Mittwoch, 25. Oktober 2017

Die letzten Tage waren wirklich sehr komisch. Ich kann noch nicht ganz verstehen, dass sie nicht mehr da ist. Nach elf Jahren online-Freundschaft und unzähligen Stunden, die wir über Skype telefoniert haben oder SMS geschrieben haben. Sie ist gestorben.
Am Wochenende hat sie mir bei Whatsapp lustige Snapchat Fotos geschickt mit irgendwelchen Filtern, wie sie das oft getan hat. Ich habe diese App nicht, aber das hat nichts gemacht, sie hat mir die Bilder einfach über Whatsapp geschickt und es war auch egal, ob ich darauf antworten könnte oder nicht. Am Sonntag hatte ich keine Zeit zu antworten. Ich habe mir keine Zeit genommen. Am nächsten Tag war sie tot.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es gibt keine Worte dafür und ich denke immer, dass sie online kommt und mir ein lustiges Foto schickt. Aber das wird sie nicht und es ergibt keinen Sinn. Natürlich weiß ich es, aber ich glaube es noch nicht wirklich.
Vor kurzem hat sie einen Post zum Thema "Wo sehe ich mich in zehn Jahren?" geschrieben. In Wahrheit hat sie aber keine zehn Tage bekommen.
Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden. Es tut mir leid, dass dein Leben nicht so verlaufen ist, wie du gehofft hast.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Ein Jahr aus der Klinik raus

Zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Das liegt nicht daran, dass ich keine Lust hatte, sondern dass es sehr anstrengend war. Ich muss mir meine Kräfte gut einteilen, weil jeder Tag, jede Woche, jede Sekunde so anstrengend ist und ich alles dafür tun muss, dass ich gut durch den Tag komme. Da steht der Blog dann eben weiter hinten an. Der Winter kommt bald, die Tage werden kürzer, die Dunkelheit länger, ihr kennt das.

Ich war noch nie wirklich sehr depressiv, auch wenn ich schon sehr weit unten war, körperlich und mental. So weit unten, dass es ein Wunder ist, dass ich noch immer hier sitze und schreibe. Und wenn ich schreibe, bedeutet das, dass ich nicht aufgegeben habe. Ich darf noch immer nicht aufgeben.

Wenn die Dunkelheit kommt und ich alleine bin, beginnt der Horror. Die Halluzinationen ziehen mich aus meinem sicheren Bett und in meine eigene Welt, wo ich mich an verschiedene Dinge erinnere, die passiert sind. Ich durchlebe verschiedene Arten, wie ich verfolgt oder getötet werde. Traumata wieder erlebe. Der Körper macht dicht, schaltet ab, sodass ich nichts dagegen tun kann und nicht weiß, wie ich wieder zurückkomme.

Am Ende wird alles gut sein. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt, morgens aufzustehen, aber ich tue es einfach.

Hm, wenn ich mir den Post und die Überschrift so anschaue, klingt es negativer, als gedacht war. Aber wenn ich mein Leben damals und heute betrachte, bin ich weitergekommen? Bin ich besser geworden?

Ja und nein. Momentan eher nein.

Ich habe das Gefühl, dass ich in der Vergangenheit ertrinke. Vor mir liegt ein Weg und er wartet auf mich, aber ich stecke hier noch fest und leide. Ich will nicht weiter, weil ich mich zwischen Pest und Cholera entscheiden muss, aber ich weiß auch, dass es ganz an mir liegt und ich wie eine tickende Zeitbombe bin.

Bin ich gut genug? War es bis jetzt gut genug?

Samstag, 10. Juni 2017

Ein toller Tag!

Gestern hatte ich einen wirklich schönen Tag, auch wenn das Wetter so komisch war und es innerhalb einer halben Stunde von wunderschön zu die-Welt-geht-unter gewechselt hat.

Als ich gestern aufgestanden bin, hab ich mich gleich gut gefühlt. Ich wusste sofort, dass es ein guter Tag werden würde, weil ich mich zum ersten Mal seit langem voller Energie gefühlt habe und mir nicht schwindelig war. Wie ich schon mal erwähnt hatte, habe ich mit dem Essen zu kämpfen und dadurch hab ich wenig Energie und mir wird schnell schwindelig. Heute aber nicht.

