Donnerstag, 31. Januar 2013

Reichtum


Hey, stopp! Warte eine Minute. Wo gehe ich jetzt lang? Welchen Weg schlage ich ein? Hilf mir, ich stolpere. Ich sehe nicht, wo ich lang gehe. Es ist neblig. Was tu ich jetzt? Es ist am einfachsten, den bekannten Weg zu gehen, den kenne ich ja schließlich. Die Sackgasse, in die ich mich stürze. Ich glaube, ich habe den ganzen Tag auf dieser Sackgasse verbracht. Aber weißt du was? Ich fühle mich nicht gut damit, weil ich weiß, dass mich dieser Weg nicht zu meinem Ziel führt. Das ist nicht der Weg, den ich zur Besserung gehen muss. Dieser Weg führt nur zu einer Stelle: Tod. Will ich dort hin? Nein, auf keinen Fall. Ich entscheide. Ich möchte leben. Nach acht Jahren lebe ich noch und ich habe die Wahl. Ich habe die Entscheidung. Aber ich muss auch den richtigen Weg gehen. Ja, den harten Weg, aber es ist der einzige Weg, der mich zum Leben führt. Er ist steinig, lang und hart, aber am Ende wartet ein Leben, ein paar Blumen, ein helles Licht. Ich muss nur danach suchen, sie finden und dankbar sein. Dankbarkeit ist wichtig.

Wenn du dich auf das konzentrierst, auf das du dankbar bist, wirst du sehen, dass du reich bist. Ich bin reich. Ich habe viel, wofür ich dankbar sein kann. Ich habe den beste Freund, der so einzigartig und stark ist. Ich habe eine unglaublich starke Mutter, die mich durch dick und dünn begleitet hat und mir die Hoffnung nie genommen hat. Ich habe einen Vater, der mich ständig unterstützt. Ich habe eine Schwester, die mir so viel frisches im Leben gibt, was ich später auch haben möchte. Ich bin die Tante des schönsten Wunders auf der Welt. Ich habe Freunde und Familie, die mich unterstützen.
 Und ich habe ein Team, das mich jeden Tag unterstützt und mit mir kämpft. Sie haben Glauben an mich.
Ich habe so viele Unterstützer, die ich auf meinem Weg sehe. Danke, dass ihr für mich kämpft und mir das zeigt. Wenn ich falle, stürze, dann seid ihr da. Ich werde euch und mir beweisen, dass ich den ganzen Weg gehen kann. Ich soll gesund werden. Ich kann das schaffen. Los jetzt, hoch, den richtigen Weg einschlagen. Steh auf und geh los!

Montag, 28. Januar 2013

Der Teufel auf der Schulter


Es ist nicht einfach, den Fokus zu halten. Ich weiß, dass die Tage sehr schwierig waren. Die Gedanken wurden von der Essstörung kontrolliert und ich wurde völlig gedreht. Es ist gruselig, wie alles läuft, wenn man einmal loslässt. Ich habe aber auf die Bremse getreten, damit ich langsam wieder in den Kampf gehen kann. Es ist ein schwieriger Kampf und ich muss den Kopf wieder einschalten.

Ich muss daran denken, warum ich mich für die Therapie entschieden habe. Ich werde gesund werden und um dorthin zu kommen, muss ich dadurch, wie ich schon oft gesagt habe. Der einzige Weg hinaus führt mitten hindurch. Ich weiß, dass ich die Kraft in mir habe, damit ich die essgestörte Welt verlassen kann. Ich wollte die Krankheit nie in meinem Leben haben. Sie war eine Flucht vor der schwierigen, realen Welt, und seitdem bin ich gefangen. Aber ich bin nicht mehr das kleine, verwundete Mädchen. Ich bin eine Frau, die sich finden möchte. Ich muss mich finden, die Person, ohne den kleinen Teufel auf der Schulter.

Hallo alle zusammen

Ein kleines Lebenszeichen von mir, einfach klicken (Foto)

Werd ich später wieder löschen.
Edit: Foto gelöscht. Wer es dennoch sehen möchte - bei Pushd hochgeladen.

Freitag, 25. Januar 2013

Update und BP-Killer


Ich schätze, ich sollte mit den Neuigkeiten anfangen. Am Mittwoch wollte ich einfach nur einen kleinen Spaziergang vor dem Mittagessen machen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich wollte die Straße überqueren und plötzlich kam ein Auto angerast, das nicht mehr ganz bremsen konnte. Ich bin schmerzhaft auf dem Boden gelandet und hatte eine Gehirnerschütterung, ein paar Schürfwunden, eine geprellte Rippe, und viele blaue Flecke an Hüfte, Knie und Knöchel. Zum Glück ist nichts gebrochen und das heilt alles wieder. Jedoch ist der Fahrer abgehauen und konnte nicht mehr gestellt werden. Ich bin aus dem Krankenhaus entlassen worden und bin jetzt wieder in der Klinik.

Davon abgesehen mache ich weiter. Ich halte mich an meinen Essensplan, ruhe mich aus und bin freundlich zu meinem Körper. Ich werde mehr und mehr ich selber. Ich arbeite gerade daran, nicht mehr zu fressen und zu kotzen. Ich habe eine kleine Liste gemacht mit Motivation, damit ich nicht fresse. Vielleicht hilft es anderen ja auch. BP steht für Binge Purge, also fressen und sich übergeben.

