Mittwoch, 27. März 2013

Unbekannte Gewässer


Ugh, ich hatte einen schrecklichen Tag. Die Krankheit war sehr genervt und weil die Krankheit in mir lebt, war deshalb auch der Tag schlecht.
Es geht darum, dass sich mein Körper verändert und das ist für mich neu und gruselig. Ich habe so lange in einem anorektischen, untergewichtigen Körper gelebt, das war sicher, und hat die teuflische Krankheit in mir befriedigt. Mein Körper verändert sich jetzt und damit verändern sich auch andere Dinge. Es gibt viel, womit ich mich auseinander setzen muss und ich hatte derzeit eine ziemlich starke bulimische Phase. Das hat sich auch im Gewicht bemerkbar gemacht, weil ich 2kg zugenommen habe. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Die Krankheit in mir schreit. Ich sollte in der Lage sein zu denken, dass das ein Schritt in die richtige Richtung ist, aber es ist schwierig, das zu akzeptieren, weil ich es nicht richtig gemacht habe. Ich werde nicht zunehmen, indem ich mich vollfresse und mich übergebe. Die Kilos, die ich dadurch zunehme, gehören mir nicht. Ich will die Kontrolle. Außerdem muss ich den Kinderkörper/anorektischen Körper verbannen. Plötzlich bilden sich Brüste und Hintern und Oberschenkel. Das ist neu und komisch. Ich fühle mich so fremd in diesem Körper. Es ist nicht mein Körper.
 Es ist so schwierig. Ich will einen gesunden Körper, aber ich möchte die Kontrolle darüber haben.
Weiterhin denke ich oft: Warum soll ich in die neue Klinik gehen, wenn ich einen gesunden Körper habe? Ich fühle mich nicht krank genug. Ich weiß, dass dieses Denken falsch ist, aber es beherrscht mich. Ich möchte all die Hilfe, die ich kriegen kann, um gesund zu werden, aber gleichzeitig ist der Zerstörungsdrang sehr stark. In vier Wochen werde ich in der Klinik sein. Meine Gefühle sind ein Chaos. Ich weiß nicht, was ich mit mir machen soll oder wie ich denken soll. Ich brauche eine Idee oder einen Platz für meine Gefühle. Oft fliehe ich mit der Selbstverletzung, aber das konnte ich bis jetzt gut verhindern und das möchte ich weiterhin. Ich darf nicht abhauen.

Mittwoch, 20. März 2013

Kurven und Klamotten


Oh es macht so Spaß, Klamotten einzukaufen! Ich habe Titten und einen Hintern und Oberschenkel, mit denen man Klamotten füllen kann, und das ist sehr aufregend, wundervoll, aber auch etwas gruselig.
Es ist natürlich zunächst schwierig, wenn sich der Körper entwickelt, aber ich gewöhne mich so langsam daran, dass der Körper ein paar Proportionen bekommt. Ich habe noch einen weiten Weg zu gehen, aber ich bin auf dem richtigen Weg. Ich glaube aber, dass es Teil eines gesunden Lebens ist, dass man einen gesunden Körper hat, deshalb muss ich das so akzeptieren. Gerade fühlt sich das okay an. Ich versuche nicht zu viele Hosen zu kaufen, weil ich im Gewicht noch mehr nach oben gehen muss, aber dennoch habe ich ein paar. Ich glaube, es ist ziemlich aufregend, und ich versuche die negativen Gedanken abzuschalten.

Dienstag, 19. März 2013

Mein Held


Lars. Ich wollte einfach nur einen Post über dich und mich schreiben, und wie dankbar ich dafür bin, dass du in meinem Leben bist. Vor drei Jahren hast du etwas in mir erweckt und ich in dir, du hast einen Teil von mir genommen und ich einen von dir. Du hast mir dein Herz gegeben und ich dir meins. In den letzten drei Jahren hattest du so zu kämpfen mein Lieber. Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Du hast dich durch Leben und Tod, Schmerzen und abermals Schmerzen, und Sehnsucht gekämpft, weil du Hoffnung und Glauben hattest. Die Liebe, die wir haben, erhalten wir in besonderen Weisen. Wir haben erfolgreich die Eismauern durchbrochen, um uns zu finden. Nur, weil wir uns so sehr lieben.
Wir haben einen Traum. Auf diesen Traum warten wir beide schon so lange. Jeden Abend denken wir daran und jeden Tag kämpfen wir dafür, dass er eines Tages wahr wird. Jeden Tag kämpfen wir.
Es gab viele Kämpfe, viele Hügel, viele Schmerzen, aber du hast zu deiner Liebe gestanden und ich bin so stolz auf dich. Es verlangt viel Kraft, in diesem Sturm stark zu stehen. Ich frage dich oft, wo du diese Kraft her nimmst. Du sagst immer "Weil ich weiß, dass du eines Tages gesund sein wirst". Du glaubst an mich und das gibt mir auch Hoffnung und Glauben. Es gibt mir Kraft. Du sagst "wenn du gesund sein wirst" und nicht "falls". Du sagst, dass es das wert ist und ich glaube dir.
Auf unserem Weg hatten wir viele Löcher und Hügel, und ich bin so oft gefallen, aber du standest stark und hast gewartet, bis ich wieder aufgestanden bin, damit wir weiter gehen konnten. Ich bin so oft gefallen, aber du hast immer die Sonne gesehen, egal was war. Du konntest mich mit dem Licht füllen und hast mich wieder stark gemacht. Keiner hat mich so stark gemacht wie du.
Du bist ein wundervoller Freund. Du siehst das Leben, du siehst die Liebe, du gibst mir all das Frische, was ich im Leben habe. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Danke, dass du du bist. Danke, dass du noch immer mit mir kämpfst. Wir haben uns das Wort gegeben, dass wir uns eines Tages unseren Traum erfüllen werden. Wir sind beide auf dem Weg dorthin. Ich gehe auf dem frischen Weg und du gehst mit mir und wir haben beide den Schlüssel zum Leben. Ich muss ihn nur komplett wählen.
Mein Lieber, du hattest so oft Angst wegen mir. Meine Krankheit ist ein Teufel, der so viel von mir dir genommen hat. So oft hast du das Eis zerschlagen, um mich zu erreichen, egal wie die Situation war. Du hast einen besonderen Platz in meinem Herzen und du kannst mich mit Liebe und Leben füllen. Was wir haben, ist so einzigartig, dass wir alles schaffen können.
Ich weiß, wie wir zusammen auf dem Terrassendach lagen, im Sommer, an warmen Abenden. "Tschüss, und unsere Leben kann beginnen" sagten wir zur Krankheit. Ich war zu der Zeit gefangen, aber hatte beschlossen, gesund zu sein. Der Weg hat eine schwierige Wendung eingeschlagen, aber er ist jetzt das, wo wir lang müssen. Ich weiß, dass die letzten Jahre für dich sehr schwierig waren. Ich wurde dir genommen, fast komplett, aber dennoch bist du geblieben. Du willst das Mädchen zurück. Denn du weißt, dass es sich lohnt. Du liebst unseren Traum mehr als alles andere und du glaubst daran. Ich glaube an dich. Der Traum wird Realität. Ich habe gezweifelt, aber jetzt denke ich wieder. Manchmal vergesse ich, wie stark wir sind, und wie gut das Leben sein kann, wenn wir es mit Liebe und Glück füllen. Du zeigst mir das immer wieder.