Die letzten Wochen habe ich hauptsächlich lockere Kleidung getragen, Jogginghose und sowas, aber gestern habe ich mich vernünftig angezogen. Rock, Bluse und ein ganz bunter Schal. Ich habe mich gut gefühlt.

Zuerst hatte ich einen Termin beim Arzt. Ich hatte wirklich Angst davor, weil ich wusste, sie würden mich wiegen. Und ich hasse es, wenn ich gewogen werde und dabei beobachtet werde. Das triggert mich so. Und die Zahl kann genau das in Bewegung setzen, wogegen ich den ganzen Tag ankämpfe. Das Wiegen konzentriert sich auf Zahlen, Gewicht, Kontrolle. Und ich muss aufpassen, dass ich mich nicht darauf versteife und danach nicht danach handle.
Aber wegen meiner Situation muss ich zum Arzt und es muss kontrolliert werden, dass ich kein Gewicht verliere.

Okay, genug dazu, zurück zu meinem guten Tag.

Danach kam meine Vertrauensperson aus der Klinik - ich bekomme regelmäßig Besuche von Klinikmitarbeitern. Wir sind in eine andere Stadt gefahren und haben dabei laut Musik gehört. Dann fühle ich mich lebendig. Wir haben ein wenig nach Handys geschaut, weil ich ein neues Handy brauche. Mein altes Handy ist total kaputt und nach langer Suche haben wir dann gestern auch etwas gefunden, wo ich den Preis in Raten bezahlen kann.

Wir sind anschließend noch ein wenig rumgelaufen und ich war überrascht, wie viel Kraft ich hatte. Ich war gut drauf und hatte gute Laune. Und zuhause war ich immer noch nicht müde. Deshalb habe ich meine Energie genutzt und den Haushalt erledigt. Musik an und den Putzlappen geschwungen.

Nach einer Dusche habe ich den Tag revue passieren lassen und darüber nachgedacht, wie schön der Tag war und wie lange ein guter Tag schon her ist. Es ist schön, sich an die guten Gefühle zu erinnern. Das brauchte ich.
Die letzten Wochen waren nicht so gut. Ich habe hauptsächlich auf der Couch verbracht und mich in Serien verloren, um zu überleben.

Gott, ich hoffe sehr, dass weitere gute Tage vor mir liegen.

Donnerstag, 11. Mai 2017

Für mich selbst

Schon mein ganzes Leben lang habe ich Dinge für andere Leute gemacht. Wenn ich mich durch Stürme gekämpft habe, hab ich das für andere gemacht. Wenn ich im Schmerz ertrunken bin, habe ich für andere Leute meinen Kopf über Wasser gehalten. Ich habe nie Grenzen gesetzt oder "nein" gesagt. Ich musste mich anpassen, ich musste nachgeben, ich habe eingesteckt.

Wenn ich so zurück blicke, wird mir klar, dass ich nie etwas für mich selbst getan habe. Außer der neuen Therapie letztes Jahr. Ich habe Stürme bekämpft, die sich unmöglich angefühlt haben. Und es war auch eine große Herausforderung, auf eigenen Beinen zu stehen, Grenzen zu setzen, nein zu sagen, Emotionen zu zeigen.

Ich bin mir sicher, dass die Therapie mir helfen kann, das Ziel zu erreichen. Aber da bin ich noch nicht.
Trotzdem bin ich schon weit gekommen. Ich bin selbstständig und lebe seit fast acht Monaten alleine (minus 14 Tagen / 1 Klinikaufenthalt). Und wenn man sich meine Geschichte anguckt, ist das ein Wunder.

Dennoch gibt es jeden Tag einen Kampf und so viele Herausforderungen. Ich fühle mich so alleine und das ist schlimm. Auch wenn ich ein tolles Team habe und eine Familie, die mich zu 100% unterstützt. Ich bin diejenige, die aushalten muss, die Entscheidungen treffen muss, die fühlen muss. Und das macht einsam.