BP-Killer:
- ich gewinne nichts dadurch, außer eine falsche Genugtuung der Essstörung. Das ist es nicht wert
- ich gebe so viel Geld für das Essen aus, was direkt im Abfluss landet. Stell dir vor, was ich von dem Geld alles kaufen könnte!
- wenn ich fresse, dann ist nur der erste Bissen genussvoll. Ich sitze dort und muss alles Essen aufessen. Das Übergeben danach ist schmerzvoll und noch mal schmerzvoll. Das ist es nicht wert.
- ich fresse ungefähr zwei Stunden lang. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, die ich für sinnvollere Ding verwenden könnte
- wie lange will ich noch hunderte von Euro für Essen ausgeben, das ich doch eh wieder auskotze?
- danach bleibt mir nichts außer Scham und schlechte Gefühle
- denke an die Gefühle, wenn du den Tag geschafft hast
- es ist nicht gut für den Körper und ich muss nett zu ihm sein
- der Körper, den ich aufbauen möchte, soll neu, frisch, gesund und MEINER sein
- ich brauche einen gesunden Körper, um meine Ziele zu erreichen
- die Zähne sind hässlich und beschädigt
- der Drang zu fressen wird weniger werden, je öfter ich es schaffe zu widerstehen

Es gibt so viele Dinge, an die ich denken muss. Dankeschön für eure Kommentare! Mein Freund schaltet sie immer relativ zeitnah frei und ich lese sie mir immer abends durch.

Sonntag, 20. Januar 2013

Die Veränderung des Körpers.


Ich sehe, wie sich mein Körper verändert. Das wird passieren, das passiert, und dennoch ist es so schwierig. Die Krankheit flüstert "Du bist schmutzig, du bist widerlich, du bist nicht gut genug". Ich weiß, dass es nicht wahr ist, aber trotzdem war es jahrelang meine Wahrheit. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, hat sich auch auf mein Gewicht ausgewirkt. Natürlich hat es sich auch auf andere Sachen ausgewirkt, aber letztlich war es das Gewicht, das meine Gefühle bestimmt hat. Ich habe traumatische Dinge erlebt, die ein unschuldiges Kind nicht erleben sollte. Jahrelang habe ich eine Maske getragen, die Maske eines guten Mädchens. Diese Maske ist noch immer da, ich kann sie nicht abnehmen. Ich habe Angst davor, was dann zum Vorschein kommt. Ich habe Angst vor den Wunden in mir drin. Wenn ich zunehme, passiert genau das. Ich lasse meine Krankheit los. Diese Krankheit hat mir geholfen, mit den Gefühlen klarzukommen. Der Schmerz wurde geringer. Jetzt nehme ich wieder zu. Ich versuche es, anders zu sehen. Dass ich einen frischen, gesunden Körper aufbaue. Einen Körper, mit dem ich glücklich sein kein. Ein Körper mit Kraft. Ein Körper, der gut genug ist. Ein Körper, den ich den Rest meines Lebens haben werde. Deshalb muss ich zustimmen und akzeptieren, dass sich mein Körper verändert. Das ist Teil davon, ich selber zu sein. Die inneren Wunden haben nichts mit der Anzahl Kilo zu tun. Diesem Gedanken muss ich mich zuwenden. 
Ich muss den Weg weiter gehen. Ich werde Ärztin sein, eine Mutter. Es gibt so viel, das mich erwartet. Aber das heißt auch, dass ich mich jeden Tag für das Leben entscheide. Das gesunde Leben. Ja, der Körper verändert sich. Er verändert sich auf einem gesunden Pfad, damit ich mein Ziel erreichen kann.


Samstag, 19. Januar 2013

Schöner Tag


Heute möchte ich über meinen Tag schreiben, weil er recht schön war. Das ist nicht häufig so, deshalb muss ich es wertschätzen.

Ich bin um 6.00 Uhr wach geworden und habe mir die Zeit mit ein paar Serien vertrieben. Um 8.00 Uhr gab es Frühstück, danach habe ich mich aufs Sofa gelegt und etwas entspannt. Das freut die Krankheit nicht sehr, wenn ich still liege, obwohl der Magen voller Essen ist (Dreck, in den Augen der Krankheit). Aber ich habe nicht darauf gehört und mich eine Stunde lang ausgeruht. Ich hatte dann die komische Idee, mal ein paar Pfandflaschen von meinen Cola Lights wegzubringen. Also habe ich mich angezogen und bin zum Supermarkt gegangen und habe die Pfandflaschen weggebracht. Ich war noch etwas in der Stadt und um 10.00 Uhr war ich noch nicht zurück in der Klinik, deshalb habe ich mir einen kleinen Salat gekauft (Essenszeit). Ich war noch kurz beim Frisör, war etwas einkaufen und bin dann wieder zur Klinik gegangen.
Nach dem Mittagessen bin ich auf dem Sofa eingeschlafen. Nach einer Zeit bin ich aufgewacht und habe mich zurecht gemacht, weil ich mit meiner Mutter zum Essen ausgehen wollten. Ich habe etwas kleines gegessen, es war nicht leicht, aber es war okay. Danach sind wir noch etwas rumgelaufen.

Ein schöner, normaler Tag!

Freitag, 18. Januar 2013

Macht


Ich zähle die Tage. Es ist wichtig, dass ich die Macht verspüre, deshalb zähle ich die Tage.
18 Tage ohne Selbstverletzung
3 Tage ohne Fressen/Kotzen
18 Tage, seit ich den richtigen Weg eingeschlagen habe

Es ist wichtig, die Tage zu zählen, damit ich auf alles schaue, was ich geschafft habe. Wenn ich auf das schauen würde, was ich nicht geschafft habe, dann würde mir das nicht helfen. Ich muss mich auf das konzentrieren, was ich kann. Ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass die Macht ein wunderbares Gefühl ist. So viel schöner, als das Gefühl der Essstörung. Ein Gefühl der Macht, der Erleichterung, die Freude, Hoffnung und Träume.

