Dienstag, 24. Mai 2016

Zurück auf den richtigen Weg

Hmm... Ich hab einen kleinen Abstecher auf den falschen Weg gemacht und muss jetzt zusehen, dass ich wieder auf den richtigen Weg komme und weitermache. Denn das ist das richtige. Ein Teil von mir möchte aufgeben, weil ich es nicht schaffe. Aber der größere und wichtigere Teil von mir sagt, dass ich nicht aufgeben darf. Ich habe vor der Therapie beschlossen, dass ich das durchziehe, egal wie schwierig und schmerzhaft diese Monate auch sein werden, und dass ich auf einem anderen Weg in ein besseres Leben gelange. Ich bin es leid, ständig nur krank und schwach zu sein. Ich bin diejenige, die mich befreien kann. Und zum ersten Mal habe ich das Ziel wirklich vor Augen, der Traum kann Realität werden. Ich habe ein paar neue Türen geöffnet und gesehen, dass ich den Traum verwirklichen kann. Das ist nicht einfach, denn es müssen sich viele Dinge ändern. Und ich bin diejenige, die diese Veränderungen machen muss. Das bin ich mir aber auch schuldig. Nach einem ewigen Kampf, der mein halbes Leben in Anspruch genommen hat, bin ich jetzt an einem Punkt, an dem ich meinem Körper ein Ende vom Leid bereiten muss. Ich kann nicht länger diesen tödlichen Tanz tanzen, mit Schmerzen, Versagen, Dunkelheit. Ich möchte mich gut fühlen. Ich möchte Ziele haben, ich möchte schöne Dinge mit meinen Freunden und meiner Familie erleben. Das hab ich doch verdient. Aber es reicht nicht, das alles zu wollen, ich muss dafür auch kämpfen und die richtigen Entscheidungen treffen. Immer und immer wieder. Natürlich habe ich riesige Angst davor zu versagen, aber die Angst darf mir da nicht im Weg stehen. Morgen gehe ich wieder in die Klinik und mache dort weiter. Ich habe Angst, denn nach einem Rückfall und einer kleinen Auszeit ist es immer schwierig, nochmal anzufangen und dazu zu stehen. Es ist mir so unangenehm. Aber das ist so ein Gefühl, an dem ich arbeiten muss, auch wenn es schwierig ist. Die Scham zieht mich so runter. Aber jetzt versuche ich erstmal zu schlafen, damit ich morgen wieder zurück auf den richtigen Weg kann.

Samstag, 21. Mai 2016

Der Albtraum Selbstzerstörung

Ich habe mit der Selbstverletzung zu kämpfen, aber das bin nicht ich. Sie definiert nicht, wer ich als Person bin. Wenn ich in der Notaufnahme bin und meinen Bauch verletzt habe, befinden sich mein Körper und ich in einer Krise. Ich leide körperlich und psychisch. Ich bin sehr mitgenommen und denke nur dran, dass ich irgendwie aus dieser Hölle fliehen möchte, um diese traumatischen Momente nicht erleben zu müssen. Aber dort bin ich und ich kann nicht weg. Ich habe eine Wunde, die direkt versorgt werden muss. Ich muss operiert werden. Ich bin ein Mensch mit einer Wunde, die behandelt werden muss. Warum ist es ein Unterschied, wenn diese Wunde von einem psychologischen Grund ausgelöst wird und nicht von einer körperlichen Krankheit? Warum schaut man mich deshalb anders an? Ich hab es doch verdient, mit Respekt behandelt zu werden. Freundlich behandelt zu werden. Ich bin verletzt und sie müssen sich um mich kümmern. Ich muss mich sicher fühlen und nicht ängstlich und bedroht. Ich liege hilflos dort und kann nichts machen. Wenn jemand nett zu mir ist oder mich mit Respekt behandelt, bin ich überrascht. Aber was soll ich groß tun? Ich kann nichts machen. Ich kann nicht mal das Bett verlassen, denn nach der Operation hab ich große Schmerzen. Die Ärzte haben die Macht. Und ich hab Angst.

Freitag, 20. Mai 2016

Kraftlos und Hilflos

Aber wenn ich den Regenbogen sehen möchte, muss ich den Regen akzeptieren. Andererseits möchte ich laut schreien "ABER DER REGEN IST SCHON SO VERDAMMT LANGE DA, DAS IST SCHON EINE SINTFLUT, wenn man mich fragt." Ich hab den Regen so satt und ich kann ihn nicht mehr akzeptieren. Ich weiß, dass der Regen ein bisschen weiter auf dieser Strecke auf mich wartet. Ja, vielleicht sogar die Sonne.
Ich muss nach vorne blicken. Ich habe ein paar Schritte nach vorne gemacht und dann wieder welche zurück, aber ich muss wieder auf den richtigen Weg kommen. Ich fühle mich ein wenig angeschlagen, aber als wäre das gröbste überstanden.

