Sonntag, 28. August 2016

Der Sturm beruhigt sich ein wenig.

Am Wochenende konnte ich mich ein wenig ausruhen und habe ein wenig geschlafen, nachdem ich wochenlang kaum schlafen konnte und nachts mit Schmerzen wach lag. Ich habe meinem Team auch gesagt, dass ich wieder Schmerztabletten nehmen möchte. Ich kann den körperlichen Schmerz nicht mehr ertragen. Wenn ich klar denken soll und an mir arbeiten soll, muss ich den Schmerz unter Kontrolle haben. Die Therapie allein ist schwierig genug. Ich habe aber vollstes Vertrauen in diese Therapie. Man muss nur zwischen körperlichem und seelischem Schmerz unterscheiden. Ich bin weit gekommen, aber habe auch eine harte Woche vor mir. Ich gehe weiterhin jede Stunde einzeln an, mehr geht nicht. Zwei Stunden sind zu überwältigend für mich. Deshalb jede Stunde einzeln. Wir werden sehen, was passieren wird. Ich gebe jedenfalls nicht auf. Eine neue Woche mit neuen Möglichkeiten.

Freitag, 26. August 2016

Evaluations-Gespräch

Theoretisch gesehen habe ich über die Hälfte geschafft. Aber weil in den letzten Wochen so viel passiert ist, hatte ich noch nicht mein Halbzeits-Evaluations-Gespräch. Morgen aber. Hier in der Klinik ist man selber für diese Gespräche verantwortlich. Man darf sich einen Therapeuten/Arzt aussuchen, der einem ein wenig hilft und unterstützt. Im Gespräch entscheide ich aber, worum es gesehen soll. Dann stelle ich dem Team ein Problem vor und berichte etwas dafür. Wenn ich fertig bin, ist das Team dran. Sie machen Vorschläge, geben Tipps oder reflektieren einfach nur das Problem. Bei dem Gespräch ist nichts vorgegeben und ich kann über das reden, was ich auf dem Herzen habe. Diese Gespräche sind sehr hilfreich. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, dass die Patienten direkt in ihrer Behandlung involviert sind und was zu sagen haben. Oft werden diese Entscheidungen einfach von anderen getroffen. Hier nicht. Das ist gut, aber auch eine Herausforderung. Man ist für sich selbst verantwortlich und muss auch danach fragen, wenn man Hilfe oder Unterstützung braucht. Morgen geht es dann auch darum, wie ich an mir arbeite und was ich schon erreicht habe. Ein vorher/nachher quasi. Und dann geht es darum, wie wir damit arbeiten können. Einen Schritt vorwärts zu machen. Ich bin gespannt, was das Team zu meinen Fortschritten zu sagen hat, ich habe aber auch große Angst davor, dass sie sagen "wir sehen, dass du dich angestrengt hast, aber in den letzten Wochen bist du nicht weitergekommen, deshalb sehen wir keinen Grund, weiterzumachen." Horror. Unwahrscheinlich, aber meine Angst erinnert mich daran, dass das passieren kann. Wenn man schon öfters übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, hat man Angst, dass es wieder passieren kann. Hmm... Ich hoffe, das Gespräch verläuft gut und wir können ein paar Dinge klären, damit ich wieder auf den richtigen Weg kann.