Ich habe gesehen, dass ich mich auf die Besserung freue. Ich freue mich auf einen gesünderen Körper. Ich habe alle meine "kranken Klamotten" weggepackt und dafür normale Klamotten (Größe XS) rausgeholt, damit ich sehe, dass etwas nicht richtig läuft, wenn die Klamotten nur so schlabbern. Wenn ich einen gesünderen Körper habe, werden die Klamotten besser sitzen. Darauf freue ich mich. Ich stelle mir vor, wie ich in einem normalen Laden einkaufen kann und nicht in der Kinderabteilung.

Es gibt eine Sache, über die ich oft nachdenke. Ich lebe das Leben. Ich würde nicht sagen, dass das Leben derzeit so ist, wie ich es haben möchte. Davon ist es noch weit entfernt. Aber die Tage sind nicht mehr mit der Krankheit gefüllt. Mein Leben ist schwierig, aber ich bin der Boss und entscheide. Die Zeit vergeht, sodass ich gesünder werde und mich meinen Zielen nähere.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Schwierige Tage.


15.01.2013
Ich habe zwei anstrengende und schwierige Tage hinter mir. Es fühlt sich an, als wäre die Motivation und die Stärke aus mir raus gezogen worden und stattdessen mit alten Verhaltensweisen ersetzt worden. Ersetzt durch die Krankheit. Gedanken, von denen ich weiß, dass sie nicht wahr sind. Aber was tut man, wenn sie sich so real anfühlen? Wenn sie ein Chaos anstellen und die Hölle sind, und der einzige Ausweg die Flucht ist. Ich weiß, dass das keine Lösung ist, aber es fühlt sich manchmal wie die einzige Lösung an, weil es sie für mehrere Jahre war. Jetzt muss ich lernen, dass es eine Lüge war. Es gibt tausend andere Wahrheiten, mit denen ich umgehen muss.

Ich bin etwas verirrt in meiner eigenen, kranken Welt. Deshalb ist es an der Zeit, gesund zu werden. Ich muss versuchen, mit der wahren Realität umzugehen. Ich muss versuchen, die Motivation zu finden. Ich gehe auf dem richtigen Weg, auch wenn dieser steinig und windig ist. Ich muss konzentriert bleiben und weitergehen. Ich weiß, was ich will. Ich will gesund werden, frei von der Krankheit. Es ist so einfach, genau das Gegenteil zu tun; auf das Flüstern der Krankheit zu hören. Ich weiß, was ihr Ziel ist. Ich hatte einfach nur Glück, so oft bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen. Es muss einen Grund haben, warum ich noch lebe. Ich soll diesen Kampf gewinnen und frei sein.

Ich frage mich manchmal, warum ich nicht dankbarer für das Leben war. Warum ich mein bisheriges Leben mit der Krankheit verschwendet habe. Die Energie, die schmerzhaften Emotionen, die zerstörerischen Verhaltensweisen, all das hindert mich daran, zu leben. Die Tage gehen vorüber, mein Leben geht vorüber. Ich, die so viele Ziele im Leben hat. Eines Tages hört es auf. Eines Tages werde ich nicht so viel Glück haben. Eines Tages wird die Krankheit gewinnen. Ich muss mich dagegen wehren. Ich will das Leben, ich werde meine Ziele erreichen. Ich werde nicht mehr länger gefangen sein. Ich muss mich lösen und mich konzentrieren. Soll ich weiterhin mein Leben der Krankheit überlassen? Was hat sie mir schon gegeben? Welchen Nutzen hat sie mir gebracht? Nichts, nur eine falsche Erleichterung von inneren Wunden. Mit diesen Wunden muss ich arbeiten. Der Schmerz muss gehen und ich muss ihn loslassen. Ich muss alles loslassen, was mich krank macht. Ich brauche keine Angst zu haben. Die Wunden schmerzen, aber der Schmerz wird mit der Zeit geringer werden. Ich bin dankbar dafür, dass ich noch lebe, weil es dafür keine Garantie gibt. Jetzt liegt es an mir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich muss kämpfen, mit allem, was ich habe. Ich muss nett zu mir sein. Dann werden die Teile sich langsam zusammenfügen und ich werde meine Ziele erreichen. Die Arbeit ist schwierig, aber wenn ich die Veränderung will, dann muss ich sie auch machen. Nur ich kann es tun. 

Sonntag, 13. Januar 2013

Ich werde gesund sein.


