Mittwoch, 16. Oktober 2013

Fragen-Tags

Hallo!

Ich habe gerade zufällig gesehen, dass ich von Spiegel im Eispalast 'getagged' wurde. Sprich: Ich soll Fragen beantworten und mir danach selber welche ausdenken und andere Leute taggen. Ich weiß aber nicht so ganz, wen ich taggen soll - also wer das hier liest und Lust darauf hat, der kann ja einfach die Fragen auf seinem Blog beantworten und im Kommentar seinen Bloglink hinterlassen, damit ich die Antworten auch lesen kann :-)
Bei mir geht es gerade etwas drunter und drüber, aber ich bekomme Hilfe und bin in guten Händen. Ich melde mich die Tage nochmal ausführlicher, wenn ich kann.

Was war die größte Sünde deines Lebens (was auch immer eine "Sünde" für dich ist)?Spontan fällt mir da nicht wirklich etwas ein... wie langweilig!

Wenn du drei Dinge in deinem Leben anders machen könntest, was wäre das?
Ich würde mir als Kind sagen, dass ich nicht perfekt sein muss und meine Fähigkeiten nicht perfektionieren muss. Ich würde anders mit meinen Gefühlen umgehen wollen. Ich würde anders in die ersten Krankenhausaufenthalte gestartet sein, also die Hilfe mehr akzeptieren und mich mehr darauf einlassen.

Stell dir vor, du könntest dir deine Eltern frei aussuchen - wer wäre es?
Meine Mama und meinen Papa. Die sind schon gut so, wie sie sind. Andere Eltern würde ich nicht haben wollen! Wenn ich mir es aussuchen könnte, würde ich gerne wollen, dass sie zusammen leben und glücklich zusammen sind. 

Was ist deine erste/früheste Erinnerung?
Es gibt viele Kindheitserinnerungen aus dem Kindergarten, von denen ich aber nicht genau zuordnen kann, wann diese passiert sind. Ich kann mich aber z.B. daran erinnern, dass ich mich an einer Karnevalsfeier etwas weh getan hatte und bitterlich geweint habe. Da bin ich mit einem Kind während eines Spiels zusammengestoßen und habe mir die Lippe etwas aufgebissen.

Welche drei Dinge findest du an dir selbst gut/am besten?
Na, das fragt man ja die richtige! Hm... ich finde gut an mir, dass ich nicht aufgebe. Ich finde gut an mir, dass ich höflich und gut erzogen bin. Ich finde gut an mir, dass ich versuche, anderen Leuten zu helfen.

Wenn du einen Stern nach einer Person benennen könntest, wer wäre das?
Mein Freund Lars, weil er immer für mich da ist!

Karriere oder Familie?
Beides kombiniert. Das eine schließt das andere nicht aus.

Wie verbringst du die dunklen Jahreszeiten am liebsten?
Mit einer Tasse heißem Tee, eingewickelt in eine dicke Decke.

In welcher Epoche der Geschichte würdest du leben wollen, wenn du es dir aussuchen könntest?
In gar keiner. Frauen hatten damals so gut wie keine Rechte und deshalb würde ich da nicht leben wollen. Wenn ich überlege, dass Frauen noch bis in die 1950er Jahre (!) die Erlaubnis ihres Mannes brauchten, dass sie arbeiten gehen dürfen... 

Welches Fabel-, Märchen- oder Fantasie-Tier hättest  du gerne als "Haustier", wenn es möglich wäre?
Oh, ich hätte gerne so ein Einhorn mit Flügeln!

Welcher Roman- oder Film-Figur würdest du gerne begegnen wollen, wenn es sie wirklich gäbe - und was würdest du sie fragen wollen?
Hmm... geht auch eine historische Figur? Das reizt mich viel mehr als eine Romanfigur. Wobei - wenn wir nach TV-Serien gehen, dann würde ich gerne einmal den Doctor aus Doctor Who treffen und mit ihm durch die Zeit reisen. Ansonsten würde ich gerne mal Vincent Van Gogh treffen, weil ich seine Kunst sehr gerne mag und mich seine Geschichte sehr bewegt. 