Donnerstag, 25. August 2016

Ich brauche eine Umarmung

Es kann sehr einsam werden, wenn man recht weit von Zuhause weg ist und nicht einfach mal jemand kommen kann. Ich vermisse es, einfach mal umarmt und gehalten zu werden. Ich fühle mich so einsam in diesem Sturm und es ist schwierig, den Schmerz zu akzeptieren. Ich weiß, dass ich dagegen ankämpfe. Heute habe ich verstanden, dass es am wichtigsten ist, dass ich nichts tue, sondern einfach nur aushalte. Einfach nur den Sturm ertrage. Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Schmerz leben will. Und ich weiß, dass ich total wütend auf mich selbst bin, dass ich diesen gesunden Körper zerstört habe. Ich habe einen Magen voller Verletzungen und einen nicht funktionierenden Darm. Viele Operationen, viele Narben, viel Narbengewebe und einen unendlichen Schmerz. Ich habe mein Lächeln verloren und mein Körper steht Höllenqualen aus. Und das ist schwer zu akzeptieren. Heute habe ich es geschafft, jemanden um etwas zu bitten und das ist für mich sehr schwierig. Ich habe das Gefühl, dass ich nichts von anderen verdient habe. Aber heute habe ich gesagt, dass ich eine Umarmung brauche, und ich habe sie bekommen. Ich habe zwei lange, schöne Umarmungen bekommen. Auch wenn mein Kopf gebrüllt hat, dass ich die Umarmungen nicht verdient habe, tat es gut. Ich habe mich ein bisschen weniger einsam gefühlt. Ich lebe quasi von Stunde zu Stunde. Ich sage mir "Ich halte diese eine Stunde noch aus. Die nächste Stunde nehme ich, wenn sie kommt". Eins nach dem anderen.

Mittwoch, 24. August 2016

Ganz tief unten

Ich habe ein Level der Verzweiflung, Verwirrung, Erschöpfung, Angst, Ambivalenz und des körperlichen Schmerzes erreicht, das ich bisher noch nicht kannte. All diese Worte haben eine neue Bedeutung erhalten. Dieser Kampf ist unmenschlich, schmerzhaft. Ich stehe an der Klippe und kämpfe, nicht aufzugeben. Das ist unheimlich schwierig, weil der Sturm so stark ist. Ich bin so weit unten und so erschöpft von diesem Sturm, der nun schon seit Wochen anhält, und immer nur schlimmer wird. Ich habe keine Hoffnung, aber weiß auch, dass der Sturm dafür verantwortlich ist. Ich weiß, dass ich jetzt alles geben muss, damit ich eine Chance habe. Das will ich, irgendwo tief in mir drin, unter all diesen Stürmen. Es ist schwierig, etwas gutes oder wertvolles zu finden, wenn ich so von diesem Sturm eingenommen bin. Ich suche nach der Person, die ich vor ein paar Wochen noch war, und nach Gründen, weiter auszuhalten. Ich gebe mein bestes.

Sonntag, 21. August 2016

Leben oder sterben?

Es ist ein schwieriger Kampf zwischen Leben und Tod. Es fühlt sich wieder furchtbar an, wenn man so einen starken Schmerz im Bauch hat, wenn man den inneren Tornado so satt hat, wenn man sich so schlecht fühlt, dass man fast schon darum bittet, sterben zu dürfen. Wenn alles so schlecht ist, dass jegliche Hoffnung direkt überschattet wird. Die Farben sind weg und man wird zur tickenden Zeitbombe. Tick, tack, tick, tack. Aber dann schaffe ich es zu denken "ich halte diesen Tag aus, morgen ist ein neuer Tag." Heute ist es besonders schlimm und die Schmerzen unerträglich. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe das Gefühl, dass ich in 1000 Teile zersplittert bin und im Raum verteilt liege. Und ich muss mich etzt aufsammeln. Und daran denken, was ich wirklich will.