Ich weiß nicht, ob das, was ich jetzt beschreiben werde, Sinn ergibt, aber ich versuche es einmal.
In der Vergangenheit hatte ich oft mit Erschöpfung zu kämpfen. Die Herausforderungen werden größer und größer. Ich bin müde und erschöpft und ich bin müde. Ich möchte einfach nur auf dem Sofa liegen, das ist mein sicherer Ort, meine Komfortzone. Ich möchte in andere Welten abtauchen und Serien gucken. Ich mache, was ich machen muss. Ich zahle meine Rechnungen, ich folge meinem Tagesplan, ich gehe zu meinen Terminen. Aber den restlichen Tag über bin ich in einer Blase.
Ich fühle mich dadurch egoistisch. Ich bin nicht die gute, perfekte Person, die kämpft. Und dann gibt es die andere Seite, die es genießt, wenn ich mich ausruhe und Serien gucke. Denn das hab ich vorher nie gekonnt. Ein Teil von mir erlaubt mir, das zu tun. Etwas zu tun, was ich tun möchte und nicht was ich muss.

Es ist komisch, das zu schreiben, weil ich mir selbst nicht sicher bin. Und ich muss es selbst herausfinden. Ich weiß, dass ich wieder aufstehen werde und zur Therapie gehe und meine Therapie beende. Aber nach 13 Jahren Hölle möchte ich mich einfach nur ausruhen und nichts sagen, nichts tun.
Dann wiederum überkommt mich das schlechte Gefühl, dass ich alle anderen enttäusche, wenn ich mich ausruhe. Denn ich sehe, dass andere mir helfen wollen und für mich kämpfen wollen. Aber das ist mein Kampf und ich bin die einzige, die ihn gewinnen kann.

Also nehme ich mir die Zeit zum ausruhen, abschalten, Kraft tanken. Während ich hoffe, dass ich irgendwann in der Lage bin, wieder aufzustehen und den Kampf aufzunehmen.

Jetzt nehme ich mir aber Zeit. Für mich selbst.

Sonntag, 16. April 2017

24

24 Jahre, wooh!
Wenn man auf einem dünnen Seil läuft, zwischen Leben und Tod, lebt man dann? Oder existiert man nur? Auf diesem Seil habe ich mein halbes Leben verbracht. Die Depression nimmt meinen Körper ein, ich bin müde, gelangweilt, schalte auf Autopilot. Auch was die Anorexie betrifft.

Aber jetzt wird gefeiert, denn ich wurde vor ein paar Tagen 24. 24 Jahre alt. Ein weiteres Jahr geschafft. Und das letzte Jahr war eines der besten und schlimmsten überhaupt. Vor einem Jahr habe ich die neue Therapie begonnen und es geschafft, über sechs Monate alleine in meiner Wohnung zu leben.

Heute bin ich bei meiner Familie. Wir feiern Ostern und meinen Geburtstag zugleich. Ich wünsche euch frohe Ostern! Habt schöne Momente mit euren Familien und Freunden und Tieren. Und noch ein Frohes Ostern an diejenigen, die alleine sind.

Dienstag, 21. März 2017

Update

Als ich ein Kind war, war ich stets fröhlich und gut gelaunt. Ich habe mich darauf gefreut, erwachsen zu werden, denn das sah immer so toll aus! Jetzt ist das genaue Gegenteil der Fall. Ich bin oft überfordert damit, Verantwortung zu übernehmen, unabhängig zu sein und die Dinge zu erledigen, die Erwachsene erledigen müssen. Wenn es wieder sehr dunkel ist, denke ich zurück an die Zeit, als ich ein Kind war, und wie gut ich es doch hatte. Ich glaube, das macht jeder.

In den letzten Wochen habe ich kaum gebloggt. Es ist einfach nicht meine oberste Prioriät, auch wenn ich wünschte, dass ich gute Sachen erzählen könnte und mit euch teilen könnte. Die letzten Monate waren hart.
Die Dinge entwickeln sich momentan in die falsche Richtung. Vor ungefähr einem Monat hatte ich einen Rückfall, durch den ich ins Krankenhaus und in die Klinik musste und dort zwei Wochen geblieben bin.
Es war okay, ein bisschen genauer beobachtet zu werden, aber auch ein bisschen komisch. Das ist aber ein gutes Gefühl, dass es ungewohnt und komisch ist, in der Klinik zu sein. Ich war auch ganz darauf konzentriert, dass ich so schnell wie möglich wieder nach Hause konnte.

