Freitag, 27. November 2015

Ich weigere mich zu sterben

Es war unglaublich gut, wieder in der D-Klinik zu sein. Soweit so gut. Ich habe mein Team wiedergetroffen und einige der Patienten. Es war schön, hier wieder anzukommen. Ich bin viel in meinem Zimmer, weil ich unglaublich müde bin. Mein Körper ist müde, mein Kopf ist müde.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich eine ganz neue Kontrolle über meine Selbstverletzung erlangt habe. Alles, was ich durchgemacht habe, hat mir irgendwie die Augen geöffnet. Ich habe gemerkt, dass mein Körper sehr schwach und verletzt ist, weil ich ihm so viel angetan habe. Und wenn ich mich weiterhin verletze, verlasse ich meinen Körper und meine Familie, die ich über alles liebe. Ich verlasse meine Freunde, die elf Jahre später noch immer an meiner Seite stehen.
Ich weigere mich zu sterben. Ich möchte mein Leben und ich weiß, dass ich es haben kann. Deshalb bleibe ich erstmal in der Klinik, bevor eine neue Therapie begonnen werden kann. Und dann werde ich den Kampf gewinnen. Weil ich es will, weil ich es so beschlossen habe. Ich möchte leben.
Ich denke sehr viel über alles nach. Sollte ich verbittert sein? Ich habe die Konsequenzen jetzt zu ertragen. Aber momentan glaube ich, dass ich froh sein sollte, überhaupt am Leben zu sein. Ja, ich habe meinen Unterleib zerstört und werde ein Stoma benötigen. Aber nach 57 Behandlungen und Operationen im Unterleib ist es überhaupt ein Wunder, dass ich noch lebe.
Und jetzt habe ich die Möglichkeit, mein Leben zurück zu bekommen oder ein neues Leben zu gestalten. Ich werde nicht sterben.
Ich freue mich auf Weihnachten und hoffe, dass ich die Feiertage zuhause verbringen kann. Dass ich meine Familie und Freunde sehen kann.
Aber jetzt gehe ich schlafen. Gute Nacht!

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