Freitag, 19. August 2016

Verurteilungen

Es ist ein komischer Gedanke zu wissen, dass ich mich verändere. Oder vielleicht sollte ich sagen "dass ich zu einem Ganzen werde". Ich weiß, dass sich meine Werte, Ansichten und Ziele verändert haben. Früher hat es mir etwas ausgemacht, wenn mich jemand schief angeschaut hat oder irgendeinen Kommentar gebracht hat. Heute weiß ich, dass die Meinung fremder Menschen nichts bedeuten und ich ihnen nichts schuldig bin. Ich bestrafe mich nicht mehr, weil ich nicht die Person bin, wie mich andere Menschen gerne hätten. Oder wie sie über mich denken. Wichtig ist für mich, was in mir passiert und dass ich so bin wie ich bin, egal was ich im Leben durchgemacht habe. Opfer? Ja, ich war schon immer das Opfer. Und ich arbeite daran, mir dafür zu verzeihen. Ich bin so wie ich bin, auch mit meiner Geschichte. Und ich kämpfe jeden Tag, jede Sekunde, und weiß, was in mir vorgeht und wer ich werden möchte. Das ist MIR wichtig. Was bringt es, wenn ich mich dafür bestrafe, weil andere Leute mich verurteilen? Sie kennen meine Geschichte nicht, sie wissen nicht, was in mir vorgeht. Somit steht es ihnen auch nicht zu, über mich zu urteilen. Ich habe gelernt, dass jede Handlung und jede Verhaltensweise einen bestimmten Grund hat. Nichts geschieht grundlos. Welchen Nutzen hat es also, über fremde Menschen zu urteilen, wenn man diesen Grund nicht kennt.

Donnerstag, 18. August 2016

Das ewige Chaos

So ein Chaos. So eine Verwirrtheit. Ich bin irgendwo zwischen meinem 17- und 23-jährigen Ich gefangen. Zwischen 2011 und 2016. Die Angst strömt wie ein Tornado durch meinen Körper. Und zieht mich vor und zurück. Ich weiß, was passiert, wenn mein traumatisiertes 17-jähriges Selbst übernimmt. Und wenn ich in diesem emotionalen Chaos bin, kann ich mich an nichts mehr festhalten. Ich kämpfe einfach nur, um mich hier zu behalten. Plötzlich kämpfe ich um mein Leben. Mein Körper und mein Kopf können mich nicht zur Realität zurückbringen. Plötzlich bin ich dann wieder zurück. Und habe keine Ahnung, was passiert ist. Als würde eine andere Person übernehmen und ich kann mich nicht erinnern, was dann passiert ist. Ich merke nur, dass ich wieder am Bauch behandelt werden musste. Was bedeutet, dass ich das schreckliche Trauma wieder durchlebt habe. Ein Trauma, das so schlimm ist, dass ich es aus mir rausschneiden möchte. Ich bin so verwundet, dass ich einfach keine Kontrolle habe. Ich kämpfe dafür, dass ich die Sekunde finde, in der ich die Kontrolle übernehmen kann und mein richtiges Selbst wieder erlange. Das ist frustrierend, aber ich habe es ein paar mal geschafft. Aber das funktioniert nicht immer, auch wenn ich mein bestes gebe. Aber ich lebe und das ist gut, schätze ich. Ich fürchte, ich muss damit einfach leben lernen. Ich muss Methoden finden, die mir dabei helfen, die Kontrolle zu behalten. Denn es wird wieder passieren. Und wieder und wieder und immer wieder. Ich hab solche Angst.

Montag, 15. August 2016

Der Abend

Heute Abend brodelt alles in mir. So viele Dinge gleichzeitig. Ich habe den Start-Knopf für mehrere Sachen gedrückt, statt abzuhauen. Ich weiß, dass Blitze und Donner und Regen und Wind durch meinen Körper strömt. Ich bin so müde und erschöpft, dass ich das Gefühl habe, sterben zu müssen. Der Schmerz ist unerträglich. Ich frage mich, wie ich das durchstehen kann. Wie kann ich als Sieger rausgehen? Wie kann ich dem Drang widerstehen? Wie soll ich an mich glauben können? Wie gehe ich richtig damit um? So viele Fragen, so wenige Antworten. Ich weiß lediglich, dass ich es nicht alleine machen muss. Ich habe tolle Leute um mich herum, die mir dabei helfen. Bereit ist man sowieso nie, die Frage ist nur, ob ich springen kann, auch wenn ich totale Angst habe. Ich hitter vor Angst, meine Ohren dröhnen, meine Sicht ist verschwommen, ich höre 10x so stark, mein Herz klopft stärker und schneller, mir ist schwindelig, mein Körper angespannt. Jeder Muskel. Ich wünschte, ich könnte eine kleine Auszeit davon nehmen, auch wenn es nur zwei Minuten wären. Ich versuche Worte zu finden, aber ich habe einfach nur Angst. Ich wünsche euch allen eine ruhige und friedliche Nacht. Ich weiß, dass ich die nicht haben werde. Nicht in diesem Sturm. Nicht in diesem Gebäude. Nicht in dieser Therapie. Ich bin hier, um das so zu erleben.