So, und hier kommen jetzt meine Fragen. Wie gesagt, beantwortet sie einfach auf eurem Blog, wenn ihr Lust habt, und hinterlasst hier einen Kommentar, damit ich sie lesen kann :-)
1) Stell dir vor, du hast die Fähigkeit, alles, was du dir vorstellst, Wirklichkeit werden zu lassen. Was würdest du damit machen und würdest du die Fähigkeit behalten wollen?
2) Du bist ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden. Welchen Namen trägst du jetzt (Vorname reicht) und wo lebst du?
3) Welches Buch hast du als letztes gelesen? Würdest du es weiterempfehlen?
4) Wie viele Sprachen sprichst du?
5) Eine Maschine wurde erfunden mit der du alles an dir verändern kannst, was du möchtest. Würdest du es tun?
6) Wohin würdest du reisen wollen, wenn du die freie Wahl hättest?
7) Nenne drei Dinge, die du in deinem Leben unbedingt machen möchtest.
8) Nenne eine Sache, die du erreicht hast und die dir wichtig ist (sei sie noch so banal für andere!).
9) Hast du ein Vorbild? Wenn ja, wen und warum?
10) Drei Dinge ohne die du nicht leben kannst!

Sonntag, 6. Oktober 2013

Vergangenheit und Zukunft

Wenn ich gesund bin, werden wir so viel machen. Ich träume sehr viel und mache da auch kein Geheimnis draus. Ich denke an die Sachen, die ich machen möchte, wenn ich gesünder bin.

- Ärztin werden und mit kranken Kindern arbeiten
- mit Lars an Valentinstag nach Venedig fahren
- Lars heiraten. Ich werde ein langes, weißes Kleid tragen. Die Sonne scheint, die Kirche ist voll, die Musik ist passend und geht mir durch alle Knochen.
- ich möchte mit Lars durch Europa reisen. Mit dem Auto und einem Zelt.
- gutes Essen in Restaurants zu mir nehmen, ohne nachzudenken.
- einen muskulösen, gesunden Körper trainieren
- meiner Mutter bei ihrem Traum helfen
- selber Mutter werden

Ich habe viele weitere Träume, von denen viele aber auch langzeitige Ziele sind. Es ist wichtig für mich, dass ich diese habe, aber auch, dass ich Träume habe, die in naher Zukunft liegen, sodass ich diese schnell erreiche und Erfolge sehe. Bis jetzt habe ich nicht so viele Ziele erreicht, aber ich habe in der letzten Zeit viel geschafft. Einiges hat sich verändert. Die Essstörung habe ich größtenteils unter Kontrolle. Ich esse meist normal und habe ein gesundes Gewichtig. Für mich war es ein Ziel und auch sehr wichtig, dass ich die Behandlung in der einen Klinik abschließe, aber das habe ich nicht ganz geschafft. Das war zum Teil meine Schuld, aber auch deren Entscheidung. Ich habe mein bestes gegeben und bin stolz. Der größte Unterschied zwischen jetzt und vorher ist wahrscheinlich, dass ich der Essstörung nicht erlaube, mein Leben zu kontrollieren. Das schlimmste war für mich die Bulimie. Ich habe mein ganzes Geld dafür verschwendet, Essen zu kaufen, es zu mir zu nehmen und mich anschließend zu übergeben. So habe ich meine Zeit verbracht. Es fühlt sich komplett neu an, die Bulimie nicht auf meinen Schultern zu haben. Ich bin freier, fühle mich besser, die Scham ist weg. Ich hänge nicht in der Krankheit fest und das ist unglaublich schön. Außerdem musste ich viele Leute abweisen, weil ich mit der Bulimie beschäftigt war. Das ist jetzt weg und alles ist besser. Mein Leben ist besser.
Aber ganz so ist es dann auch nicht. Ich fühle mich noch nicht gesund. Aber ich denke, dass ich an meinem Selbstbewusstsein arbeiten werde, sobald ich mit der Selbstverletzung ein wenig Fortschritte gemacht habe. Ich muss verstehen, dass ich genauso wichtig bin wie alle anderen auch, dass ich genauso Sachen verdiene wie andere auch. Ich freue mich darauf, mich selber neu zu entdecken, neue Seiten an mir zu entdecken. Ich wurde zerstört, als ich elf Jahre alt war, und muss mich jetzt wieder flicken. Ein Puzzleteil nach dem anderen, und dann kann ich die Teile hinzufügen, die ich haben möchte. Ich kann die Person werden, die ich sein möchte, und das ist schön. Wir alle haben Entscheidungen, die wir treffen können. Ich kann entscheiden, welche Teile ich hinzufüge und welche ich wegnehme.

