Mittwoch, 30. November 2016

Weihnachten, ich erwarte dich

Heute war ein guter Tag. Endlich, ein guter Tag. Er fing schon gut an, als ich aufgestanden bin und für Weihnachten dekoriert habe. Ich habe aufgeräumt und geputzt und es mir gemütlich gemacht. Das ist mir sehr wichtig. Ich brauche Gemütlichkeit - sei es in der geschlossenen Psychiatrie, in meinen Kliniken oder sonstwo im Krankenhaus.

Ich habe alles ausgepackt, was ich so an Deko habe. Ich merke, dass mir die Dekoration gut tut. Ich fühle mich sicherer.

Ich habe aber auch gemerkt, dass ich noch nicht so realisiert habe, dass ich entlassen bin, und mich ejtzt um alles kümmern muss. Ich drücke mich noch vor manchen Dingen. Ich dachte, dass ich gewisse Dinge jetzt fühlen werde, aber das tue ich noch nicht. Es ist komisch. Vielleicht wird es an Weihnachten anders. Ich hoffe, dass Weihnachten dieses Jahr gut sein wird. Weihnachten ist schwierig. Ich habe mich immer sehr einsam gefühlt, weil die Krankheit gefeiert hat. Dieses Jahr feiere ich.

Freitag, 25. November 2016

I can rest - at last

Ich sitze ganz still und ruhig. Ich erlaube mir, ganz ruhig sitzen zu bleiben, während der Sturm in mir tobt, um mich herum tobt, überall. Ich habe Angst, aber weiß auch, dass ich das aushalten kann. Ich bin irgendwo in mir drin, wo ich noch nie war. Um irgendwas zum Vorschein zu bringen. Ich weiß, dass ich mich auf eine Reise in mir drin begebe. Unterdrückte Emotionen kommen zum Vorschein. Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung, Sehnsucht, Selbsthass, Scham, Schuldgefühle. Ich weiß, dass ich sie rauslassen muss und ich weiß, dass ich bald dazu bereit sein werde. Ich bin alleine auf dieser Reise, sie ist ganz mein.

Es braucht Zeit. Und ich weiß auch, dass es ein Prozess ist. Was ist jetzt fühle, ist Erschöpfung. Eine Erschöpfung, die ich noch nie gefühlt habe. Nach 13 langen Jahren, die ich mit mir und meinem Körper im Krieg stand. Ich war im Kampf-Modus. Habe nie still gestanden oder eine Pause gemacht. Aber jetzt bin ich bereit und muss auf meinen Körper hören und mich um mich selbst kümmern. Ich bin erschöpft, deshalb muss ich mich ausfuhren. Das wird eine Weile so anhalten. Als hätte ich 13 Jahre lang ununterbrochen Triathlons absolviert. Und endlich bin ich stehen geblieben und habe mich hingelegt, ohne irgendwas zu tun. Und das ist okay. Ich kann mich jetzt ausruhen.

Dienstag, 15. November 2016

Weihnachten

Weihnachten ist fast hier, die Weihnachtszeit hat begonnen. Wie viele andere Menschen auch, ist Weihnachten für mich eine schwierige Zeit. Überhaupt sind Feiertage wie Weihnachten oder Ostern schwierig für mich.

Bevor ich krank wurde, habe ich Weihnachten geliebt. Ich mochte die Weihnachtszeit, die Traditionen, die Stimmung, das Essen, die Zeit mit der Familie, einfach alles.
Dann wurde ich krank und vieles ist verschwunden, weil ich solch einen Stress hatte. Die Essstörung hat es mir nicht leicht gemacht und alles, was ich an Weihnachten geliebt habe, konnte ich nicht genießen, weil es mit meinen Regeln nicht vereinbar war.
Ich konnte nicht essen, ich konnte nicht mit meiner Familie ruhig zusammensitzen, ich konnte keine Weihnachtsfilme gucken, während ich Süßigkeiten genascht habe.
Stattdessen musste ich hungern, ich musste trainieren und Kalorien verbrennen, und dafür musste ich lügen und mich irgendwie ums Essen drücken. Und dann musste ich auch noch meine Fassade aufrecht erhalten.
Weihnachten war schwierig, weil man so viele schwierige Situationen hatte, die man irgendwie umgehen musste.

