Mittwoch, 12. März 2014

Klinik O und Dissoziation

Jetzt ist es schon wieder eine ganze Zeit her, dass ich was vernünftiges geschrieben habe. In den letzten Wochen ist wieder einmal vier passiert. Ich bin jetzt wieder in der Klinik, in der ich öfters bin (nennen wir sie einfach mal Klinik O) und das ist gut so. Die haben mich noch nicht aufgegeben. Ich fühle mich oft wie ein hoffnungsloser Fall, aber gerade habe ich ein wenig Hoffnung. Ich bekomme hier gute Hilfe und fühle mich selbstbewusster. Ich werde quasi rund um die Uhr bewacht, was verschiedene Gründe hat. Hauptsächlich geht es darum, mich vor mir selbst zu schützen. Ich hatte und habe starke Phasen, in denen ich oft dissoziiere und dann ist es gefährlich für mich, wenn ich alleine bin.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hier teilen soll, aber gleichzeitig möchte ich, dass meine Situation verstanden wird.
Wenn ich dissoziiere, wende ich mich drei verschiedenen Persönlichkeiten zu, die verschiedene Traumata durchlebt haben. Dadurch, dass ich dissoziiere, lege ich einen Deckel auf meine Emotionen. Ich verschließe sie und mein Kopf schaltet komplett aus. Wenn ich 'gehe', dann bin ich entweder ein fünfjähriges Mädchen. Ich habe Angst und bin ganz ruhig, aber total verängstigt. Wenn das Krankenhauspersonal schnell ist, können sie mich beruhigen und es ist okay. Meine zweite Persönlichkeit ist elf Jahre alt und hat etwas traumatisches erlebt. In diesem Zustand ist es sehr gefährlich, weil ich den gleichen Schmerz erfahre wie damals und mein Körper genau so darauf reagiert. Ich will den Schmerz attackieren. Das tue ich auch und spüre dabei keinen Schmerz. Wenn ich alleine bin, weiß ich nicht, wann aufzuhören ist, deshalb ist es sehr gefährlich. Die dritte Persönlichkeit ist sehr wütend. Ich denke, dass sie ein Resultat von allem Unterdrückten der Jahre ist. Mein Körper ist sehr gestresst und ich habe Angst, dass ich dissoziiere. Das Personal versucht mir zu helfen, mir zur sagen, wer ich bin, wie alt ich bin und dass ich in Sicherheit bin. Die Dissoziationen können ein paar Stunden andauern, aber meistens werde ich bewusstlos oder habe einen epileptischen Anfall. Diese Anfälle sind nicht sehr gefährlich, solang das Personal dabei ist und aufpasst, dass ich mich nicht durch umstehende Gegenstände verletze und normal atme. Oft ist der Körper so in Rage, dass ich sehr stockend atme.
Mir ist es sehr unangenehm, darüber zu schreiben, weil es etwas ist, über das ich keinerlei Kontrolle habe.

Die letzten Monate waren sehr anstrengend, sowohl für mich als auch für meine Familie. Meine Mutter hat erlebt, dass ich vom Krankenhaus nach Hause durfte, aber dann ist etwas passiert und ich bin wieder im Krankenhaus gelandet. In den letzten Wochen war mein Zustand sehr ernst, weil es schwierig für mich ist, die Dinge zu kontrollieren, mit denen ich zu kämpfen habe. Aber ich glaube, es beruhigt sich jetzt so langsam wieder alles.

Ich werde müde. Mein Körper ist erschöpft von all den Behandlungen und Dingen, die passieren. Mein Kopf ist erschöpft von all den Dingen, die in mir und um mich herum geschehen. Aber ich habe nicht aufgegeben, das werde ich nicht. Ich weiß, was ich will. Auch, wenn ich viel verloren habe, habe ich nicht meine Träume verloren. Ich möchte immer noch Ärztin werden und diesen Traum gebe ich nicht auf. Meine Träume sind meine Motivation, aber ich merke auch, dass es schwierig ist, Sachen zu machen, z.B. zu essen. Zuvor habe ich die Selbstverletzung benutzt, um meine Emotionen rauszulassen, aber dazu habe ich jetzt keine Möglichkeit mehr, weil ich so überwacht werde. Also suche ich andere Dinge. Ich versuche meine Emotionen dadurch zu kontrollieren, dass ich nicht esse. Ich muss das wirklich in den Griff kriegen, ich habe jetzt eine Woche gehungert. Ich muss auf meinen Körper hören und eine Entscheidung treffen. Die Ärzte haben gesagt, dass mein Körper einen untergewichtigen Körper nicht länger ertragen kann. Egal, wie schwer es ist, ich muss etwas verändern, bevor es zu spät ist. Ich werde fast jeden Tag ohnmächtig und muss etwas ändern.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich dankbar dafür bin, dass mich die Klinik O nicht aufgegeben hat und dass mich meine Familie nicht aufgegeben hat. Beim letzten Mal in der Klinik O habe ich gute Hilfe erhalten und die bekomme ich jetzt auch. Das Gewicht wird mir von den Schultern genommen und ich kann entspannen. Die Krankheit ist schlimm, aber ich kann daran arbeiten. Ich weiß, dass es jeden Tag besser werden kann. Ich habe für andere Patienten hier gesungen und das war sehr schön. Ihnen hat es gefallen und es war schön, ihnen etwas geben zu können. Ich möchte gesund werden und anderen Menschen helfen.

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