Samstag, 5. Oktober 2013

Positiv denken

Ich weiß nicht genau, worüber ich schreiben soll. Es ist zurzeit sehr schwierig. Ich kämpfe mich durch Angstattacken und Emotionen. Ein ewiger Kampf. Ich wünschte, ich könnte mal eine Pause einlegen und ein wenig leben. Eine Auszeit nehmen von den Gedanken, Ängsten, Sorgen, Beunruhigung. Aber in der Realität gibt es solche Auszeiten nicht. Es gibt keinen Pause-Button. Aber hier und da kann ich daran arbeiten, die Situation zu verbessern. Ich kann Bewältigungsstrategien entwickeln. Und solange ich den Hügel erklimme, muss ich nach vorne schauen und mich motivieren, indem ich an die guten Dinge denke. Meinen Freund, Familie, Freunde. Ich muss positiv denken.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Eine wichtige Sache

Ich sitze hier und bin in Gedanken verloren. Die Welt dreht sich weiter. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit still gestanden ist und alle anderen weiterlebten. Es ist nicht nur ein Gefühl, sondern die Realität. Meine Freunde haben weitergelebt. Sie sind in der ganzen Welt zerstreut und studieren, machen eine Ausbildung oder verbringen ein Jahr im Ausland. Ich habe auch so meine Träume, aber ich bleibe auf einem Fleck stehen. Wie oft werde ich noch im Kreis laufen? Es hängt an mir, aber es ist so schwierig, aufzuhören. Ich war elf Jahre alt, als ich krank wurde, und wurde in Krankenhäuser geschickt. Ich verbrachte die Zeit dort und machte keine Fortschritte in der realen Welt. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und unglaublich viel auf meinem Weg gelernt. Ich bin einzigartig und habe einen ganz eigenen Koffer, der sehr besonders für mich ist und den ich im Leben benutzen möchte. Aber gleichzeitig ist es auch unglaublich schwierig, wieder ins Leben zurück zu finden, wenn du als Kind hinausgerissen wirst.

Es gibt Resozialisierungsmaßnahmen für die, die wieder ins Leben finden möchten, und ich bin froh, dass ich so gute Hilfe bekomme. Aber ich denke auch an die, die keine Hilfe bekommen haben. Die noch in der Therapie sind und nicht rauskommen oder die, die erst gar keine Therapie erhalten haben. Sie werden ignoriert. Es ist erschreckend, wenn man an die denkt, die keine Hilfe erhalten. Eines Tages ist es zu spät. Menschen, die in der Therapie die Chance bekommen hätten, ihr Leben umzudrehen und gesund zu werden, verrecken elendig, so hart es auch klingt. Natürlich gibt es viele Gründe, warum sie sterben, aber es ist hauptsächlich deshalb, weil es ihnen schlecht geht. Sie tragen eine Last auf den Schultern, die irgendwann zu schwer wird und die sie nicht mehr tragen können. Sie wenden destruktive Methoden an, um den Schmerz zu unterdrücken. Der Schmerz kann sehr unterschiedlich sein, aber für jeden ist es eine Sache, die sie daran hindert, gesund zu werden. Doch was ist überhaupt die Gesundheit? Laut Weltgesundheitsorganisation ist Gesundheit „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen". 

Wenn man da mal drüber nachdenkt, dann können viele Leute nicht nach dieser Definition leben. Sie sind also somit nicht gesund? Alles ist relativ, aber ich denke, dass viele Leute die Möglichkeit haben, nach dieser Definition zu leben (nehmen wir einmal Behinderungen oder chronische Krankheiten raus). Gesundheit ist sehr wichtig für uns Menschen und deshalb ist es bescheuert, dass viele keine Hilfe bekommen. Es gibt so viele Arten, mit dem Schmerz umzugehen. Manche nehmen Drogen, Alkohol, Essen, Essstörungen, Sport etc. Manche können Methoden anwenden, die nicht schädlich sind. 

 Ich hoffe sehr, dass jeder, der vielleicht nicht die Hilfe bekommt, die er verdient hat, dennoch es irgendwie schafft oder so lange am Ball bleibt, bis er endlich die Hilfe bekommt. Jeder verdient die Gesundheit.

