Dienstag, 22. Dezember 2015

Frohe Weihnachten

In zwei Tagen ist schon wieder Weihnachten und ich frage mich, wo das Jahr hin ist? Irgendwie ging es verdammt schnell um. Bei mir ist viel passiert, sowohl gute als auch schlechte Sachen.
Ich hatte einen wundervollen Sommer. Der Herbst war dann wieder ziemlich schwierig. Aber insgesamt bin ich recht zufrieden mit dem Jahr 2015. Ich habe viel gelernt. Auch wenn es nicht immer einfach war, man lernt. In den schwierigen Situationen lernt man vielleicht am meisten. Ich habe sogar das Gefühl, dass ich das Ende meiner Selbstverletzung bald erreicht habe. Dazu muss ich nicht viel sagen. Wenn ich weiter so machen würde, hätte sich das Thema bald von selbst erledigt. Deshalb muss ich weiterkämpfen und im Januar dann meine neue Therapie beginnen. Ich glaube und ich hoffe, dass ich dann mit der Selbstverletzung abschließen kann.
Abends liege ich gerne im Bett, mache ruhige Musik an, und denke nach. Darüber, wie ich mein Leben haben möchte. Was die Zukunft für mich bereit hält. Es liegt in meinen Händen. Ich habe jetzt mehr Hoffnung und wage zu träumen, was ich in meiner Zukunft erreichen möchte. Bald kann mich nichts mehr zurückhalten. Ich fahre über Los und beginne ein neues Leben. Ich kann das, wenn ich es will. Und ich will.

Weihnachten kann kommen. Das brauche ich auch, bevor es weitergeht. Ich hoffe, dass ich möglichst viel Zeit zuhause mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen kann. Irgendwie ist Weihnachten auch schwierig, weil alles gut sein soll und man glücklich sein soll. Es dreht sich viel ums Essen und das war ja noch nie einfach für mich. Aber dieses Jahr wird es hoffentlich besser. Kein Stress, keine Angst, sondern ein schönes Weihnachten. Ich mag die Weihnachtszeit.
Ich hoffe, ihr verbringt schöne Weihnachten. Ich wünsche euch schon mal schöne Feiertage, ohne Hektik oder Stress.

Dienstag, 8. Dezember 2015

10 Dinge

1. Ich bin allen, die mir tagtäglich immer so helfen und mich unterstützen, unendlich dankbar. Das ist so wichtig und ich bin allen so dankbar. Meiner Familie, meinen Freunden, den anderen Patienten in der Klinik, den Mitarbeitern in den Kliniken. Ohne sie alle wäre ich heute nicht hier. Danke.

2. Meine Perücke ist heute angekommen, ich bin so froh. Vor einer Weile hatte ich eine kleine Haarkrise und ich sehe wie ein Troll aus. Lustig zu sehen, wie ich mit langen roten Haaren aussehe. Hoffentlich werde ich sie auch tragen. Ich kann nicht ewig mit einem Hut rumlaufen.

3. Ich kaufe momentan viel im Internet ein. Da findet man öfters Schnäppchen.

4. Ich trage heute zwei verschiedene Socken, weil ich zu müde war und es nicht gemerkt habe.

5. Ich war heute ein wenig im Gemeinschaftsraum und habe mich unterhalten. Nachdem ich die letzten drei Monate hauptsächlich im Bett verbracht habe, war das ziemlich anstrengend. Aber es war wichtig, weil ich eine leichte soziale Angststörung habe und nicht gerne unter vielen Leuten bin. Ich glaube, das hat auch ein wenig mit dem Stoma zu tun. Ich fühle mich noch nicht so selbstbewusst.

6. Morgen wird mich meine liebste Andrea besuchen. Ich freu mich schon auf dich, Drea!

7. Ich liebe das neue Duschgel und die Bodylotion von Treacle Moon, dieser Zimtgerucht.

8. Ich freue mich sehr auf Weihnachten. Ein paar Geschenke muss ich noch besorgen. Ich liebe das Beschenken. Ich freue mich auf mein Zuhause und meine Familie.

9. Als ich heute zur Blutabnahme im Krankenhaus war, hatte ich ein langes und interessantes Gespräch mit der Ärztin. Normalerweise gibt es nur einen schnellen Pieks, Pflaster, fertig. Aber diesmal haben wir uns richtig unterhalten, war wirklich schön.

10. Ich habe jetzt ein normales Gewicht und einen BMI von 21. Das fühlt sich gut an.

Montag, 7. Dezember 2015

Advents-Update

Hallo ihr Lieben,
mal wieder ein kleines Update von mir.
Es läuft momentan ziemlich gut und das fühlt sich toll aus. Wir arbeiten daran, meine Wohnung gut einzurichten und alles auf Vordermann zu bringen, sodass alles in der Wohnung funktioniert und ich in eine fertige Wohnung komme, wenn ich meine neue Therapie beginne. Ich habe auch mit den Leuten von der neuen Therapie telefoniert, weil ich dafür ein wenig was fahren muss und es so einfach leichter war. Ich habe mich sehr auf das Gespräch gefreut und es lief auch gut.
Es klingt alles ziemlich gut und ich habe größeres Vertrauen in das Programm gewonnen. Wir haben auch über Patienten gesprochen, die dort waren und jetzt gesund sind. Sie haben ihr Leben, für das sie gekämpft haben und sind nach Jahren der Krankheit gesund. Das macht einem Mut. Jeder hat die Möglichkeit, ein Happy End zu bekommen. Man muss nur kämpfen und darf nicht aufgeben. Ich bin total motiviert. Es motiviert auch zu wissen, dass es Anfang nächsten Jahres losgehen könnte. So kann ich Weihnachten auch zuhause mit meiner Familie verbringen. Ich freue mich immer sehr auf Weihnachten, auch wenn es große Herausforderungen mit sich bringt.
Ich gewöhne mich auch an das Stoma. Man muss sich dran gewöhnen und alles erstmal lernen, aber dann geht es. Es wird besser.
Es geht mir gut, wenn man die Umstände betrachtet. Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit!

Freitag, 27. November 2015

Ich weigere mich zu sterben

Es war unglaublich gut, wieder in der D-Klinik zu sein. Soweit so gut. Ich habe mein Team wiedergetroffen und einige der Patienten. Es war schön, hier wieder anzukommen. Ich bin viel in meinem Zimmer, weil ich unglaublich müde bin. Mein Körper ist müde, mein Kopf ist müde.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich eine ganz neue Kontrolle über meine Selbstverletzung erlangt habe. Alles, was ich durchgemacht habe, hat mir irgendwie die Augen geöffnet. Ich habe gemerkt, dass mein Körper sehr schwach und verletzt ist, weil ich ihm so viel angetan habe. Und wenn ich mich weiterhin verletze, verlasse ich meinen Körper und meine Familie, die ich über alles liebe. Ich verlasse meine Freunde, die elf Jahre später noch immer an meiner Seite stehen.
Ich weigere mich zu sterben. Ich möchte mein Leben und ich weiß, dass ich es haben kann. Deshalb bleibe ich erstmal in der Klinik, bevor eine neue Therapie begonnen werden kann. Und dann werde ich den Kampf gewinnen. Weil ich es will, weil ich es so beschlossen habe. Ich möchte leben.
Ich denke sehr viel über alles nach. Sollte ich verbittert sein? Ich habe die Konsequenzen jetzt zu ertragen. Aber momentan glaube ich, dass ich froh sein sollte, überhaupt am Leben zu sein. Ja, ich habe meinen Unterleib zerstört und werde ein Stoma benötigen. Aber nach 57 Behandlungen und Operationen im Unterleib ist es überhaupt ein Wunder, dass ich noch lebe.
Und jetzt habe ich die Möglichkeit, mein Leben zurück zu bekommen oder ein neues Leben zu gestalten. Ich werde nicht sterben.
Ich freue mich auf Weihnachten und hoffe, dass ich die Feiertage zuhause verbringen kann. Dass ich meine Familie und Freunde sehen kann.
Aber jetzt gehe ich schlafen. Gute Nacht!

Mittwoch, 25. November 2015

Es ist zum Haare raufen!

Ich möchte eine kleine Geschichte mit euch teilen, die ausnahmsweise mal nichts mit irgendwelchen psychischen Krankheiten zu tun hat. Jedenfalls nicht direkt.
Ich bin ein sehr neugieriger Mensch, der alles und jedes ausprobieren will. Und das direkt auf der Stelle, sehr impulsiv. Das haben auch meine Haare zu spüren bekommen.
Diesen Sommer hatte ich schöne, rote Haare. Aber dann war ich in einem Laden und habe ein Mädchen mit blauen Haaren gesehen. Das sah total cool aus und ich war sofort Feuer und Flamme. Blaue Haare, wie geil ist das denn. Also hab ich mir ein paar Tönungen besorgt. Das Resultat von Blau über Rot waren braune Haare. Sehr enttäuschend.
Ich habe mich ein wenig im Internet schlau gemacht und habe gelesen, dass es mit meinen kurzen Haaren zusammenhängen könnte. Ich wollte mir dann die Haare blondieren. Also los. Fünf Ladungen. Zuerst war es orange, dann gelb, aber schließlich hatte ich blonde Haare.

Meine Haare waren aber natürlich ziemlich strapaziert davon. Eine Woche später bin ich dann zum Frisör gegangen, um es professionell und dauerhaft machen zu lassen.
Als wir fertig waren, habe ich meine Haare gestylt und dann kam der Schock. Immer, wenn ich mir durch die Haare gefahren bin, hatte ich Büschel von Haaren in der Hand! EIN ALBTRAUM. Die Frisöse stand neben mir und hat sich total schlecht gefühlt, ihr tat es so leid, aber ich hab ihr versichert, dass es nicht ihre Schuld war. Das war ja schließlich das Resultat von meinen Bleich-und-Färbe-Aktionen... Ich konnte nur eine Sache machen, um meine Haare längerfristig zu retten... Ab damit. Ganz, ganz kurz. Der Albtraum schlechthin. Deshalb laufe ich momentan immer mit einem Hut rum.
Während ich darauf warte, dass meine Haare wieder wachsen, hab ich mich online nach Perücken umgeschaut. Ich habs so satt, jeden Tag einen Hut zu tragen. Und an Weihnachten kann ich auch schlecht die ganze Zeit mit einem Hut auf dem Kopf rumlaufen. Hut und Partykleid... äh, nein, die passen nicht so wirklich zusammen. Die Perücke ist bestellt und ich hoffe, dass sie bald ankommt und gut passt.
Diese Geschichte wollte ich einfach mal mit euch teilen. Habt nen schönen Tag!

