Dienstag, 11. September 2012

Angst, Angst, Angst

10. September, 23:00 Uhr:
Der erste Tag in der Abteilung 4 ist vorbei. Ein anstrengender Tag und ich bin erschöpft. Ich frage mich wirklich, wie ich das schaffen soll, ohne aufzugeben. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Angst überleben soll. Es gibt Grenzen. Die Krankheit, die nicht gehen will, macht es so unglaublich schwierig, und irgendwie kann ich sie auch nciht gehen lassen. Doch das ist, was ich tun muss. Ich denke irgendwie, dass alle um mich herum, die mich gesund sehen wollen, eine Macke haben. Ich muss ihnen vertrauen, dass sie es besser wissen, weil ich weiß, dass sie ihre Gründe haben. Ich muss aufhören, immer auf die Essstörungs-Insel zu fliehen. Sie gibt mir Schutz, aber bringt mich auf kurz oder lang um.

Wo liegt mein Fokus?
auf der Krankheit: Kontrolle, Bulimie, Kotzen, Angst, Selbstverletzung.

oder auf mir: Energie, Freunde, Familie, mein Freund, ich selber, Möglichkeiten, Freude, Schule, Ziele im Leben, Werte, Hobbys und Interessen, etc.

Ich muss mich auf die richtigen Dinge konzentrieren. Ich oder die Krankheit. Es ist kein Wunder, dass es sich wie die Hölle anfühlt. Ich habe diese Krankheit acht Jahre lang erduldet. Widerstand, wenn ich genau das Gegenteil mache, ist keine Überraschung. Aber für mich ist es wichtig, dass ich weiß, wer der Boss ist. Das ist so verdammt wichtig. Das ist mein Projekt und ich muss langsam vorwärts gehen, in meiner Geschwindigkeit. Ich bin der erste Patient, der diese neuen Sachena usprobiert, und sie müssen sich für meine Meinungen und Ansichten öffnen. Mein Projekt, und ich weiß, wo die Grenzen sind und was ich auf einmal machen kann. Heute hab ich zum ersten Mal geweint, seit Jahren, weil ich so große Angst hatte. Doch ich werde es überleben.

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11. September, 11:30 Uhr:
Die Angst ist so groß und so stark. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Alles ist so schwierig. Ich wünschte, ich müsste nicht fühlen. Die Krankheit ist so stark. Ich weiß nicht, auf wen ich hören soll, wem ich zuhören soll. Was ist mein Ziel? Ich bin hier, um besser zu werden. Ich muss auf die um mich herum hören. Die Krankheit möchte, dass ich vor allem weglaufe, und das macht mich so verwirrt und ambivalent. Es ist so schwierig, da zu sein. Ich wünschte fast, ich sei tot. Es tut weh. Ich wünschte, ich könnte einfach auf Autopilot schalten und perfekt sein. Ich muss die Kontrolle erlangen. Ich bin zu untergewichtig.

15:30 Uhr:
Das Abendessen ist ein Problem. Wie soll ich damit umgehen? Ich habe so viel Angst in Bezug zum Abendessen, dass ich keine Wörter dafür finde. Aber wenn ich an das Leben denke, das ich haben möchte, dann ist das Essen unausweichlich. Ich möchte mit seinen Freunden, meinen Freunden, Familie essen.
Jetzt muss ich mich wieder auf mich konzentrieren. Was sind meine Ziele? Ja, ich werde zunehmen, wenn ich die lange Essensliste verfolge, aber warum ist so schwer, das Essen als meine Medizin zum Zunehmen zu sehen? Ich muss zunehmen. Ich erfreue mich nicht an einem Körper, der nichts außer schlafen kann. Das ist mein Leben, das Leben mit der Essstörung. Dann kann ich genauso gut sterben. Das werde ich dann sowieso tun. Während die Essstörung klammert.
Ich habe ein Leben und nun habe ich die Chance, die Kontrolle zu erlangen. Ich bin es, die das Leben leben sollte. Wenn ich die Tage verschwende, verliere ich.
Wenn ich das tue, was mir befohlen wird, dann werde ich besser werden. Aber ich muss diese SChritte machen. Ich muss essen und trinken. Das ist mein Kampf, aber ich habe viele um mich herum, die mir helfen. Jeder Tag ist ein Arbeitstag, aber ich habe einen Job und ich muss ihn tun. Ich muss mich an die Regeln halten.

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