Dienstag, 9. Juli 2013

Zurück in der "alten Klinik"

Hi ihr alle!
Lang ists her. Ich bin wieder zurück in der alten Klinik. Ein wenig früher, als das geplant war, aber naja. Ich war ca 2,5 Monate in der "neuen Klinik" und bin gesünder geworden und habe unglaublich tolle Hilfe bekommen. Es war unglaublich anstrengend, ich weiß nicht, ob ich es jemals so schwierig hatte. Ich habe gekämpft, habe die Emotionen ertragen, die ich nie geglaubt hätte fühlen zu können, aber das war gut so. Ich habe ein Ziel erreicht, das für mich sehr weit weg war. Ich habe die Kontrolle bekommen und der Krankheit widerstanden. Ja, ich kann nach neun Jahren sagen, dass ich stärker bin als die Krankheit. Sie ist viel geringer geworden.
Aber irgendwo ist es falsch gelaufen, dass ich entlassen wurde und wieder hier schreiben kann. In der letzten Zeit hatte ich mit einer starken Müdigkeit zu kämpfen. Ich war so müde, dass ich mich ständig wachhalten musste. Auch wenn ich in den letzten Monaten gut mitgearbeitet habe und viel erreicht habe, wurde ich verwarnt, weil ich nicht kooperiert hätte. Ich war schockiert, traurig und extrem wütend. Ich hatte Angst, dass ich nach Hause geschickt werden würde und nicht stark genug sei, um für mich selber zu kämpfen. Meine Krankheit ist gerissen und stark und in manchen Bereichen bin ich immer noch schwach. Neun Jahre Krankheit lassen sich nicht in fast drei Monaten Klinikaufenthalt besiegen. Deshalb war ich gestern sehr wütend und enttäuscht und bin leider in alte Verhaltensmuster gefallen. Und das war dann schließlich der Tropf, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat - Selbstverletzung wird nicht geduldet und ich wurde entlassen. Zum ersten Mal seit drei Monaten habe ich mich so stark selbst verletzt, dass ich im Krankenhaus behandelt werden musste. Es war gefährlich und kritisch und ich bin unglaublich wütend auf mich, dass ich die Kontrolle verloren habe und mich verletzt habe. Aber ich kann jetzt nichts mehr machen. Was ich tun kann, ist, dass ich mit dem Essen gut weitermache und gegen meine Krankheit kämpfe. Ich kann nach vorne schauen und weitermachen. Ich bin weiterhin ein Kämpfer und habe in diesen Monaten gezeigt, dass ich das tun kann, was ich erreichen möchte, auch wenn die Krankheit schreit. Ich finde andere Antworten, als die Krankheit mir gibt. Ich muss mich nur darauf konzentrieren, dass es andere Antworten gibt. Das gibt mir zu kämpfen, aber ich weiß, dass ich meine Ziele erreichen werde. Ich werde gesund werden, weil ich einen unglaublichen Drang in mir habe. Ich habe viele Ziele. Ich habe einen unglaublich tollen Freund, meine Familie, meine Freunde. Ich bekomme weiterhin Hilfe und bin wieder in meiner alten Klinik. Ich bin traurig, dass ich den Platz in der letzten Klinik verloren habe, aber ich muss jetzt meine Erfahrungen mitnehmen und nach vorne schauen. Ich bin körperlich viel gesünder und habe über 10kg zugenommen. Es ist sehr schade, dass ich meine Freunde in der letzten Klinik verlassen musste, mit denen ich durch gute und schlechte Zeiten gegangen bin. Ich habe dort so viel Liebe und Unterstützung erfahren. Aber ich muss mich auch bei der Klinik bedanken, weil sie mir so viel geholfen haben - dafür bin ich ihnen ewig dankbar. Ich werde das, was ich gelernt habe, mitnehmen und dafür bin ich sehr dankbar.
Ich bin jetzt also wieder in meiner alten Klinik - wie lange, das wird sich zeigen. Ich bin in guten Händen und werde auf mich aufpassen.

1 Kommentar:

  1. Wow! Ich bin gerade etwas geschockt, dass man dich einfach so "rausgeschmissen" hat. Diese Reaktion finde ich echt heftig, zumal du ja wirklich große Fortschritte gemacht zu haben scheinst. Hätte man dir nicht noch eine Chance geben können? Es ist ja einerseits gut, dass du mit der Verlegung in deine "alte" Klinik zumindest eine Alternative hast, aber andererseits beginnst du ja quasi wieder ganz von vorn. Die letzten Monate haben dich ja geprägt und verändert. Du bist nicht mehr dieselbe, wie damals, hast sich geistig und auch körperlich weiter entwickelt.

    Ich wünsche dir, dass du diese Erfolge mitnehmen und auch an einem anderen Ort weiter an dir arbeiten kannst. Die Gewichtszunahme ist die eine Sache, die Aufarbeitung des "Grundkonfliktes" die andere. Hoffentlich kannst du auch in der "alten" Klinik wieder ein stabiles Vertrauensverhältnis zu deinem Behandlungsteam aufbauen, sodass dein Weg hinaus aus der Essstörung erfolgreich weitergehen kann!

    Liebe Grüße, alles, alles Gute und viel Kraft

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