Samstag, 21. November 2015

Update

"Es hätte auch schlimmer sein können" so versuche ich mich zu beruhigen. Ich gewöhne mich so langsam an die neuen Herausforderungen. Vieles muss ich so akzeptieren. Und viele andere Dinge werden einfach nicht mehr dieselben sein, weil ich jetzt mit einem Beutel am Bauch leben werde. Ich weiß zwar, dass einige Menschen ziemlich normale Leben mit einer Stoma führen, aber ich muss erstmal akzeptieren, dass das jetzt ein Teil meines Lebens ist. Ich kann weiterhin rausgehen und mein Leben führen, aber ich muss ein paar Vorkehrungen treffen und mein Equipment mitnehmen. Ja, es wird alles anders, aber nichts verschwindet. Es wird einfach anders.
Ich bin jetzt in der O-Klinik. Es funktioniert hier ganz gut, dass ich nicht ständig im Krankenhaus sein muss, sondern nach Hause kann und einfach wiederkommen kann, wenn ich Hilfe brauche.
Am Montag gehe ich wieder in die D-Klinik. Die ist einfach näher an meiner Wohnung, meinen Freunden und meiner Familie.
Ich bin ziemlich müde. Muss mich ncoh an alles gewöhnen. Aber es hätte auch schlimmer sein können. Die Konsequenzen von dem, was ich meinem Körper angetan habe, hätten schlimmer sein können. Deshalb bin ich froh, dass ich überhaupt lebe.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!

Samstag, 14. November 2015

Jeder Tag ist ein Kampf, der sich irgendwann auszahlen wird

Ich bin noch immer im Krankenhaus und habe damit zu kämpfen, dass wir etwas finden, was bei mir funktioniert. Irgendwie heilen meine Verletzungen nicht und es ist sehr mühselig alles. Wir probieren neue Dinge aus und ich habe tolle Ärzte und Schwestern um mich herum. Aber ich habe große Angst, dass in meinem Körper irgendwas ganz kaputt geht und ich innere Blutungen habe oder sowas. Nicht gerade spaßig... Ich merke, dass ich dadurch total depressiv werde. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen und die Dinge ändern. Aber ich weiß, dass ich mich jetzt nur noch um das Hier und Jetzt und die Zukunft kümmern kann. Und das werde ich. Ich muss den Ärzten vertrauen und geduldig sein, denn es wird eine Weile dauern. Ich muss stark sein und jeden Tag einzelnd beschreiben.
Ich wünschte, dass ich einfach verschwinden könnte oder mein Leben anders wäre, aber ich weiß auch, dass es besser wird. Ich habe so viele Möglichkeiten und diese werden mein Leben verändern. Eines Tages, nach all dem Leid, wird es sich auszahlen. Das weiß ich. Und ich habe immer noch Hoffnung.


Montag, 9. November 2015

Komplikationen noch und nöcher

Hallo.
Mein Körper hat in den letzten Jahren einiges mitgemacht. Und es scheint, als würden die Konsequenzen davon jetzt zum Vorschein kommen. Ich kämpfe damit, dass mein Körper nach all den Jahren Selbstzerstörung stabil wird. Momentan bin ich ständig im Krankenhaus, werde wieder entlassen, und lande kurz drauf wieder drin. Die Verletzungen in der Magengegend können nicht mehr operiert werden, deshalb versuchen die Ärzte jetzt andere Sachen. Am Freitag gab es eine weitere Komplikation und ich hab das Gefühl, dass mehr und mehr Löcher sichtbar werden. Das Risiko einer Infektion ist hoch. Wir versuchen alles, dass wir den Schaden in Grenzen halten und ich meine neue Therapie bald antreten kann. Natürlich kommen die Komplikationen gerade jetzt... Ich bin momentan ziemlich hoffnungslos, weil nichts dauerhaft zu wirken scheint, um meinen Bauch zu stabilisieren. Aber ich weiß auch, dass ich diese Situation jetzt akzeptieren muss und darauf hoffen muss, dass es bald besser wird.
Auch wenn momentan alles ziemlich schwierig ist, darf ich nicht aufgeben. Muss weiter kämpfen. Ich muss nach vorne schauen und arbeiten, auch wenn vieles gegen mich gerichtet ist. Wie immer bin ich sehr dankbar für die tolle Unterstützung von allen Leuten um mich herum. Ihr seid großartig, dankeschön.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Hallo Welt.
Auf dem Blog war es in letzter Zeit sehr ruhig. Momentan bin ich in der O-Klinik, weil die Dinge ein wenig schwierig waren, aber es wird jetzt wieder besser. Mein Team und ich arbeiten zusammen daran, dass ich körperlich und geistig stärker werde, damit ich eine neue Therapie beginnen kann.
Seit vielen Jahren befinde ich mich in Teufelskreisen, die immer schlecht enden. Und das müssen wir verhindern. Die Dinge könnten schnell eskalieren, deshalb versuchen wir, alles so sicher wie möglich zu gestalten. Wir versuchen die Dinge beim Namen zu nennen, die mir passiert sind und passieren. Ich versuche standhaft zu stehen und bin auch sehr motiviert, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich darf nicht fallen. Ich weiß was ich will und mein Wille ist stark.
Ich habe ein Loch in mir, das gefüllt ist von Angst, Anspannung und Panik. Geht das überhaupt? Ein Loch, das gefüllt ist? Hm. Egal. Ich habe aber auch noch ein anderes Loch, das ich mit Willensstärke, Mut, Hoffnung und Zielen füllen möchte. Ich muss lernen, meinen Körper zu beschützen und mit ihm zu leben, egal was kommt.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Don't drown in darkness - swim!

Niemand ist perfekt, man kann nicht alles perfekt erledigen. Das gilt auch für mich und das muss ich realisieren. Die letzten Tage hab ich in einem tiefen Loch verbracht. Schlaflos in meinen Gedanken voller Selbsthass und Selbstzerstörung. Es ist erstaunlich, wie tief man fallen kann, wenn man einmal fällt. Seit elf Jahren kämpfe ich mit Essstörungen - Anorexie und Bulimie in meinem Fall. Das ist, als wäre man in der Hölle gefallen. Man verliert die Hoffnung, da jemals rauszukommen. Man dreht sich immer nur im Kreis und verliert immer mehr die Hoffnung. Aber wie ich bereits geschrieben habe, habe ich es zum ersten Mal geschafft, mich aus dieser Hölle zu befreien. Das war nicht einfach. Ich hab es geschafft, 1,5 Monate frei zu sein. Aber wovor ich die größte Angst hatte, ist leider auch eingetroffen. Ich habe der Krankheit nachgegeben. Habe der Bulimie nachgegeben. Dadurch habe ich wertvolle Zeit verloren. Ich hatte große Angst, wieder in dieser Hölle gefangen zu sein und war von mir enttäuscht. Ich habe mir geschworen - nie wieder. Die Tatsache, dass ich dieses Versprechen nicht einhalten konnte, hat mich kaputt gemacht. Ich muss jetzt aber auch realisieren, dass ich mir dafür vergeben muss und da weitermachen muss, wo ich aufgehört habe. Ich weiß, dass ich das kann und ich habe das auch schon gezeigt.
Ich muss mir vor Augen halten, dass ein Rückfall ab und an passieren kann, dass das an meinem Fortschritt aber nichts ändert. Die guten Tage sind wertvoller.
Ich habe wundervolle Leute um mich herum, die mir aus meinem dunklen Kopf heraushelfen, und ich habe beschlossen, dass ich wegen diesem Vorfall nicht zusammenbreche und aufgebe. Ich werde mein bestes geben und lerne jeden Tag dazu. Ich kann keine Perfektion erwarten. Ich muss das kleine Mädchen in mir ruhen lassen, das immer das perfekte Mädchen war und immer nach Perfektion strebte. Jeder macht Fehler. Daraus lernt man. Vielleicht falle ich das nächste Mal nicht in dieses Loch. Vielleicht klopfe ich mir stattdessen auf die Schulter, dass ich es so lange ohne erbrechen geschafft habe.
I'm moving on...

Samstag, 26. September 2015

Frei von der Bulimie

Ich wurde gefragt, wie ich die Bulimie so plötzlich unter Kontrolle bekommen hätte und ob ich dazu etwas schreiben könnte. Das will ich versuchen, auch wenn ich natürlich nicht behaupten kann, dass ich komplett frei bin und jegliche Rückfälle ausgeschlossen sind.

Mein halbes Leben habe ich bereits mit Essstörungen verbracht. Ich möchte ein bisschen etwas über meine Beziehung zum Essen schreiben - wie es vorher war und wie es jetzt ist. Vorher hatte ich ein ganz gestörtes Verhältnis zum Essen. Ich hatte schreckliche Angst vor allem, was irgendwie Kalorien hatte. Wirklich alles. Egal ob wir hier von 20 oder 500 Kalorien sprechen, ich hatte immer furchtbare Angst und Angstzustände, wenn Nahrung in meinem Magen war. Ich hatte dadurch das Gefühl, schmutzig zu sein. Ich war dann wie gelähmt, weil ich so große Angst hatte. Wenn etwas in meinem Magen war, fühlte ich mich schmutzig und das hat mich an ein Trauma in meiner Kindheit erinnert.
Wenn ich gegessen habe, musste ich Stunden trainieren, um die Kalorien wieder verschwinden zu lassen. Um mich verschwinden zu lassen.
Dann habe ich irgendwann herausgefunden, dass ich mich übergeben kann. Mich hat das Gefühl sehr beruhigt, dass ich das kontrollieren kann und somit auch die Gefühle kontrollieren kann. Ich konnte den Schmutz aus mir entfernen. Wenn ich mich übergeben habe, war ich wieder rein. Und das wurde zu einer Besessenheit und Sucht. Ich hatte viele gestörte Gedanken über meinen Körper und meine Nahrung.
Ich hatte und habe das Gefühl, dass ich etwas entweder gar nicht oder ganz machen muss. 0% oder 100%. Wenn ich trainiere, trainiere ich entweder gar nicht oder ständig. Wenn ich esse, esse ich entweder gar nicht oder alles und lasse die Bulimie übernehmen.
Das war wirklich krankhaft.
Ich habe Jahre gebraucht um herauszufinden, wie ich meine Beziehung zum Essen normalisieren kann, wie ich die Bulimie unter Kontrolle bekommen kann oder wie ich meine Besessenheiten verändern kann. Es war immer alles oder nichts, alles andere hat große Angstzustände ausgelöst. Ich bin abgehauen und habe alles versucht, damit ich mich nicht mit den Besessenheiten auseinandersetzen muss. Aber dadurch kam es auch weiterhin zu negativen Gefühlen. Egal, was ich gemacht habe, alles war irgendwie falsch und hat Panik ausgelöst.
Was ist dann passiert?