Der gruseligste und wichtigste Schritt

Ich bin so kurz davor. Ich bin so kurz davor, alles raus zu lassen und einfach den Schritt zu wagen. Ich bin so kurz davor, alles loszulassen, was mich beschützt, was mich behindert. Alles, was mich gefangen hält. Ich bin so kurz davor, ins Unbekannte vorzuschreiten. Das ist eine große und wichtige Entscheidung und jeden Tag habe ich viele Entscheidungen zu treffen. Das ist mir bewusst. Ich habe alles zu gewinnen und ich habe alles zu verlieren. Ich weiß, dass ich mich mein Leben lang hassen werde und es bereuen werde, wenn ich diesen Schritt nicht wage. Wenn ich den Schritt wage, öffnen sich wahrscheinlich Türen für mich, wodurch ich meine Träume realisieren kann und frei sein werde. Wenn ich den Schritt nicht wage, bin ich gefangen und den Rest meines Lebens das Opfer, wie ich es bis jetzt war. Man denkt sich vielleicht, dass die Entscheidung auf der Hand liegt. Aber wenn ihr meine große Angst kennen würdet, meine Panik, die Katastrophe, die passieren könnte, dann würdet ihr verstehen, wie einschüchternd es ist, auf der Klippe zu stehen und zu sehen, was ich zu verlieren und zu gewinnen habe. Gleichzeitig spüre ich eine Angst, die ich nicht in Worte fassen kann, so überwältigend ist sie. Wenn ich den Schritt wage, muss ich durch eine Hölle voller Dämonen und Monstern, denen ich immer versucht habe aus dem Weg zu gehen. Dann muss ich ihnen begegnen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Aber es ist die schwierigste Entscheidung überhaupt. Ich habe so Angst, so unglaubliche Angst. Ich zittere vor Angst und fühle mich verletzlich. Wage ich es? Wage ich es loszulassen und mich zu befreien?

Sonntag, 14. August 2016

Schach matt.

Ich bin stolz, dass ich diese Woche überlebt und gewonnen habe. Die schlimmste und zugleich beste Woche hier. Es ist schwierig zu beschreiben, was für eine Arbeit wir hier in der Therapie jeden Tag leisten. Diese Woche habe ich verstanden, dass es ein brutaler Kampf zwischen Leben und Tod ist. Es leistet einem viel ab, wenn man die gewohnten Handlungsweisen durchbrechen muss und den starken Drängen widerstehen muss. Wenn man sich so unwohl fühlt und man nicht glaubt, dass es noch schlimmer werden kann, es aber immer schlimmer wird. Wir stellen uns dem Kampf und spüren ihn in jeder Zelle des Körpers. Es fühlt sich unmöglich an. Wie in einem rauen Gewässer, wo man einfach nur versucht, den Kopf über Wasser zu halten. Es ist ein Unterschied, wenn man vorher ständig beschützt wurde und die eigenen Entscheidungen von anderen Leuten getroffen wurden, sowie die Schmerzen durch Medikamente betäubt wurden. Dann kommt man auf einmal in eine ganz andere Welt, in der man plötzlich für alles Verantwortung übernehmen muss und einem Sturm nach dem anderen widerstehen muss, ohne wegzulaufen. Und jetzt fühlt man auf einmal die ganzen unterdrückten Emotionen, alles von dem schrecklichen Trauma, alles auf einmal. Wie viel kann man bloß aushalten? Das frage ich mich auch jeden Tag. Aber ich habe realisiert und arbeite jeden Tag daran, dass ich zwar die Person bin, die es aushalten muss, aber dass ich nicht allein bin. Diese Woche habe ich Zyklen durchbrochen, Tag und Nacht. Aber es reicht nicht, einmal am Tag ein Muster zu durchbrechen. Ich muss das jedes Mal tun.
Diese Woche habe ich gute Arbeit geleistet, aber morgen beginnt eine neue Woche und da muss ich weitermachen. Ich wünsche euch eine gute Woche!