Montag, 18. März 2013

Hoch und


Uff. Es geht hoch und runter und hoch und runter, und wieder hoch. Es ist unglaublich schwierig und ich befinde mich in einem Zustand, wo ich noch nie war. Mein Gewicht ist hoch gegangen (BMI 15) und auf dem richtigen Weg zur Besserung. Das wichtigste ist, dass ich die Gefühle behalte und nicht vor ihnen davon renne. Vorher bin ich immer abgehauen. Ich stehe sie jetzt durch und das ist schwierig. Ich brauche Mut, um die Nahrung in meinem Magen zu behalten. Ich brauche Mut um die schmutzigen Gefühle zu erkennen, die ich nach dem Essen habe. Ich brauche Mut, um um Hilfe zu beten. Ich muss durch die Gefühle gehen. Ich muss meinen Mund öffnen und reden. Es kann einem nur besser gehen, wenn man die Probleme angeht. Das ist der Knackpunkt bei allen Krankheiten. Wenn man den Fuß gebrochen hat, muss man sich um den Fuß kümmern und der muss evtl in Gips, bevor es besser geht. Wenn du eine Infektion hast, brauchst du vielleicht Antibiotikum. So ist es auch mit mir. Um das Problem zu finden, müssen wir tief in die Gefühle gehen. Wir müssen auf den Grund gehen, damit es mir besser gehen wird.

Wenn ich schwierige Tage habe, wie jetzt, dann denke ich sehr negativ. "Ich könnte auch sterben" oder "Was ist denn eigentlich der Punkt". Ich denke so und das macht mich wütend. Dass ich überhaupt so denken kann. Ich sollte froh sein, überhaupt am Leben zu sein. Ich war dem Tod schon so oft so nahe und es ist ein Wunder, dass ich noch lebe. Ärzte und Chirurgen haben mich aufgegeben. Sie sagten, ich könnte nicht gesund sein. Sie sagten, ich solle nach Hause geschickt werden und gepflegt werden. Ich würde eh nicht mehr länger leben. Das war irgendwann vor Weihnachten. Danke an das unglaubliche Team in dieser Klinik, sie haben mir das Leben gerettet. Ich weiß, wie ich im Krankenhaus saß und mir gesagt wurde, dass ich alle nur behindern würde. Aber diese Klinik hatte Hoffnung in mich. Sie würden noch etwas versuchen. Dank Gott dafür.

Seit dieser Nachricht habe ich fünf Kilo zugenommen. Ich esse und nehme zu. Ich kenne das Gefühl. Ich verletze mich nicht, sondern bitte um Hilfe. Ich kann mit meinem Freund zusammen sein und ich selbst sein. Ich habe viel geschafft und gehe in die richtige Richtung. Jeden Tag arbeite ich hart daran, richtig zu denken und die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit ich den besten Ausgangspunkt für die neue Klinik habe. Ich werde leben und dafür dankbar sein. Es ist nicht einfach, sich ständig daran zu erinnern, dankbar zu sein, aber ich versuche daran zu denken, dass irgendwann der Tag kommt, wo ich glücklich sein werde, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe, wo der Kampf sich auszahlen wird. Eines Tages werde ich gesund sein und mein Leben leben. Ich werde ein Leben leben, dass mich öfters zum lachen als zum weinen bringt. Natürlich werde ich auch weinen, aber das ist normal.

Oh, ich freue mich darauf, weinen zu können. Ich habe lange nicht mehr geweint, aber ich weiß, dass die Tränen in mir sind und bald geweint werden müssen. Es wird gut sein, durch das Weinen alles rauszulassen. Die Erleichterung danach. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich freue mich darauf, zu weinen.

