Montag, 25. November 2013

Der Surfer

Endlich ist der Tag gekommen, dass ich wieder nach Hause durfte. Ich habe lange darauf gewartet. Es fühlt sich so surreal an, aber dennoch unglaublich gut. Die Emotionen kochen, aber ich stehe standfest im Sturm, weil es wichtiger als je zuvor ist. Mein Körper kann nicht mehr viel ertragen. Aber man muss es auch so sehen - wenn ich je überleben will und mein Leben zurück erobern möchte, dann muss das hier und jetzt beginnen. Ich muss jetzt, in diesem Augenblick, die richtigen Entscheidungen treffen. Es geht um die richtigen Gedanken. Ich muss aufhören, mich für die Taten in der Vergangenheit zu bestrafen, für all die falschen Entscheidungen, für all die falschen Sachen, die ich getan hab. Ich muss alles dafür tun, um mich von destruktiven Handlungen abzuhalten, und das gilt sowohl für die Essstörung, als auch für die Selbstverletzung. Die äußeren Wunden sind verheilt, aber die inneren Wunden sind offen und schmerzhaft. Ich muss mir selbst erlauben, dass ich sie heilen lasse, damit ich weitermachen kann und mein Leben leben kann.

Ich erinnere mich zurück. Zurück an die Zeit, wo ich viel gesungen habe, und wo es mir gut ging. Ich bin ein wenig traurig, dass das vorbei ist. Ich hatte es sehr gut. Ich habe gelebt, aber dann bin ich wieder der Essstörung verfallen. Ich habe Gewicht verloren und dachte, es würde wieder besser werden. Aber ich wusste nicht, dass das nur der Anfang einer neuen Hölle sein würde. Drei weitere Jahre einer schmerzhaften Essstörung folgten. Dann hab ich es wieder geschafft, mich aus der Essstörung zu befreien, und mir ging es recht gut für eine Zeit lang, wo mein Gewicht normal war. Und dann ging alles wieder runter, den Bach hinunter. Mein Kopf denkt jetzt ein wenig anders. Ich bin weit gekommen und habe ein gesundes Gewicht, aber ich weiß auch, dass ich den Drang habe, wieder abzunehmen.

Ich kenne eine Frau, die sich als Surfer bezeichnet. Sie sagt, dass wir alle Surfer sind, die durchs Leben surfen. Wir haben Wellen, wir schwimmen und treiben auf ihnen und fühlen uns hoch, aber wir gehen auch unter. Dennoch sollten wir leben und uns durch das Leben surfen.
Also suchen wir nach den kleinen Dingen, die uns Motivation geben, damit wir weitermachen können. Niemand hat es einfach. Ich will nicht sagen, dass mein Leben hart ist, aber auch nicht, dass es ein Bett voller Rosen ist, aber zurzeit bin ich ein wenig normaler und lebendiger. Ich sehe, dass wir alle für unser Leben kämpfen. Wir tun es aus Liebe, Freundschaft und Freude und es gibt uns auch etwas zurück. Es gibt uns Freude im Herzen und das ist eine der wichtigsten Dinge, die wir zum Überleben brauchen.

Ich habe Dinge in meinem Leben, für die ich unendlich dankbar bin, und die mich mit Hoffnung und Motivation füllen. Ich habe auch Ziele und Träume, die ich erfüllen will. Es hängt von mir ab, welchen Weg ich einschlage. Wie ich schon im letzten Post gesagt habe - das Leben ist in meinen Händen und ich muss es tragen. Und das werde ich, ohne es fallen zu lassen.


1 Kommentar:

  1. Ein schöner Vergleich.

    Wer weiß, vielleicht kommt das Singen ja wieder von ganz allein zurück, wenn es dir besser geht?

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