Heute bin ich an einem Punkt, wo ich mich nicht mehr übergeben darf oder kann. Mein Körper ist so schwach und hat viel mitgemacht. Meine Selbstverletzung, über 50 Behandlungen, Operationen. Ich hatte keine Wahl. Mein Magen kann das Übergeben nicht mehr mitmachen. Er hält das nicht mehr aus. Ich musste aufhören, mich zu übergeben, um die fatalen Konsequenzen zu vermeiden.
Also habe ich angefangen, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu essen. Das war psychisch unglaublich furchtbar. Aber ich hab mir vor jeder Mahlzeit gesagt "mein Körper braucht das, um zu überleben". Ich musste es tun, ich hatte keine Wahl. Die Mahlzeiten waren anfangs schwierig, aber jetzt geht es leichter. Man muss sich aussetzen und durchhalten. Nach Jahren des Kampfes gegen das Essen bin ich nun stark genug um mich um mich selbst zu kümmern. Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt machen es einfacher. Mein Körper bekommt, was er braucht. Zusätzlich erlaube ich mir an einem Tag auch Süßigkeiten.
Ich musste irgendwas finden, was für mich funktioniert. Auch wenn der Gedanke schwierig ist, dass ich Nahrung in meinem Magen habe - ich weiß, dass mein Körper das braucht.
Es ist eine Erleichterung, der Bulimie nicht nachzugeben. In meiner Situation hatte ich keine andere Wahl und es ist traurig, dass es erst so weit kommen musste. Aber die Freiheit, die man dann fühlt, motiviert ungemein.

Sonntag, 20. September 2015

Schlechte Tage

Jeder hat gute und schlechte Tage, das gehört zum Leben. Heute ist ein schlechter Tag. Ich weiß, dass Stimmungsschwankungen normal sind und dass es sich auch wieder verändert, aber an so schlechten Tagen ist die Welt nicht rosarot, sondern ein schwarzes Bild mit Angst, Depressionen, Traurigkeit, Müdigkeit, Hoffnungslosigkeit mit der großen Frage, ob ich sterbe oder überlebe. Wofür lebe ich? Werde ich jemals gesund? Warum? Warum das alles?
Das Schwierigste ist wohl, dass egal wie sehr andere versuchen mir zu helfen, mich zu motivieren, mich zu unterstützen - es ist wie weggeblasen in solchen Momentan. Ich bin allein. Allein in meinem Körper, in dem ein Krieg herrscht. Keiner kann diesen Krieg nachvollziehen.
Ich habs so satt. Aber was macht man dann? Ich muss aushalten. Bis es besser wird.

Samstag, 19. September 2015

Toller Samstag!

Ich hatte heute einen richtig tollen Tag!
Zuerst konnte ich richtig ausschlafen und bin dann noch ein bisschen im Bett liegen geblieben. Nach ein paar Stunden haben mich meine Mutter und mein Vater abgeholt und wir sind in die Stadt gefahren, in ein Einkaufszentrum. Wir haben uns Kaffee und Cola Light gegönnt (ich bin von dem Zeugs abhängig) und ein paar Süßigkeiten gekauft. Ich habe mir auch welche gegönnt, denn heute ist Samstag und so schreibt es das Gesetz vor. Hehe. Danach waren wir in meiner Wohnung und haben meine Klamotten aussortiert - Winter- und Herbstklamotten kamen rein, Sommerklamotten kamen raus, der Herbst ist definitiv da. Abends haben wir Pizza und Salat gemacht und dann sind sie auch wieder gefahren. Jetzt verbringe ich den Abend noch ein wenig ruhig.
Es war jedenfalls ein toller Tag und ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

Freitag, 18. September 2015

die Höhen und Tiefen

Ich bin jetzt endlich wieder in meiner Wohnung an der Klinik - da, wo ich hingehöre. Hier bleibe ich, bis ich meine nächste Therapie antrete. Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich war diesmal sehr ehrlich und habe gesagt, was ich brauche und was ich für wichtig erachte. Am wichtigsten ist es wohl, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe und direkt um Hilfe bitten, wenn ich glaube, dass etwas passieren könnte. Ich versuche alles, um nicht in destruktive Verhaltensweisen zu fallen. Das betrifft auch die Bulimie, denn ich weiß, dass dadurch alles außer Kontrolle gerät und ich schließlich dissoziiere und mich dabei stark selbstverletze. Ich hab es jetzt einen Monat lang geschafft, von der Bulimie wegzubleiben. Darauf bin ich stolz.
Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehen kann und nicht der Bulimie nachgegeben habe, fühle ich mich stark. Jeder Tag ist ein Sieg für mich. In den letzten Monaten habe ich es nicht geschafft, eine Woche clean zu sein, und jetzt ist es schon ein Monat.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich auf den Tag freue, an dem ich gesünder und gesünder werde. Es ist schwierig, immer motiviert zu bleiben. Aber ich denke darüber nach, was ich wirklich mit meinem Leben machen will, und das macht mich stark. Dann wird der Kämpfer in mir geweckt.
Es ist eine spannende Zeit, die vor mir liegt. Und ich habe richtig große Angst davor. Aber das ist nur normal.

Dienstag, 15. September 2015

Jetzt ist mal Schluss!

Nach einem Monat in der O-Klinik und dem dazugehörigen Krankenhaus bin ich endlich wieder in meiner Wohnung an der anderen Klinik. Ich bin sehr froh darüber. Mit dem diensthabenden Arzt hatte ich ein gutes Gespräch und wir haben über viele Probleme gesprochen, die ich angehen muss, um mich auf meine nächste Therapie vorzubereiten.
Es ist wichtig, dass ich weiterhin Fortschritte mit meiner Essstörung mache. Ich habe mich seit einem Monat nicht übergeben und habe die Bulimie unter Kontrolle. Es ist so wunderbar, all das hinter sich zu lassen. Die ganzen Schamgefühle, der ganze Ekel, die ganze Kraft, die das immer kostet, das ganze Geld und die ganze Zeit, die im Abfluss landet. Ich habe das Gefühl, dass ich mich aus einem Gefängnis befreit habe. Außerdem ist die Bulimie einer der Auslöser für meine starke Selbstverletzung.
Und das ist ein weiteres Thema. Die Selbstverletzung muss aufhören. Die Ärzte haben es mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mir nicht jedes Mal helfen können und dass es auch gut sein kann, dass ich beim nächsten Mal daran sterbe. Deshalb haben wir besprochen, dass ich sofort um Hilfe bitte, wenn ich merke, dass ich gegen eine Wand laufe.

Dieses Mal war es mir total peinlich und unangenehm, weil es so schmerzhaft war. Ich habe einige Tage nur geweint - vor Schmerzen, die ich nicht meinem schlimmsten Feind wünschen würde. Ich konnte vor Schmerzen nicht atmen und mit Schmerzmitteln konnten sie mich auch nicht vollpumpen. Und dann war da die ewige Frage - warum? Warum tu ich mir das an? Warum ende ich immer hier und leide? Warum, warum, warum. Werde ich jemals gesund oder sterbe ich bald? Warum?

Ich habe es überlebt und dafür bin ich dankbar. Aber ich bin noch sehr erschöpft. Mein Körper ist schwach und mein Magen sehr gereizt und anfällig. Mein Körper braucht mich jetzt - dass ich mich um mich kümmere und mir Ruhe gebe. Es reicht, jetzt ist mal Schluss. Ansonsten ist es das auf eine andere Weise.

Ich muss also alles geben. Mich mit Händen und Füßen wehren. Ich werde überleben und mein Leben zurück gewinnen. Das möchte ich. Und ich bin der Boss und bestimme über mein Leben.

Sonntag, 13. September 2015

Bumpy Road

Heute war ein ziemlich lustiger Tag, auch wenn das Wetter draußen nicht ganz so prickelnd ist. Ansonsten bin ich momentan in der O-Klinik. Vor einer Weile ist mal wieder einiges schief gelaufen, wenn man es so nennen will... Die Ärzte haben mich schon oft gewarnt "beim nächsten Mal hast du nicht so viel Glück" "du holst dir noch eine Infektion und stirbst daran"  "es ist nur eine Frage der Zeit, bis du deine inneren Organe komplett zerstörst" "wir können dir bald nicht mehr helfen. Wir hoffen, dass die nächste Therapie dir hilft, damit du nicht noch mehr Schaden an deinem Körper anrichtest"
Ich denke viel darüber nach und ich weiß auch, was ich meinem Körper da immer wieder an tue. Aber es ist nicht so einfach. Was kann ich tun, damit ich mich nicht umbringe, wenn ich nicht ich selbst bin? Das ist eine Herausforderung.
Ich muss mein Verhalten ändern, damit ich gar nicht erst dissoziiere. Ich muss die Ärzte ernst nehmen. Ich muss auf die nächste Therapie warten. Ich weiß, dass sie mir helfen können. Es wird anstrengend und nicht einfach werden, aber vielleicht hilft mir diese neue Klinik mit neuen Leuten und einer anderen Therapie. Ich glaube fest daran.