Es gibt viele Gedanken zurzeit. Nur noch fünf Wochen bis ich in die neue Klinik gehe. Die Krankheit freut sich nicht darauf und schreit in mir: Essen ist gefährlich, ich bin dick, schmutzig, ich bin nicht dünn genug und sowas.
Wenn es ums Essen geht, dann habe ich ein paar Sachen, an die ich immer denken muss. Immer, wenn ich zu kämpfen habe, dann sage ich mir: Essen ist Leben, Essen ist Kraft. Ich verdiene das Essen. Mein Körper braucht es, damit ich leben kann. Ich denke daran, dass ein höheres Gewicht notwendig ist, damit ich normale Dinge machen kann, wie shoppen gehen, arbeiten, mit Freunden treffen, spazieren gehen, Sport treiben, mich mit meinem Freund treffen, reisen, Mutter werden, Ärztin werden etc.

Jeder Tag ist ein Kampf aber abends möchte ich im Bett liegen, gute Musik hören, und denken, dass ich einen Schritt weiter bin. Ich muss nur die richtigen Entscheidungen treffen.

Samstag, 16. März 2013


Das Mädchen verspürt einen Schmerz, der sie aus der Realität zerrt
einen Schmerz, den sie nicht ertragen kann
Das Mädchen fühlt sich von Regeln kontrolliert
Das Mädchen verspürt einen immensen Drang dem kranken Weg zu folgen
einem Weg, der sie in die falsche Richtung führt
Das Mädchen verspürt Tausend Tränen in ihrem Körper
Tränen, die nicht geweint werden
Das Mädchen, gezogen in eine andere Welt
Das Mädchen schreit laut
aber nur es selbst kann es hören
Das Mädchen versucht zu tanzen
aber seine Füße sind Müde
Das Mädchen wird lächeln
aber das Herz ist voller Leid

Donnerstag, 14. März 2013

Eine Falle


Nachdem gestern so toll war, hatte ich heute einen unglaublich schwierigen Tag. Ich habe mich mit den Leuten hier darauf geeinigt, dass ich mich nur am Wochenende übergeben "darf". Das ist das einzige Ventil, das ich momentan habe. Ich muss üben, es weniger zu tun, weil ich in der neuen Klinik es gar nicht machen kann. Dort ist Schluss mit der Essstörung, das wird dort nicht toleriert.
Vielleicht fragen sich manche jetzt, warum es mir erlaubt wird, mich zu übergeben. Nun ja. Die letzten sechs Monate bestanden aus Magersucht, Bulimie und Selbstverletzung. In allen drei Bereichen war es sehr stark und wir müssen die Priorität der Behandlung jetzt auf die gefährlichsten Dinge setzen. Bei mir ist die Magersucht und Selbstverletzung am gefährlichsten (das gilt nicht für jeden, aber bei mir ist es derzeit so). Ich fühle mich, als würde die Bulimie mir helfen zu überleben, aber ich weiß auch, dass ich daran arbeiten muss. Ich muss andere Wege finden, um mit meinen Gefühlen umzugehen. Ich muss lernen, ohne Bulimie zu leben, deshalb muss ich mich etwas testen. Ich muss loslassen, aber das ist nicht so einfach. Wenn ich es vermeide, dann kommen Gefühle und Gedanken hoch und ich will davon weglaufen. Aber das darf ich nicht. Ich muss es aushalten und stehen bleiben. Das Problem ist nur, dass es so in mir verankert ist, dass ich es machen muss. Was, wenn ich es nicht tue? Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, was dann passiert. Aber die Emotionen kommen auf jeden Fall durch - Krampfanfälle, Angst, Wut, Panik,...

Es war heute besonders schwierig, weil ich nicht die Möglichkeit hatte, meine Rituale durchzuführen. Es fühlt sich schrecklich an. Ich will einfach nur abhauen und fliehen. Ich versuche darüber nachzudenken, warum ich so fühle. Warum diese Gefühle. Aber es ist am einfachsten, den Verhaltensweisen zu folgen. Es ist schwierig, sich auszusetzen und durchzuhalten, und das benötigt viel Willenskraft und Hilfe. Ich frage mich, ob ich einfach warten soll, bis ich in der neuen Klinik bin, aber ich weiß, dass es dort nicht einfacher wird. Ich habe beschlossen, dass es am besten ist, wenn ich mich so gut es geht auf die neue Klinik vorbereite und dort dann auch an der Bulimie arbeite. Ich habe nur Angst, dass ich dann stärker in die Magersucht falle und wieder kränker werde. Ich weiß noch das letzte Mal, als ich in der neuen/zukünftigen Klinik war. Da hatte ich genau dasselbe Probleme. Ich habe versucht, die Bulimie zu umgehen. Und bin dann wieder in die Magersucht gefallen. Ich wurde lange Zeit behandelt, war in einer anderen Klinik, und es ging mir wirklich sehr schlecht.
Der Unterschied zu jetzt ist, dass ich diese Erfahrung schon gemacht habe und weiß, dass die Magersucht es versuchen wird, und ich bin jetzt stärker. Dennoch fühlt es sich unmöglich an, die Bulimie einzukesseln, weil ich Angst habe, dadurch in andere Sachen zu fallen und zu krank für die neue Klinik zu sein. Ich weiß, dass die neue Klinik meine große Chance ist und ich muss darauf Acht geben. Ein großer Teil in mir sagt, dass ich nicht krank genug, nicht dünn genug bin, und dieser Gedanke hat es beim letzten Mal ruiniert. Ich weiß, wie es läuft. Es ist ein sicherer und gefährlicher Weg zugleich. Ich darf nur nicht wieder in die Falle treten.

