Donnerstag, 8. August 2013

Zurück im Leben

Kalt. Dukel. Ein Meer voll salziger Tränen.
Ich bin auf einem schmerzhaften Pfad gelaufen. Es war zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen, aber ich habe gar nicht auf das Leben geachtet.
An den Seiten des Pfades waren verschiedene Werkzeuge, die ich hätte benutzen können, um gegen den Tod kämpfen zu können. Weil er es war, auf den ich treffen würde. Ich habe dem Tod in die Augen geblickt. Alles wurde auf den Kopf gestellt. Vor dem Fall hätten mich nur andere Hände retten können - oder wenn ich es geschafft hätte, auf dem Pfad zu balancieren.
Neun Jahre lang. Manchmal war ich in der Lage, die Werkzeuge zu benutzen, um mich wieder hoch zu ziehen. Aber diesmal konnte ich es nicht. Es tat weh, nicht das Licht in mir zu sehen, das alle anderen sahen. Es tat weh, den Schmerz zu spüren. Ich wollte nur frei sein. Im Herzen habe ich geträumt, oh, so viele Träume. Manchmal war es die einzige Möglichkeit für mich, in meiner Traumwelt zu verschwinden. Dort gab es den Kampf nicht. Ich habe alles getan, um dem Krieg zu entfliehen. Aber ich wusste nicht, dass ich weiter fallen würde, je stärker ich davonlaufe. Ich konnte dem Krieg nicht entkommen.
Viele standen an meiner Seite, als ich nach Luft geschnappt habe, gefallen bin und mich verletzt habe, gekämpft habe, geblutet habe, geweint habe, mich gesehnt habe... Es schmerzt sie auch so sehr. Sie konnten nichts tun, außer neben mir zu stehen und mich dazu zu bewegen, gegen den Tod zu kämpfen. Sie hatten Angst. Es war, als wüssten sie, dass der Tod mich bald einholen würde. Und dann habe ich den Kampf angenommen und habe ein paar besondere Momente des Glücks und der Freiheit erlebt. Ich konnte mit meinen Lieben tanzen. Ich konnte lachen, weil ich wusste, dass der Schmerz bald geringer werden würde. Und dann, ganz plötzlich, bin ich gefallen. Die Zeit stand still, der Weg war zuende. Die Krise begann. Ich war irgendwo zwischen Leben und Tod, wo nichts einen Sinn ergab, wo nichts Sinn hatte, wo es keinen Schmerz gab, wo die Zeit still stand, wo du nicht atmest und alle um dir herum versuchen, dich wieder zum atmen zu bringen. Leben oder Tod. Dennoch habe ich überlebt. Ich habe Wege gefunden, wie ich nicht ins Grab falle. Es ist so komisch, dass ich eine Art Freude erlebe, jedes Mal, wenn ich dem Tod begegne. Es scheint, der Tod sei wunderschön. Tod ist jedoch keine Freiheit. Du musst kämpfen, um frei zu werden, aber du gewinnst das Leben, wenn du es schaffst.
Ich gehe weiter auf dem Weg. Ich will mein Leben. Ich bin bereit, dafür zu kämpfen. Ich weiß, dass es irgendwo da draußen ist, und dass ich es finden werde. Deshalb werde ich weiter suchen.

Ja, ich suche weiter. Das Leben lässt sich nicht so einfach löschen. Ich habe neun Jahre Krankheit durchlebt, aber im letzten Jahr habe ich gespürt, dass es viele Leute gibt, die mit mir kämpfen, dass ich das Leben wieder erreiche. Und das ist möglich. Du musst akzeptieren, dass die Dunkelheit dort ist, aber sie nicht die Freude und die schönen Dinge auslöscht. Und man muss dankbar dafür sein, dass es diese schönen Dinge überhaupt gibt, auch wenn sie selten sind. Es gibt so viele verschiedene Arten des Leides, wenn man mal an all die anderen Länder auf der Welt denkt. Alle haben irgendwelche Wunden - innen und außen. Ich habe gute Dinge in meinem Leben und deshalb lebe ich noch. Ich habe ein paar Wunden in mir drin und ich habe einige Kämpfe hinter mir. Es war schwierig und hart, aber ich bin dankbar, dass ich so viele hinter mir habe, die mit mir kämpfen.

Aber das Leben ist schwierig. Manchmal zu schwierig. Manchmal will man einfach nur verschwinden, wenn alles in einem schreit.

Ich muss daran denken, dass das Leben zu kostbar ist, um es zu verlieren. Es gibt so viele Möglichkeiten, auf die man sein Leben verlieren kann, und damit meine ich nicht einmal den Tod. Es ist jedoch sicher, dass jeder es verdient hat, zu leben. Wir können uns glücklich schätzen, ein Leben haben zu können, und dafür muss ich dankbar sein.


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