Sonntag, 12. Februar 2017

Der tägliche Albtraum

Ich kann so vieles nicht kontrollieren und dann hilft auch keine Ablenkung mehr. Ich versuche nach vorne zu schauen, aber die Vergangenheit kreiert eine so große Angst, Flashbacks, Halluzinationen, Panik, Albträume.

Mit jedem Tag wird die Angst größer und alles staut sich an und ich kann nicht kontrollieren, was passieren wird.

Es verlangt mir alles ab, jeden Tag diesen Albtraum auszuhalten. Es raubt mir alle Kraft und ich habe das Gefühl, in einem Teufelskreis zu stecken. Denn all diese Gefühle wirken sich aus - auf meinen Appetit, die Depression, impulsive Handlungen, schlechter Schlaf, Einsamkeit, Erschöpfung.

Es gibt so vieles, was ich nicht kontrollieren kann, also brauche ich etwas, was ich kontrollieren kann. Essen, Gewicht, Körper.

Ich versuche zu kämpfen, aber ich bin hin und her gerissen. Ich kann nicht klar denken. Wenn einen das Trauma einholt, kann man nicht rational und klar denken.
Ich verliere langsam die Kraft, die Hoffnung, die Motivation.
Fühle mich unsicher.
Aber ich gebe mein bestes. Ich lebe noch immer zuhause, seit vier Monaten jetzt.
Die Leute um mich herum sagen, dass ich das gut hinbekomme, und vielleicht stimmt das auch.

Aber manchmal möchte ich einfach nur schreien:
"Seht ihr denn nicht, wie schrecklich dieses Trauma für mich ist, das ich tagtäglich aushalten muss?! Seht ihr nicht, wie müde ich bin? Seht ihr nicht, wie große Angst ich habe und wie unsicher ich mich fühle? Wie weh es tut? Seht ihr nicht, wie sehr ich mich nach einer Pause sehne?! Seht ihr nicht, was für eine Angst ich vor mir selber habe?!"

Jedes Mal, wenn sich der Schalter umlegt und ich nicht da bin, weiß ich nicht, ob ich zurückkommen werde. Ich habe so Angst, dass ich während eines Anfalls sterbe. Das kann passieren. Jedes Mal, wenn ich wieder zu mir komme, bin ich im Schock und habe Angst, weil ich hätte sterben können.

Ich frage mich, ob mein Leben immer so sein wird. Ist das das Leben, für das ich Monate in der Klinik gekämpft habe? Ich hab die Therapie offensichtlich nicht abgeschlossen, aber so kann ich sie auch nicht fortführen. Ich bin unsicher, verängstigt und erschöpft. Ich sehne mich nach einer Pause, nach Ruhe.

Aber ich versuche, ruhig den Sturm auszuhalten. Denn ich muss damit leben, ob ich es will oder nicht.

Freitag, 3. Februar 2017

When the sun goes down

Ich erwische mich dabei, wie ich unbekannte Gewässer betrachte.
Der Sand ist voller Angst, die Sonne im unendlichen Ozean ertrunken.
Die Monster der Vergangenheit tauchen auf.

Alle Zellen in meinem Körper ringen Alarm, der Körper zittert vor Angst.
Ich werde hysterisch, während der Körper ganz steif wird.
Die Monster werden lebendig, ich kann nicht weg, der Körper ist steif.
Und der Körper ist ganz erschöpft von diesem endlosen Albtraum.
Aber wohin ich auch schwimmen möchte, sie sind immer da.
Ich möchte weg, aber komme nicht vom Fleck.

Ich habe Panik, denn ich habe keinen Anker, und sehe nichts außer einem Ozean voller Monster im Nebel.
Ich habe Angst, bin verzweifelt, und möchte einfach nur aufwachen. Aber ich merke immer wieder, dass ich nicht aufwachen kann, denn es ist kein Traum. Es ist Realität.
Es ist kein Albtraum. Ich versuche die Augen zu schließen, aber die Stimmen sind alles, was ich höre.
Die Nacht vergeht, die Angst bleibt, alles um mich herum ist brutal

Ich habe keine Ahnung, wie ich es aushalten soll, bis die Sonne wieder aufgeht. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass die Sonne mir immer Kraft schenkt und mir Hoffnung gibt.
Es gibt keine Monster. Wann werde ich mir dessen bewusst sein.
Mir wird gesagt, dass ich wieder zurück kann, dass ich in die Realität kommen kann. Dass es sicher ist. Und die Sonne wieder aufgeht.

Nach einer Weile höre ich Stimmen und fühle ihren Arm auf meinem Rücken. Endlich ist die Nacht vorbei, endlich, ich bin wieder in der Realität.

Wie fühlt sich das an, wenn die Sonne untergeht. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist so gut, wenn es wieder heller wird.

Ich bin froh, am Leben zu sein. Im Licht leben zu können. Da kann ich den Monstern besser ins Auge blicken. Da sind sie nicht so gruselig wie im Dunkeln.