Ich versuche loszulassen

Ich versuche loszulassen. Ich versuche in unbekannte Gewässer vorzudringen. Nur ich, ich allein, ich mit meinem Schmerz, mit meinen Wunden. Mein nacktes, verwundetes Ich. Ich versuche unter Wasser zu atmen. Und ich versuche Dinge zu tun, die ich noch nie getan habe. Ich öffne mich und teile all meine dunklen Geheimnisse mit meinen Lieben um mich herum. Ich versuche die Maske abzunehmen, die Fassade zu brechen, das falsche Lächeln abzuschütteln. Ich sitze dort, ganz nackt und verwundbar, um mich zu öffnen. Ich sitze in der Hölle, aber ich bin nicht alleine. Ich benutze Worte und nicht meine selbstzerstörerische Sprache. Ich spreche mit Worten und mit meinem Körper. Dafür werde ich nicht verurteilt, nicht überhört. Ich werde gesehen und gehört. Das überrascht mich. Ich finde es schwierig, positive Worte anzunehmen, denn ich sehe mich selbst mit viel Scham und Schuldgefühlen. Ich widere mich an. Aber dennoch werde ich gehört. Und dieser Moment gehört mir. Ich weiß, dass ich mir vergeben muss, auch wenn es undenkbar scheint. "Was würdest du deinem x-Jahre-alten selbst sagen, wenn du die Möglichkeit hättest?" Ich würde so vieles sagen wollen. Du kümmerst dich um andere. So sehr, dass du selbst leiden musst, damit andere keinen Schmerz haben. Du stellst dich immer nach ganz hinten. Aber du bist wichtig. Du verdienst gute Sachen. Du bist unschuldig. Du musst nicht die ganze Welt auf deinen Schultern tragen. Du hast das beste gemacht. Du musst deinem Körper und dir selbst vergeben. Du verdienst hast, dich aus diesem Gefängnis zu befreien. Du hast es verdient, loszulassen. Du musst den Schmerz nicht alleine tragen. Du bist ein guter Mensch. Du warst ein Opfer, aber du kannst ausbrechen und frei sein. Jetzt bist du in Sicherheit. Deine Wunden sind schrecklich schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Du hast es verdient, dich selbst zu lieben. Denn du bist gut genug und das warst du schon immer.
Heute und in den letzten Tagen habe ich daran gearbeitet, das Muster zu durchbrechen. Aus meinem Gefängnis auszubrechen. Trotz großer Angst, Scham und Schuldgefühle, habe ich beschlossen, nackt und verletzlich zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass ich vollständiger geworden bin und loslassen kann.

Samstag, 13. August 2016

Heute habe ich eine Entscheidung getroffen, die mein Leben erleichtern soll. Ich habe das Unmögliche gemacht und festgestellt, dass es gar nicht so unmöglich ist. Ich bin dankbar, dass ich hier die Möglichkeit erhalte, Herausforderungen zu bestreiten. Ich fühle mich dadurch viel stärker. Als würde ich ein weiteres Puzzleteil hinzufügen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich nicht in diese Welt passe und ein Leben hinter verschlossenen Türen verdient habe. Ich bin eine Last für viele Leute. Für Ärzte, die darüber diskutieren, welche Behandlung für mich am besten ist. Tut mir leid, dass ich Hilfe brauche. Danke, dass ihr mein Leben rettet.

