Sonntag, 6. Oktober 2013

Vergangenheit und Zukunft

Wenn ich gesund bin, werden wir so viel machen. Ich träume sehr viel und mache da auch kein Geheimnis draus. Ich denke an die Sachen, die ich machen möchte, wenn ich gesünder bin.

- Ärztin werden und mit kranken Kindern arbeiten
- mit Lars an Valentinstag nach Venedig fahren
- Lars heiraten. Ich werde ein langes, weißes Kleid tragen. Die Sonne scheint, die Kirche ist voll, die Musik ist passend und geht mir durch alle Knochen.
- ich möchte mit Lars durch Europa reisen. Mit dem Auto und einem Zelt.
- gutes Essen in Restaurants zu mir nehmen, ohne nachzudenken.
- einen muskulösen, gesunden Körper trainieren
- meiner Mutter bei ihrem Traum helfen
- selber Mutter werden

Ich habe viele weitere Träume, von denen viele aber auch langzeitige Ziele sind. Es ist wichtig für mich, dass ich diese habe, aber auch, dass ich Träume habe, die in naher Zukunft liegen, sodass ich diese schnell erreiche und Erfolge sehe. Bis jetzt habe ich nicht so viele Ziele erreicht, aber ich habe in der letzten Zeit viel geschafft. Einiges hat sich verändert. Die Essstörung habe ich größtenteils unter Kontrolle. Ich esse meist normal und habe ein gesundes Gewichtig. Für mich war es ein Ziel und auch sehr wichtig, dass ich die Behandlung in der einen Klinik abschließe, aber das habe ich nicht ganz geschafft. Das war zum Teil meine Schuld, aber auch deren Entscheidung. Ich habe mein bestes gegeben und bin stolz. Der größte Unterschied zwischen jetzt und vorher ist wahrscheinlich, dass ich der Essstörung nicht erlaube, mein Leben zu kontrollieren. Das schlimmste war für mich die Bulimie. Ich habe mein ganzes Geld dafür verschwendet, Essen zu kaufen, es zu mir zu nehmen und mich anschließend zu übergeben. So habe ich meine Zeit verbracht. Es fühlt sich komplett neu an, die Bulimie nicht auf meinen Schultern zu haben. Ich bin freier, fühle mich besser, die Scham ist weg. Ich hänge nicht in der Krankheit fest und das ist unglaublich schön. Außerdem musste ich viele Leute abweisen, weil ich mit der Bulimie beschäftigt war. Das ist jetzt weg und alles ist besser. Mein Leben ist besser.
Aber ganz so ist es dann auch nicht. Ich fühle mich noch nicht gesund. Aber ich denke, dass ich an meinem Selbstbewusstsein arbeiten werde, sobald ich mit der Selbstverletzung ein wenig Fortschritte gemacht habe. Ich muss verstehen, dass ich genauso wichtig bin wie alle anderen auch, dass ich genauso Sachen verdiene wie andere auch. Ich freue mich darauf, mich selber neu zu entdecken, neue Seiten an mir zu entdecken. Ich wurde zerstört, als ich elf Jahre alt war, und muss mich jetzt wieder flicken. Ein Puzzleteil nach dem anderen, und dann kann ich die Teile hinzufügen, die ich haben möchte. Ich kann die Person werden, die ich sein möchte, und das ist schön. Wir alle haben Entscheidungen, die wir treffen können. Ich kann entscheiden, welche Teile ich hinzufüge und welche ich wegnehme.

2 Kommentare:

  1. Ich hoffe, du kannst deinem Weg weiter folgen - dann werden auch deine Träume wahr werden. :)

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