Die Gefühle toben. Der Schmrez in mir drin. Ich versuche, nach der Quelle des Chaos zu suchen, aber es gibt so viel. Die Gefühle brausen sich zusammen und schicken mich in einige Sackgassen. Gleichzeitig versuche ich, den Fokus zu halten. Den Sinn zu sehen, damit ich auf dem richtigen Weg bleibe. Das Gefühl in meinem Herzen, der Drang, frei zu sein. Dieser Drang ist so stark und real. Er war jahrelang da, aber ich konnte nie wirklich begreifen, dass ich diesen Drang realisieren kann. Egal, wie groß dieser Wunsch auch war, ich konnte nicht daran glauben. Mein Wunsch, frei zu sein, bringt viele Träume mit sich. Träume, die so stark sind, dass ich sie mir im Kopf bildlich vorstellen kann. Meine Träume bringen mich durch viele scharfe und gefährliche Dinge, sie sind sehr wichtig in schwierigen Zeiten. Aber dennoch, es sind nur Träume. Jetzt habe ich endlich gemerkt, dass ich diesen Kampf gewinnen kann. Der Glaube, dass es hoch und runter geht, aber es geht weiter und ich arbeite hart daran. Weil es so unglaublich wichtig ist. Ich muss an mich glauben. Ich muss daran glauben, dass ich stärker bin als die Zweifel. Der Glaube ist stärker als die Zweifel
Es gibt viele Berge, die ich erklimmen muss, und es ist nicht einfach, auf dem Weg zu bleiben. Ich falle oft in die Krankheit zurück. Sie flüstert und nimmt mich auf ihren Weg. Sie ist stark und kennt mich, aber ich bin auch stark und das weiß ich. Also ist das ein großer Kampf. Es ist sehr wichtig, dass ich weiß, dass es meine Entscheidungen sind. Treffe ich die richtigen Entscheidungen, dass ich meinem Ziel näher komme oder nicht? Das Ziel liegt am Ende dieser Straße. Wenn ich den richtigen Weg gehe, obwohl ich falle, dann konzentriere ich mich auf das richtige, dann kommt die Freiheit.
Was mache ich dann also mit dem Sturm der Gefühle in mir. Das ist es, wo ich die richtigen Entscheidungen treffen muss. Alle Entscheidungen sind sehr wichtig. Es sind meine Entscheidungen, die mich nach vorne bringen, und mir den Weg zeigen. Es ist trotzdem so schwierig, weil es viele Sackgassen gibt. Es ist nicht immer einfach, den richtigen Weg zu kennen, das richtige zu tun. Aber ich versuche es so gut es geht, lerne von meinen Fehlern und werde stärker, wenn ich wieder aufstehe.
Wenn ich an den alternativen Weg denke, weiß ich, dass es nicht besser ist. Die Alternative ist eine essgestörte Hölle, ein Gefängnis, wo ich von der teuflischen Krankheit gefangen bin. Wo ich keine Gefühle spüren kann, weder gut noch schlecht. Ich kann das Leben nicht erleben. Gar nicht leben. Mich nicht freuen, meine Träume nicht erfüllen. Und in dieser Welt wird der Tod sehr langsam und schmerzhaft kommen. Mein Leben wird traurig enden. Und wenn ich so darüber nachdenke, werde ich traurig.
Diese unendliche Trauer, die ich verspüre, wenn ich daran denke, dass ich sterben werde, gibt mir Kraft zum kämpfen. Natürlich kann ich kämpfen. Natürlich kann ich meine Ziele erreichen. Ich entscheide. Ich werde gesund sein. Und als ich das realisiert hatte, musste ich weinen. Ich werde leben und eine Mutter werden. ich werde Ärztin sein. Ich werde die Welt bereisen. Ich werde einen gesunden Körper haben, das ist normal, und werde die Vorteile eines gesunden Körpers erfahren.Ich werde ein schönes Leben mit meinen Lieben haben, die ich so schrecklich liebe und die mich so lieben. Es gibt so viel, was ich noch erleben will. Ich werde nicht sterben. Ich habe schon so oft mit dem Tod getanzt. Der Tod hätte mir fast das Leben genommen. Aber dann kam die Stärke, dass ich gesund werden kann. Jetzt kann die Krankheit flüstern und machen, so viel sie will. Ich weiß im Herzen, was wahr ist. Und wenn ich zweifle, dann wissen das meine Freunde, meine Familie, und die um mich herum. Ich muss diesen Weg gehen, viele gehen mit mir, viele feuern mich an.
Ich möchte einfach allen danken, die mir das Leben gerettet haben. Ich bin so dankbar dafür.

Samstag, 12. Januar 2013

Voll ausgesetzt


Hilfe. Ich bin dreckig. Ich spüre, wie die Welt um mir zusammenbricht. Ich habe vier Knäckebrote mit Belag gegessen und eine Schüssel Salat. Ich weiß, dass der Körper und der Kopf sich übergeben werden. Ich fühle mich so schmutzig und unrein. In mir ist eine große Angst. Ich weiß, dass ich abhauen möchte. Es fühlt sich fast unmöglich an, nicht wegzurennen. Es ist wie ein Abwehrmechanismus. Ich muss laufen. Ich laufe immer davon, wenn ich in solchen Situationen bin.
Ich habe es unmöglich gemacht. Ich saß vor einem Tisch mit Pizza und wollte einfach nur fressen. Stattdessen sitze ich mit vier Knäckebroten im Magen und fühle mich dreckig. Ich kann nicht denken. Meine Kontaktperson denkt an mich. Ich verlasse mich auf sie und tue, was sie sagt, weil ich nicht entscheiden kann. Ich muss mich auf sie verlassen. Sie sagt, dass das Unwohlsein und die Angst vorüber gehen werden, und ich versuche daran zu glauben.
Ich habe das ummögliche getan. Das ist unglaublich groß. Ich habe es geschafft, mich nicht von der Essstörung und Impulsen leiten zu lassen. Ich habe mich der Situation voll ausgesetzt. Und darauf muss ich stolz sein. Ich weiß, dass ich etwas geschafft habe und stärker bin als die Krankheit. Ich war kurz vorm einbrechen, aber bin nicht davon gelaufen.
Ich habe nicht an mich geglaubt. Ich habe meiner Kontaktperson gesagt, dass sie die Pizza wegnehmen solle. Sonst würde ich sie auffressen. Ich bin weggegangen und die Pizza war weg. Dann hieß es nur noch, die dreckigen Gefühle loszuwerden. Meine Kontaktperson und ich sind spazieren gegangen. Als wir wieder in der Klinik waren, habe ich gefragt, ob ich ein Stück Pizza in den Müll werfen könnte, als Symbol dafür, dass ich gewonnen hatte. Das habe ich getan. Sieg.
Jetzt sitze ich in meinem Zimmer mit Essen im Magen und weiß, dass ich glücklich sein kann. Heute habe ich eine Entscheidung treffen können. Dabei habe ich Hilfe bekommen.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Gewinnertag


