Montag, 18. März 2013

Hoch und


Uff. Es geht hoch und runter und hoch und runter, und wieder hoch. Es ist unglaublich schwierig und ich befinde mich in einem Zustand, wo ich noch nie war. Mein Gewicht ist hoch gegangen (BMI 15) und auf dem richtigen Weg zur Besserung. Das wichtigste ist, dass ich die Gefühle behalte und nicht vor ihnen davon renne. Vorher bin ich immer abgehauen. Ich stehe sie jetzt durch und das ist schwierig. Ich brauche Mut, um die Nahrung in meinem Magen zu behalten. Ich brauche Mut um die schmutzigen Gefühle zu erkennen, die ich nach dem Essen habe. Ich brauche Mut, um um Hilfe zu beten. Ich muss durch die Gefühle gehen. Ich muss meinen Mund öffnen und reden. Es kann einem nur besser gehen, wenn man die Probleme angeht. Das ist der Knackpunkt bei allen Krankheiten. Wenn man den Fuß gebrochen hat, muss man sich um den Fuß kümmern und der muss evtl in Gips, bevor es besser geht. Wenn du eine Infektion hast, brauchst du vielleicht Antibiotikum. So ist es auch mit mir. Um das Problem zu finden, müssen wir tief in die Gefühle gehen. Wir müssen auf den Grund gehen, damit es mir besser gehen wird.

Wenn ich schwierige Tage habe, wie jetzt, dann denke ich sehr negativ. "Ich könnte auch sterben" oder "Was ist denn eigentlich der Punkt". Ich denke so und das macht mich wütend. Dass ich überhaupt so denken kann. Ich sollte froh sein, überhaupt am Leben zu sein. Ich war dem Tod schon so oft so nahe und es ist ein Wunder, dass ich noch lebe. Ärzte und Chirurgen haben mich aufgegeben. Sie sagten, ich könnte nicht gesund sein. Sie sagten, ich solle nach Hause geschickt werden und gepflegt werden. Ich würde eh nicht mehr länger leben. Das war irgendwann vor Weihnachten. Danke an das unglaubliche Team in dieser Klinik, sie haben mir das Leben gerettet. Ich weiß, wie ich im Krankenhaus saß und mir gesagt wurde, dass ich alle nur behindern würde. Aber diese Klinik hatte Hoffnung in mich. Sie würden noch etwas versuchen. Dank Gott dafür.

Seit dieser Nachricht habe ich fünf Kilo zugenommen. Ich esse und nehme zu. Ich kenne das Gefühl. Ich verletze mich nicht, sondern bitte um Hilfe. Ich kann mit meinem Freund zusammen sein und ich selbst sein. Ich habe viel geschafft und gehe in die richtige Richtung. Jeden Tag arbeite ich hart daran, richtig zu denken und die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit ich den besten Ausgangspunkt für die neue Klinik habe. Ich werde leben und dafür dankbar sein. Es ist nicht einfach, sich ständig daran zu erinnern, dankbar zu sein, aber ich versuche daran zu denken, dass irgendwann der Tag kommt, wo ich glücklich sein werde, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe, wo der Kampf sich auszahlen wird. Eines Tages werde ich gesund sein und mein Leben leben. Ich werde ein Leben leben, dass mich öfters zum lachen als zum weinen bringt. Natürlich werde ich auch weinen, aber das ist normal.

Oh, ich freue mich darauf, weinen zu können. Ich habe lange nicht mehr geweint, aber ich weiß, dass die Tränen in mir sind und bald geweint werden müssen. Es wird gut sein, durch das Weinen alles rauszulassen. Die Erleichterung danach. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich freue mich darauf, zu weinen.

Es gibt viele Gedanken zurzeit. Nur noch fünf Wochen bis ich in die neue Klinik gehe. Die Krankheit freut sich nicht darauf und schreit in mir: Essen ist gefährlich, ich bin dick, schmutzig, ich bin nicht dünn genug und sowas.
Wenn es ums Essen geht, dann habe ich ein paar Sachen, an die ich immer denken muss. Immer, wenn ich zu kämpfen habe, dann sage ich mir: Essen ist Leben, Essen ist Kraft. Ich verdiene das Essen. Mein Körper braucht es, damit ich leben kann. Ich denke daran, dass ein höheres Gewicht notwendig ist, damit ich normale Dinge machen kann, wie shoppen gehen, arbeiten, mit Freunden treffen, spazieren gehen, Sport treiben, mich mit meinem Freund treffen, reisen, Mutter werden, Ärztin werden etc.

Jeder Tag ist ein Kampf aber abends möchte ich im Bett liegen, gute Musik hören, und denken, dass ich einen Schritt weiter bin. Ich muss nur die richtigen Entscheidungen treffen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen