Samstag, 30. Juli 2016

Ein Wellenritt voller Schmerzen

Ich habe ein paar traumatische Dinge in meinem Leben erlebt. Es ist nicht wichtig, was passiert ist, es ist nur wichtig, dass sie mich traumatisiert haben. Ich konnte mich nicht beschützen, aber um überleben zu können, musste ich mich danach beschützen. Das war für mich das Hungern. Durch das Hungern habe ich mich vor schmerzhaften Gefühlen und Bildern beschützt. In meinem Kopf war ich in Gefahr, auch wenn ich das eigentlich nicht war. Die Dinge, die ich getan habe um mich zu schützen, waren eine Gefahr in sich selbst. Dazu kommt, dass ich mit der Zeit das Gefühl hatte, mich mehr und mehr beschützen zu müssen.
Heute arbeite ich daran, dass ich die Mauern fallen lasse und den Schmerz spüre, vor dem ich mich immer beschützt habe. Denn das Leben, das ich mit den Mauern und dem Schutz gelebt habe, ist kein Leben, das ich leben möchte. Es ist wie ein Leben auf der Flucht, um überleben zu wollen. In die tiefen Wunden meiner Seele zu blicken ist schmerzhaft. Es gibt keinen einfachen Weg, sich dem ganzen zu stellen. Aber ich möchte lernen, auf den Wellen zu reiten, statt unterzugehen. Man muss das Surfen erst erlernen. Genau so ist es auch eine Übung, den Schmerz zu akzeptieren. Ich werde meinen Schmerz immer haben, warum also nicht lernen, auf ihm zu surfen. So habe ich auch den Raum für andere Dinge in meinem Leben.

Freitag, 29. Juli 2016

Ein Leben voller Schmerzen

Ähm, ja. Haha. Hmpf. Es ist immer schwierig, den Anfang zu finden. Schwierig, es in Worte zu fassen.
Die negative Stimme im Kopf findet immer irgendwas. "Gott du bist so dumm. Als ob jemand das überhaupt lesen möchte. Interessiert keinen. Hat doch eh keinen Sinn".

Ich bin diese Stimme so leid. Ich denke daran, was ich alles dadurch verpasst hab.

Ich habe ja jetzt den neuen Weg eingeschlagen und gehe die Dinge ein wenig anders an als früher. Also versuche ich auch, mich dieser Stimme zu stellen.
Es ist komisch. Ich dachte immer, dass alles totaaal gut sein wird, wenn ich gesund bin. Und dieser Gedanke hat mich wahrscheinlich jahrelang am leben gehalten.
Hier in der Therapie haben wir aber eine andere Perspektive. Wir arbeiten auf ein Leben hin, in dem wir den Schmerz und die schlechten Momente akzeptieren und dennoch Dinge tun, die das Leben lebenswert machen. Der Schmerz und die inneren Wunden werden nicht verschwinden. Und davor abzuhauen bringt auch nichts, das hab ich 12 Jahre lang versucht.
Was bedeutet, dass ich diese Gefühle und diesen Schmerz erkennen muss und akzeptieren muss.

Ich habe heute mit einem neuen Plan begonnen. Lange habe ich starke Medikamente bekommen, weil ich chronische Schmerzen von meiner Selbstverletzung habe. Ich will jetzt aber versuchen, ein paar weniger Tabletten zu schlucken. Das ist nicht ganz einfach, weil ich dann die Schmerzen intensiver spüre und die Schmerzen ein wunder Punkt für mich sind. Aber ich glaube nicht, dass ich weiterhin so viele starke Schmerzmittel nehmen kann. Deshalb muss ich ein wenig langsamer machen.
Wünscht mir Glück.

Donnerstag, 28. Juli 2016

Wichtige Fragen

Diese Woche ist die schwierigste Woche überhaupt. Und genau dann beglückwünschen wir hier uns. Das Leben ist die Hölle und wenn wir den Schmerz akzeptieren und mit der Hölle umzugehen lernen, ist es gut.

Ich stelle mir am Tag viele wichtige Fragen. Am Tag gehen mir viele negative Gedanken durch den Kopf, aber auch positive Gedanken über Dinge, die ich tun will, aber mich nicht traue. Aber manche Gedanken möchten mich nur nach vorne bringen, also versuche ich Dinge zu tun, die genau das tun.
Ich übergebe mich und denke mir dann "Wenn ich so weitermache, gehe ich nie raus, ich bin zu schwach"
Ich denke viel an den Tod und das Sterben, aber ich schätze die kleinen Dinge und möchte meinem Leben die Chance geben, gut zu werden.
Ich denke daran, dass ich mich schmutzig fühle, wenn ich esse. Aber ich esse trotzdem, denn es ist wichtig, dass ich für die Therapie Energie habe.