Emotionen sind kein Tabu

Das Leben ist zurzeit sehr schwierig. Ich bin auf der "Intensivstation" der Station 4 in meiner Klinik. Die Ärzte haben mir alle Medikamente abgesetzt, damit ich nicht von den Tabletten irgendwie benebelt werde, sondern alle Gefühle so fühle, wie sie sind. In den letzten zehn Jahren habe ich diese Gefühle durch Selbstzerstümmelung unterdrückt. Ich weine jeden Tag und ich habe Schmerzen, aber es tut gut, den Schmerz einmal rauszulassen. Zuerst kommen die Gefühle, die Schmerzen, und dann fließen die Tränen. Alles muss rausgelassen werden und so viel Schmerz wird dadurch frei. Ich habe viel erlebt. Die Gefühle und Erinnerungen suchen mich immer wieder heim. Das schreckliche Erlebnis, das ich mit elf Jahren erlebt habe, kommt immer wieder zum Vorschein. Ein Trauma, das keiner erleben sollte. Aber ich habe es und das hat mich zerstört. Ich habe mich verloren. Den Schmerz habe ich unterdrückt. Den inneren Schmerz habe ich nach außen gedreht und auf meinen Körper übertragen. Ich war sehr krank. Aber jetzt kommt der Schmerz raus. Ich kann ihn nicht mehr unterdrücken und das tut unglaublich weh.

Aber dennoch reicht das nicht, um meine Träume zunichte zu machen. Ich habe so viele Träume und Ziele. Ich gebe alles, um diese Träume zu erreichen, aber der Schmerz kommt durch die Tränen. Ich schreibe sehr gerne, aber auch dadurch kommen Tränen. Dennoch hilft mir das Schreiben sehr, deshalb schreibe ich.

Ich will später mal Ärztin werden und ich freue mich sehr darauf, anderen Menschen helfen zu können. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch gleich behandelt werden sollte, mit dem gleichen Respekt, ob krank oder nicht. Ich habe gelernt, dass viele Menschen andere sofort abstempeln und ihnen irgendwelche Stempel auftragen, je nach Krankheit. Aber es ist wichtig, dass alle Wunden behandelt werden müssen, egal ob innerliche oder äußerliche. Die inneren Wunden können für andere Menschen genauso hässlich und ekelhaft sein, aber das muss auch so akzeptiert werden.

Ich denke, wir Menschen müssen viel über Emotionen lernen. Sie sind irgendwo ein Tabu-Thema geworden und es heißt, dass man schwach ist, wenn man Emotionen zeigt. Ich habe seit zehn Jahren Emotionen unterdrückt und kann euch sagen, dass das viel schlimmer ist. Ich arbeite hart daran, mich selbst mit Emotionen kennenzulernen. Wir haben nur ein Leben. Wir müssen die inneren Wunden rauslassen, damit wir an ihnen arbeiten können.
Ich bin, wer ich bin. Ich gehe meist offen mit meiner Geschichte um und das will ich auch weiterhin so machen. Meine Geschichte ist ein Teil von mir. Ich habe viele Narben an meinem Körper, die zeigen, dass mein Leben schmerzvoll war. Jede Narbe steht für eine Wunde. Ich habe die Schmerzen in einer destruktiven Weise verarbeitet. Jetzt muss ich lernen, die Gefühle in einer normalen und gesunden Weise auszulassen. Es ist schwierig, aber so ist es eben. Die Selbstverletzung wurde schlimmer und schlimmer und die Ärzte haben mich gewarnt, dass es irgendwann im Tod enden kann. So ist meine Realität. Aber ich bin dankbar für die guten Sachen, die ich im Leben habe. Wenn ich gesund bin, werde ich jeden Tag leben. Ich habe es schon oft gesagt und ich weiß nicht, warum ich es ständig wiederhole, aber es ist mir eben sehr wichtig. Ich muss dankbar für die guten Dinge in meinem Leben sein. Ich muss meinen Körper auf Emotionen reagieren lassen, egal, was die Menschen davon halten. Es ist wichtig, dass ich für ein gutes Leben kämpfe. Ich habe nur ein Leben, also soll es auch gut werden!