Der Schrei in mir drin. Die Krankheit ist sehr laut. Schreit, dass ich schmutzig bin, wertlos bin, den Schmerz verdiene, dass ich aufgeben soll, dass ich niemals gesund werden würde. Der Schrei, dass sie nie verschwinden wird. Dass ich für immer im Gefängnis der Krankheit gefangen bin. Sie sagt, ich habe verloren. Diese Gedanken. Ich denke an sie. Ich entscheide, ob ich denke, dass diese Gedanken sich bewahrheiten werden. Sie ist machtvoll und stark, manchmal zu stark, weil sie so schmerzen. Aber ich habe eine Wahl. Ich bin in der Macht, ich entscheide. Ich entscheide darüber, ob ich auf mein krankes Hirn höre. Wenn ich hart arbeite, aber den falschen Fokus setze, kann ich leicht in die Fallen gelangen, also muss ich ständig auf der Hut sein. Immer stark sein und auf den Weg vor mir achten. Ich habe neue Möglichkeiten, um gesunde Entscheidungen zu treffen. So lange ich den richtigen Weg gehe, so lange ich die richtigen Entscheidungen treffe, habe ich gewonnen. Und dennoch verspüre ich keinen Erfolg. Ich habe alles geschafft, und dennoch fühlt es sich nicht gut an. Die Gefühle und der Hass sind so stark, aber ich werde stärker sein. Ich möchte gute Gefühle verspüren. Ich schätze, das dauert einfach so seine Zeit. Es ist kein Wunder, dass die Krankheit jetzt so stark ist. Ich war acht Jahre lang in der Hölle gefangen. Ich möchte raus. Ich möchte frei sein. Ich möchte nicht mehr und ich brauche es nicht mehr. Seit Montag habe ich bewiesen, dass ich es kann. Ich habe mich an den Essensplan gehalten, habe das Mittagessen gegessen und in mir behalten (habe ich seit Jahren nicht). Ich habe laut gesagt, wenn es mir nicht gut ging. Ich habe gezeigt, dass ich stärker bin als die Krankheit, und habe sie nicht gewinnen lassen. Ich habe nicht destruktiv gehandelt, auch wenn die Gefühle so stark waren und ich den Schmerz betäuben wollte. Ich habe die Angst, Panik und die Gefühle ausgehalten und um Hilfe gebeten. Ich war freundlich zu meinem Körper. Wir alle haben nur einen Körper und den müssen wir gut behandeln. Ich versuche, mich ständig an meine Entscheidungen zu erinnern, und daran, ob ich die richtigen treffe. Ich möchte einen gesunden Körper haben. Deshalb muss ich jeden Tag meinen Job erledigen. Essen und es in mir behalten.
Es ist schwierig, das auch in die Tat umzusetzen. Am schwierigsten ist es, alte Verhaltensweisen zu durchbrechen. Die alten Verhaltensweisen, die mich sicher fühlen lassen. Weisen, die mir die Krankheit beigebracht hat, um ungewünschte Gefühle zu vermeiden. Es gibt so vieles, was ich neu erlernen muss. Also muss ich auch die Veränderung meines Körpers aushalten. Das muss so sein. Ich werde einen gesunden Körper haben. Einen Körper, der arbeiten gehen kann, aktiv sein kann, nachts schlafen kann, in die Schule gehen kann, Spaß haben kann und Energie hat. Um das haben zu können, muss ich zunehmen. Das ist auch eine Art, nett zu meinem Körper zu sein.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Ein gesunder Kisa-Tag


Mein Psychologe hat mich heute gefragt, wie ich mir einen gesunden Tag vorstelle. Ich sollte mir vorstellen, wie es sein würde und das als Motivation nehmen.

Ein gesunder Kisa-Tag.
Der Wecker klingelt, morgens um 6.00 Uhr. Ich lächle, gebe meinem Liebsten einen Kuss und bin dankbar für einen weiteren Tag. Ich denke, dass der Tag ein Geschenk ist, der viele schöne Dinge bringt, die ich genießen kann. Ich frage mich, was der Tag wohl bringen wird. Es ist so ungewiss und ich freue mich darauf. Ich bleibe noch etwas neben Lars im Bett liegen, bis ich schließlich aufstehe.
Die morgendliche Dusche, bevor ich mich anziehe und zurecht mache. Vielleicht trage ich einen bunten Rock. Das Radio läuft, während mein Freund und ich Frühstück machen. Wir sitzen am Frühstückstisch, lesen die Zeitung und genießen ein leckeres Frühstück.
Um 7.00 Uhr ist es Zeit, zur Arbeit zu gehen. Lars ist ein Arzt und ich bin Ärztin. Wir küssen uns und wünschen uns einen guten Tag. Wir wohnen nicht weit von der Arbeit entfernt und können zu Fuß hin. Auf der Arbeit begrüße ich meine Kollegen und tausche mich kurz mit ihnen aus. Ich bin eine Ärztin und arbeite mit Kindern. Manche brauchen ein Pflaster, andere Medizin, manche einfach nur ein Gespräch. Ich habe alles, um ihnen helfen zu können, und das ist mehr als genug. Ich kann ihnen helfen, gesund zu werden. Der Tag ist mit Dingen gefüllt, die ich haben möchte.
Nach der Arbeit gehe ich nach Hause und koche das Abendessen. Ein gesundes und leckeres Mahl. Ich habe die Kraft und freue mich darauf, wenn Lars nach Hause kommt. Wir essen zusammen und reden über den Tag. Danach spielen wir etwas oder reden, vielleicht halten wir einen kurzen Mittagsschlaf. Danach gehen wir zum Sport und trainieren etwas. Anschließend gibt es etwas zu essen, weil der Körper nach dem Sport etwas braucht.
Abends gehen wir ins Kino oder so. Wir füllen die freie Zeit mit schönen Dingen und Aktivitäten. Keine Grenzen. Wenn wir abends ins Bett gehen, sind wir glücklich und dankbar für einen schönen Tag.