Samstag, 29. August 2015

Ich denke viel über meine Zukunft nach. So viel Gutes liegt vor mir, das Leben liegt vor mir. Ja, vieles muss ich dafür noch verändern und bewältigen. Aber ich versuche mich auf die Belohnungen zu konzentrieren. Ich bin so dankbar, dass ich Therapien erhalte und eine neue Therapie beginnen kann. Ich habe mich den Sommer über so gut es ging darauf vorbereitet. Motivation gesammelt, für ein gesünderes Gewicht zugenommen, weniger Tabletten genommen, immer mehr Sachen aus der Klinik in meine Wohnung gebracht. Ich bin dankbar und kann mich glücklich schätzen. Jeden Abend schreibe ich ein paar Dinge in mein Tagebuch und ein paar davon möchte ich mit euch teilen:

"Was ist heute gutes passiert?"
- ich hatte ein gutes Gespräch mit einer Ärztin, habe meine Haare blond gefärbt, meine Mutter hat mich besucht, ich konnte ausschlafen und habe gut gegessen

"Was lief heute nicht so gut?"
- ich bin müde, weil so viel passiert ist. Therapien, Stress mit Freunden, Stress in und außerhalb des Krankenhauses, viele Emotionen, Gedanken und Handlungen. Ich bin es leid. Ich versuche mich zu motivieren und denke an die Leute, die es schlechter haben als ich. Die an ihrer Krankheit sterben. Die keine Hilfe erhalten. Ich habe das Glück, Hilfe zu erhalten und noch am leben zu sein.

"Was kann ich morgen besser machen?"
- weitermachen. Aushalten.

"Wofür bin ich dankbar?"
- meine Familie, die mich immer unterstützt. Ich bin ihnen so dankbar.
- meine Freunde, die mich unterstützen. Aber ich wünschte, wir würden uns öfters sehen
- meine Eltern verdienen einen extra Punkt. Sie sind so stark und ich könnte mir keine bessere Unterstützun wünschen.
- für alles, was ich erlebt habe und gelernt habe
- für die Therapien, die ich erhalte
- für meine Ärzte und Psychologen, die mich immer gerettet habe
- für meine Nichte und meinen Neffen
- für all die Unterstützung

Freitag, 21. August 2015

Sommer!

Heute war ein wirklich schöner Tag. Die Sonne ist wieder da und es ist endlich wieder etwas wärmer. Ich habe sehr viel Zeit in der Sonne verbracht, bin natürlich in der Sonne eingeschlafen und mit Sonnenbrand aufgewacht. Wer kennt das nicht. Ich liebe den Sommer. Hitze, Wasser, Sonne. Da fühlt man sich gleich viel besser und lebendiger. Ich hoffe, dass wir noch ein paar warme Tage vor uns haben.

Donnerstag, 20. August 2015

Liebe Drea

Heute möchte ich ein paar Worte über meine liebe Freundin Andrea schreiben. Sie hat vor ein paar Tagen ihre Therapie beendet und ist so stark und so hungrig nach dem Leben, dass sie Photographie studieren wird. Sie ist unglaublich talentiert und ihre Fotos sind wundervoll. Sie weiß einfach, wie es geht, und durch das Studium werden ihr weitere Türen geöffnet. Ich wünsche ihr ganz viel Glück in der Zukunft. Ich weiß, dass sie Erfolg haben wird.

Ich möchte kurz schreiben, wer Drea für mich in der letzten Zeit war oder geworden ist. Wir haben uns vor ein paar Monaten kennengelernt und waren direkt auf einer Wellenlänge. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und haben viele Gemeinsamkeiten herausgefunden. Wir unterstützen uns. Sie motiviert mich und unterstützt mich im Kampf gegen die Essstörung. Und wir haben ein Leben außerhalb unserer Krankheiten, wo wir einfach normal sind, Spaß haben und normale Dinge machen. Wir haben bestimmten Stunden lang gelacht.

Drea, du bist eine wundervolle, verrückte Person, die ich sehr bewundere. Ich weiß, dass du alles erreichen kannst, was du dir vornimmst. Ich habe deine Stärke gesehen. Ich unterstütze dich und werde immer für dich da sein.
Ich bin so, so stolz auf dich. Du bist die beste!

Dienstag, 11. August 2015

Kurzes Update

Ich bin ganz zufrieden mit dem Sommer, den ich bisher hatte. Ich habe meine Zeit meistens so verbracht, wie ich geplant hatte. Hier und da ein paar Festivals, Zeit mit Freunden und Familie bei ihnen zuhause oder bei mir. Ich habe viele wichtige Schritte gemacht, auch wenn mich vieles davon erschöpft hat und ich viele Auszeiten brauchte. Aber ich habe mehr geschafft als vorher und ich versuche das positiv zu sehen. Ich stelle mich auf den Kampf ein, bereite mich darauf vor. Ich habe entschieden, dass ich es wagen werde. Ich werde mich dem Kampf stellen und da durch gehen. Ich habe alles, um zu gewinnen, und kann mich glücklich schätzen, die Möglichkeit zu haben. Ich weiß, dass es das wert ist, ich weiß, dass die Belohnung einmalig ist.
Ich versuche den Sommer noch zu genießen. Ich hoffe, ihr tut das auch!

Montag, 27. Juli 2015

An alle meine Freunde

Es gibt viele Dinge, für die ich heute dankbar bin. So viele Leute feuern mich an und stehen mir zur Seite. In den letzten Wochen war ich mehr unter Leuten als sonst. Das ist herausfordernd und belohnend zugleich. Aber hauptsächlich belohnend. Mit den Freundschaften ist es immer sehr schwierig, wenn man krank ist. Dennoch habe ich versucht, so "gesund" wie möglich zu sein, so "normal" wie möglich. Meine Freunde haben leider ein paar dramatische Sachen mit mir erleben müssen, wenn wir abends irgendwelche Partys gefeiert haben. Psychogene Anfälle, Krankenwagen. Ich kann meinen Freunden nur sagen, dass es mir unendlich leid tut, wie viel ich sie belastet habe und wie viele Partys ich ruiniert habe. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich vieles ändern. Denn es war für mich auch alles andere als spaßig. Aber heute bin ich stärker und achte besser auf mich. Ich möchte mich bei meinen Freunden bedanken, dass sie so geduldig mit mir waren. Auch, wenn einige das nicht mehr sind. Ich bin dankbar, dass ihr noch da sein. Auch, wenn ich euch so viele Sorgen bereitet habe.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Liebe Sandra

Liebe Sandra,
heute ist es genau vier Jahre her, dass du so plötzlich von uns gerissen wurdest. Du wurdest von allen so geliebt. Du hast dich für so vieles eingesetzt und für vieles engagiert. Du hattest viele Freunde. Du wirst vermisst, meine liebe Freundin. Es gibt keine Worte, die uns erklären können, was passiert ist oder uns trösten können. Es ist einfach tragisch und traurig. Aber wir wollen heute nicht weinen, sondern dich ehren. Du warst eine einzigartige Person. Ich vermisse dich sehr. Wir hoffen alle, dass es dir gut geht dort, wo du jetzt bist. Du warst eine wundervolle Person und hattest ein schönes Leben. Und das beruhigt mich zu wissen. Ruhe in Frieden, schlaf gut, liebe Sandra, und hab eine gute Reise.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Stay strong

Musik ist meine Leidenschaft. Musik gibt mir alles. Musik bestimmt mich. Sie kann mich glücklich machen, traurig machen, verzweifeln, höchste Glücksgefühle erleben lassen.
Momentan höre ich viel traurige Musik, durch die negative Gefühle ausgelöst werden. Ich möchte weinen. Ich möchte schreien. Ich habe dieses Leben so satt.
Essen, Gewicht, Kalorien, Kontrolle. Da ist diese Hölle und ich weiß, dass es keinen einfachen Ausweg gibt. Ich stehe momentan auf der Warteliste für eine neue Klinik und weiß, dass mir die Therapie viel abverlangen wird. Sie verlangt meine ganze Konzentration, meinen Willen, meinen Mut. Das wird schwierig, aber ich versuche mich daran zu erinnern, dass andere es auch geschafft haben, also warum sollte ich es nicht auch schaffen? Und bis dahin darf ich mich nicht hängen lassen, sondern muss am Ball bleiben und kämpfen.

Dienstag, 21. Juli 2015

Von Dunkelheit umgeben

Zurück in der Realität, zurück im Kampf. Der Körper und der Kopf konnten nicht mehr. Psychose. Muss überleben. War weg. War verloren in einer Welt, in der ich vor der Realität fliehen wollte. Mein Körper ist verzweifelt. Will nicht mehr, kann nicht mehr. Muss mich ausruhen. Muss Kontrolle erlangen. Muss kämpfen. Muss den Kampf gewinnen.

Ich habe eine Woche in der O-Klinik verbracht. Ich war erschöpft und müde und habe mich im Chaos verloren. Zum Glück wurde ich aufgefangen. Mir wurde erzählt, was passiert war, und ich erinnere mich an nichts. Vielleicht ist das auch besser so. Jetzt muss ich auf dem richtigen Pfad weitermachen und kämpfen.
Und manchmal lächle ich und lebe. Das ist so ein schönes Gefühl. Ich habe viel zu viele Jahre nicht gelebt. Mein halbes Leben bin ich nun krank. Ich möchte viel verändern, aber kann es nicht. Ich muss mir verzeihen. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, aber meine Zukunft schon. Und das möchte ich tun, weil ich mich für das Leben entschieden habe.

Samstag, 11. Juli 2015

Mädelsabend

Gestern hatte ich einen wirklich schönen Abend mit meiner Mutter und meiner Nichte. Wir waren zuerst essen und danach bei mir zuhause. Dort haben wir Filme geguckt und Popcorn gegessen, bis meine Mutter irgendwann gegangen ist. Meine Nichte und ich haben uns noch ein wenig auf die Couch gekuschelt, einen weiteren Film geguckt und sind dann irgendwann ins Bett gegangen. Es ist wichtig für mich, schöne Erinnerungen in meiner Wohnung zu haben und schöne Dinge hier zu erleben - nicht welche, die von der Krankheit geprägt sind. Deshalb war der Abend wirklich sehr schön und ich bin dankbar, dass ich so einen schönen Abend erleben durfte.

