und glaube an mich. Ich bin mir mehr bewusst und fühle mich freier. Und all das hilft mir, jeden Morgen aufzustehen und dem Programm zu folgen. Denn ich sehe, dass es funktioniert. Anstrengend und Kräfte zehrend, ja, aber das ist es alle mal wert.
Danke für eure lieben Kommentare, ihr seid toll!

Dienstag, 26. April 2016

Umgangs-Wette-1

Ich hatte ja im letzten Post darüber geschrieben, dass ich mich mehr mit Dingen auseinandersetzen muss, mich den Dingen stellen muss, mit ihnen umgehen lernen muss etc. Und dass die das mit mir machen wollen und ich nicht weiß, worum es geht. Heute war es dann das erste Mal. Es war sehr aufregend. Ich hab mit ihnen gearbeitet. Es war eine große Herausforderung. Einfach da sitzen, fühlen, identifizieren, nicht weglaufen, zu wissen, dass mein Körper mich vor den Gefühlen beschützt. Ich war danach so erschöpft, aber ich habe es überlebt. Ich schaffe das.

Montag, 25. April 2016

High and Low

Es war ein langer und intensiver Tag. Ich habe viel über meine Gefühle gelernt und was mit dem Körper dann passiert. Ich lerne mehr über mich, wie ich mich zu verhalten habe, wie ich mit Dingen umgehen muss, ich lerne neue Seiten an mir kennen. Ich weiß, dass ich am richtigen Ort bin. Wir hatten heute ein Gespräch, ein intensives Gespräch darüber, dass ich mich den Dingen mehr aussetzen muss. Das macht mir Angst und ich weiß noch nicht, wie das funktionieren soll. Aber ich bin auch ein wenig gespannt, was passieren wird, wenn ich mich den Dingen aussetze. Am Ende wurde ich gefragt "Wenn ich dir sagen würde, dass ich dir etwas aussetze und du weißt nicht, worum es geht - würdest du ja sagen?" "Hmm... najaaaa... ääääh..... vielleicht". Naja. Heut war jedenfalls ein guter Tag und ich kann mich nur wiederholen: ich bin am richtigen Ort und möchte gesund werden. Gute Nacht.

Dienstag, 19. April 2016

Ich fange so langsam an zu verstehen, was hier vor sich geht. Das wird wahrscheinlich einer der schwierigsten Monate meines Lebens. Ich habe bis jetzt nur einen Vorgeschmack bekommen. Aber mit mehr Herausforderungen werde ich auch stärker und mutiger. Ich weiß, dass das meine Möglichkeit ist, gesünder zu werden, und dafür muss ich kämpfen. Ich werde mein Leben nicht mehr so "leben" wie bisher. Ich weiß, dass mein bisheriges Leben keine Option mehr ist und dass ich es satt habe, ständig von der Krankheit eingeschränkt zu werden. Die Krankheit hat mir so viele Dinge genommen, die ich nie wieder bekommen werde. Ich habe Freunde verloren, meinen Freund verloren, wertvolle Zeit und Erfahrungen, die für andere Leute ganz normal sind. Stattdessen war ich ein Gefangener in meinem eigenen Körper. Und jetzt arbeite ich jeden Tag hart daran, dass ich stärker werde, positiver, mehr an mich glaube. Die Therapie hier ist anders als bisherige, die ich kenne. Es war anfangs etwas komisch, dass ich so viele Freiheiten habe. Keiner schaut nach dir, sondern du musst selbst Verantwortung übernehmen. Du bist dafür verantwortlich, dass du genug isst, dass du dich ausruhst, schläfst, zur Therapie gehst, deine Medikamente nimmst etc. Es liegt in meiner Verantwortung, dem täglichen Plan zu folgen. Man muss hier arbeiten, jeden Tag. Es ist anstrengend, aber es funktioniert. Hier wird Leuten geholfen. Egal wie krank manche Leute waren, wenn sie dem Programm folgen, geht es ihnen besser. Es ist so einfach und so schwierig zugleich. Ich habe aber entschieden, dass ich da durch gehe und gesund werde.

