Donnerstag, 25. Juni 2015

Wer bin ich?

Ich hasse meine Krankheit, ich bin sie so satt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur die Krankheit bin. Weil alles, was ich tue, von der Krankheit überschattet wird oder von der Krankheit bestimmt wird. Ich weiß, dass ich auch meine gesunden Seiten habe, aber das hilft mir nicht, wenn ich mich so von der Krankheit eingenommen fühle, dass ich mich nicht bewegen kann. Meine Tage sind nach der Krankheit ausgerichtet. Ich hab schon so viele Jahre damit zu kämpfen, dass ich gar nicht mehr weiß, wie sich ein gesundes Leben anfühlt. Ich kann mich an kleine Momente in meiner Kindheit erinnern, aber ich erinnere mich viel stärker an das Leben, als die Krankheit begann. Als ich 11 Jahre alt war. Mein Gewicht war so bezeichnend für mich und hat alles bestimmt. Warum hab ich es getan? Je weniger ich wog, desto wertvoller hab ich mich gefühlt. Die Zahl auf der Waage hat alles bestimmt. Und 11 Jahre später ist das auch noch so.
Während dieser ganzen Zeit hatte ich das Gefühl, dass mein wahres Ich irgendwo tief in mir drin versteckt ist, während die Krankheit regiert und über mich bestimmt. Was habe ich getan, dass ich es verdient habe, ein Gefangener meines eigenen Körpers zu sein? Was habe ich getan, dass ich es nicht verdient habe, mein Leben zu leben? Während ich gefangen war, lief die Welt ganz normal weiter ab. Ich sitze hier und denke darüber nach, wie ich jemals gesund sein und bleiben kann. Und gleichzeitig frag ich mich, warum ich noch hier bin. Warum lebe ich, wenn ich doch eh nur leide? Warum hat mein Körper das alles ausgehalten? Das ist ein Wunder, nach all dem, was ich meinem Körper angetan hab und wie ich ihn geschunden habe. Es muss einen Sinn haben, dass ich noch lebe. Und dieser Gedanke hält mich am Leben. Ich weiß nicht, was der Sinn meines Lebens ist, ich suche noch nach den Antworten. Und bis dahin muss ich weiter existieren, aushalten und darf die Hoffnung nicht verlieren.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es schön, dass du vom Sinn deines Lebens sprechen kannst, nach dem du suchst - nicht vom Sinn des oder eines Lebens. Ich bin mir sicher, dass es einen Sinn für dich gibt.

    Irgendwo hinter der ES bist immer noch Du.

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