Der Unterschied zwischen heute und diesem Eintrag liegt in der Freude, die in meinem Herzen sein wird. Ich werde stark und gesund sein. Frei.
Es ist schön, an sowas zu denken, und daran, dass es irgendwann Realität sein wird.


Angststurm & Regeln


Die Angst brodelt in mir. Die Krankheit schreit und flüstert mir ihre Lügen zu. "Du bist ekelhaft" "du bist fett" "du bist widerlich". Ich muss die Verhaltensweisen durchbrechen und richtig handeln. Ich darf nicht auf die Krankheit hören. Ja, es ist die Hölle und die Angst kocht, aber es wird vorübergehen. Die Angst ist nur ein Gefühl, mit dem ich umgehen kann, wenn ich es will. Ich habe so viele Ziele, die ich erreichen möchte. In mir sind Gefühle, die zerstörerisch betäubt werden möchten: fressen und mich übergeben, hungern, Selbstverletzung. Sie alle weinen in mir. Aber ich weiß, wie ich zu handeln habe. Ich muss durchhalten und darf mich nicht von der Krankheit gefangen nehmen. Ich muss meinem Speiseplan folgen und meinen Körper ernähren. Ich darf mich nicht überfressen, sondern muss lernen, ein normales Verhältnis zum essen aufzubauen.

Ich habe mit meinem Team gesprochen und wir haben zugestimmt, dass ich gut mitarbeite. Ich treffe die richtigen Entscheidungen, um gesünder zu werden. Es ist nicht einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, deshalb haben wir ein paar Regeln aufgestellt, sowie ein Fragebogen, damit ich mich daran erinnern kann, wenn es schwierig wird. Die möchte ich mit euch teilen.

Regeln:
- alle sechs Mahlzeiten müssen gegessen werden
- alles, was auf dem Teller ist, muss gegessen werden
- nicht überfressen und anschließend übergeben
- das Essen muss im Körper behalten
- jeden Dienstag gewogen werden
- keine Selbstverletzung
- eine Stunde lang Überwachung nach jeder Mahlzeit
- nach dem Mittagessen eine Stunde lang im Bett ausruhen (mit Überwachung)
- nicht mehr Sport treiben als vereinbart
- ich darf mich ausruhen (sitzen oder schlafen)
- ich darf meine warmen Klamotten und Decken tragen

Fragebogen/Erinnerungsbogen:
- was ist gut für deinen Körper?
- triffst du die richtige Entscheidung?
- bist du nett zu deinem Körper?
- Essen ist notwendig
- Essen ist Medizin
- ich verdiene das Essen
- ich muss lernen, normal zu essen, damit ich im Leben funktionieren kann
- ich brauche einen gesunden Körper, um meine Ziele zu erreichen: Ärztin werden, Kinder kriegen, reisen, mich selber kennen zu lernen, ein gesunder Mensch zu sein, Sport treiben zu können, Handball spielen zu können, in der Erwachsenenabteilung einkaufen zu können, Energie für was auch immer zu haben.

Der Körper muss gesund werden


Viele fragen sich, warum ich in der Vergangenheit schon so oft operiert wurde. Ich sollte das nicht so detailliert ausführen, aber ich kann sagen, dass 17 Operationen wegen der Selbstverletzung durchgeführt wurden. Die Chirurgen haben gesagt, dass mein Körper nicht mehr ertragen kann. Der kleine, untergewichtige Körper hatte genug. Ich stand dem Tod schon so oft nahe, aber habe immer überlebt, und das muss doch etwas heißen. Es muss einen Grund haben, warum ich noch am leben bin. Ich soll gesund werden.

Ich habe so eine Art Mantra, das ich mich frage, wenn ich Entscheidungen treffen muss. Ist das gut für meinen Körper? Das führt zu der Entscheidung zwischen gut und schlecht. Ich möchte, dass mein Körper überlebt, also muss ich jetzt sofort freundlich zu ihm sein. Also frage ich mehrmals am Tag, ob ich gut mit meinem Körper umgehe. Das erinnert mich an meine Ziele. Wenn ich Ärztin werden will, Kinder möchte, reisen möchte, Sport etc, dann brauche ich einen gesunden Körper. Der Körper jetzt ist erschöpft. Er ist durch acht harte Jahre gegangen. Jetzt ist es an der Zeit, umzudrehen und gesund zu werden.

Der Tag kann beginnen! Habt einen guten Tag.