Ich möchte aber betonen, dass ich ca 5,5 Monate in meiner Wohnung gelebt habe, ohne im Krankenhaus behandelt zu werden. Und nach den zwei Wochen in der Klinik war ich auch wieder Zuhause.

Der Gedanke ist komisch, dass ich vor fast einem Jahr die neue Therapie begonnen habe - keine Ahnung, was mich erwarten würde. Die Zeit rast.

Ich habe ein paar Herausforderung vor mir. Ich habe wieder ein Stoma und dadurch Gewicht verloren. Ich gebe mein bestes zu essen, aber es ist schwierig, wenn man nicht in der Klinik überwacht wird und man sich selbst um seine Mahlzeiten kümmern muss. Außerdem bin ich wieder leicht untergewichtig und die Magersuchts-Gedanken kommen zurück, das macht es umso schwieriger. Es macht mir Angst, weil ich nicht aufhören kann abzunehmen, auch wenn ich es versuche.
Eine Sache ist aber sicher: Ich werde alles geben. Nie im Leben werde ich in die anorektische Hölle zurückkehren, denn es war einfach so, als wäre man in der Hölle gefangen. Nie im Leben.

Ich hoffe, es beruhigt sich jetzt ein wenig. Mein Ziel ist, weiter zu machen, wo ich vorher war. Ich kann meine Behandlung nicht abschließen, wenn ich untergewichtig bin.

Ansonsten bin ich froh, dass der Frühling so langsam da ist. Ich liebe den Frühling. Die Tage werden länger, alles erwacht wieder zum Leben, die Winterjacke kann wieder in der Schrank, die Chucks werden ausgepackt. Es fühlt sich wie eine Erleichterung an, wenn der dunkle und kalte Winter vorüber ist.

Ich werde wieder motivierter, positiver, hoffnungsvoller...

Sonntag, 12. Februar 2017

Der tägliche Albtraum

Ich kann so vieles nicht kontrollieren und dann hilft auch keine Ablenkung mehr. Ich versuche nach vorne zu schauen, aber die Vergangenheit kreiert eine so große Angst, Flashbacks, Halluzinationen, Panik, Albträume.

Mit jedem Tag wird die Angst größer und alles staut sich an und ich kann nicht kontrollieren, was passieren wird.

Es verlangt mir alles ab, jeden Tag diesen Albtraum auszuhalten. Es raubt mir alle Kraft und ich habe das Gefühl, in einem Teufelskreis zu stecken. Denn all diese Gefühle wirken sich aus - auf meinen Appetit, die Depression, impulsive Handlungen, schlechter Schlaf, Einsamkeit, Erschöpfung.

Es gibt so vieles, was ich nicht kontrollieren kann, also brauche ich etwas, was ich kontrollieren kann. Essen, Gewicht, Körper.

Ich versuche zu kämpfen, aber ich bin hin und her gerissen. Ich kann nicht klar denken. Wenn einen das Trauma einholt, kann man nicht rational und klar denken.
Ich verliere langsam die Kraft, die Hoffnung, die Motivation.
Fühle mich unsicher.
Aber ich gebe mein bestes. Ich lebe noch immer zuhause, seit vier Monaten jetzt.
Die Leute um mich herum sagen, dass ich das gut hinbekomme, und vielleicht stimmt das auch.

Aber manchmal möchte ich einfach nur schreien:
"Seht ihr denn nicht, wie schrecklich dieses Trauma für mich ist, das ich tagtäglich aushalten muss?! Seht ihr nicht, wie müde ich bin? Seht ihr nicht, wie große Angst ich habe und wie unsicher ich mich fühle? Wie weh es tut? Seht ihr nicht, wie sehr ich mich nach einer Pause sehne?! Seht ihr nicht, was für eine Angst ich vor mir selber habe?!"