Mittwoch, 13. März 2013

Ein magischer Nachmittag


Ich fliege und schwebe. Meine Stimme ist voller Glück, weil ich einen schönen Nachmittag mit meinem Freund verbracht habe. Es war so schön und tat mir so gut. Es ist so lang her, dass ich glücklich war, ich habe es schon fast vergessen. Das macht mich ein bisschen wütend - wie kann ich mir erlauben, das Leben zu vergessen, wenn es doch so schön sein kann? Aber dann wieder, warum soll ich die Zeit damit verschwenden, wütend zu sein.
Ich glaube, es ist kein Wunder, dass ich so viel Traurigkeit in mir habe, weil ich seit neun Jahren krank bin. Ich kann nur daran denken, wie furchtbar es sein wird, in der Krankheit verloren zu gehen. Deshalb muss ich mich anders entscheiden. Und das habe ich heute gemacht. Heute habe ich mich frei gefühlt. Ich konnte genau das machen, was ich machen wollte. Es war so schön, meinen Freund zu sehen. Ich habe quasi den ganzen Nachmittag gelacht und so gut ging es mir schon sehr lange nicht mehr.
Ich muss einfach sagen, dass ich viele Wege habe, wie ich den Gefühlen entkomme. Und das mache ich seit vielen Jahren. Jedoch laufe ich nicht nur vor den schlechten Gefühlen davon, sondern auch vor den guten. Das Leben ist sowohl gut als auch schlecht. Du musst das ganze Paket nehmen, etwas dazwischen gibt es nicht. Aber die Schmerzen sind es wert, wenn du gute Sachen erlebst, wie die von heute. Es war so schön, dem Körper etwas gutes zu tun. Das gibt Hoffnung und Kraft. Es war schön, einen gesunden Tag mit seiner Familie zu verbringen. Das ist schon so lange her. Und das brauche ich, um die Motivation zu behalten.

Und jetzt sitze ich hier voller Tatendrang und möchte einfach nur teilen, wie glücklich und erleichtert ich gerade bin. Und fast hätte ich vergessen zu erzählen, was wir überhaupt gemacht haben. Nun, wir waren in der Stadt und waren ein bisschen shoppen. Es war sehr schön. Warum? Weil ich endlich mit erhobenem Haupt durch die Läden spazieren konnte und nicht mehr in die Kinderabteilung musste. Ich habe Klamotten anprobiert und die passten viel besser. In dem Moment haben sich die 5kg, die ich zugenommen habe, wundervoll angefühlt. Und das ist mein Ziel.
Nach dem kleinen Shoppingtrip habe ich mir einen Kaffee gekauft und habe dann meinen Freund getroffen. Ich habe in seinen Augen die Freude gesehen, als er mich gesehen hat. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Wir sind einfach etwas rumgelaufen, sind in Läden gegangen und und und.

Heute war ich ich selber. Es war so wunderschön, dass ich es einfach mit euch teilen muss. Ich bin voller Tatendrang und Motivation. Heute kann ich mit einem Lächeln und einem guten Gefühl ins Bett gehen.

Dienstag, 12. März 2013

Eine Falle


Für einen Moment dachte ich, ich hätte aufgegeben. Dachte, ich hätte verloren. Dachte, alles würde wieder passieren, alles böse. Ich dachte, die Krankheit hätte gewonnen und ich würde für immer gefangen sein.
Ich dachte, es solle einfach so sein, dass ich krank bin. Es solle nicht sein, dass ich die Chance bekomme, gesund zu werden. Dachte, der Tod würde mich bald einholen. Ich dachte... ich wollte einfach heulen.

Fünf Stunden vorher war ich auf der Waage. Heute morgen. Dienstags wird man immer gewogen. Die Waage hat angezeigt, dass ich über 1kg in dieser Woche zugenommen hatte. Ein Teil von mir war schockiert und wollte auf die Wand einschlagen und laufen, laufen, laufen; ein anderer Teil konnte logisch denken, dass es normal war, zugenommen zu haben, anbetrachts der Tatsache, wie die letzte Woche war. Leichtsinnigkeit, Stress, überfressen, viele schlechte Entscheidungen.

Ich habe mit meiner Vertrauensperson darüber gesprochen und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich versuche, dieses Gewicht zu stabilisieren, bis ich in die neue Klinik gehe. Ich bin an einem Punkt angekommen, wo die Gewichtszunahme sehr schwierig ist und mehr Behandlung benötigt, als es in der jetzigen Klinik möglich ist.

