Mittwoch, 6. März 2013

Still fighting


Erstmal danke für den Kommentar :) Es tut gut zu wissen, dass Leute meinen Blog lesen und mir Mut machen und mich unterstützen.

Ich wurde letztens gefragt, ob ich etwas über das Gewicht und den Spiegel schreiben könnte. Ich kann das nicht für alle pauschalisieren, sondern nur schreiben, was ich darüber denke. Also denkt bitte nicht, dass alle Essgestörten das so sehen - jede Essstörung ist unterschiedlich.

Das Gewicht und der Spiegel sind für mich zwei der Dinge die mich kontrollieren. Die Kilogramm-Angabe war schon immer sehr aussagekräftig für mich. Die Zahl auf der Waage hat mich und meine Gefühle sehr beeinflusst. Wenn es um den Spiegel geht, dann habe ich im Spiegelbild nicht das richtige Bild gesehen. Ich habe ein verzerrtes Bild von mir selber gesehen, deshalb musste ich lernen, den Leuten um mich herum zu vertrauen und das Gewicht als Wahrheit anzusehen. Untergewichtig heißt untergewichtig und die Krankheit verzerrt das Bild.
Ich erinnere mich an eine Zeit, da war ich ein richtiger Kontrollfreak und habe mich ständig gewogen. Das hat mich für den ganzen Tag beeinflusst. Wenn ich mehr wog, dann war ich unglaublich launisch und hatte große Angstgefühle. Wenn ich weniger gewogen habe, dann habe ich mich gut gefühlt und hatte die Kontrolle. Diese Zeit war schrecklich. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich irgendwie entleeren muss, bevor ich mich wog, damit es so wenig wie möglich war. Es war verrückt. Ich war komplett von meinem Körper und Gewicht besessen.

Aber jetzt bin ich weiter. Ich wiege mich einmal die Woche und versuche mir zu sagen, dass die Zahl nichts darüber aussagt, wie viel ich wert bin. Ich bin ich und mein Körper ist das, was ich ein Leben lang mit mir tragen werde. Ich muss auf ihn acht geben und ihn nähren. Ich muss ihm das beste geben und vorsichtig mit ihm umgehen. Essen ist Medizin und Essen ist notwendig.
Ich habe einen Ernährungsplan, mit dem ich jede Woche langsam zunehmen werde. Mein Körper wird dadurch stärker und ich werde es auch. Ich sitze am Steuer und gebe die Richtung vor. Ich bin stärker als die Krankheit. Ich denke oft daran, was ich für meinen Körper tun muss, damit er die beste Zukunft haben kann.

Wenn ich an die Klinik denke, dann freue ich mich darauf, anzufangen, aber ich habe auch Angst vor dem Gewicht und meinem Spiegelbild. Dieses Jahr muss ich auf der Waage stehen oder in den Spiegel schauen und es akzeptieren. Das ist logisch, weil es zur Genesung dazugehört. Ich muss den Teufel auf meiner Schulter loswerden, der nun seit fast neun Jahren dort sitzt. Ich lasse einen Krankheit mein Leben kontrollieren. Ich habe ein Leben! Soll ich es mit ständiger Kontrolle meines Körpers und Gewichtes verschwenden?

Es wird ein gutes Leben sein, ein Leben, das ich möchte. Ich möchte frei sein. Einen gesunden Körper haben, der mehr kann als schlafen oder essen und erbrechen. Was für ein Leben ist das? Ein Leben, das ich lebe, seit ich elf bin. Ich bin jetzt fast 20. Das Leben geht weiter und ich auch. Ich muss loslassen. Ich habe mich kaputt gefühlt, zerbrochen in tausend Teile. In den letzten Monaten haben wir ein paar Stücke zusammengelegt, aber so viele sind noch übrig. Aber ich kann die Umrisse meines zukünftigen Lebens sehen, solange ich die Teile weiter zusammensetze. Ich habe Hoffnung.

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