Sonntag, 28. Juni 2015

Die glamouröse Welt der Essstörung

Oft werden Essstörungen als etwas glamouröses dargestellt, aber wie toll ist so eine Essstörung eigentlich? Wer möchte so ein Leben führen wie ich das tue? Ist es das wert, um einfach nur am dünnsten zu sein? Ich kann euch versprechen, dass es nichts schönes oder tolles ist und auch kein Zeichen von Willensstärke, eine Essstörung zu haben.
Man verliert alles. Stattdessen ist man jede Sekunde damit beschäftigt, über das Essen nachzudenken, das der Körper haben will. Man plant ständig, was man isst, wie viel man isst, wie man das durch Sport wieder ausgleicht. Während der Körper hungert und am liebsten alles haben möchte. Man sagt Mädelsabenden ab, da dort gegessen wird. Man lügt seine Familie an, um nach dem Essen heimlich im Badezimmer zu verschwinden. Die Bankkarte wird gesperrt, weil man viel zu viel Geld für Fressanfälle ausgibt. Man ist erschöpft und kollabiert, nachdem man Stunde für Stunde gefressen und anschließend gekotzt hat. Den ganzen Tag verbringt man auf dem Klo, weil man Abführmittel genommen hat, weil man sich so voll fühlt. Man ist so untergewichtig, dass der Kopf einen davon überzeugt, dass das Essen dennoch gefährlich ist. Man ist so unterernährt, dass man zwangsernährt werden muss und nicht aufstehen darf. Man verbringt Jahre im Krankenhaus, in Kliniken, bei Ärzten. Man verpasst die wichtigen Dinge, weil man zu sehr mit der Krankheit beschäftigt ist. Man gibt Dinge auf, die man geliebt hat. Weil die Krankheit immer an erster Stelle steht.
Ich könnte noch mehr aufzählen, aber das sind so ein paar Dinge, die einen mit einer Essstörung begleiten. Das sind die Dinge, die man mit einer Essstörung hat. Der Weg zur Genesung, recovery, ist noch eine ganz andere Sache. Der Weg zurück in ein gesundes Leben erstreckt sich über Jahre. Auf dem Weg zurück begegnet man Dingen, vor denen man abhauen wollte, man setzt sich Dingen aus, die man vergessen wollte, man erlebt eine Angst und hat das Gefühl, durch die Hölle zu gehen. Die Blase, in der man Jahre verbracht hat, platzt und man wagt sich in die Realität. Der Weg zurück bedeutet loslassen. Der Weg zurück bedeutet in sich selbst vertrauen und ein Leben ohne die Krankheit zu entwickeln. Wieder ganz werden.

Ich musste diese paar Zeilen schreiben, nachdem ich oft von jungen Mädchen gelesen habe, die eine Essstörung anstreben. Ihr strebt eine Hölle an, bitte begebt euch nicht auf diesen tödlichen Pfad, sondern sucht euch Hilfe und nehmt Hilfe an, solange es noch geht. Eine Essstörung ist die Hölle und zerstört euer ganzes Leben. Ihr schadet eurem Körper für immer, auch, wenn ihr wieder gesund seid. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich körperlich jemals Kinder haben kann, weil ich meinem Körper so geschadet habe.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Die Krankheit

Ich möchte loslassen. Ich möchte nicht mehr mit dir auf meiner Schulter sitzend leben. Ich werde aufrecht gehen, ohne dass deine Last auf mir liegt. Ich will mein Leben ohne dich leben. Ich möchte frei sein.
Du bist so stark, aber eines Tages werde ich dich besiegen, dich begraben, und loslassen.

Wer bin ich?

Ich hasse meine Krankheit, ich bin sie so satt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur die Krankheit bin. Weil alles, was ich tue, von der Krankheit überschattet wird oder von der Krankheit bestimmt wird. Ich weiß, dass ich auch meine gesunden Seiten habe, aber das hilft mir nicht, wenn ich mich so von der Krankheit eingenommen fühle, dass ich mich nicht bewegen kann. Meine Tage sind nach der Krankheit ausgerichtet. Ich hab schon so viele Jahre damit zu kämpfen, dass ich gar nicht mehr weiß, wie sich ein gesundes Leben anfühlt. Ich kann mich an kleine Momente in meiner Kindheit erinnern, aber ich erinnere mich viel stärker an das Leben, als die Krankheit begann. Als ich 11 Jahre alt war. Mein Gewicht war so bezeichnend für mich und hat alles bestimmt. Warum hab ich es getan? Je weniger ich wog, desto wertvoller hab ich mich gefühlt. Die Zahl auf der Waage hat alles bestimmt. Und 11 Jahre später ist das auch noch so.
Während dieser ganzen Zeit hatte ich das Gefühl, dass mein wahres Ich irgendwo tief in mir drin versteckt ist, während die Krankheit regiert und über mich bestimmt. Was habe ich getan, dass ich es verdient habe, ein Gefangener meines eigenen Körpers zu sein? Was habe ich getan, dass ich es nicht verdient habe, mein Leben zu leben? Während ich gefangen war, lief die Welt ganz normal weiter ab. Ich sitze hier und denke darüber nach, wie ich jemals gesund sein und bleiben kann. Und gleichzeitig frag ich mich, warum ich noch hier bin. Warum lebe ich, wenn ich doch eh nur leide? Warum hat mein Körper das alles ausgehalten? Das ist ein Wunder, nach all dem, was ich meinem Körper angetan hab und wie ich ihn geschunden habe. Es muss einen Sinn haben, dass ich noch lebe. Und dieser Gedanke hält mich am Leben. Ich weiß nicht, was der Sinn meines Lebens ist, ich suche noch nach den Antworten. Und bis dahin muss ich weiter existieren, aushalten und darf die Hoffnung nicht verlieren.

Freitag, 19. Juni 2015

Veränderungen

Ich sitze hier und denke über die ständigen Veränderungen nach. Wie viel sich seit meiner Kindheit verändert hat - oder sich in den letzten vier, fünf Jahren verändert hat. Die Welt und wir alle sind in einer ständigen Veränderung. Das ist irgendwie gruselig. Wie schnell man jemanden verlieren kann, weil sich etwas verändert, aber was das auch für die Zukunft bedeutet. Nichts ist mehr einfach. Alles ist kompliziert und es ist nicht einfach, das Leben zu leben. Für alle. Wir haben alle unterschiedliche Arten, damit umzugehen.
Elf Jahre sind vergangen und ich bin immer noch in der Essstörung gefangen. Ja, es hat sich viel verändert, aber ich habe immer noch nicht die Kontrolle über mein Leben. Und das ist traurig. Eine Essstörung zu haben - das raubt dir so viel. Kraft, Zeit, Geld, Freunde. Ich habe so viele Freunde verloren, so viele Erlebnisse, ich hab die Schule verpasst, ich habe wertvolle Momente verpasst, weil ich in der Essstörung gefangen war.
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir alle die Hilfe bekommen können, die wir brauchen. Denn auch wenn wir unsere Leben nicht leben, leben wir trotzdem. Wir überleben und existieren.
In den letzten Jahren bin ich weit kommen. Und ich danke meinem Körper, dass er noch immer die Kämpfe mit mir bestreitet.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Aufwärts

Es geht immer ein wenig auf und ab, aber zum Glück geht es gerade ein wenig aufwärts, dank meiner lieben Freundin Andrea (Drea) hier und vielen schönen Abenden. Wir sind für einander da und haben eine tolle Zeit.

Wie schon erwähnt geht es auf und ab, aber ich bin wieder auf dem richtigen Weg. Momentan hab ich mit der Essstörung zu kämpfen. Es ist einfach nicht so leicht und ich hab das Gefühl, darin gefangen zu sein. Ich weiß aber auch, dass ich in anderen Sachen noch nie so stark war wie momentan. Ja, es ist schwierig, aber ich sehe die Dinge anders als vorher. Ich bin besser darin geworden, Hilfe anzunehmen, damit ich die richtigen Entscheidungen treffen kann, auch wenn das ein Kampf ist. Was die Selbstverletzung betrifft, womit ich die letzten zwei Jahre so zu kämpfen hatte, hatte ich noch nie so viel Kontrolle wie jetzt. Das fühlt sich gut an. Ich laufe nicht mehr mit der ständigen Angst herum, in einen psychotischen Zustand überzugehen und mich dann unkontrolliert selbst zu verletzen.
 Das heißt auch, dass ich hoffentlich die Behandlung in der D-Klinik fortführen kann, weil ich ständig zwischen D-Klinik, O-Klinik und Krankenhaus hin und her tingel.
Mein Kopf konzentriert sich gerade auf positivere Dinge. Ich bin froh, dass der Sommer kommt, auch wenn es immer nur ein paar Tage wirklich warm und sehr wechselhaft ist. Ich hab eine tolle Freundin, mit der ich viel unternehmen kann. Es ist so schön, mit ihr lachen zu können, shoppen zu gehen, Sport treiben zu können, und einfach nur herum zu albern. Das fühlt sich so gut an. Dieses Gefühl der Freude... das gefällt mir.

Samstag, 6. Juni 2015

Aufstehen und weitergehen

Es geht mir heute ein wenig besser, aber ich muss auch sagen, dass ich ein paar schwierige Tage in meiner Wohnung hatte, an denen ich gefallen bin. Fünf Tage hungern und wenig Schlaf, da ist es logisch, dass man schwächer wird. Es tut mir weh zu sehen, dass ich es allein nicht besser hinbekommen habe.
Ich habe durch das Alleinsein viel gelernt, aber ob mir das was bringt, ist eine andere Frage.
Es ist nicht einfach, wenn man plötzlich auf sich allein gestellt ist. Aber ich habe es überlebt und das ist die Hauptsache. Es war ein gutes Gefühl, als ich wieder in die Klinik gegangen bin und Hilfe bekommen habe. Ich kann mich glücklich schätzen, diese Hilfe zu haben. Sie sind alle so geduldig mit mir.
Ich bin dankbar und auch, wenn ich viele Schritte zurück gemacht habe, habe ich Hoffnung. Es geht weiter.

Montag, 1. Juni 2015

Wofür kämpfen?