Ich war heute auch im Krankenhaus wegen meiner Epilepsie, wegen Routinechecks, die regelmäßig gemacht werden müssen. Meine Vertrauensperson war bei mir und wir haben dort auch über meine Gewichtszunahme und die Veränderungen gesprochen. Dann kamen wir zu der Schocknachricht, die mich hoffnungslos hat fühlen lassen.
Ich bin an einem Punkt, wo ich die Behandlung der Essstörung dringend benötige. Und wir haben den Termin für die Einweisung bekommen - SECHS WOCHEN.
Boah, ich wollte einfach nur aufgeben. Meine erste Reaktion war Schock. Sie hatten mir gesagt, dass ich vor Ostern eingewiesen werden sollte. Ich war doch gerade bereit. Und jetzt muss ich sechs Wochen warten. Wie soll ich die Motivation behalten?
Das ist genau das, was vorher auch schon oft passiert ist. Entweder bin ich zu krank oder zu gesund. Der Kampf, den ich seit fast neun Jahren gegen die Essstörung kämpfe - ich möchte aufgeben. Ich wollte eine einfache Lösung, deshalb bin ich im Kopf nach Lösungen durchgegangen. Selbstverletzung, keine Frage. Vergiss die neue Klinik, versuch das Leben etwas besser zu machen, dort, wo du jetzt bist. Geh zur Schule, verbring den Sommer zuhause, nimm ab. Aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass das das Denken der Krankheit war. Der einfache Weg, der mich in die falsche Richtung schickt.

Ich habe versucht, eine andere Lösung zu finden, meine Gedanken umzudrehen. Natürlich weiß ich, was ich machen soll. Ich muss durchhalten. Ich gehe in sechs Wochen in die neue Klinik. Ich kann warten. Ich werde dort weitermachen, wo ich gerade bin. Ich werde stabil bleiben. Ich werde motiviert bleiben. Warum? Nun, es gibt viele Gründe, aber hauptsächlich will ich gesund sein. Und das werde ich.

Montag, 11. März 2013

Besprechung in der neuen Klinik


Wie ich ja schon gesagt hatte, war ich heute in der neuen Klinik zu einer Vorbesprechung. Ich war unglaublich nervös. Wenn ich neue Leute treffe, habe ich immer etwas Angst. Was denken sie über mich? Verurteilen sie mich? Finden sie, dass ich zu dick bin, um hier zu sein? Denken sie, dass ich bescheuert bin? Bin ich zu dick oder zu krank? Warum sollten sie mir helfen?

Solche Gedanken kommen in meinen Kopf, aber ich war heute stark. Ich habe ganz klar gesagt, warum ich da bin und Hilfe möchte. Ich habe das Gefühl, dass ich ihnen alles gesagt habe, was sie wissen mussten.
Immerhin ist es meine Zukunft, über die wir hier reden. Das war das erste Mal, dass ich mich völlig einer Sache hingegeben habe. Der Arzt hat mich heute gefragt "Ist das das, was du möchtest, um gesund zu werden?" Und ich musste darüber nachdenken, weil ich wusste, dass eine große und wichtige Frage war. Ja, habe ich geantwortet. Ich bin hier, um gesund zu werden. Ich bin bereit, um gesund zu werden, um los zu lassen. Das ist neu und aufregend zugleich. Ich bin dabei, mich kennen zu lernen, mein wahres und neues Ich. Ich kenne mich nicht vollständig. Es ist aufregend, mich kennen zu lernen, neue Seiten an mir zu entdecken, die von der Essstörung verdeckt wurden.

Das ist der richtige Weg. Und er wird es wert sein. Der Kampf zum Ziel ist schwierig und anstrengend, aber ich muss positiv denken und mich darüber freuen, dass ich Hilfe bekomme.

Sonntag, 10. März 2013

Sonntagsstimmung


Yuck. Ich hasse Sonntage. Das ist der Tag vor Montag und einer neuen Woche, wo ich denke, dass ich alles besser machen werde, deshalb verschwende ich den Tag mit der Essstörung und lasse sie machen. Ich denke, dass "morgen" besser wird, also ist es egal, was ich heute mache. Und das ist mein Fehler. Es wird nicht einfacher, nur weil morgen ein neuer Tag ist. Der Job muss jetzt erledigt werden. Ich denke viel nach in diesen Tagen. Morgen treffe ich mich mit dem Team der neuen Klinik und das wird sicherlich spannend. Wir besprechen den Behandlungsplan.

Ich halte mich größtenteils an meinen Ernährungsplan und das ist ganz gut, denke ich. Hier und da rutsche ich aus, vor allem beim Mittagessen. Ich habe Probleme damit, den Teller leer zu essen, weil ich dann sofort an die Kalorien denke. Wenn ich in der neuen Klinik bin, muss ich jedoch alles essen, was auf dem Ernährungsplan steht.

Aber dann gibt es auch noch meine Fressattacken. Mit denen habe ich sehr zu kämpfen. Es ist wie eine Sache, die ich tun muss. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, es nicht tun zu müssen. Ich muss weitermachen, auch wenn ich es nicht will. Es ist so schwierig. Aber ich glaube, es wird einfacher, wenn mein Ernährungsplan besser ist. Ich weiß, dass er in der neuen Klinik anders sein wird. Voller und ausgewogener.

Ich bin sehr auf das Gespräch morgen gespannt, weil ich so viele Fragen habe. Es wird schon okay werden, denke ich. Ich wünsche euch eine schöne Woche!

Der Weg nach vorne


Heute ist das Wetter mist, aber gestern war es sehr sonnig. Ich mag es, wenn die Sonne scheint. Ein gutes Gefühl, wenn der Frühling kommt. Da fühlt man sich auch gleich besser.

