Montag, 20. August 2012

Der Brief

Eine angespannte Mutter kam mit einem Brief auf mich zu. Sie wusste, was das für ein Brief sein könnte. Ein Brief, auf den eine Mutter seit acht Jahren gewartet hatte. Eine Mutter, die darauf gewartet hat, dass ihre Tochter diesen Brief jetzt bekommt, weil sie bereit ist. Eine zweite Chance, weil an mich geglaubt wurde und die Hoffnung nicht aufgegeben wurde. Mir wurde von außen sehr viel Motivation gegeben, aber das reicht nicht. Es muss auch von innen kommen, man muss es von ganzem Herzen wollen. Vor diesem Sommer habe ich die Entscheidung getroffen, die Behandlung nicht fortzusetzen, um Motivation zu finden. Das ist beendet.
Ich habe versucht, auf eigenen Beinen zu leben, mit einer Essstörung, die mich voll udn ganz eingenommen hat. Ich habe die Schmerzen erfahren. Hungern, Fressanfälle, Selbstverletzung... es hilft nicht. Es steckt tiefer als die Symptome, es sitzt in der Seele.
Eine angespannte Mutter kam mit einem Brief zu ihrer Tochter. In dem Brief steht, dass sie jetzt Hilfe bekommt. Und wisst ihr was? Sie ist bereit zu kämpfen. Weil alles andere in der Welt es wert macht, durch die Essstörung, Angststörung und ein ungelebtes Leben zu gehen.

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