Freitag, 29. November 2013

Ich werde gesund?

Ich bin ein emotionales Wreck. So viel Neues, so viele Eindrücke. Ich versuche mich aus meiner eigenen kleinen Seifenblase zu lösen, in der ich jetzt seit vielen Jahren sitze. Es ist schwierig und ich hüpfe immer wieder rein. Rein und raus. Ich benutze alte und neue Strategien, es gibt viele alte, schlechte Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die ich immer wieder benutze. Wenn ich fit in die gesunde Welt möchte, muss ich mich anpassen. Das heißt auch, dass ich loslassen muss. Auch, wenn es schmerzt, ich muss loslassen.
Ich war elf, als ich krank wurde, und war in einer Seifenblase gefangen, in der die Essstörung mir ihre Wahrheit erzählt und mir Befehle gegeben hat. Es ist nicht einfach, neun Jahre später diese Wahrheiten zu ändern. Sie sind tief in mir verankert und sind meine. Ich habe meine Abwehrmechanismen, die andere aufhalten, mich davon abzubringen, aus der Hölle hinaus zu gehen. Es ist leider so, dass es nur eine Person gibt, die mich aus der Seifenblase holen kann, auch wenn ich unglaublich viel Unterstützung habe (für die ich sehr dankbar bin). Es ist schwierig, loszulassen, aber das muss ich tun. Es ist Gesundheit oder Krankheit. Ich habe entschieden, ich habe mich für das Leben entschieden. Aber es kommt immer wieder die Krankheit. Ich höre ihre Rufe, ich höre ihre Stimmen, dass ich von allem entfliehen kann. Ich höre die Lügen, wenn ich in den Spiegel schaue. Also ziehe ich meine Maske an und lebe weiter, während ich weiß, dass die inneren Wunden noch präsent sind und ein Loch in mein Herz fressen.
Ich bin zwischen der Krankheit und der Gesundheit hin und her gerissen. Dennoch weiß ich, was ich will, aber es ist so schwer, wenn die Wahrheit der Krankheit in meinem Kopf sitzt und alle um mir herum was anderes sagen. Ich umschlinge die gesunden Sachen, aber die Krankheit schreit trotzdem. Immer wieder höre ich "Du bist nicht gut genug" und "du bist es nicht wert". Stellt euch vor, wie es ist, das ständig zu hören. 
Egal, wie die Situation auch ist, ich habe das Gefühl, dass ich es nicht wert bin oder nichts verdiene. Das kann sich auf alle Situationen übertragen. Das kann sein, dass ich mich nachts so fühle, dass ich schlafen darf, dass ich den Schlaf nicht verdient habe. Ich habe gelebt und lebe noch immer in einer kranken Welt, aus der es verdammt schwierig ist, zu entkommen. Ein Teufel, der ständig auf meiner Schulter sitzt, und mir keine Ruhe lässt.
Ich habe viele Bewältigungsstrategien benutzt, um den Gefühlen zu entkommen und die inneren Wunden zu entlasten. Jeder ist krank und muss neue STrategien entwickeln, um zu überleben. Die Schreie und Befehle und Lügen werden immer da sein, aber ich kann neue Wahrheiten finden, an die ich glauben muss. Ich muss mich wieder finden. Ich habe mich in den Jahren mit der Krankheit verloren. Wenn die Krankheit so stark ist, ist kaum etwas von einem übrig. Ich finde es manchmal komisch, dass meine Eltern nie die Hoffnung verloren haben, auch wenn ich so lang "weit weg" war.

Ich bin seit so vielen Jahren gefangen. Manchmal hatte ich keine Hoffnung. Keine Hoffnung, keinen Glauben an mich selber. Man verliert die Fähigkeit, grade zu stehen, an seine Werte, Meinungen und Überzeugungen zu glauben. 
Gerade sitze ich zuhause auf dem Sofa. Ich versuche mein bestes, mich an ein gesundes Leben anzupassen. Es ist anstrengend, unglaublich ermüdend. Ich setze mich ständig neuen Situationen aus und es fühlt sich ein wenig gut an, dass es irgendwann besser wird. Und daran möchte ich denken. Irgendwann wird es es wert sein. Ich muss mich nur an meine Limits und Regeln halten, die ich für mich aufgestellt habe. Das ist sehr wichtig. Struktur und Normalität ist wichtig. Ich drücke alle Daumen und Zehen, die ich hab, und kämpfe weiter in der Hoffnung, irgendwann zu gewinnen. Jeder Tag ist ein Kampf, aber ich darf nicht vergessen zu leben.

2 Kommentare:

  1. Essstörung als Seifenblase... Der Verglich gefällt mir, ich finde ihn sehr passend.

    Gib nicht auf. Mach immer weiter! :)

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