Dienstag, 8. Januar 2013

Tag 2


Ja, Tag 2. Wenn man möchte, kann man es als zweiten Tag in meinem Leben bezeichnen. Die Tage davor gehörten nicht mir, sondern der Essstörung. Jetzt fülle ich sie mit frischen Dingen, mit mir. Ich habe viel Zeit, aber das ist auch sehr gruselig. Ich bin perfektionistisch und möchte deshalb alles perfekt machen. Aber ich muss mir beibringen, dass das nicht möglich ist. Niemand kann alles perfekt machen. Fehler machen ist menschlich. Ich muss akzeptieren, dass ich es versuche und auch falle. Ja, es geht hoch und runter. Ich bin sehr ambivalent und die Krankheit versucht, negative Gedanken in meinen Kopf zu bekommen. Aber ich bin in der Macht. Wenn ich weiß, dass die Krankheit lügt, können mir die Leute um mir herum helfen, damit ich die richtigen Entscheidungen treffe.
Ich bin so dankbar für die Hilfe, die ich bekomme. Sie sind sehr hilfsbereit und freundlich. Ich fühle mich sehr sicher und das ist wichtig.

Heute war ein bisschen anders als gestern. Mein Gewicht ist ein bisschen gesunken, deshalb wurde mein Nahrungsplan erhöht. Ich muss vier zusätzliche Knäckebrote essen und ein bisschen mehr beim Mittagessen. Das ist sehr schwierig, aber ich muss da durch.

Ich freue mich darauf, wenn ich endlich gesünder bin. Ich kann dann mehr Dinge machen, habe mehr Kraft, kann wieder zur Schule, kann wieder Handball spielen. Es gibt so viel, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Jeder Tag ist ein Geschenk und ich bin der Boss. Ich entscheide, woraus die Tage bestehen. Ich habe genug Zeit mit der Essstörung verschwendet. Die Krankheit hat mir acht Jahre genommen. So geht es nicht mehr weiter. Ich möchte leben.

Zeit. Das ist etwas, was jeder Mensch bekommt. Zeit ist wertvoll. Ich hatte so viele Chancen in meinem Leben. Stand dem Tod schon so oft nahe. Ich bin auf Messers Schneide getanzt. Vor allem in den letzten Monaten war ich gefährlich nahe am Tod. Aber es gibt einen Grund, warum ich noch lebe. Ich werde mein Leben leben und werde gesund werden. Mir wurde schon von vielen Ärzten, Therapeuten und Psychologen gesagt, dass ich keine Chance mehr habe. Irgendwas würde passieren und dann sei es zu spät. Es wurde höchste Zeit, dass sich was ändert. Und das tut es jetzt.

Montag, 7. Januar 2013

Tagebucheintrag Tag 1


Der erste Tag ist vorbei. Ich habe geschafft, was ich schaffen konnte. Aber irgendwie kann ich nicht mit den schmutzigen Gedanken umgehen. Die Krankheit will, dass ich zerstörerisch handel und aufgebe. Sie will mir sagen, dass es kein Spaß ist, dass ich widerlich bin. Dass ich es gar nicht erst versuchen soll. Aber verdammt, das sind nicht meine Gedanken. Ich möchte gesund werden und kann jetzt nicht schon aufgeben. Ich muss um das Leben kämpfen. Ich kann nicht zulassen, dass die Krankheit mir meine Kraft und meinen Fokus nimmt. Sie ist so stark. Ich darf ihr keine Kraft geben. Ich muss auf die hören, die mir gutes wollen, die mir Kraft geben.
Es ist so verdammt schwer. Ich werde stark sein. Ich will gesund werden, aber es ist schwierig, den Fokus zu behalten.

Ich muss jetzt stark sein. Ich muss meinen Willen benutzen und nein sagen. Ich habe das jetzt begonnen. Die Möglichkeiten sind nicht besser. Ich könnte essen und mich danach übergeben, aber dadurch fühle ich mich nicht besser. Ich weiß, was ich will. Ich möchte meine Ziele erreichen und dafür muss ich jetzt durchhalten. Es wirt es wert sein. Es ist so wichtig, dass ich nicht die Krankheit übernehmen lasse. Es ist mein Projekt. Ich verdiene ein besseres Leben, ich verdiene es, gesund zu sein.
Ich muss weitermachen. Der Anfang ist immer verdammt hart, aber es wird einfacher. Die Gewohnheiten müssen kommen. Ich muss mir Zeit geben.

Es geht hoch und runter, aber so ist es eben.

Der erste Tag vom Rest meines Lebens.


Ja Leute, nun geht es los. Das neue Projekt beginnt. Ich habe das Wochenende genutzt um meine, sagen wir, kranken und schlechten Gewohnheiten hinter mir zu lassen. Es ist vorbei. Ich will ein besseres Leben haben und ich werde mir den Arsch aufreißen, um das zu bekommen. Koste es, was es wolle. Das habe ich heute auch geschafft. Ich muss meinen Körper mit Kraft fühlen. Das ist gut und ich fühle mich erleichtert. Ich bekomme Hilfe. An diesen Punkt musste ich gelangen. Jetzt muss ich mit ganzem Herzen in diese Sache gehen. Ich muss mit dem Schmerz arbeiten, egal wie schmerzhaft es wird, ich darf nicht abhauen.

Die Schmerzen gingen schon beim Essen los heute. Ich hatte schreckliche Angst, bis auf die Knochen, aber wusste auch, dass ich dadurch musste, um gesünder zu werden. Es war eine große Herausforderung. Ich wünschte, es wäre einfacher, aber ich habe es geschafft. Ich habe die Angst und die Panik überlebt. Ich habe es geschafft, weil ich voll dabei war. Ich habe nicht aufgehört und bin nicht abgehauen, als es ungemütlich wurde. Ich habe mich vollkommen ausgesetzt. Während ich gegessen habe, habe ich an meine Ziele gedacht.