Das Unmögliche schaffen

"Mutig zu sein heißt Dinge zu tun, die man sich nicht traut." Wurde mir gesagt. Heute werde ich das unmögliche tun. Mein ganzes Leben lang habe ich nicht über meine wirklichen Gefühle gesprochen oder sie gezeigt. Ja, ich habe darüber geschrieben. Aber ich habe sie noch nie so wirklich und aufrichtig gezeigt. Wenn ich Emotionen zeige, dann kontrolliert. Ich hab als kleines Kind gelernt, dass meine Emotionen gefährlich und destruktiv sind, also habe ich sie ausgestellt. Ich hatte eine Leere in mir, die ich mit Errungenschaften füllen wollte. Auch, wenn ich Wettkämpfe gewonnen habe oder super Noten hatte, war ich nie gut genug. Irgendwas hat immer gefehlt. Aber ich war gut darin, die Kontrolle zu haben. Ich konnte mit meinem Körper machen, was ich wollte. Aber dadurch hab ich die Kontrolle verloren.
Heute werde ich etwas machen und ich werde es schaffen.

Mittwoch, 10. August 2016

Schuldgefühle

Ich hab die körperlichen Herausforderungen so satt. Der ständige Schmerz im Unterleib. Gedärme, die fast tot sind. Aber ich bin der Meinung, dass ich nicht verärgert oder traurig oder wütend darüber sein darf, weil ich mir das selber zugefügt habe. Ich darf lediglich Scham und Schuldgefühle verspüren. Ich weiß, dass ich daran arbeiten muss, mit den Gefühlen darüber umzugehen. Ich denke jedes Mal darüber nach, wenn ich im Bett liege, statt Dinge zu tun, die ich gerne machen würde. Oder wenn ich Stunden in der Notaufnahme verbringen muss, weil wieder etwas mit meinem Unterleib kaputt ist. Und ich falle jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, dass ich den Rest meines Lebens damit leben muss. Ist es das wert? Ich weiß, dass ich einen Weg finden muss, um damit leben zu können. Aber es ist schwierig, Dinge aufgeben zu müssen, auf die ich mich schon immer gefreut hatte und die ich als mein Ziel angesehen habe. Aber ich weiß auch, dass viele Menschen mit so einer Krankheit und so kaputten Gedärmen leben und sie trotzdem ein erfülltes Leben führen. An manchen Tagen habe ich dann das Gefühl, dass ich es auch hinkriege. An anderen Tagen ist der körperliche und psychische Schmerz jedoch so groß, dass ich untertauche und versuche, irgendwie atmen zu können. Ich kann nicht ertrinken, denn aufgeben ist keine Option. Ich vermisse meinen gesunden Körper. Und es ist schwierig, diese Gedanken zu akzeptieren und die körperlichen Anstrengungen zu akzeptieren, weil sie Resultat dessen sind, was ich meinem Körper angetan habe. Ich kann mir einfach nicht verzeihen. Aber auch das ist ein Schritt auf meiner Reise. Vergeben lernen und es akzeptieren, um weiter zu machen.