Sonntag, 17. April 2016

Mein erstes Wochenende

Sonntag Abend. Das Wochenende war ziemlich schön, auch wenn es anstrengend war und ich nach der ersten Woche sehr müde bin. Es ist schon nicht ganz einfach, wenn man nichts macht und dann plötzlich den ganzen Tag von 8 bis 17 Uhr arbeitet. Ich merke aber, dass ich mich auf die neue Woche freue, auch wenn ich noch Angst habe und mich unsicher fühle. Ich lerne aber die Leute besser kennen und werde auch mit den Räumlichkeiten und den Routinen vertraut. Am Anfang war es wirklich nicht einfach, weil alles so neu und ungewohnt war und mir das große Angst gemacht hat. Aber es wird besser. Ich weiß noch nicht wer ich bin, aber das möchte ich herausfinden. Ich kann nicht mehr länger krank sein und meine Tage verschwenden, das geht einfach nicht mehr. Auch wenn ich mich klein fühle, ich weiß, dass ich kämpfen kann. Ich weiß zwar noch nicht, welche Mittel ich anwenden kann, um mich zu stärken und in ungewohnten Situationen gut handeln zu können, aber das werde ich lernen. Ich bin ein Sturkopf und ich bin perfektionistisch, weshalb ich ziemlich ungeduldig und gestresst bin, dass ich noch nicht da bin, wo ich hin will. Aber, ja, ich muss einfach geduldiger mit mir sein und akzeptieren, dass alles Zeit braucht. Morgen ist ein neuer Tag, keine neue Woche. Eine neue Woche ist zu überwältigend für mich. Ein Tag ist genug.
Das Wochenende habe ich in der Gegend verbracht. Ich bin so froh, dass meine Mutter und mein Stiefvater mich besucht haben.

Donnerstag, 14. April 2016

Tag 1

Der erste Tag ist vorbei und ich liege gekrümmt im Bett und spüre ganz viele Emotionen. Ich bin erschöpft nach all der Arbeit, wie es hier genannt wird. Das Programm ist vollgestopft. Es ist schmerzhaft und schwierig, unsicher und gruselig. Eigentlich würde ich davonlaufen wollen, aber der Kämpfer in mir sagt, dass ich die Emotionen fühlen muss. Das ist meine Arbeit. Gefühle fühlen. Die ersten Tage sind besonders hart und der Drang, einfach abzuhauen, stark. Ich will eine Maske aufsetzen, mich unsichtbar machen oder in eine Höhle krabbeln. Aber das geht nicht. Ich bin so müde, mein Körper will schlafen, aber ich muss weitermachen. Die Ärzte hier sind sehr geduldig. Und gestern war recht schönes Wetter, ich habe ein paar Blumen gepflückt. Jetzt ruhe ich mich aber aus und gehe ins Bett, damit ich meine Reserven aufladen kann und morgen fit bin.

Mittwoch, 13. April 2016

Startschuss

Los gehts, die neue Therapie kann beginnen. Mein Geburtstagsgeschenk - ich hab die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Ein Leben voller Gefühle. Ein Leben voller Scham und Schuldbewusstsein ist vorbei.
Ich weiß nicht groß, was ich sagen soll. Ich bin meiner Familie so unendlich dankbar, sie sind immer viel stärker als sie glauben. Und meinen Freunden, die ich noch immer Freunde nennen darf. Jetzt gehts los. Ich wünsch euch einen schönen Tag.

Dienstag, 12. April 2016

In den letzten Wochen habe ich Sturzbäche geweint und Emotionen gespürt, die ich noch nicht kannte. Es war, als hätte jemand den Stöpsel gelöst. Es war gut, mal weinen zu können, auch wenn es Jahre gedauert hat.
Ich trauere über all die Sachen, die ich wegen dieser verdammten Krankheit verloren habe, wegen all dem, was ich erlebt habe. Das Leben ist wahrlich kein Kinderspiel.
Die größte Herausforderung steht mir noch bevor. Ich habe Angst, bin aufgeregt und nervös, und würde mich am liebsten verstecken. Aber das ist keine Option. Ich werde dem ganzen mit Mut und Stärke gegenübertreten. Denn egal wie schwierig und schmerzhaft es ein wird, es wird sich auszahlen, wenn es vorbei ist. Sie glauben an mich und es ist jetzt an der Zeit, mich mit dem Glauben füllen zu lassen und gesund zu werden. Ich muss daran glauben. Es hat einen Grund, warum ich noch immer hier bin.
Die Krankheit wird man mir immer ansehen können, aber ich möchte, dass sie ein Teil meiner Vergangenheit ist und dass die Krankheit nicht definiert, wer ich bin.
Also, drückt mir die Daumen, ich komme stärker zurück. Danke für eure Unterstützung.