Nun, wie geht es mir zurzeit? Ich habe Probleme, los zu lassen. Ich habe Probleme damit, den Kinderkörper los zu lassen, der mir so bekannt ist. Die Kilos, die ich zunehme, repräsentieren für mich Schmutz. Schmutz und Schuld, was ich als kleines Kind loswerden wollte. Es ist schwierig, jetzt die Kilos wieder zuzunehmen, aber ich versuche es wirklich. Ich versuche, an Muskelmasse zuzunehmen, damit es einfacher wird. Ich versuche mir zu sagen, dass das Gewicht ein Teil meines neuen Ichs sein wird. Kilos gehören zu einem gesunden Körper und es ist wichtig, einen gesunden Körper zu haben, damit ich meine Ziele erreichen kann. Ich möchte Mutter werden und in einem Krankenhaus arbeiten. Ich soll gesund sein und dafür brauche ich die Kilos. Aber das ist unglaublich schwierig. Die Krankheit in mir hasst es und lässt mich unglaublich schlecht fühlen. Horror, blanker Horror. Ich hoffe, dass es etwas einfacher wird, wenn ich in die andere Klinik gehe. Die sind mehr auf Essstörungen spezialisiert und wissen, was gemacht werden muss. Ich war in dieser Klinik schon mal, aber diesmal gehe ich dort hin, um freiwillig behandelt zu werden. Beim letzten Mal war ich todkrank und es ging mir richtig schlecht. Jetzt bin ich gesünder, ich esse besser und bin motiviert.
Ich bin gespannt auf die neue Klinik. Die ersten Tage werden wahrscheinlich grausam, aber ich weiß, dass ich dem Programm folgen muss. Ich muss auf dem richtigen Weg gehen und mich an die Regeln halten. Ich muss Hilfe annehmen und mich an meinen Ernährungsplan halten. Ich muss neue Strategien ausprobieren.


Freitag, 8. März 2013

Der Weg


Der Weg in die Freiheit
in ein besseres Leben
in ein Leben
das ich so sehr möchte.

Der Weg ist das Ziel.
treffe auf Widerstand, Kämpfe, Entmutigung.
treffe auf Schmerz und starke Emotionen.
werde mir wünschen, nicht zu existieren.

Der Weg ist grün.
die Farbe der Hoffnung.
Unterstützung von anderen
die mit mir kämpfen
die mich anfeuern
die mich lieben

Liebe
bedeutet Stärke, Hoffnung, Glauben.
füllt mich mit Kraft.

Ich treffe auf Elend, Schmerz, Rückschläge.
doch bin ich umgeben von Hoffnung, Liebe, Stärke.