Momentan bin ich zuhause. Alleine, ohne jegliche Hilfe. In den letzten Tagen ist viel passiert. Ich weiß nicht wieso, aber es ist so passiert. Am 16. Mai war ich auf einer Party, zu der ich nie hätte gehen sollen. Ich war zu instabil, dass es hätte gut gehen können. Es ist ein wenig dramatisch geendet und ich bin im Krankenhaus gelandet und war dann in der Klinik. Sie haben mich dann aber in die Abteilung überwiesen, wo ich letztes Jahr vier Monate überwiegend fixiert verbracht habe und ganz schlechte Erinnerungen daran habe. Nach einer Woche über-strikter Regeln und Behandlungen von Ärzten, die keine Ahnung von meiner Krankheitsgeschichte hatten, war ich jeden Tag am Ende. Am Samstag konnte ich nicht mehr, ich musste mich selbst entlassen.
Das war unerwartet einfach. Ein Gespräch mit dem zuständigen Arzt und ich war frei. Und da stand ich dann. Ein untergewichtiges Mädchen mit Koffern, erschöpft, und ich musste irgendwie nach Hause kommen.
Hab ich geschafft und ich war mir sicher, dass ich nur zwei Tage alleine verbringen würde, und Montags dann wieder in die Klinik gehen würde. Ich hatte das Wochenende überstanden und habe angerufen, aber es war kein Platz mehr für mich. Hier bin ich nun. Ein instabiles Mädchen, das jahrelang behandelt wurde, wird sich selbst behandeln. Also gut. Das kann ich für eine gewisse Zeit, bevor ich wieder gegen eine Mauer renne.
Weil ein Leben in meinem Körper mit Stunden des fressens/übergebens verbunden ist, weil ich nicht weiß, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll. Über zwei Wochen lang hab ich mit keiner vertrauten Person gesprochen. Das klingt vielleicht komisch für manche. Aber wenn man so lange im Krankenhaus ist und es gewohnt ist, dass man immer jemanden da hat, weiß man nicht, was man dann alleine macht. Was, wenn die Angst mich einnimmt und ich dissoziiere? Was, wenn ich Panik bekomme? Wenn ich umkippe, weil ich nicht essen kann und erschöpft bin? Ich weiß, dass ich eine Entscheidung treffen muss, was ich machen möchte und tun sollte. Denn wenn ich leben möchte, muss ich kämpfen und stärker werden.
Ich bin es einfach so leid, ständig kämpfen zu müssen. Ich bin müde und erschöpft. Ich frage mich, wann es einen Schritt nach vorne geht. Die Wahrheit ist, dass ich viele Schritte vorwärts mache, aber dann wieder mehr Schritte zurück falle. Und damit komme ich nicht weiter.
Ich wünschte einfach, ich würde über nacht gesund werden. Einfach mal erleben, wie das so ist, frei zu sein.
Ich fühle mich wie ein Opfer meiner Krankheit. Sie kontrolliert mein Leben. Natürlich gibt es auch noch andere Sachen, aber ich kann nicht...
Dieser Post wurde wahrscheinlich von sehr vielen Gefühlen und einem schlechten Tag beeinflusst, deshalb sollte ich jetzt aufhören.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Normal sein

Ich will normal sein, aber habe keine Ahnung, was das überhaupt ist. Wer kann sich denn schon normal nennen?
Ich glaube jedenfalls, dass es für mich damit zu tun hat, dass man gesund genug ist, um sein Leben zu leben und für sich und sein Leben Verantwortung übernehmen zu können, wie man das von einer Person einer bestimmten Altersklasse oder körperlichen und psychischen Gesundheit erwartet. Aber man kann noch weiter gehen, glaube ich. Ich glaube, man ist gesund, wenn man mit seinen Gefühlen und Gedanken in einer gesunden Art und Weise umgehen kann - ohne, selbstzerstörerisch zu sein, sich zu schaden, sei es psychisch oder physisch.
Ich will gesund sein. Nach Jahren war ich mal wieder auf einer Party. Und ich habe alles andere als vernünftig gedacht, war nicht verantwortungsbewusst, und habe die Konsequenzen ignoriert, die Alkohol, ein wenig Krankheit, leichtes Untergewicht, Kälte und Medikamente nach sich ziehen. Ich habe schlechte Entscheidungen getroffen und die ganze Nacht lang die Konsequenzen davon ertragen. Aber genug davon. Ich habe daraus gelernt. Jetzt heißt es wieder weitermachen.

Mittwoch, 22. April 2015

Aufwärts

Ich bin müde, die letzten Tage waren wirklich sehr schön. Gestern war ich bei meiner Familie und konnte endlich die Tante für meine Nichte und meinen Neffen sein, die ich sein möchte. Das haben sie verdient und mir tut es auch gut, wenn ich mich in der Rolle gut fühle. Es bedeutet mir sehr viel und ihnen auch. Wir hatten gestern einen schönen, entspannten Tag zusammen.

Mir ist bewusst, dass sich meine Stimmung schnell ändern kann. Es ist wichtig, über die Gefühle zu sprechen, aber andererseits gibt es so viele in mir drin und da muss ich aufpassen, dass ich nicht alten Verhaltensweisen verfalle. Es ist so einfach, mit den Emotionen in Weisen umzugehen, die nicht gut sind. Ich merke, wie ich das manchmal mache, und dann bin ich entmutigt. Aber ich versuche mich auf die guten Sachen zu konzentrieren und all das, was tatsächlich gut läuft. Ich bin so weit gekommen und habe panische Angst davor, wieder zurück zu fallen. Ich habe viel Zeit und Kraft investiert, um dorthin zu kommen, wo ich bin, und genau deshalb hab ich auch viel zu verlieren.
Ich habe schon viel verloren, ich will nicht noch mehr verlieren. Ich möchte mein Leben. Deshalb versuche ich mir zu sagen, dass ich stark bin, dass ich das tun sollte, dass ich die Kraft und die Möglichkeit habe, das zu bekommen, was ich möchte. Die guten Tage werden kommen und mit dem Gedanken kann ich mich beruhigen, wenn ich schlechte Tage habe.

Freitag, 17. April 2015

Liebster Award

Spiegel im Eispalast hat mich für diesen "Award" nominiert und 11 Fragen gepostet, die ich gerne beantworten möchte.

Angenommen, es wäre möglich: Würdest du lieber auf dem Mond, unter Wasser oder mitten in einer Sandwüste leben?
Auf dem Mond. Einmal die Welt von dort oben betrachten, den Mann im Mond kennenlernen, die Welt anders zu sehen, die Ruhe, die Stille erleben.

Ab wann würdest du sagen, dass du eine Person wirklich kennst?
Schwierig zu sagen. Ich glaube nicht, dass es da einen bestimmten Zeitpunkt gibt. Manche Menschen kennt man nie so wirklich.

Würdest du gerne die objektive Wahrheit über dich selbst erfahren?
Die habe ich schon öfters von anderen gehört und oftmals ist sie sehr verletzend. Es ist eben nur die objektive Wahrheit - nur das, was die Personen äußerlich von einem Wahrnehmen, ohne jegliche Hintergründe oder Geschichten zu kennen.

Welche Person steht dir emotional am nächsten?
Wahrscheinlich meine Mutter.

Würdest du gerne die objektive Wahrheit über die Person erfahren, die dir emotional am nächsten steht?
Ich denke, die kenne ich.

Wenn du dich für ein Elternteil entscheiden müsstest (und das andere nie wieder sehen würdest), für wen würdest du dich entscheiden?
Meine Eltern bedeuten mir viel und haben unglaublich viel für mich gemacht. Ich könnte mich nicht entscheiden.

Würdest du deinen eigenen Kindern vom Osterhasen, Nikolaus und Weihnachtsmann erzählen oder (wenn du Kinder hast) hast du ihnen davon (nicht) erzählt?
Ja, ich würde ihnen davon erzählen. Ich würde sie jedoch nicht ewig in dem Glauben lassen und ihnen die "Wahrheit" erzählen, wenn sie darüber reden möchten und von dem Thema anfangen a la "Den Weihnachtsmann gibt es nicht".

Was hast du als letztes selbst gebaut, gebastelt, genäht, getöpfert oder anderweitig physisch erschaffen?
Ich habe ein Bild gemalt.

Könntest du dir eine Beziehung oder eine enge Freundschaft mit jemandem vorstellen, der genau die gleichen Probleme und Sorgen hat wie du selbst?
Ich habe ein paar Freunde, die wie ich psychische Probleme haben. Das ist einerseits hilfreich, andererseits kann es auch schwierig sein. Ich denke, man muss da ehrlich zu sich und der Freundschaft sein und darauf achten, dass die Freundschaft "gesund" bleibt und man sich nicht gegenseitig kaputt macht.

Welche drei Eigenschaften sind für dich in einer Freundschaft unverzichtbar?
Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Humor

Wie müsste dein perfektes Picknick aussehen?
Mit ein paar Freunden im Park, bei Sonnenschein, aber nicht zu heiß, mit vielen Leckereien, frischem Obst und ein wenig Musik.
Ich hab ein paar schwierige Tage hinter mir, aber das zeigt mir auch, dass ich es aushalten kann und dadurch stärker werde.

In den letzten Monaten ist viel passiert. Weniger Medikamente ist gleichzeitig gut und schlecht. Die Emotionen kommen ganz natürlich und werden nicht irgendwie unterdrückt. Vor allem geht es dabei um Emotionen, die von alten Wunden ausgelöst werden, und an denen ich nun arbeiten muss.

Momentan bin ich sehr depressiv und ich glaube, dass es damit zu tun hat, dass ich sehr müde bin und sehr gelangweilt, während ich nur auf der Stelle trete. Ich versuche aber jeden Tag, etwas kleines zu schaffen und das Bett zu verlassen. Es hilft nicht, wenn ich mich ganz alleine verkrieche und einsam bin. Ich muss raus gehen.

Die Essstörung ist auch wieder ein wenig schlimmer geworden. Es ist schwierig zu essen, ohne mich zu übergeben. Schwierig, Nahrung im Magen zu haben, ohne Sport zu treiben. Es ist anstrengend.

Ich versuche, auf einem Level zubleiben, weiterzumachen, nicht aufzugeben.