Jedes Mal, wenn sich der Schalter umlegt und ich nicht da bin, weiß ich nicht, ob ich zurückkommen werde. Ich habe so Angst, dass ich während eines Anfalls sterbe. Das kann passieren. Jedes Mal, wenn ich wieder zu mir komme, bin ich im Schock und habe Angst, weil ich hätte sterben können.

Ich frage mich, ob mein Leben immer so sein wird. Ist das das Leben, für das ich Monate in der Klinik gekämpft habe? Ich hab die Therapie offensichtlich nicht abgeschlossen, aber so kann ich sie auch nicht fortführen. Ich bin unsicher, verängstigt und erschöpft. Ich sehne mich nach einer Pause, nach Ruhe.

Aber ich versuche, ruhig den Sturm auszuhalten. Denn ich muss damit leben, ob ich es will oder nicht.

Freitag, 3. Februar 2017

When the sun goes down

Ich erwische mich dabei, wie ich unbekannte Gewässer betrachte.
Der Sand ist voller Angst, die Sonne im unendlichen Ozean ertrunken.
Die Monster der Vergangenheit tauchen auf.

Alle Zellen in meinem Körper ringen Alarm, der Körper zittert vor Angst.
Ich werde hysterisch, während der Körper ganz steif wird.
Die Monster werden lebendig, ich kann nicht weg, der Körper ist steif.
Und der Körper ist ganz erschöpft von diesem endlosen Albtraum.
Aber wohin ich auch schwimmen möchte, sie sind immer da.
Ich möchte weg, aber komme nicht vom Fleck.

Ich habe Panik, denn ich habe keinen Anker, und sehe nichts außer einem Ozean voller Monster im Nebel.
Ich habe Angst, bin verzweifelt, und möchte einfach nur aufwachen. Aber ich merke immer wieder, dass ich nicht aufwachen kann, denn es ist kein Traum. Es ist Realität.
Es ist kein Albtraum. Ich versuche die Augen zu schließen, aber die Stimmen sind alles, was ich höre.
Die Nacht vergeht, die Angst bleibt, alles um mich herum ist brutal

Ich habe keine Ahnung, wie ich es aushalten soll, bis die Sonne wieder aufgeht. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass die Sonne mir immer Kraft schenkt und mir Hoffnung gibt.
Es gibt keine Monster. Wann werde ich mir dessen bewusst sein.
Mir wird gesagt, dass ich wieder zurück kann, dass ich in die Realität kommen kann. Dass es sicher ist. Und die Sonne wieder aufgeht.

Nach einer Weile höre ich Stimmen und fühle ihren Arm auf meinem Rücken. Endlich ist die Nacht vorbei, endlich, ich bin wieder in der Realität.

Wie fühlt sich das an, wenn die Sonne untergeht. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist so gut, wenn es wieder heller wird.

Ich bin froh, am Leben zu sein. Im Licht leben zu können. Da kann ich den Monstern besser ins Auge blicken. Da sind sie nicht so gruselig wie im Dunkeln.

Samstag, 14. Januar 2017

8 gute Dinge

Ich möchte ein paar gute Dinge aufzählen, die in den letzten Wochen so passiert sind.

1. Frohes neues Jahr. Ich bin ein wenig spät, aber für mich ist das eine gute Sache. 2016 war soetwas wie ein Wendepunkt für mich, deshalb hab ich mich diesmal an Silvester nicht so ausgelaugt und depressiv gefühlt. Es war schön, das neue Jahr mit einem guten Gewissen einläuten zu können. Dem Wissen, dass ich letztes Jahr alles getan habe, um gesünder zu werden und mein Leben zurück zu erobern. Dass ich nach 13 Jahren endlich alleine in einer Wohnung lebe. Dass ich am Leben bin. Dass ich mich wie ein Mensch fühle und nicht wie ein dahinsiechendes Opfer. Auch, wenn jeder Tag eine Herausforderung ist, bin ich dankbar und stolz. Egal, wie schwierig es ist. Ich muss nur lernen, mich mehr auf die positiven Dinge zu konzentrieren, statt ständig das schlechte zu sehen.