Montag, 8. August 2016

Sturkopf

Ich bin ein sehr sturer Mensch und möchte die Dinge immer alleine machen. Ich bin total schlecht darin, den Rat anderer Menschen anzunehmen oder andere Sichtweisen zu akzeptieren, weil ich so stur bin. Das ist schon mein ganzes Leben so. Wenn ich etwas neues lerne, bringe ich es mir selber bei, statt die Hilfe von anderen Leuten anzunehmen. Ich bin so stur, dass ich lieber heimlich leide, statt die Hilfe anderer anzunehmen. Ist das wirklich so, weil ich es schon immer so gemacht habe? Ich glaube es liegt eher daran, dass ich schon immer das Gefühl hatte, keine fremde Hilfe verdient zu haben. Das ist eine Hürde und die ist jetzt zum Dilemma für mich geworden. Denn die Herausforderungen in der Therapie kann ich nicht alleine bewältigen. Jedenfalls nicht auf meine Art. Denn die hat noch nie funktioniert, jedenfalls nicht, was Therapiepläne betrifft. Momentan versuche ich, einen großen Berg zu erklimmen, während es Leute um mich herum gibt, die mir andere Wege nach oben zeigen möchten. Aber ich bin davon überzeugt, dass mein Weg besser ist. Auch, wenn ich auf die Ratschläge hören möchte. Alleine schaffe ich es nicht, ich brauche Hilfe. Ansonsten werde ich mich immer im Kreis drehen. Ich muss mich jemandem öffnen, auch wenn ich der Meinung bin, es nicht verdient zu haben.

Du kannst froh sein, dass...

...du täglich auf Toilette gehen kannst, denn das ist keine Selbstverständlichkeit. Nennt mich bescheuert, dass ich über so ein Thema schreibe, aber so ist es für euch. Ich muss täglich darüber reden. Mein Magen ist ziemlich abgefuckt aufgrund des russischen Roulettes, das ich mit ihm spiele. Die Konsequenzen davon muss ich jetzt ertragen. Ich gehe nicht täglich auf Toilette, so wie andere, sondern seltener. Und nicht so einfach. Sondern ziemlich brutal. Ich muss mir was einführen und dann liege ich von morgens bis nachmittags dort. Mir wird davon immer total schlecht und es tut total weh. Jedenfalls bei meinem Bauch, das ist für jeden anders. Und das werde ich morgen machen. Während andere rausgehen oder sich den Bauch mit Pizza vollschlagen. Es ist schwierig, diese Herausforderungen zu akzeptieren. Seit zwölf Jahren hält mich die Hoffnung am Leben, dass alles wieder gut wird, wenn ich wieder gesund bin. Aber ich realisiere, dass der Schmerz und die Herausforderungen ein Teil meines Lebens sind. Ist es das wert? Diese Frage stelle ich mir mehrmals am Tag.

Sonntag, 7. August 2016

Was gibt euch das Recht?

Am Abend des Tages, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte ich eine Art Eingebung. Ich habe ein neues Gefühl verspürt. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung. Und das war eine ganz besondere Erfahrung, weil sie meinen Körper und meine Seele eingenommen hat. Ich habe darüber nachgedacht, wie sich das Leben, das ich habe und hatte, wirklich anfühlt, was ich erlebt habe und wie schlecht ich an manchen Orten behandelt wurde. Ich habe daran gedacht, wie oft ich in meinem größten Albtraum gefangen war. Wie ich in der Hölle gelebt habe, ohne dass ich mich bewegen konnte und wo der Schmerz mich komplett eingenommen hat, dass jeder einzelne Atemzug eine Tortur war. Aber dennoch muss man atmen. Und wo ich hier so einsam und hoffnungslos liege, denke ich darüber nach, wie ich den nächsten Atemzug überlebe. Ich fühle mich von manchen Ärzten verurteilt. Dass ich zu wertlos bin, um mit Würde behandelt zu werden. Sie sehen eine dumme Person, die sich furchtbare Dinge antut. Und diese dumme Person muss jetzt von ihnen behandelt und repariert werden. Sie sehen nicht das verzweifelte Mädchen, das gerade die Hölle durchlebt. Sie sehen nicht den Selbsthass, dass das Mädchen schon wieder den Kampf verloren hat. Sie sehen nicht, dass das Mädchen höllische Schmerzen durchlebt. Sie sehen nicht, dass das Mädchen Angst hat und unsicher ist. Sie sehen lediglich ein Monster, das sich Dinge antut, die sie nicht ansatzweise verstehen können. Aber ich bin nicht diese Person. Was gibt euch also das Recht, über mich zu urteilen? Ich werde eine stärkere Person und ich werde nie vergessen, was ich erlebt habe, auch wenn sie mich als psychotischen Patienten beschreiben. Ich werde es aber nicht vergessen, sondern versuchen, denen zu helfen, die ähnliches erlebt haben.