Dienstag, 14. April 2015

Vielen Dank für eure Glückwünsche, ich habe mich sehr gefreut und hatte einen tollen Tag mit meiner Familie! :)
Es ist komisch, 22 Jahre alt zu sein. 11 Jahre davon, also genau die Hälfte, habe ich in einer anderen Welt mit Krankheiten verbracht. Aber ich bin nicht verbittert. Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin und bin unendlich dankbar dafür. Ich habe so viel gelernt und erlebt und das ist ein Geschenk. Dadurch habe ich eine neue Perspektive gewonnen und ich fange langsam an, aus meiner Seifenblase zu klettern und in die echte Welt zu gehen.
Ich habe noch immer mit vielen Dingen zu kämpfen, aber ich habe so tolle Unterstützung mit der ich Dinge schaffe, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich bin so weit gekommen und auch wenn manche Tage einfach nur hoffnungslos sind, nehme ich Herausforderungen an, die mir zeigen, dass irgendwo doch noch ein wenig Hoffnung ist. Ich kann alles schaffen, wenn ich das will. Ich kann die Ziele erreichen, die ich mir setze. Meine Ziele und meine Träume halten mich hier, lassen mich nicht aufgeben. Die größte Herausforderung ist, den Gefühlen standzuhalten, mich neuen Dingen auszusetzen und alleine auf eigenen Beinen zu stehen. Aber ich sehe, dass ich mit Unterstützung jeden Gipfel erklimmen kann. Manchmal brauche ich eine Auszeit in der O-Klinik, aber das ist ein Teil von "auf eigenen Beinen stehen". Sich eingestehen, dass man es gerade nicht alleine schafft. Momentan bin ich 2/3 in der Klinik, 1/3 Zuhause, aber ich merke, dass ich anfange, ein wenig zu leben und nicht nur zu überleben. Das ist ein großer Unterschied. Es ist wichtig, dass ich die guten Stunden, Tage oder Momente genieße und wertschätze, weil sie mich nach vorne treiben.
Es ist schwierig, ich selbst zu sein, und nicht die Krankheit. Ich bin ich und ich habe eine Krankheit, aber ich verkörpere sie nicht. Ich habe so viele andere Eigenschaften.
Jeder Tag ist ein Kampf, mit Höhen und Tiefen. Ich habe viele dunkle, traurige Räume in mir, in die ich mich verkriechen kann, aber ich versuche, neue Räume zu schaffen. Mit jedem Tag lerne ich, entwickle ich mich.
Tiefen und total verrückte Momente sind da, aber ich gebe nicht auf. Ich möchte so sehr vorwärts kommen und ich weiß, dass ich irgendwann ich selbst sein werde und über mein Leben bestimmen kann.
Der Weg ist weit, aber ich werde ihn bestreiten. Es gibt im Leben so viele wundervolle Dinge.

Montag, 13. April 2015

22. Geburtstag

Ich habe so vielen Menschen zu danken, dass ich hier sitzen darf und sagen kann "Ich werde heute 22 Jahre alt!"
In den letzten 11 Jahren war es schon immer eine Frage, ob ich meinen 15., 16., 17., 20. oder 22. Geburtstag erleben werde. Aber heute sitze ich hier und bin 22. Was sagt man da? Hurra!

Mittwoch, 25. März 2015

Das Leben hat eine unerwartete Wendung eingeschlagen und ich bin wieder auf dem falschen Weg gelandet. Ein Weg, den ich niemandem wünsche. Ich bin dankbar, dass ich helfende Hände an meiner Seite hatte und jetzt wieder auf der Höhe bin. Ich sehe die Sonne. Jetzt warten ein paar Dinge auf mich, ich bin bereit.

Samstag, 21. Februar 2015

Hang in there

Ich finde es schade, dass ich momentan so wenig zum bloggen kommen, aber es passiert einfach viel. Die Dinge sind ein wenig instabil. Ich versuche, mich körperlich und geistig auf dem Boden zu halten. In mir herrscht Chaos, aber ich habe zum Glück tolle Hilfe, sodass ich die Dinge erledigen kann, die ich geplant hatte. Wir arbeiten an meiner Wohnung. Sind fast jeden Tag dort. Das ist ein wundervolles Gefühl. Ich möchte in dieser Wohnung sein, in meinem Zuhause. Es ist so schön, dort zu sein. Ich war noch nicht wirklich alleine dort, aber ich liebe es. Ich freue mich darauf, an mir zu arbeiten, damit ich auch wirklich in dieser Wohnung bleiben kann. Es ist gruselig, aber auch sehr aufregend. Ich habe Angst, weil die Dinge noch nicht stabil sind. Jeder Tag ist ein Kampf, aber ich versuche, mit meinem Team so gut es geht zusammenzuarbeiten. Ein Tag nach dem anderen. Ich hab die Möglichkeiten und ich hab Unterstützung. Ich versuche nach vorne zu schauen, auf all das Positive, was mich erwartet. Aber es gibt auch Dinge, die mich zurück in mein Loch ziehen, und daran muss ich arbeiten. Wir versuchen also etwas zu finden, was mir helfen kann, wenn ich Hilfe brauche. Es passiert viel und gleichzeitig geht da so ein Kampf in mir vor. Angst, Dissoziation, Anfälle. Dagegen müssen wir ankämpfen, deshalb muss ich jeden Tag mit meinem Team arbeiten. Jede Stunde. Ich kann nicht sterben. Ich muss kämpfen. Ich glaube an mich. Muss mich aber auch belohnen, wenn ich die richtigen Entscheidungen treffe. Ich muss gut mit mir und meinem Körper umgehen, ansonsten gehe ich unter.
Ich muss jeden Tag wichtige Entscheidungen treffen. Mein Körper erträgt nicht mehr so viel wie vor zehn Jahren. Vielleicht sollte ich mich fragen, wie ich mit einem Freund umgehen würde, wenn derjenige in dieser Situation wäre? Vielleicht sollte ich mich selbst anfreunden?

Samstag, 14. Februar 2015

Hipp, hipp, hurra!

Mein kleiner Sonnenschein wird heute 7 Jahre alt. Vor 7 Jahren durfte ich dich zum allerersten Mal in meine Arme schließen. Ein winzig kleines Bündelchen, das mir da in die Arme gelegt wurde. Du hast geweint. Und ja, ich auch ein wenig.
Ich wünschte, ich hätte in den letzten Jahren ein wenig mehr Zeit mit dir verbringen können, eine bessere Tante sein können. Aber wenn wir zusammen waren, dann waren wir wie beste Freundinnen und hatten unseren Spaß. Du hast mein Leben verändert. Ich habe eine Rolle eingenommen. Eine Rolle, die nichts mit der Krankheit zu tun hatte. Ich werde versuchen, diese Rolle in Zukunft noch besser auszufüllen.
Hab einen wundervollen Geburtstag.
Du bist die beste und deine Tante ist so stolz auf dich.

Dienstag, 3. Februar 2015

Langes Wochenende

Ein langes Wochenende liegt hinter mir, aber bessere Tage werden kommen. Ich hab zu kämpfen, hauptsächlich mit meinem Bauch, wie immer. Mittlerweile hab ich es einfach nur satt. Schmerzen, Krankenhauseinweisung, dies und jenes, Kraft und Energie die dabei drauf gehen, es ist einfach nur ätzend. Ich will nicht mehr darüber sagen, aber es nervt mich einfach. Ich hoffe, es wird besser, aber ich rechne fast schon damit, dass es schlimmer wird. Die Ärzte wissen auch nicht so recht, wie sie mir helfen können.
Eine neue Woche wartet auf mich, mit neuen Möglichkeiten. Seit drei Wochen bin ich in der Klinik, damit ich wieder stabiler und gesünder werde, und ich weiß, dass es mir wieder besser geht undd dann kann ich auch bald wieder zurück in meine Wohnung bei der Klinik. Zurück zur Therapie, zurück in meine Wohnung. Das fühlt sich gut an. Die nächsten Tage werde ich mich aber noch ein wenig ausruhen.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Liebe Mama,

Liebe Mama,

du glaubst an mich.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich dem Tod so nahe stand.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich mich manchmal für den Teufelskreis entschieden habe.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich immer und immer wieder gefallen bin.
Du hast an mich geglaubt, auch wenn ich dir nichts zurückgeben konnte.
Du hast an mich geglaubt und warst meine Stütze.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich auf den falschen Weg geraten bin.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich nicht mit dem Leben klarkam.
Du hast an mich geglaubt, wenn die Krankheit das Leben übernommen hat.
Du hast an mich geglaubt, auch wenn du kein Leben in meinen Augen gesehen hast.
Du hast an mich geglaubt, auch wenn ich nein gesagt habe.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich so erschöpft war und kollabiert bin.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich so krank war und kaum Hoffnung da war.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich voller Tränen war, die ich nicht weinen konnte.
Du hast an mich geglaubt, wenn ich nicht mehr konnte.

Du hast gesagt, du wirst mich nie aufgegeben, sondern an der Hoffnung festhalten, auch wenn ich langsam sterbe.
Du hast mir gesagt, dass meine Augen leuchten, wenn ich schöne Sachen sehe. Dass ich stärker bin als meine Schwächen. Dass du mich nie aufgeben wirst. Dass du stolz auf mich bist und mich liebst. Dass ich nicht sterben werde, denn ich werde überleben. Dass ich die Person werde, die ich sein möchte. Dass nichts unmöglich ist, sondern die Dinge manchmal etwas länger brauchen. Dass ich gut mit mir umgehen solle, sowie mit anderen. Dass ich mich nicht mit anderen vergleichen soll, weil jeder andere Kämpfe hat. Dass ich einzigartig bin, auch wenn ich mich unmenschlich fühle. Dass ich gesund geboren wurde und ich auch wieder gesund werden kann. Dass du mich liebst, denn das bedeutet so viel für mich. Dass du mich liebst.

Danke, dass du immer für mich da bist, auch wenn ich mich unheilbar fühle.
Danke, dass du mir so viel Liebe gibst, auch wenn ich sie dir nicht immer zurückgeben kann.
Danke, dass du an mich glaubst und mir Hoffnung schenkst.
Danke, dass du mir die Wahrheit sagst, wenn ich ihr nicht ins Gesicht blicken kann.
Danke, dass du in all den Jahren an meiner Seite standest. Ich bin so dankbar, dass ich dich habe.
Danke, dass du immer Hoffnung hast.
Danke, dass du nie aufgibst.
Danke, dass du stolz auf mich bist, wenn ich das nicht sein kann.
Danke, dass du durch meine Fassaden blicken kannst und mich siehst, selbst wenn die Krankheit dominiert.
Danke, dass du mein Leben gerettet hast, so viele male.
Danke, dass du das alles aushältst. Du bist die stärkste und weiseste Person, die ich kenne.
Danke, dass du da bist, Mama, auch wenn ich manchmal unmenschlich bin und du mich nicht wiedererkennst.
Ich glaube aber, dass du mich trotz allem sehen kannst, egal wie schlecht es mir geht, und ich bin unendlich dankbar, dass ich dich habe. Ich hab dich lieb.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Tinas Worte

Im letzten Post habe ich über meine Erfahrungen mit der Dissoziation geschrieben. Und darüber, wie ich mein Leben gerade empfinde. Die Dinge sind schwierig, sehr schwierig. Aber trotz allem halte ich durch. Es ist schwierig, nur durchhalten zu können und nicht zu leben. Es gibt so viele Dinge, die ich mir im Leben wünsche, und ich wünschte, dass es gerade nicht so schwierig wäre.