Als ich dann mit der Bulimie zu kämpfen hatte, war Weihnachten in etwa so, als würde ein Kind in einen Süßwarenladen gehen. Süßigkeiten überall, ein Paradies. Ich konnte nicht aufhören zu essen, auch wenn ich mich geschämt habe, so viel zu essen. Danach bin ich ins Badezimmer abgehauen und habe alles erbrochen. Als ich herausgefunden habe, dass alle wussten, was ich da im Bad mache, habe ich mich geschämt und schlecht gefühlt. Ich hatte Weihnachten ruiniert und die Stimmung ruiniert. Ich konnte aber auch nicht aufhören, weil die Krankheit zu stark war.

Die letzten zwölf Weihnachten wurden also durch die Essstörung ruiniert. Dieses Jahr möchte ich das ändern. Ich möchte die Festtage genießen, so gut es geht. Ich möchte die Essstörung in ihre Schranken weisen. Ich möchte die Traditionen erleben und eine schöne Zeit mit meiner Familie haben.

Montag, 14. November 2016

6 positive Dinge

Ich dachte bisher immer, dass es wichtig ist, sich lediglich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Aber ich habe auch gelernt, dass es wichtig ist, sich über die schlechten Dinge bewusst zu werden. In diesem Post möchte ich aber über gute Dinge schreiben.

1. Ich bin seit über einem Monat entlassen und zuhause. Ein neuer Rekord! Ich stehe in Kontakt mit meiner Klinik, werde ab und an von Therapeuten besucht, habe tolle Unterstützung, und dadurch läuft es überraschend gut.

2. Ich bekomme gute Unterstützung von Therapeuten, die mich zuhause besuchen. Sie merken, dass ich das brauche, weil ich viel mit Angststörungen zu tun hatte, wenn ich alleine bin. Jeden Dienstag bekomme ich Unterstützung, die mir hilft. Dann kann ich hoffentlich bald alleine notwendige Dinge machen wie einkaufen.

3. Gestern waren meine Mutter, meine Schwester und ich im Theater. Das war sehr schön. Einfach mal rausgehen und lachen.

4. Ich habe viel darüber nachgedacht, einen Hund zu adoptieren. Ab und an habe ich den Hund einer Bekannten bei mir und das tut mir so gut. Ein kleiner Hund namens Theodor. Es ist so schön, die Gesellschaft von diesem Wesen zu haben, das einfach nur mit dir spielen und kuscheln möchte.

5. Ich bin fast durch mit den Blutgerinnungsmitteln und das beruhigt mich.

6. Ich bin zuhause und ich komme klar. Gut, es gibt Herausforderungen und es ist nicht einfach und ich bin längst nicht so selbständig wie "normale" Menschen das sind. Aber ich bin auf dem richtigen Weg.

Es gibt sicher noch mehr positive Dinge, aber diese sind mir gerade eingefallen. Ich wünsche euch einen schönen Abend!

Samstag, 5. November 2016

Face your fears

Wenn ich zweifle, suche die Antwort in meinem Herzen. Es gibt viele, die ihre Antworten tief in sich drin haben, aber die sich nicht trauen, dort danach zu suchen oder danach zu handeln. Was auch immer es ist. Es gibt viele Herausforderungen und ich bin seit Jahren eingeschränkt und traue mich nicht, meine Angst wirklich zu spüren und ihr in die Augen zu sehen. Und deshalb bin ich nicht gesund geworden. Die Fortschritte und die Entwicklung findet außerhalb der Wohlfühlzone statt. Deshalb ist es so schmerzhaft, Entscheidungen zu treffen, neue Dinge zu wagen und sich den Dingen zu stellen, die einem solche Angst bereiten.

