Samstag, 11. Oktober 2014

Leben oder sterben?

Worte können so viel bedeuten, aber ein einziges Wort kann gleichzeitig so wenig bedeuten. Es ist wichtig, dass man ehrlich ist, wenn man Worte benutzt. Ich wünschte, ich wäre oft ehrlicher mit dem gewesen, was ich gesagt habe, und hätte auch gemeint, was ich sagte, weil ich es wollte, aber nicht erkannt habe, dass es richtig ist.
Manchmal habe ich es geschafft, Dinge zu sagen, die von Herzen kamen, und konnte das dann auch umsetzen. Aber manchmal wollte ich es auch keinem sagen. Manchmal wollte ich einfach nur ehrlich zu mir selbst sein und es mir beweisen.
Die letzten Monate habe ich hart gekämpft, um auf den richtigen Weg zu kommen. Ich hatte große Angst und fühlte mich sehr unsicher, wankend in diesem Sturm. Aber ich bin weitergelaufen. Hier und da ein paar Verletzungen, aber es ging weiter. Manchmal bin ich gegangen, ohne zu wissen, was ich da tue. Manchmal wusste ich nicht, wo ich die Kraft hernehme. Ich weiß nur, dass ich es getan habe. Ich bin eine stärkere und gesündere Person geworden. Es geht nicht um meinen Körper. Es geht um meine Gedanken und mein Handeln und wie beides auf einander wirkt. Ich habe gelernt, dass es sowas wie eine Entscheidung gibt. Ich habe gelernt, dass man über seine Gedanken nachdenken muss, bevor man handelt. Meine Entscheidungen sollen gute Entscheidungen sein.
Ich glaube, dass ich besser darin geworden bin, Entscheidungen zu treffen. Ich habe auch gelernt, zu entscheiden, wie ich zu gewissen Gefühlen und Gedanken stehe. So kann ich sie besser ändern. Ich kann entscheiden, wie ich darauf reagiere. Und dadurch gehe ich in die richtige Richtung.

In der letzten Zeit habe ich Entscheidungen getroffen, die ungewohnt, unangenehm, schrecklich, aber auch gut waren. Diese Unterschiede machen das Leben aus und ich würde lieber so leben, als gar nichts zu fühlen und lethargisch zu sein. Jede Reise ist ein Geschenk und jeder Fall macht mich stärker. Ich weiß, dass auf jedes Tief auch ein Hoch folgt und deshalb gebe ich nicht auf.

Mit Worten kann ich nicht beschreiben, was ich diesen Sommer durchgemacht habe. Ich kann nur sagen, dass es eine aufregende Reise war, die mich stärker und gesünder gemacht hat. Es gab viele Momente mit starken Gefühlen, die ich jahrelang nicht erlebt habe, weil ich sie unterdrückt habe.

Anfang letzter Woche bin ich gefallen. Ich hatte mit essen zu kämpfen und weiß, dass ich das nicht so akzeptieren kann. Ich kann nicht zulassen, dass die Krankheit die Kontrolle erlangt, denn das macht mich schwach.
Weil ich so auf das Essen konzentriert bin, bin ich weniger auf Panikattacken vorbereitet und dadurch löse ich die Angst auch aus. Wenn ich nicht gut esse, bin ich gleichzeitig schwächer und kann der Angst nicht ins Gesicht blicken. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich dissoziiere. Und dadurch verliere ich Monate von Arbeit.
Ich habe ein Tagebuch, in das ich jeden Tag schreibe. In letzter Zeit habe ich da jeden Tag drin stehen, dass ich Angst habe vor dem großen Fall. Dass er kommt, mich übermannt, und dadurch bin ich sehr gestresst und unruhig. Der Fall kam.
Das ist gefährlich und auch gleichzeitig der Grund, warum ich daran arbeiten will. Weil es eine Frage über Leben und Tod ist und ich leben möchte.
Es ist schwierig, jeden Tag, jede Sekunde, jede Situation, jede Krisis, mit guten Entscheidungen zu meistern, mit einem klaren Kopf, gesunden Gefühlen und Handlungen. Dieses Mal ist es so geendet wie zuvor auch, leider.
Das bedeutete, dass ich verletzt wurde und es lange dauern würde, davon gesund zu werden.
Als der Arzt heute mit mir sprach und mir die Wahrheit sagte, war ich schockiert. Ich war am Boden zerstört. All die schlechten Entscheidungen, die ich getroffen hatte, hatten Konsequenzen. Mein Leben ist pausiert. Durch die Konsequenzen kann es sein, dass ich nie gesund werde. Ich kann gesund werden, aber ich weiß es nicht, denn das liegt nicht in meiner Kontrolle und auch nicht in der Kontrolle der Ärzte. Es kommt auf meinen Körper an. Ich kann ihm nur dabei helfen, zu überleben. Und das werde ich, denn ich kenne meinen Körper und meinen Geist. Aber ich weiß auch, dass ich große Veränderungen machen muss. Ich weiß, dass ich nicht wieder so fallen darf. Ich weiß, dass ich den Rest meines Lebens mit Schmerzen leben muss. Ich weiß, dass meine Zukunft nicht so sein wird, wie ich das will. Aber es ist jetzt zu spät, sich deswegen Vorwürfe zu machen, ich muss die Situation akzeptieren und das beste draus machen. Mein Körper braucht mich und ich brauche meinen Körper um zu überleben. Deshalb muss ich gut mit meinem Körper umgehen, mir vergeben, dass es passiert ist und dafür sorgen, dass das der letzte Fall war. Mein Körper kann nicht mehr ertragen.

Ich will kein Mitgefühl, Mitleid oder Aufmerksamkeit dadurch. Ich möchte nur, dass meine Geschichte und meine Erfahrungen anderen Leuten helfen können, HIER UND JETZT die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jede Entscheidung die wir treffen, spielt eine große Rolle an dem Tag und in der Zukunft. Ich kann jedem nur raten, sein Leben zu leben, denn wir wissen nie, was als nächstes passiert.

Ich habe viel nachgedacht. Es wird lange dauern, bis ich gesund werde, wenn ich das überhaupt werde. Ich habe eine Entscheidung getroffen. 44 Operationen und Behandlungen, bei denen es um Leben und Tod ging. Es liegt an mir, mich zu entscheiden. Leben oder Tod. Aber ich habe diese Entscheidung getroffen und die kann nicht in Worte gefasst werden, nur in Tränen. Ich habe geweint - aus Trauer um das, was passiert ist, aus Erleichterung und Freude, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Und ein paar Tränen auch deshalb, weil ich entmutigt war.
Ich habe mich für das Leben entschieden und deshalb werde ich mich auch den Stürmen, den Schmerzen, den Gefühlen, Gedanken und Veränderungen stellen. Denn ich weiß, dass mit dem Leben auch Freude kommt, Erfahrungen, Möglichkeiten, Abenteuer. Es ist meine Entscheidung.

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