Ich habe daran gedacht, dass ich das Essen essen muss, weil ich einen gesunden Körper möchte, der Sport treiben kann und Kraft hat, damit ich eine Ärztin werden kann, mit meinen Freunden essen kann, um die Welt reisen kann, in normalen Geschäften einkaufen kann, jeden Tag genießen kann.

Wenn ich dieses Leben haben möchte, dann brauche ich einen gesunden Körper und muss essen und es in meinem Magen behalten. Ich muss das Essen wieder erlernen, ich muss mich ausruhen, ich muss dem Weg folgen, der vor mir ist. Ich muss freundlich zu meinem Körper sein. Essen ist meine Medizin. Es tut weh und schmeckt furchtbar, aber das sind die Gefühle, die mir die Essstörung in den letzten Jahren beigebracht hat. Jeder um mich herum weiß, wie es wirklich ist. Diese Wahrheit muss ich jetzt noch finden. Ich muss es in meinem Körper fühlen, es lernen und erleben. Ich muss dadurch.

Es ist komisch. Hier sitze ich jetzt mit Nahrung in meinem Magen. Es ist komisch, eine normale Mahlzeit zu mir genommen zu haben. Ich höre ein bisschen auf die Essstörung. Sie sagt mir, dass ich dreckig bin und das Essen loswerden soll. Aber ich weiß es besser. Acht Jahre lang habe ich auf die Essstörung gehört. Hat sie mich dahin gebracht, wo ich glücklich geworden bin? Nein, nein, nein. Ich bin gefallen, wieder gefallen, und hab mich in die Lügen verkrochen, die die Essstörung mir erzählt hat. Jetzt ist es an der Zeit auf die zu hören, die mir ein gutes und bedeutungsvolles Leben wünschen. Ich muss den gesunden Wegen folgen, die mich in ein gesundes Leben führen werden. Das möchte ich und daran muss ich mich ständig erinnern. Ich sitze hier mit Nahrung in meinem Magen, weil ich gesund werden möchte. Ich verdiene das Essen. Ich brauche es, weil wir Menschen Nahrung brauchen. Ich bin nicht dreckig und wertlos, wie die Essstörung mich fühlen lassen möchte. Ich verdiene es, diesen Kampf zu gewinnen. Ich werde ihn gewinnen, auch wenn es unglaublich schwierig ist.

Für heute wäre mein Job erledigt. Ich habe etwas geschafft, was unglaublich schwierig war. Ich habe ein normales Mittagessen gegessen und es in mir behalten. Es ist lange her, dass ich ein Mittagessen in mir behalten habe, weil sonst die Essstörung gewonnen hat. Heute nicht. Heute habe ich gewonnen und ich bin einen Schritt weitergekommen.

Sonntag, 6. Januar 2013

Frohes neues Jahr!


Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr. 2012 ist beendet. Ein neues Jahr beginnt. Ein frisches, neues Jahr, das in der Praxis umgesetzt werden muss. Ich muss mit der Essstörung abschließen, weil ich nicht mehr kann. Ich bin am Ende. Mein Team und ich setzen jetzt alles auf die Behandlung. Das Gewicht wird hoch gehen, ich bekomme einen normalen Ernährungsplan, einen Sportplan, wenn ich ein gesünderes Gewicht erreicht habe etc. Es gibt tausend Sachen, an denen gearbeitet werden muss, und dazu kommt noch die Angst, der ich mich aussetzen muss. Daran werden wir arbeiten. Die Zeit läuft mir davon. Es ist mein Leben und das geht schließlich nicht unendlich. Das Leben, was ich derzeit habe, ist nicht das, was ich möchte. Es geht hoch und runter, vor und zurück.
Viele denken jetzt vielleicht "Das hat sie doch schon so oft gesagt", aber mir ist egal, was andere denken. Ich mache das für mich. ICH möchte mein Leben leben. Mit der Essstörung und Selbstverletzung kann ich nicht überleben. Ich muss der Boss sein.
Das ist die Motivation. Ich kann die Person sein, die ich sein will. Ich kann das tun, was ich tun möchte. Ein Leben ohne Essstörung bedeutet ein Leben, über das ich entscheiden kann. Das ich leben kann, wie ich will. Es bedeutet Freiheit.
2013 ist ein neues Jahr. Es wird unglaublich schwierig und hart, so viel ist sicher. Aber ich bewege mich nach vorne und nicht mehr in die Krankheit hinein. Es ist unglaublich anstrengend und ermüdend, der Krankheit nachzugeben. Aber ich kann diese Energie auch der Therapie zuwenden.
Das ist es, was ich möchte. Ich bin motiviert.
Morgen gehe ich wieder zu meiner Therapie. Ein neuer Start. Ich hoffe, ihr unterstützt mich dabei. Ich werde wahrscheinlich wieder mehr bloggen und mehr darüber berichten.

Frohes neues!

Samstag, 5. Januar 2013

Sturm

Ich weiß nicht, warum es so schwierig ist, sich aus schwierigen Phasen zu lösen. Ich will mich besser fühlen und dennoch ist es nicht so leicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, als säße ich in einem tiefen Loch - unmöglich, jemals rauszuklettern oder gar das Licht zu sehen. So fühlt es sich an.

Jeder Tag ist ein Kampf und ich frage mich, ob sich dieser Kampf irgendwann bezahlt macht. Oder bin ich darauf verdammt, ewig krank zu sein? Soll es vielleicht nicht anders?

Aber dann wieder - nein, auch du hast ein gesundes Leben verdient.

Ich wünschte nur, es wäre einfacher.