Am Ende wartet Freiheit
ein Leben
das wahre Ich
Am Ende des Weges bin ich frei

Donnerstag, 7. März 2013

Schlüsselworte


Ich sitze gerade im Gemeinschaftsraum der Klinik. Kurz zuvor hatte ich ein Gespräch mit einer Ärztin. Wir haben über viele Dinge gesprochen, aber es gibt eine Sache, die ich teilen möchte. Ich dachte an ein Bild, das ich vor ein paar Monate gemalt habe. Ein rotes Seil, das fest um meinen Körper gewickelt war. Ich war komplett gefangen. In einer Welt gefangen, die mit dem Tod endete. Alles war schwarz und ein hoffnungsloser Fall. Nur die Kontrolle war in mir, der Ersatz des Schmerzes, des Chaos, Selbstverletzung und Angst. Ich wollte einfach nur ständig abhauen. Das Chaos und der Schmerz waren konstant da und der erste Impuls war immer die Flucht. Ich bin geflohen, indem ich gehungert und abgenommen habe. Dann hatte ich "Kontrolle". Ich war nur gut genug, wenn ich dünn genug war. Das war mein Rauschzustand. Aber mein Körper hat diesen Zustand nicht zugelassen. Ich tanzte auf Messers Schneide, dem Tode beängstigend nahe, aber an einem Tag habe ich Fuß gefasst und mein Leben gerettet. Jemand hat das rote Band gelockert und meinem Körper Nahrung gegeben. Für mich war das, gefangen von der Krankheit, eine schreckliche Zeit. Ich hatte keine Kontrolle, mir wurde sie genommen. Ich konnte den Schmerz nicht unterdrücken. Ich habe die Kilos wieder zugenommen. Es war schrecklich, ich war wie in einer anderen Welt. Eine Welt, in der die Kilos meinen Körper beschmutzt haben, meine Sucht kontrolliert haben. Es war ein anstrengendes Spiel und ich habe versucht, vor meinen Gefühlen wegzulaufen. Ich habe mein Leben nicht durch die Magersucht kontrolliert, deshalb musste ich einen anderen Weg finden, um meine Gefühle und die Schmerzen zu unterdrücken. Selbstverletzung war die einzige Antwort, die ich fand. Starke Selbstverletzung. Etwas, was meinem Körper viel abverlangt hat. Schmerzen, nur Schmerzen. Ich habe mich physisch selbst verletzt, wie andere ihren Schmerz mit Schmerztabletten betäubt haben. Ich wurde immer süchtiger danach und habe mich immer stärker verletzt, um die Schmerzen zu betäuben. In einem Jahr musste ich deswegen über zwanzigmal ins Krankenhaus. Operationen. Ich habe mich so stark verletzt, dass ich jetzt am Bauch eine große Narbe habe, weil sie ihn oft öffnen mussten. Ich war verzweifelt. Ich habe schlimme Sachen gemacht, damit ich gerettet werde.
Und es gab die Bulimie. Wie soll man das beschreiben? Nun, der Drang, sich vollzufressen und jegliche Gefühle zu unterdrücken. Und weil dann der Selbsthass zu groß war, musste ich mich übergeben. Das wurde zur Sucht. Ich könnte es die ganze Nacht, den ganzen Tag lang machen. Das Chaos wurde immer größer und ich musste die Gefühle loswerden. Diese Kämpfe waren und sind sehr stark. Aber ich habe diesen Post mit dem Bild begonnen, das ich vor ein paar Monaten gemalt habe. Ich dachte daran, wie gefangen ich mich gefühlt habe. Ich glaube, das rote Band war siebenmal um mich gespannt. Gestern hatten wir hier in der Klinik Maltherapie. Ich sollte malen, was ich fühle. Ich habe mich gemalt, in der Hälfte geteilt. Die eine Hälfte grün, die andere rot. Rot und grün repräsentieren die verschiedenen Gefühle. Ein weiteres rotes Band war um meine Füße gespannt und hielt mich am Boden - gefüllt von der ewigen Krankheit und all dem kranken. Aber es war nur dreimal gespannt. Bin ich freier? Bin ich weiter gekommen? Es ist so viel Traurigkeit in der Person, die ich gemalt habe. Trauer über das Leben, das ich bisher verloren habe. Trauer über den Schmerz, den ich mir und meiner Familie zugefügt habe. Trauer über Hoffnungslosigkeit. Aber ich muss auch den Rest des Bildes erzählen. Ich ging auf einem frischen Weg. Er war ziemlich hügelig und steinig, aber ich hatte unglaublich viele Leute an meiner Seite, die mir Hoffnung geben, Motivation, Stärker, Liebe und Träume. Ich konnte auch das Ende des Weges sehen, wo es keine Hügel mehr gab und es sonnig und hell war. Meine Füße waren gefesselt, aber ich habe mein Ziel angesehen. Das Bild zeigt meinen Kampf. All die Entscheidungen, die ich jeden Tag treffen muss. Ich muss die richtigen Entscheidungen treffen, um nach vorne zu gehen, und ich habe viel Gutes um mich herum. Ich habe daran gedacht, wie ich ruhig im Bett lag, nachdem ich zu Mittag gegessen hatte. Vor einem halben Jahr hätte ich das nicht gekonnt. Da hätte ich auch kein Mittagessen geschafft. Es hätte einen Krieg in mir gegeben und ich wäre geflohen - entweder durch übergeben oder Selbstverletzung. Heute habe ich meine Mahlzeiten geschafft, ich habe ein wenig Sport getrieben um mich besser zu fühlen, ich habe über den Schmerz in mir geredet, und ich arbeite daran, um bald in eine andere Klinik zu gehen.
Ich habe schon viele Schritte gemacht, aber ich habe noch viele übrig, um mein Ziel zu erreichen. Aber jetzt arbeite ich erstmal daran, gesunde Entscheidungen zu treffen. Ja, ich bin noch immer gefangen. Ich bin abhängig von der Kontrolle über meine Gefühle. Aber ich weiß, dass ich die Essstörung loslassen muss und lernen muss, wieder zu leben. Es gibt so viele Dinge, die ich neu lernen muss. Ich war nur elf Jahr alt, als ich krank wurde. Ich habe so viel verloren, aber so viel erlebt, was mich geprägt hat. Viele sagen, ich sei besonders. Was in mir ist, weiß ich nicht, aber ich möchte es herausfinden. Ich werde eine neue Beziehung zum Essen entwickeln und es soll nicht meine Gefühle repräsentieren.
Die Krankheit versucht ständig, mich in einem ewigen Kampf zu halten, in dem ich seit fast neun Jahren bin. Mein halbes Leben. Es geht jetzt darum, den schwierigen Schritt wegzumachen, loszulassen und weiter zu gehen. Ich bin motiviert, auch wenn es sehr schwierig ist.

Ich denke daran zurück, als ich krank geworden bin oder als die Dinge so schlimm waren letztes Jahr. Ugh. Und ich denke an all die armen Mädchen und Jungen, die jetzt in derselben Situation sind. Ich möchte ihnen einfach sagen, dass das Leben so viel besser ist als eine spätere Krankheit. Ich weiß, dass es sich jetzt vielleicht wie ein Freund anfühlen mag, aber in ein paar Jahren wirst du zurückblicken und den Entscheidungen nachtrauern. Ich glaube, dass jeder heute eine Wahl hat. Wir wählen alle das Leben. Wir können wählen, was wir wollen und können an unseren Zielen arbeiten. Wir können entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen. Wir können das Leben haben, das wir haben wollen.

Mittwoch, 6. März 2013

Still fighting


Erstmal danke für den Kommentar :) Es tut gut zu wissen, dass Leute meinen Blog lesen und mir Mut machen und mich unterstützen.

Ich wurde letztens gefragt, ob ich etwas über das Gewicht und den Spiegel schreiben könnte. Ich kann das nicht für alle pauschalisieren, sondern nur schreiben, was ich darüber denke. Also denkt bitte nicht, dass alle Essgestörten das so sehen - jede Essstörung ist unterschiedlich.

Das Gewicht und der Spiegel sind für mich zwei der Dinge die mich kontrollieren. Die Kilogramm-Angabe war schon immer sehr aussagekräftig für mich. Die Zahl auf der Waage hat mich und meine Gefühle sehr beeinflusst. Wenn es um den Spiegel geht, dann habe ich im Spiegelbild nicht das richtige Bild gesehen. Ich habe ein verzerrtes Bild von mir selber gesehen, deshalb musste ich lernen, den Leuten um mich herum zu vertrauen und das Gewicht als Wahrheit anzusehen. Untergewichtig heißt untergewichtig und die Krankheit verzerrt das Bild.
Ich erinnere mich an eine Zeit, da war ich ein richtiger Kontrollfreak und habe mich ständig gewogen. Das hat mich für den ganzen Tag beeinflusst. Wenn ich mehr wog, dann war ich unglaublich launisch und hatte große Angstgefühle. Wenn ich weniger gewogen habe, dann habe ich mich gut gefühlt und hatte die Kontrolle. Diese Zeit war schrecklich. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich irgendwie entleeren muss, bevor ich mich wog, damit es so wenig wie möglich war. Es war verrückt. Ich war komplett von meinem Körper und Gewicht besessen.