Und dann stelle ich mir die Frage: bin ich bereit, die Gedanken Gedanken sein zu lassen und dennoch an meinem Ziel zu arbeiten und weiterzumachen?


Dienstag, 26. Juli 2016

Hölle

Der heutige Tag war die reinste Hölle. Wie ein Tornado der Hölle. Wisst ihr, was ich meine? Warst du schon mal so aufgebracht und voller Tränen, dass du stundenlang nicht aufhören konntest? Hattest du schon mal so große Angst, dass du umgekippt bist? Dreimal? Hattest du mal solche Bauchschmerzen, dass du das Gefühl hattest, jemand würde dich erstechen? Warst du schon mal so erschöpft, dass du nicht mal mehr gerade stehen konntest?
Sie sagen mir, dass man sich genau so fühlt, wenn man seine Arbeit erledigt hat. Dass man die Therapie gut durchgezogen hat. Ja, das weiß ich, aber das macht es nicht besser.

Es juckt

All die Emotionen wüten in mir drin, kreieren eine fürchterliche Angst, die sich durch den ganzen Körper zieht. Es fühl sich an wie Klauen, die in mir drin sind. Ich versuche die Klauen einfach Klausen sein zu lassen, die Emotionen auszuhalten. Aber es kommt alles auf einmal und ich habe das Gefühl zu ertrinken. Es fühl sich unmöglich an, unter Wasser zu atmen, dennoch tue ich genau das. Ich atme unter Wasser.

Mittwoch, 6. Juli 2016

Die Therapie ist brutal

EXTREM BRUTAL! Mir fallen keine Worte ein, die die Therapie passend in Worte fassen könnten. Es ist so brutal, hier zu arbeiten, mich zu öffnen, mich den Gefühlen und dem Schmerz dabei auszusetzen. Wir arbeiten die ganze Zeit daran, mit den Gefühlen umzugehen. Lernen zu fühlen, was mit dem Körper dann passiert, denn wir kennen die Gefühle nciht so wirklich. Es ist extremst brutal. Aber es funktioniert. Und das motiviert mich, jeden Morgen aufzustehen und in den Kampf zu gehen. Ich weiß, dass es funktioniert und dass gute Dinge in mir sind. Ich weiß, dass ich mich manchmal stark fühle. Ich weiß, dass ich in schwierigen Situationen nur selten abhaue. Früher hätte ich das getan. Ich habe suizidale Gedanken, aber die schiebe ich beiseite, wenn ich zum Beispiel in die Stadt gehe, spazieren gehe oder mit jemanden spreche. Ich akzeptiere diese Gedanken, denn sie sind nur Gedanken. Gedanken und Gefühle sind nicht gefährlich. Nicht, solange man nicht dadurch handelt.

Dienstag, 5. Juli 2016

Gesund sein ist wie eine Fahrt auf der Autobahn

Als ich am Wochenende mit meiner Mutter im Auto auf der Autobahn gefahren bin, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Gesund zu sein ist so ein wenig wie auf der Autobahn zu fahren. Es gibt viele Autos um einen herum. Viele Regeln, die es zu beachten gilt. Man muss mit den anderen Autos ein wenig kommunizieren, damit alles funktioniert. Man hat eine große Verantwortung, wenn man dort fährt. Es gibt Leute, die sind noch nie Auto gefahren, oder welche, die eine andere Route fahren oder momentan stillstehen. Manche fahren auch ständig durch einen Tunnel. Aber wenn man auf der Autobahn fahren möchte, muss man zuerst lernen, wie man überhaupt Auto fährt. Man muss sein Auto auftanken und sich einfach mal trauen, auf die große, schnelle Straße zu gehen. Irgendwann geht das besser, weil man am Anfang noch ein wenig überrumpelt ist von den vielen Sachen, die auf einmal passieren. Irgendwann macht es einem gar nichts mehr aus. Vielleicht baut man mal einen Unfall. Dann muss man aber wieder auf die Straße und weitermachen. Es ist nicht einfach, gesund zu sein. Das war jetzt vielleicht ein wenig komisch, aber in meinem Kopf ergibt es Sinn.