Essstörungen

Ich möchte hier ein paar wichtige Sachen sagen, damit mich keiner missversteht oder sowas.

Ich verherrliche diese Krankheit nicht. Essstörungen sind gefährlich und 10-20% sterben sogar daran. Es ist eine Krankheit, die sich keiner wünschen kann. Es läuft doch auch keiner rum und sagt "Ich möchte Krebs haben!", genauso wenig steht man auf und denkt sich "Hey, ich werde magersüchtig".

Die Krankheit lässt euch nicht 10kg abnehmen und dann seid ihr zufrieden und glücklich. Nein. Die Zahl auf der Waage ist nie niedrig genug. Ob sie jetzt 30kg oder 50kg anzeigt, man ist nie zufrieden. Es ist immer zu viel und man merkt anfangs gar nicht, wie man in diesen Wahn gezogen wird. Kontrolle hat man schon lange nicht mehr. Der Körper wird schwach, bei mir hat sich Osteoporose gebildet, ich habe Epilepsie und brauche viel mehr Schlaf als andere Leute, weil mein Körper keine Kraft hat. Solche Sachen sind keine Sachen, die schön sind oder die man haben möchte. Essstörungen sind kein Trend, keine Diätmethode und schon gar nicht "cool".

Essstörungen sind auch schwer zu behandeln und es ist nicht einfach, komplett gesund zu werden. Man muss lernen, ein gesundes Verhältnis zum Essen aufzubauen. Und das ist schwierig, wo das Essen doch die Sucht darstellt. Fast so, als würde man einem Drogenabhängigen den verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen beibringen.

Ich möchte hier auch keine Essstörungen promoten oder sowas. Ich denke, das sollte im letzten Abschnitt deutlich geworden sein. Ich bin seit 2004 in dieser Krankheit gefangen und habe die meisten meiner Geburtstage und Feiertage (wie Weihnachten oder Ostern) in der Klinik gefeiert. Während andere Leute bei ihren Familien saßen und fröhlich mit ihnen gefeiert haben, kamen meine Eltern zu mir in die Klinik und haben ein bisschen mit mir gefeiert. Es ist nicht schön, wenn sich einfach alles nach einem richten muss, weil man nicht weiß, ob die Klinik einen für einen Abend nach Hause lässt.

Wenn ihr wirklich abnehmen wollt, dann macht es auf die gesunde Art. Sprecht mit eurer Familie, einem Arzt, darüber und seid offen. Ernährt euch gesund, aber macht keine Nulldiät. Das bringt nämlich absolut gar nichts.

Sucht euch Hilfe, wenn ihr an einer psychischen Krankheit (egal worum es geht) leidet. Allein ist es unglaublich schwierig, da rauszukommen.