Freitag, 4. November 2016

Einsamkeit

Wenn ich schreibe, dass ich mich einsam fühle, dann meine ich nicht, dass ich alleine bin. Ich kann ständig Leute um mich herum haben, aber fühle mich trotzdem einsam. Ich bin dankbar, dass ich so viele Leute habe, die sich um mich kümmern, bitte nicht falsch verstehen.
Aber wenn ich sage, dass ich mich einsam fühle, dann meine ich, dass ich ganz alleine mit dem Trauma bin, das mich die ganze Zeit jagt. Alleine mit der Angst, die mich zittern lässt. Alleine mit den Panikattacken. Dissoziieren, Halluzinationen. Ich sehe und höre Dinge, vor denen ich Angst habe. Die ständigen Schmerzen im Unterbauch und die ganzen anderen körperlichen Einschränkungen, die mich mein Leben lang begleiten werden.
Ich weiß, dass ich Hilfe bekomme, aber ich bin diejenige, die die Herausforderungen Tag für Tag bestreiten muss. Ich fühle mich einsam und es ist so schwierig, damit zu leben. Ich bin alleine in meinem Körper gefangen und fühle mein Leid alleine. Es gibt keinen Pause-Knopf, niemand kann mal für mich übernehmen. Und der Gedanke, dass das etwas ist, womit ich mein Leben lang leben muss, ist überwältigend, schmerzhaft und erschöpfend. Es ist ein wenig so, als würde ich auf dem Mond leben, während alle anderen auf der Erde sind. Ich bin alleine in meiner eigenen Welt.
Die Einsamkeit ist schwierig und ich kann mich nicht damit beruhigen, dass es vorbei geht und besser wird. Die Herausforderungen sind immer da.
Aber ich bin auch sehr dankbar und glücklich, dass ich viele Menschen habe, die sich um mich sorgen. Ich bekomme gute Hilfe. Und habe eine tolle Familie, die sich kümmert und die ich liebe. Ich habe Freunde, die ich hoffentlich bald mal wieder sehe.
Und dafür bin ich dankbar. Ich kann mich glücklich schätzen. Dieser Post soll kein jammern sein. Ich möchte nur offen sein und ehrlihc über meine Gefühle schreiben. Man kann sich einsam und alleine fühlen, auch wenn man viele Leute um sich herum hat. Das geht wahrscheinlich vielen so und es ist hart, weil man das einem äußerlich nicht ansieht. Und oft sagt man es nicht, weil es in der Gesellschaft nicht üblich ist.

Dienstag, 1. November 2016

Ein Boot in unbekannten Gewässern

Ich habe in meinem Leben schon viel aufgegeben und für meine Fehler teuer bezahlt. Durch die gerade abgeschlossene Therapie ist mir das alles bewusst geworden. Die Bewusstheit kann ein Vorteil sein, weil ich jetzt besser arbeiten kann. Aber die meiste Zeit tut es einfach nur weh. Ich bin mir bewusst, was ich alles verpasst habe, was ich aufgegeben habe und warum die Dinge so sind, wie sie sind. Ich bin mir bewusst, warum ich Dinge tue und warum ich sie nicht tue. Ich bin mir bewusst, was vor mir liegt und dass vor allem schwierige Entscheidungen vor mir liegen.
Manchmal wünschte ich mir, diese Bewusstheit nicht zu haben. Die Dinge waren auch früher nicht einfach, aber da war ich einfach so betäubt, dass ich es nicht mitbekommen habe und selbstbewusster war.
Jetzt ist mir alles schmerzhaft bewusst. Auch wenn ich stärker bin und besser mit allem umgehen kann, sind die Herausforderungen schwieriger, weil ich mir darüber im Klaren bin und alles fühle.
Jetzt, wo alles in meinem Leben neu und unbekannt ist, habe ich das Gefühl, mich noch nie sicher gefühlt zu haben. Und es tut weh, sich so unsicher und ängstlich zu fühlen.
Meine Vergangenheit macht mir zu schaffen. Sie jagt mich, wenn ich schlafe oder wach bin. Und das macht mir Angst. Ich habe Angst.
Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich nicht zerbrochen bin. Ich toleriere es. Auch wenn es schmerzhaft und schwierig ist und mich einsam fühlen lässt.
Ich habe viel Zeit für mich und brauche diese Zeit auch. Ich fühle viel von den Emotionen, die ich jahrelang unterdrückt habe, und habe das Gefühl, dass sie mich wie eine Flutwelle überraschen. Ich sitze ruhig im Boot und warte auf die Wellen. Manchmal ist das alles, was man machen kann. Innehalten. Nichts tun. Nicht reagieren.
Gleichzeitig ist es aber auch unglaublich unsicher und schmerzhaft, ganz ruhig in einem Boot in unbekannten Gewässern zu treiben. Ganz alleine, ohne Anker. Und momentan ist es sehr neblig. Ich weiß nicht, welche Ziele ich habe oder was mich erwartet, aber ich bin bereit, ganz ruhig in meinem Boot sitzen zu bleiben.