Donnerstag, 31. März 2016

Ich muss standhaft bleiben

12 Jahre: "Ich freue mich, dass all das vorbei ist. Ich werde gesund sein."
14 Jahre: "Mein Leben ist nichts als Krankheit. Ich bin die Krankheit."
15 Jahre: "Lieber Gott, hilf mir. Ich kann nicht mehr. Ich bin müde und traurig, lass mich gehen."
16 Jahre: "Ich möchte mein Ich zurück. Ich bin von der Dunkelheit eingenommen und alles ist hoffnungslos, weil ich mich nicht befreien kann."
17 Jahre: "Hat es einen Sinn, dass ich so leide? Ich hab das Gefühl, ich sterbe von Tag zu Tag mehr. Warum wache ich eigentlich noch auf."
18 Jahre: "Ich frage mich, ob ich jemals wieder Freude im Herzen spüren kann. Warum hab ich dieses Leben bekommen? Was hab ich getan, dass ich das verdient habe?"
20 Jahre: "Es gibt so viele Wunden in meiner Seele. Sie heilen nicht. Ich hab das Gefühl, meine Vergangenheit holt mich ein. Wie kann ich das loslassen, das den Schmerz von mir fern hält?"
21 Jahre: "Gib mir ein Zeichen, damit ich weiter kämpfen kann? Egal wie schmerzhaft, egal wie dunkel, egal wie einsam, egal wie hoffnungslos - irgendwas in mir sagt mir, dass ich nicht aufgeben darf. Auch wenn es noch keinen Sinn ergibt, ich muss darauf hören."
22 Jahre: "Heute habe ich Emotionen verspürt, die ich in zehn Jahren nie gehabt habe. Es beängstigt mich total. Aber irgendwie fühlen sie die Gefühle an, als sollten sie da sein. Es tut weh, aber ich muss da durch."
Heute: "Heute hab ich den ganzen Tag geweint. Ich glaube, ich habe die Tränen aus zehn Jahren geweint. Ich hatte das Gefühl zu ertrinken, aber mit jeder Träne habe ich mich auch erleichtert gefühlt. Ich habe gelernt, dass es gut ist zu weinen und es gut tun kann."

Ich habe den Tag damit verbracht, zurück zu blicken. Ich versuche einen Sinn zu finden. Aber wahrscheinlich habe ich diesen noch nicht gefunden und er wartet in der Zukunft auf mich. Ich muss daran glauben, dass es einen Sinn im ganzen Leid gibt.

Sonntag, 27. März 2016

Ein weiteres Fest

Ich habe Ostereier. Ich habe Blumen auf dem Tisch stehen und Dekorationen im Zimmer. Aber die Osterstimmung kann man sich nicht kaufen. Man kann sich die Freude im Herzen nicht erkaufen. Ich vermisse die besondere Atmosphäre während der Feiertage. Der heutige Tag bedeutet für mich mehr Stress, mehr Erinnerungen, mehr Trauer. Traurigkeit, dass die Dinge so sind wie sie sind und nicht mehr so, wie sie mal waren. Denn ich erinnere mich daran, wie Ostern einmal war. Früher sind wir immer zur Familie gefahren, haben dort lecker gegessen und im Garten Ostereier gesucht. Später war ich mit Freunden unterwegs. Ich war immer sehr sozial und gesellig und wollte viele neue Leute kennenlernen. Ich war diejenige, die auf dem Tisch stand und getanzt hat, gesungen hat, fröhlich war. Jetzt bin ich krank. Heute liege ich im Bett und schaue nach draußen. Die Sonne scheint, alle sind fröhlich. Ich nicht. Ich bin gefangen und ich hasse es. Nicht jeder ist in Osterstimmung. Ich habe Ostereier und gaukle mir die Stimmung ein wenig vor. Aber eigentlich ist es eine Erinnerung an all das, was fehlt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so erschöpft war. In zwei Wochen geht die neue Therapie los. Ich habe große Erwartungen daran. Aber wird sich wirklich etwas ändern? Ich bin schon so lange gefangen, da kann man sich nur schwer vorstellen, dass sich etwas verändert. Aber ich weiß auch, dass sich Dinge verändern werden. Ich habe eine Chance und die möchte ich nutzen. Naja. Erstmal die Feiertage hinter mich bringen. Ein Tag nach dem nächsten. Und ich hoffe, dass da draußen Leute sind, die Ostern genießen können. Frohe Ostern!