2. Ich habe endlich so etwas wie eine Unterstützung, eine Assistentin. Ich habe noch sehr mit dem Trauma aus meiner Vergangenheit zu kämpfen und mit Angststörungen, die mich total einschränken. Damit ich an solchen Tagen die nötigsten Dinge schaffe und vielleicht auch etwas raus kann, habe ich eine tolle Frau, die mich einmal die Woche unterstützt und mir hilft. Bei Bedarf dann auch häufiger. Sie macht die Dinge nicht für mich, aber sie hilft mir, dass ich lernen kann, wie es geht. Und ich mich sicherer dabei fühle.

3. Ich habe ein neues Team und glaube, dass wir gut zusammenarbeiten werden. Eine gute Beziehung zu seinen Psychologen ist sehr wichtig. Ich traue mich auch, etwas zu sagen und nein zu sagen, was ich früher nie konnte.

4. Zur Belohnung habe ich mir einen neuen PC gekauft. Das Wlan funktioniert jetzt auch wieder in meiner Wohnung. Ich bin froh, endlich vernünftig an meinem Computer schreiben zu können.

5. Ich bin jetzt endlich offiziell im Mietvertrag drin und das bedeutet mir viel. Mein Name steht im Mietvertrag und ich muss jetzt keine Angst mehr haben, dass ich plötzlich ausziehen muss. Die Ungewissheit, ob ich hier bleiben darf, hat mich sehr belastet. Es ist schön, dass diese Ungewissheit weg ist. Gibt mir ein bisschen mehr Freiheit und Sicherheit.

6. Ich bin wieder Tante geworden. Wenn ich die Kinder meiner Stiefgeschwister mitzähle, habe ich jetzt fünf Neffen und Nichten. Weihnachten habe ich alle gesehen und das war so schön. Da hab ich mal gemerkt, wie glücklich ich mich schätzen kann, eine so tolle Familie zu haben. Das bedeutet mir sehr viel.

7. Ich bin seit drei Monaten entlassen! Und sehr glücklich damit. Bis jetzt habe ich es gut geschafft, auch wenn jeder Tag schwierig ist. Es ist aber auch schön, wie sich meine Familie darüber freut.

8. Ich habe einen neuen Freund. Ein kleiner Mischlingshund namens Theodor, den ich immer besuchen darf, wenn ich möchte. Ich freue mich immer darauf, Zeit mit ihm zu verbringen. Er ist so lieb und geduldig und freut sich immer, wenn er einfach nur auf meinem Schoß sitzen darf und kuscheln darf. So viel Liebe, die man geben kann und zurückbekommt!

Das waren jetzt also viele positive Sachen in meinem Leben. Wie ich vorher schon erwähnt hatte - es ist so einfach, die guten Dinge zu vergessen, wenn man sich zu sehr auf die negativen Sachen versteift. Zum Glück habe ich Menschen um mich herum, die mich an die guten Dinge erinnern.

Daher möchte ich einfach nur sagen, dass ich unglaublich dankbar für meine Familie bin, für mein Team, meine Freunde und Bekannte, die mich unterstützen. Das bedeutet mir so viel. Ich danke euch allen dafür!

Mittwoch, 4. Januar 2017

Frohes neues Jahr!

Ich wünsch euch allen ein gutes neues Jahr. Erstmal möchte ich mich für die wenigen Posts in letzter Zeit entschuldigen. Es war ein wenig stressig und anstrengend hier. Viele Gespräche, viele Treffen und viele organisatorische Dinge mussten erledigt werden. Damit mir auch ja nicht langweilig wird. Ich bin aber stolz drauf, dass ich es geschafft habe, mich um die Dinge zu kümmern. Es fühlt sich gut an, wenn die Dinge so langsam Gestalt annehmen. Ich mache mir viel zu viele Gedanken über die Dinge, die noch nicht in Ordnung sind, und konzentriere mich nur auf die Sachen, die ich nicht kann. Ich sollte mir mal lieber die Sachen anschauen, die ich geschafft habe und die ich hinbekomme, auch wenn sie noch so klein sind. Es fühlt sich gut an.

Weihnachten war soweit in Ordnung. Es war schön, mit der gesamten Familie feiern zu können - vor allem mit denen, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe.

Soweit so gut. Ich hoffe, ich kann bald wieder etwas mehr berichten.

Frohes Neues!