Dienstag, 3. Dezember 2013

Der Schlüssel zum Leben - ich habe ihn

Ich glaube, heute war einer der schwierigsten Tage meines Lebens. Ganz offen gesagt - heute hab ich zum ersten Mal so wirklich alle Herausforderungen gemeistert, ohne alte Verhaltensweisen zu benutzen. Ich habe die Krankheit gehört, aber ich habe nicht auf sie gehört. Ich war standfest im Sturm und habe die gesunden Entscheidungen getroffen. Woher ich das weiß? Weil ich meine Gefühle geteilt habe. Ich habe mit denen um mich herum gesprochen und erlaubt, dass sie in meine Welt kommen. Gestern habe ich die Entscheidung getroffen, freiwillig für ein paar Tage in die Klinik zu gehen. Ich habe gemerkt, dass ich Hilfe brauche. Die Krankheit war nicht auszuhalten und ich brauchte Hilfe und Unterstützung. Und diese habe ich auch angenommen, ich habe mir helfen lassen. Eine gute Freundin meinte, dass ich es zulassen müsse, andere in meine Welt zu lassen, weil sie weiß, wie schwierig es für mich ist, Hilfe anzunehmen. Sie meinte, um gesund zu werden, müsse ich aus meiner Seifenblase hinaus, in eine neue Seifenblase. In eine neue, gesunde, ich-Seifenblase. Die solle mir gehören. Ich solle alles und mehr dafür tun, dass ich die Krankheit nicht hinein lasse. Ich muss die richtigen Entscheidungen treffen und darf nicht die Krankheit über mich bestimmen lassen. Der Sturm ist stark, aber ich habe die Entscheidung getroffen, standfest zu stehen. Es ist unglaublich, zu sehen, dass ich nicht allein bin. Ich muss durch den Sturm gehen, aber ich habe Leute um mich herum, die mich aufrecht halten, wenn ich das brauche. Es gibt nur einen Weg hinaus und der führt mitten hindurch. Nur so kann ich überleben. Wenn ich aufgebe, ist es vorbei. Wenn ich aufgebe, sterbe ich. Wenn sich die Tür schließt, dann bin ich gefangen und all die Hoffnung stirbt. Aber das wäre unfair. Ich habe neun Jahre überlebt und ich muss mein Leben leben. Ich werde leben.
So war der heutige Tag und ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich habe mich für das Leben entschieden.

Die Tatsache, dass ich mich für das Leben entschieden habe und in meine neue Seifenblase eingetreten bin, heißt nicht, dass jetzt alles nur Sonnenschein ist und die Zukunft rosig ist. Der Kampf hat erst begonnen, aber ich sitze am Steuer.

Neun Jahre mit Essstörung, Depressionen, starken Angstzuständen und Selbstverletzung. Ich habe in einer Seifenblase gelebt, in der die Essstörung meine Entscheidungen übernahm. Es kam nur selten vor, dass ich die Entscheidungen getroffen habe. Ich war in Destruktion gefangen und hatte keine Freiheit. Die Krankheit hat mir nur alles genommen, mir und meinen Lieben. Sie hat mir Zeit und Energie meines Lebens genommen.
Ich hatte meine Ziele und Träume, aber die Krankheit hat mir auch die Hoffnung und den Glauben genommen. Sie flüsterte "Morgen kannst du anfangen", "morgen kannst du es tun", aber die richtigen Entscheidungen müssen JETZT getroffen werden. Heute. Ich muss jetzt anfangen, im Sturm standfest zu stehen und auf einem sicheren Pfad zu gehen. Jetzt.
Auf dem sicheren Pfad wartet ein wertvoller Gewinn auf mich, den mir die Krankheit nie geben konnte. Sie hat es versucht, aber das waren nur Lügen. Der wahre Gewinn wartet hinter dem Sturm. Ich muss darauf hinzu gehen, langsam, Schritt für Schritt. Nur ich kann diesen Gewinn finden, das Leben.

Ich habe einmal ein Bild für meine Lieben gemalt. Ich bin gefangen von einem großen, roten Ring, der den Pfad, Sturm, Kampf repräsentiert. Drum herum ist es grün. Aber der Ring, der eine Art Blase bildet, ist verschlossen und meine Lieben haben den Schlüssel. Am Ende des Bildes, hinter meiner Hölle, ist ein Tor. Das Tor zum Leben. Mit einem Gedicht auf dem Bild habe ich meinen Freund gebeten, die Hoffnung im Sturm zu behalten. Weil ich wusste, dass ich durch den Sturm gehen müsste. Ich bat ihn, gut auf den Schlüssel aufzupassen, bis ich ihn selber finden würde. Er solle nie aufgeben, weil unsere Liebe stärker sei und uns durch den Sturm führen würde. Er ist noch nicht vorbei, aber ich kann den Schlüssel jetzt finden. Ich fange an zu träumen und glaube wieder daran, dass meine Träume wahr werden. Nur ich kann das Tor öffnen.

Heute habe ich den ersten Schritt gemacht. Ich hatte viele Hügel in den letzten neun Jahren, aber der, den ich heute erklommen habe, war einer der größeren. Nun muss ich weitermachen, um meinem Traum näher zu kommen. Der Tag war anstrengend, aber ich hatte Kraft und Stärke.

Ich habe den Post begonnen damit, dass der heutige Tag einer der schlimmsten in meinem Leben war. Und ich werde ihn beenden damit, dass ich jetzt das beste Gefühl überhaupt verspüre.

2 Kommentare:

  1. Schön, dass du dich dieser Herausforderung gestellt hast. Dass du sie gemeistert hast, ist ein Bonus... Aber dass du dich ihr überhaupt gestellt hast, ist in meinen Augen das entscheidende. :)

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  2. Das Ende dieses Posts gefällt mir :)
    Du bist ein starker Mensch!

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