Samstag, 12. Mai 2012

"Wie geht es dir wirklich?" Diese Frage wird mir zurzeit öfters gestellt und ich weiß nie, was ich darauf antworten soll. Ich würde gerne sagen, dass es besser wird, aber manchmal ist das nicht so. Es geht auf und ab und ich kämpfe. Ich habe gute und schlechte Tage, und furchtbar schreckliche Tage. Was ich jedoch sagen kann: Es geht vorwärts und ich bin in der richtigen Klinik. Ich bin krank seit ich elf Jahre alt war und zum ersten Mal fühle ich mich so, als wäre da etwas Hoffnung. Was gut für mich war, ist, dass jemand durch meinen Kopf gedrungen ist. Ich kann nichts für die destruktiven, negativen Gedanken, die mit der Magersucht kommen, aber ich kann versuchen, da nicht reinzurutschen.  Es ist leicht zu vergessen, wenn ich in der Magersucht gefangen bin und ich davon laufe. Ich bin so oft schon weggelaufen, aber nur ich bin in der Macht. Ich werde zu der Therapie/Behandlung gezwungen, aber ich habe den Schlüssel zu einem besseren Leben, und der Weg dahin ist schwer und lang. Manchmal fühlt es sich unmöglich an. An anderen Tagen will ich gar nicht wahrhaben, dass es auch schlechte Tage gibt.  Die Tatsache, dass ich endlich eine geeignete Klinik gefunden habe, ist ziemlich gut, aber es ist auch furchtbar schwierig. Man muss rund um die Uhr arbeiten. Mit dem Kopf.  Hauptsächlich arbeite ich mit dem Kopf. Schon seit ich klein bin und manchmal habe ich Vorstellungen, die weit von der Realität entfernt sind. Es ist schwer, zur Realität zurückzukehren.  Nachdem ich gegessen habe, fühle ich mich unglaublich schmutzig. Ich kann mich dann nicht ausruhen, weil ich schmutzig bin. Es ist schwierig, weil dann die Angst kommt. Aber ich muss ich da auf andere verlassen, die sich darauf spezialisiert ahben. Die Angst kleiner machen, die Illusionen verschwinden lassen.  Es ist ein schwieriges Spiel und ich hatte schwierige Jahre. Es hat viel Zeit und Kraft genommen - sowohl mir, als auch denen um mich herum. Ich weiß nicht, wer oder wo ich heute wäre, wenn ich nicht meine Mutter, meinen Vater und meine Schwester hätte. Sie waren immer bei mir. Und ich habe meinen wundervollen Freund. Seine Kraft ist so unglaublich. Er hat seine Freundin in sehr vielen Zuständen gesehen und hält immer noch zu mir. Es tut so gut, ihn zu sehen und meine Familie zu sehen, dass sie immer noch an mich glauben.  Als ich hier her kam, hab ich mich gefühlt, als sei ich meine Essstörung, aber langsam finde ich wieder zu mir zurück. Ich bin mehr als nur eine Krankheit, meine Krankheit ist ein Teil von mir.   Nun, wie läuft es wirklich in diesen Tagen? Nun, ich habe Probleme mit dem Frühstück, Mittagessen und Abendessen, deshalb musste ich öfters zwangsernährt werden. Das macht mich sehr traurig und wütend, weil ich nicht in Kontrolle bin. Ich versuche mir zu sagen, dass es nur vorübergehend so sein wird. Ich werde daraus kommen, auch wenn es schwierig ist. Ich versuche mich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die ich mich konzentrieren kann. Ich schaffe es, alle anderen Mahlzeiten zu mir zu nehmen, und letztlich werde ich es auch schaffen, die anderen zu essen.   So viele gute Sachen warten auf mich. Sommer, Festivals, Ferien, viele positive Dinge, auf die ich hinarbeiten muss.   Der einzige Weg dahin führt mitten durch die Hölle.

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