Samstag, 14. Mai 2016

Befreien

Ich habe mich seit zwei Wochen auf dieses lange Wochenende gefreut und sollte jetzt eigentlich auf dem Weg nach Hause sein. Aber wenn man ein gutes Stück von Zuhause weg ist und ein paar körperliche Einschränkungen hat, dann ist es nicht nur eine einfache Planung. Ich bin noch nicht so weit, dass ich einfach ins Flugzeug oder in einen Zug kann. Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich es bald aber kann. Bald kann ich alleine reisen und dann wird vieles einfacher. Ich werde Pfingsten also hier in der Klinik verbringen.

Naja. Ich bin jetzt seit einem Monat hier und in dieser kurzen Zeit ist schon viel passiert. Ich weiß, dass es ein ständiges auf und ab ist und ich momentan einfach ziemlich down bin. Die Tage sind schwierig und anstrengend, aber ich erledige jede Tag meine Arbeit. Jeden Tag muss ich schwierige Entscheidungen treffen. Ich setze mich mittlerweile den Gefühlen mehr aus, wodurch es anstrengender und härter wird. Alle Gefühle sind in meiner Welt unglaublich schwierig. Aber wenn ich mich meinen Gefühlen stelle, wird es einfacher mit der Zeit. Wir beschreiben es als Metapher. Ich stehe auf einem Surfbrett mitten in der Luft und habe keine Ahnung was passiert, wenn man mich runterschubst. Man kann mir sagen, dass unter mir ein Pool mit Wasser ist und ich sicher im Wasser lande. Aber um mich sicher zu fühlen, muss ich den Schritt selber wagen und mich ins Wasser stürzen. Das heißt, ich muss mich fallen lassen, auch wenn ich das Wasser nicht sehe. Ich fühle es erst, wenn ich ankomme. Ich denke, dass ich sterbe oder dass es gefährlich ist, aber es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden. Ich muss mich befreien. Von der Krankheit, damit ich leben kann, damit ich Feste feiern kann, meine Träume verwirklichen kann. Und ich bin diejenige, die mich befreien kann. Es ist nur eine Schande, dass es mein halbes Leben gebraucht hat, das zu verstehen.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Tick tack

Heute bin ich eine tickende Zeitbombe. Jedes Mal, wenn ich versuche, tiefer in mein Inneres zu gehen und Antworten zu suchen, stoße ich auf eine große, dicke Wand. Also stehe ich dort mit Tränen in den Augen und versuche, die Wand einzureißen. Wann bin ich endlich in der Lage, völlig loszulassen? Es ist schwierig. Jetzt gerade sitze ich hier und frage mich, ob es einen Boden in diesem Loch gibt, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich tiefer graben muss. Es gibt nur eine Option, einen Weg.

Freitag, 6. Mai 2016

Wochenende

Ja, ich habe Wochenende. Schon seit gestern, denn der Feiertag zählt auch in der Klinik und den Brückentag gibt es hier auch. Ich muss sagen, dass es ein tolles Gefühl ist, wenn man die ganze Woche hart arbeitet und dann sein wohlverdientes Wochenende hat. Das Gewissen ist rein und man kann das Wochenende einfach genießen. Ich verbringe das Wochenende mit einer Freundin und freue mich schon drauf. Es ist schön warm, die Sonne scheint, und da fühlt man sich automatisch besser. An Pfingsten haben wir ein paar Tage frei und da werde ich dann nach Hause fahren. Ich freue mich schon drauf und die Vorfreude fühlt sich gut an. Ich kann guten Gewissens nach Hause fahren und habe das Gefühl, dass ich besser in meinem Körper angekommen bin, als ich das jemals war. Ich bin anwesender, wenn das Sinn ergibt, und spüre meine Gefühle besser. Ich kann nicht sagen, dass ich gesund bin, weil es gerade erst angefangen hat. Aber es ist schön, Gefühle spüren zu können. Man fühlt sich lebendiger.
Ich hoffe, ihr habt ein schönes Wochenende. Ich werde ein wenig Zeit mit meiner Freundin verbringen und die Sonne genießen. Vielleicht ein Eis essen, in der Sonne spazieren gehen und Serien schauen. Ich freu mich drauf.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Update

Jetzt bin ich schon seit drei Wochen hier. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich meine Tage damit verbringe, alles zu geben um gesund zu werden. Meine Mutter hatte Recht. Ich hab es in mir. Ich hätte nie gedacht, dass es geht. Aber es geht. Ich kämpfe mit allem, was in mir steckt, und ein wenig darüber hinaus. Aber das ist es wert, denn ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich weiß, dass ich gesund sein werde. Es ist unglaublich schwierig und ich stehe jeden Tag vor großen Herausforderungen. Aber wie schon gesagt - das ist es wert. Jeden Abend gehe ich mit einem klaren Kopf ins Bett. Das ist gut. Ich glaube, das ist in den letzten drei Wochen öfters passiert als in den letzten drei Jahren. Ja, die Therapie ist sehr schwierig und Kräfte zehrend, aber es hilft. Das ist ziemlich unglaublich.