Freitag, 25. März 2016

Scham

Die Scham überwiegt, erfüllt mich. Sowohl innerlich, wie auch äußerlich. Warum sollte ich diese endlose Scham ertragen? Warum sollte sie mich zerstören? Warum denke ich, dass ich es nicht verdient habe zu essen, zu trinken, mich auszuruhen, warm zu haben, einen Platz in dieser Welt zu haben. Warum friere ich, warum bin ich immer alleine, warum hungere ich, warum meide ich Menschen, warum meide ich Gefühle. Weil ich der Meinung bin, dass ich all das nicht verdiene. Ich werde von Gefühlen und Gedanken kontrolliert und alles ist so schmerzhaft und einsam dadurch. Ich bin es leid, die endlose Scham mit mir rumzutragen. Ich bin es leid, von Gefühlen und Angst kontrolliert zu werden. Noch ungefähr zwei Wochen, bevor es losgeht. Ich habe solche Angst. Ich hoffe, dass ich mich verbessern kann und ein Ganzes werde... damit ich mich von dem Albtraum befreien kann.

Sonntag, 13. März 2016

Ein Monat

Noch ungefähr einen Monat. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich höllische Angst habe und mich bereits tausend Fragen quälen. Wo bin ich in vier Monaten? Bin ich stark genug? Was, wenn ich versage? Wie werden meine Tage dort aussehen? Hab ich das überhaupt verdient? Wird es mir helfen? Was, wenn nicht?
Die Angst ruft Panik hervor, was wiederum große Fragen aufwirft und mich nachdenken lässt, was mich wiederum noch ängstlicher macht. Wie wird es laufen? Wird mein Leben besser? Wie wird mein Leben aussehen, wenn ich endlich meine Essstörung loslassen kann und lerne, mit den inneren Wunden, den Traumata und Emotionen umzugehen? Wer werde ich sein?
Ich muss diesen Weg gehen, auch wenn ich große Angst habe. Sie glauben wirklich daran, dass es mir besser gehen wird. Manchmal denke ich das auch, manchmal aber nicht. Es ist schwierig, an eine Veränderung zu glauben, wenn du so in der Krankheit drinsteckst und gar nichts anderes mehr kennst. Ich werde stark sein und über mein Leben bestimmen? Der Weg dorthin ist gruselig, aber das wird es bestimmt wert sein, versuche ich mir zu sagen.

Donnerstag, 10. März 2016

Ich habe ein kleines Update für euch. Die meisten Tage sind momentan ziemlich schwierig. Ich bin derzeit in der O-Klinik, aber auf einer anderen Station als sonst. Normalerweise bin ich auf der gleichen Station, aber diesmal bin ich woanders. Die ersten Tage hatte ich richtige Angst, weil ich keinen kannte und die mich auch nicht kannten. Aus gesundheitlichen Gründen war ich ans Bett gefesselt (nicht im wörtlichen Sinne) und hatte große Schmerzen und es ging mir körperlich und psychisch einfach gar nicht gut. Viele Menschen waren da und ich hab mich gefragt, wie ich das bewältige. Sie wissen nichts von mir und ich muss ihnen alles erzählen, damit sie mir helfen können. Ich bin ein Wrack und kann kaum sprechen, wenn ich wieder mal abwesend bin und dissoziiere. Wie wollen sie mir helfen, wenn sie mich nicht kennen. Ich musste mich mitteilen, auch wenn ich große Angst davor hatte. Aber ich musste einfach reden. Langsam habe ich angefangen zu reden. Mit manchen Leuten ging es einfacher als mit anderen. Es war schwierig, mich irgendwie abzulenken, denn in dem Zimmer gab es nicht wirklich etwas, außer ein ungutes Gefühl und viele Menschen die ich nicht kannte. Aber ich habe mich jemandem geöffnet und mich ein wenig sicherer gefühlt. Immer ein kleines Stückchen mehr. Ich habe ihnen gesagt, was ich brauchte und nach ein paar Tagen wurde es viel besser. Die Leute waren sehr nett und haben sich gut gekümmert und das hat mich beruhigt. Ich habe Kreuzworträtsel gemacht und mich unterhalten. Mich ausgeruht. Geweint. Schmerzen verspürt. Geschlafen. Ferngesehen! Jetzt habe ich ein neues Zimmer. Sie helfen mir hier und ich habe keine große Angst mehr. In sechs Wochen beginnt hoffentlich meine neue Therapie. Dort wird auch etwas neues auf mich warten und deshalb war diese neue Station und die neuen Menschen eine gute Übung für mich. Und es ist gut gegangen. Die Zeit ist vergangen und ich habe mich dran gewöhnt. Und so wird es dann auch bei der neuen Therapie sein.