Donnerstag, 4. August 2016

Von der Hölle zur normalen Hölle

Und dann war es die Hölle. Zurück zu meiner normalen, alltäglichen Hölle. Ich werd solangsam gut darin, aber es war auch ganz schön, in den Wolken zu treiben. Ich freue mich auf ein paar gute Sachen, was auch immer da auf mich wartet. Solang es nicht weh tut. Ich werde jetzt duschen bzw mich gründlich waschen und dann ins Bett und schlafen. Morgen ist ein neuer Tag.

Montag, 1. August 2016

Warum muss ich so leiden, obwohl ich nichts getan habe?

Es ist solch eine Herausforderung, wenn man in einem Körper gefangen ist, wo sich die Laune ständig ändert. In einem Moment bin ich total aufgedreht und glücklich, unterhalte mich mit Leuten und habe das Gefühl, alles im Griff zu haben. Und dann plötzlich treffe ich auf einen Trigger. Einen Trigger, wo ich nicht weiß, wo der herkommt oder was es genau ist. Dann werden Flashbacks ausgelöst, die so stark sind, dass es sich total real anfühlt. Ich verstehe dann nicht, dass sie nicht echt sind, sondern spüre nur die Schmerzen im ganzen Körper. Ich gehe dann in der Zeit zurück zu meinem Trauma und alles fühlt sich wieder wie damals an. Ich wünschte, ich könnte ein wenig genauer schildern, was ich erlebt habe, aber vielleicht mache ich das eines Tages. Jetzt noch nicht, weil es nicht sicher ist. Ich fühle mich noch nicht sicher genug. Wenn diese starken Gefühle jedenfalls aufkommen, dann ist es wie fallende Dominosteine, wo die Dinge schnell unaufhaltbar sind. Ich verliere dann meinen Verstand, um es ganz offen auszudrücken. Mein Kopf ist voller komischer Gedanken, komisch und beängstigend. Ich bin dann so verzweifelt und impulsiv. Ich werde vom Schmerz kontrolliert. Als wäre da ein Virus in mir drin, den ich irgendwie beseitigen muss. Ich suche verzweifelt nach einer Lösung und bin mir sicher, dass sich diese tief in meinem Magen befindet. Ich bin so verzweifelt, dass ich nicht logisch oder rational denken kann. Am Samstag bin ich in diesen Dingen wieder ertrunken. Und hab mich wieder stark selbstverletzt. Jetzt bin ich wieder alleine in dieser Hölle, die Ärzte verstehen es nicht. Sie können die Puzzleteile meiner Geschichte nicht zusammensetzen und sie verstehen nicht, warum ich so viele Schmerzmittel brauche. Die Schmerzen werden stärker und von mal zu mal chronischer. Nach über 70 Operationen und Behandlungen helfen keine einfachen Schmerztabletten mehr. Und jetzt liege ich hier hilflos und habe die schlimmsten Albträume. So starke Schmerzen, dass ich mich nicht anfassen kann, kaum atmen kann. Aber ich liege einfach nur hier. Denn ich bin nicht wichtig, sondern einfach nur jemand, der sich selbstverletzt. Vielleicht sollte man daran mal arbeiten. Aber ich habe Angst, auch nur irgendwas zu sagen, weil ich zu Ärzten kein großes Vertrauen habe, nach all dem, was ich shcon in Krankenhäusern erlebt habe. Und ich frage mich immer - was hab ich getan, dass ich so leiden muss?