Aber ich bin auch ein Kämpfer, der leben möchte. Ich möchte wieder glücklich sein, mit mir glücklich sein, ein schöneres Leben haben.

Ich möchte ein paar gute Worte meiner Freundin Tina teilen, die so gut getan haben.

"Weltbeste!
Stark, toll, wundervoll.
Beste, fürsorgliche Tante.
Hübsche, lächelnde Nachbarin.
Gute, liebevolle Tochter.
Schöne, liebende Schwester.
Herzliche, positive Freundin.
Unterstützend, ehrlich, weise, beste Freundin.

Du überlebst alles und deine Kämpfe können nur wenige nachvollziehen. Du wachst morgens auf und suchst nach der Sonne, die jeden Abend untergeht. Vielleicht ist sie manchmal ein paar Tage fort, aber sie kommt immer wieder. Wenn Schatten geworfen werden, stehst du nicht in der Dunkelheit, sondern scheinst für dich.
Du bist eine Blume. Eine starke Blume, die nichts kaputt kriegt und immer wieder aufblüht. Du weißt, dass sie gepflegt werden kann von denen, die sie lieben. Und dann überlebt sie. Ich pflege diese Blume. Weil du mir wichtig bist. Weil du - du bist. Weil nichts in der Welt so schön lacht und singt wie du. Keiner hört besser zu und gibt bessere Ratschläge.
Vergiss nie, wer du bist. Vergiss nie, wie stark du bist. Du bist ein Kämpfer und ich bin immer bei dir!"

Vielen Dank, Tina, das bedeutet mir so viel <3

Freunde sind unglaublich wichtig. Ich bin so froh, dass meine Freunde noch immer für mich da sind. Ich weiß, dass sie ein wenig beängstigt und eingeschüchtert sind, nach allem, was passiert ist, aber sie sind für mich da. Ich weiß, dass ich auf dieser Freundschaft aufbauen muss, dass ich da anknüpfen muss, dass ich das Vertrauen wieder herstellen muss. Solche Sachen brauchen Zeit. Aber meine Freunde sind mir alle Zeit wert.

Wie geht es sonst weiter?
Ich bin gerade in der O-Klinik - eine kleine Auszeit von allem. Am Dienstag gehe ich wieder. Auch wenn das Leben schwierig ist, versuche ich die guten Dinge wertzuschätzen. Denn die sind da, man muss sie nur sehen.


Freitag, 9. Januar 2015

Eine persönliche Erzählung der Dinge - life is hard

Im Moment teile ich euch nicht so viel mit und das tut mir leid. Ich bin in einem schwierigen Kampf und auch wenn es gute Dinge gibt, die ich mit euch teilen könnte, sind diese ein wenig seltener geworden. Aber ich möchte heute etwas persönliches mit euch teilen. Es ist meine persönliche Sicht und meine persönlichen Erlebnisse.

Momentan bin ich noch in der O-Klinik. Wir arbeiten daran, wie wir das Leben für mich einfacher gestalten können, weil ich noch zu kämpfen habe. Vielleicht ein wenig anders als zuvor. Aber ich werde nicht aufgeben, auch wenn es in diesem Post vielleicht so klingen sollte.

Gerade bin ich im Krankenhaus. Ich habe Probleme mit meinem Magen. Das sind Komplikationen und Nachwirkungen der Selbstverletzung in den letzten zwei Jahren. Ich habe starke Schmerzen, werde von Ärzten besucht, muss zu vielen Ärzten, und habe einfach unnötige Schmerzen. Ich hab das einfach satt. Dazu kommen noch die mentalen Probleme.

Was ich mit euch teilen will, ist sehr persönlich, und ich weiß noch nicht, ob ich es wirklich teilen sollte, aber ich versuche es.

Am 7. Januar 2015 um 21:00 Uhr in meinem Tagebuch verfasst:
„So viele Menschen sterben und so viele Menschen trauern um sie. Es gibt viele Gründe für den Tod und ich denke über meinen Grund nach. Was wäre mein Grund? Ich bin einer dieser Menschen, die sterben.
Immer habe ich überlebt, obwohl ich hätte sterben sollen. Ich bin einer der glücklichen, der Engel im Himmel und auf der Erde hat. Meine Schutzengel im Himmel wissen, dass ich leben muss und deshalb überlebe ich immer, zum Glück. Und gleichzeitig gibt es Engel auf der Erde, die jeden Tag um mich kämpfen, dass ich überlebe und ein gutes Leben bekomme. Ich bin dankbar. Ich weiß nicht, ob ich leben oder sterben werde, das Leben ist so kurz, deshalb bin ich dankbar für die täglichen Erinnerungen, dass ich am Leben bin.
Ich wünschte manchmal, dass es Engel mit einem magischen Pulver gibt, die es mir ermöglichen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit ich das machen kann, was ich tun muss, um zu überleben.
Momentan sterbe ich nicht, aber ich weiß auch, dass die Krankheit gefährlich ist und mich langsam auffressen kann – vielleicht auch ganz plötzlich. Wer weiß das schon.

Ich habe Angst vor dem Tod. Nicht davor, dass der Moment des Sterbens weh tut, aber ich habe Angst, meine Lieben zurückzulassen, mit einem ungerechten Ende und einer großen Trauer. Ich habe Angst, dass ich nie gesund werde und immer als dissoziative, selbstsüchtige und kalte Person in Erinnerung behalten werde. Denn das bin ich momentan. Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin oder einmal war.

Ich bin an einem Punkt, wo ich zwischen zwei Personen hin und her gerissen bin. Ein unmenschlicher, dissoziativer, psychotischer, kranker Autopilot. Ein verzweifelter, hoffnungsloser, verträumter Mensch, der einfach nur überleben möchte, um eines Tages leben zu können. Warum war das Leben so schmerzhaft für sie, wo es doch einmal so schön und gut war? Sie ist eine Wackelfigur zwischen Leben und Tod.
Das Leben schmerzt und fühlt sich ungerecht an. Was hab ich getan, um das bekommen zu haben? Ich habe vielen etwas genommen, das weiß ich, das tut mir leid, und ich bin dankbar, dass es noch Leute gibt, die mich nicht aufgegeben haben.

Die Dissoziation fühlt sich wie ein Dämon an, der alles in mir drin vernichtet. Der Dämon übernimmt meinen Körper und füllt ihn mit unterdrückten Gefühlen von selbstzerstörerischen Emotionen und einem Trauma, an das sich mein Körper erinnert. Von diesem Zustand weiß ich nur noch, dass ich entkommen will. Abhauen. Der Dämon ist sehr dominant. Ich bin nicht in meinem Körper anwesend und irgendwann komme ich wieder zurück, zerbrochen.

So fühlt sich mein Leben momentan an, so fühlt sich mein Körper an. Alles abseits davon ist wunderschön. Ich habe eine tolle Wohnung, eine Nichte und einen Neffen, eine Familie, wundervolle Leute.
Ich möchte keine Sympathien dadurch erreichen, kein Mitleid oder sonstiges. Ich möchte verstanden werden. Ich möchte Verständnis erreichen für mich und andere, damit niemand von uns aufgibt.
Ich weiß, dass das Leben unglaublich schön sein kann. Ich weiß, dass ich Hilfe benötige und diese nehme ich an. Aber ich bin so müde. Es ist ein Kampf, das Leben ist ein Kampf. Und es ist anstrengend, dass es diesen Kampf gibt, weil ich möchte, dass das Leben so viel mehr ist. Ich sehe das Leben von anderen Leuten und da gibt es so viel mehr. Dieser Kampf geht schon so lange, dauert schon so lange an. Aber ich werde nicht aufgeben.“


Freitag, 2. Januar 2015

2014

Ich hab das Gefühl, dass so viele Leute über das vergangene Jahr schreiben, also mach ich das auch kurz. So viel gibt es aber nicht zu sagen. Das Jahr war unglaublich anstrengend, aber ich hab auch die größten Fortschritte seit meiner Erkrankung gemacht. Es gab ein paar Wunder dieses Jahr, große Sachen.
Das Jahr hat traurig begonnen. Ich war tief unten, mental, Herzschmerz, die Trennung von meinem Freund, mit dem ich drei Jahre zusammen war und meine Zukunft mit ihm gesehen hatte. Ich war ziemlich dissoziativ, weil ich vom Gewicht auch gesünder geworden bin und dann einfach Dinge hochgekommen sind, die ich sonst mit Hungern oder Übergeben unterdrückt habe. Beim Dissoziieren wussten wir nie so genau, was das ist und was da passiert - es war jedenfalls ziemlich dramatisch und ernst und ich konnte nicht sagen, was da passiert war oder warum. Ich hatte das Gefühl, dass der Teufel mehr und mehr von meinem Leben nimmt und ich schwächer werde. Deshalb war ich eine Zeit lang gegen meinen Willen in der Klinik, musste manchmal fixiert werden, einfach nur, um mir zu helfen, mich zu schützen, wenn schlimme Dinge passierten. Die Ärzte waren sich nicht ganz einig, was passieren sollte, deshalb gings von einer Klinik in die nächste - in der einen war ich zu krank, die wollten und konnten mich nicht nehmen.
Im Sommer war ich in einer Klinik, die mir gut geholfen hat. Ich brauchte eine sichere Umgebung und straffe Regeln. Ich habe viel über Entscheidungen gelernt, die Angst auszuhalten, mich ihr auszusetzen, Emotionen, Gedanken. Ich war am Boden zerstört, hab geheult bis ich leer war, oder war total fröhlich und glücklich. Starke Emotionen.

Ein neues Kapitel beginnt. Ich bekomme eine ganz eigene Wohnung, die jedoch an der Klinik ist, sodass ich jederzeit dort hin kann. Ich habe meinen Freiraum, muss Verantwortung übernehmen, meine eigene Wohnung pflegen und mich darin versorgen, aber hab gleichzeitig die Gewissheit, dass ich in einer Krise nicht allein bin. Das ist ein Wunder und perfekt für mich. Jetzt geht es los...
Ich wünsche euch ein frohes, neues Jahr!