Dienstag, 8. März 2016

Ein neuer Tag

 Wenn ich male, kann ich mir die Farben aussuchen, die aufs Papier sollen. Schöne, warme Farben, die das Herz mit guten Dingen füllen. Manchmal male ich das ganze Papier schwarz oder einige Teile davon. Das ist ein wenig komisch, wenn man bedenkt, dass man so viele Farben zur Verfügung hat. Und dann sehe ich rot und gelb und grün und blau und merke, dass ich mit allen möglichen Farmen malen kann. Also mische ich ein wenig herum. So wirklich funktioniert es aber nicht, über schwarz drüber zu malen, aber ich weiß ja, dass die Farbe da ist.
Es gibt Tage, da male ich überwiegend in schwarz. Und es gibt Tage, da benutze ich die schönsten und hellsten Farben. Jeder Tag ist ein neuer Tag und ich habe immer eine zweite Chance. Ich kann alles schwarz malen und am nächsten Tag ein neues Papier nehmen und dieses bunt anmalen. Ich habe die Auswahl und die Möglichkeit und das Resultat ist von mir abhängig. Ich erinnere mich daran, dass heute heute ist und ich den ganzen Tag Zeit habe. Der Morgen kommt nicht, bevor der Tag nicht zuende ist, und daran kann ich auch nichts ändern.

Freitag, 4. März 2016

Hoffnung

Ich bin im Krankenhaus und höre Musik. Die Musik löst Gefühle aus. Es ist schön, die Tränen fließen lassen zu können. Es ist gut, zu weinen. Ich habe das Gefühl, dass Tausend Tränen rauswollen. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich zähle die Tage, bis ich mit meiner neuen Therapie anfangen kann. Ich will endlich eine Veränderung. Ich sehne mich nach der Stärke, der Hoffnung, der Freude und dem Mut. Ich hoffe, dass ich all das bald aufbringen kann, wenn es losgeht. Ich hoffe es. Aber ich bereit für den Kampf. Elf Jahre sind genug. Die Hälfte meines Lebens bin ich ejtzt schon krank. Jetzt ist es an der Zeit, mein Leben zurück zu erobern, während die Krankheit mich mit ihren scharfen Krallen festhält. Ich werde sie besiegen. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich bin erschöpft. Ich sehe keinen Sinn in meinem derzeitigen Leben. Ich sehe diesen Sinn nur in dem Leben, das ich haben möchte. Und das erreiche ich nur, wenn ich alles gebe und kämpfe. Das Leben, das ich momentan lebe, ist einfach nicht lebenswert. Ich kann einfach nicht ohne Hoffnung, Mut und Freude leben. Ich sehe andere Menschen, die wieder gesund werden. Warum soll ich das dann nicht auch schaffen? Ich hab noch einen weiten Weg vor mir. Aber ich habe Hoffnung und diese Hoffnung gibt mir Stärke und Mut. Und ich muss mich einfach an die Hoffnung krallen.

Donnerstag, 3. März 2016

Das Leben hat leider auch Tiefen. Ich freue mich auf das nächste Hoch. Momentan ist es ziemlich schwarz und dunkel. Aber ich weiß, dass es bald besser wird. Es ist wie ein kleiner Flummi, ich springe hoch und runter, hoch und runter... immer wieder. Deshalb bin ich für Höhen dankbar. Es wird bald wieder besser.