Aber jetzt bin ich weiter. Ich wiege mich einmal die Woche und versuche mir zu sagen, dass die Zahl nichts darüber aussagt, wie viel ich wert bin. Ich bin ich und mein Körper ist das, was ich ein Leben lang mit mir tragen werde. Ich muss auf ihn acht geben und ihn nähren. Ich muss ihm das beste geben und vorsichtig mit ihm umgehen. Essen ist Medizin und Essen ist notwendig.
Ich habe einen Ernährungsplan, mit dem ich jede Woche langsam zunehmen werde. Mein Körper wird dadurch stärker und ich werde es auch. Ich sitze am Steuer und gebe die Richtung vor. Ich bin stärker als die Krankheit. Ich denke oft daran, was ich für meinen Körper tun muss, damit er die beste Zukunft haben kann.

Wenn ich an die Klinik denke, dann freue ich mich darauf, anzufangen, aber ich habe auch Angst vor dem Gewicht und meinem Spiegelbild. Dieses Jahr muss ich auf der Waage stehen oder in den Spiegel schauen und es akzeptieren. Das ist logisch, weil es zur Genesung dazugehört. Ich muss den Teufel auf meiner Schulter loswerden, der nun seit fast neun Jahren dort sitzt. Ich lasse einen Krankheit mein Leben kontrollieren. Ich habe ein Leben! Soll ich es mit ständiger Kontrolle meines Körpers und Gewichtes verschwenden?

Es wird ein gutes Leben sein, ein Leben, das ich möchte. Ich möchte frei sein. Einen gesunden Körper haben, der mehr kann als schlafen oder essen und erbrechen. Was für ein Leben ist das? Ein Leben, das ich lebe, seit ich elf bin. Ich bin jetzt fast 20. Das Leben geht weiter und ich auch. Ich muss loslassen. Ich habe mich kaputt gefühlt, zerbrochen in tausend Teile. In den letzten Monaten haben wir ein paar Stücke zusammengelegt, aber so viele sind noch übrig. Aber ich kann die Umrisse meines zukünftigen Lebens sehen, solange ich die Teile weiter zusammensetze. Ich habe Hoffnung.

Sonntag, 3. März 2013

Ein gesunder Körper


Ich fühle mich schrecklich. Ich weiß ganz genau, dass der Körper an Gewicht zunehmen wird. Es ist ein gemischtes Gefühl, aber das kranke Gefühl kommt zuerst, weil ich es kenne. Ich versuche mir zu sagen, dass es kranke Gefühle sind, aber das dreckige Gefühl geht dadurch nicht weg. Diese Gefühle kommen immer, wenn ich über 40kg wiege. Ich weiß, dass das bei meiner Größe (1,70) okay ist und es Muskeln sind, aber trotzdem fühle ich mich unglaublich schlecht.

Es fühlt sich unglaublich schlecht an, aber ich muss lernen, die Gefühle zuzulassen und auszuhalten. Schließlich kann ich die Gefühle und Gedanken irgendwann ändern. Ich muss das Gewicht akzeptieren. Es ist auch ein bisschen aufregend, das Gefühl kann aufregend sein. Das ist mein Projekt, mein Kampf gesund zu werden. Ein neuer Mensch. Ein neuer Mensch mit einem normalen, erwachsenem Körper. Wah. Das ist gruselig. Unglaublich beängstigend. Es ist jetzt so unglaublich wichtig, dass ich nicht das tue, was ich sonst immer tue - abhauen. Ich muss weitergehen, um den Klauen der Krankheit zu entweichen. Ich muss Strategien anwenden. Ich habe es in mir. Ja, es ist neu und gruselig, aber es ist GUT! Es ist gut für meine Zukunft und mein Leben, meine Gesundheit, meinen Träumen. Warum sollte ich in einem Kinderkörper leben? Das ist eine gute Frage und ich finde keine gute Antwort darauf. Es gab als Kind einen Drang, die dünnste und beste zu sein. Dann war ich gut genug. Aber das Leben verändert sich und ich muss das auch tun. Ich muss weitergehen. Der Weg liegt vor mir. Wenn ich den falschen Weg einschlage, dann gehe ich nirgendwo hin. Langsam aber sicher werde ich alles in meinem Leben verlieren. Meine Freunde, Familie, meinen Freund, mich selber, das leben. Ich sterbe. Die Krankheit will das erreichen. Diesen Weg darf ich nicht gehen. Ich muss den gesunden Weg gehen, auch wenn er unglaublich schwierig ist. Aber es wird besser. Mein Leben wird so viel besser, wenn ich den richtigen Weg gehe. Ich werde stärker und die Krankheit schwächer.

Also, die Kilos fühlen sich furchtbar und schrecklich an, aber ich werde mich besser fühlen. Ich muss nur das Kind in mir loslassen und weitermachen. Es ist neu, gruselig und schwer, aber das muss es sein, damit ich mich besser fühle.