Freitag, 5. Februar 2016

Die Macht der Zahlen

Stell dir vor, dass eine Zahl deinen persönlichen Wert bestimmt. Stell dir vor, dass eine Zahl einen endlosen Sturm hervor rufen kann. Stell dir vor, dass eine Zahl zwischen Selbstbewusstsein und Selbsthass trennt. Stell dir vor, dass eine Zahl bestimmt, wer du bist.
Es gibt eine Welt, in der es nur so von Zahlen wimmelt, wo man von den Zahlen eingenommen wird. Man glaubt, dass die Zahlen einen bestimmen. Die Zahlen lassen einen vergessen was man hat, denn egal wie klein die Zahl ist, sie ist dennoch am größten. Egal wohin du gehst, die Zahlen verfolgen dich. Sie verschwinden nicht, sie nehmen dich völlig ein. Du verschwindest in ihnen.
Die Zahlen bestimmen, ob du schwach oder stark bist Im Kampf gegen die Zahlen verschwindest du, bis die Zahlen zu deinem besten Freund werden. Der beste Freund und beste Feind zugleich. Jeden Tag bestimmen die Zahlen, wer du bist, was du bist. Sie lassen dich nicht los. Warum an die Zahlen glauben? Warum schenken wir den Zahlen so viel Glauben? Weil man glaubt, dass man ohne sie nichts wert ist? Aber wann hört das auf? Wann lässt man die Zahlen los? Jetzt? Morgen?

Sonntag, 31. Januar 2016

Just another Sunday

Ich sitze am Fenster in meinem Zimmer und schaue nach draußen. Hier drinnen ist es sehr warm und gemütlich. Draußen ist es kalt, windig, regnerisch. Da bleib ich doch lieber drinnen. Die große weite Welt ist gruselig und aufregend zugleich. Ich frag mich, wie es dort wohl ist, so voller Möglichkeiten. Von Norden nach Süden, Osten nach Westen, verschiedene Kontinente. Unendlichkeit. Irgendwann werde ich die große weite Welt auch erkunden. Aber heute sitze ich in meinem Zimmer und schaue mir die Welt von innen an und das ist traurig, denn ich würde gerne in der Außenwelt existieren. Ich lebe im Krankenhaus, weil es mir körperlich und psychisch nicht gut geht. In meiner Welt freue ich mich, wenn meine Eisenwerte gestiegen sind oder wenn ich Besuch empfange, und dadurch mal den neuesten Klatsch und Tratsch erfahre. Oder wenn mich eine Pflegerin mit zu einem Handballspiel nimmt, weil sie weiß, wie sehr ich diesen Sport als Kind geliebt habe. Ich freue mich über Briefe, über ein hübsches Bild, das ich gemalt habe. Oder wenn ich lustig drauf bin und Witze erzähle. Ja, es gibt viele Sachen, über die ich mich freuen kann und es ist schön, sich daran zu erinnern. Ich habe Hoffnung, dass es irgendwann wieder komplett gut sein wird. Ich habe Hoffnung, dass ich irgendwann als Ärztin arbeiten kann und von draußen den Patienten zuwinke, während ich die Klinik betrete. Ich glaube, das ist erreichbar. Ich fühle mich nicht jeden Tag so hoffnungsvoll, aber wenn ich es wenigstens ab und an so fühle, ist es okay. Momentan ist es schwierig. Ich glaube, mein Unterbewusstsein und mein Körper sind bereit, sich dem Trauma zu stellen. Ich begegne diesem Trauma in Albträumen, in Flashbacks, in Halluzinationen, die durch die Angst ausgelöst werden. Ich möchte es nicht. Ich möchte einfach vergessen, aber mein Körper tut das nicht. Ich muss es einfach rauslassen, weil ich es nicht länger ertragen kann. Ich weine viel und jede Träne verschafft mir ein wenig mehr Ruhe. Dann habe ich Plötzlich ein wenig Zeit für ganz viel Ruhe, ganz viel Frieden, bis der Sturm wieder kommt. Es ist schwer, im Sturm gerade zu stehen, aber ich habe gelernt, mich auch mal fallen zu lasen. Solange ich sicher falle. Zum Glück vertraue ich den Leuten um mir herum. Jeden Tag fragen sie mich, ob ich über irgendwas reden möchte, ob ich gegessen habe, ob es mir gerade zu viel wird und und und. Die Antworten sind jedes Mal anders. Manchmal sind Tränen die Antwort und das ist okay. Manchmal gibt es gar keine Antwort. Manchmal viel zu viele. Ich schreibe viel. Meine Gedanken, meine Gefühle, meine Handlungen, sie alle bringen viel Scham mit sich und darüber kann ich besser schreiben als reden. Ich bewahre meine Schriften alle auf und hoffe, dass ich irgendwann darauf zurückblicken kann.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.