Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachtspatient

Weihnachten ist hier. Der Weihnachtsbaum steht an derselben Stelle wie letztes Jahr. Die Weihnachtsdekorationen sind im Haus, das Essen ist vorbereitet, Weihnachtsmusik läuft. Alle haben eine schöne Zeit. Es ist Weihnachten.

Und ich? Ich hab eine große Leere in mir. Ich spüre die Weihnachtsfreude nicht, mein Herz wird nicht erfüllt. Das einzig schöne ist, dass mein Liebster zu Weihnachten zuhause ist. Jetzt sehe ich ihn endlich wieder. Aber dennoch raubt mir die Krankheit viele Gefühle. Ich habe das Gefühl, mich komplett verloren zu haben. Ich weiß nicht, wer ich bin. Die Krankheit und der Hass in mir ist so stark und ich kann nicht glauben, dass ich irgendwann gesund sein werde. Ich versuche darüber nachzudenken, warum ich mich auf einmal so fühle.
Ich glaube, vieles kommt mit dem Hass auf meinen Körper. Ich bin körperlich gesund und hasse meinen Körper so stark. Ich fühle mich unwohl und wenn ich mich betrachte, hasse ich alles, was ich sehe.

Was ist nur mit dem starken und positiven Ich passiert? Vielleicht bin ich nicht so stark und positiv. Vielleicht bin ich eine schwache Person, die einfach dürr sein muss, um mit sich selbst leben zu können. Aber ich weiß auch, dass ich nicht in die Hölle der Anorexie zurückkommen werde. Ein Körper, der nur dazu Kraft hat, im Bett zu legen, ist kein körper. Das ist kein Leben. Und wenn ich daran denke, dass ich Ärztin werden möchte, habe ich Hoffnung und merke, dass ich nicht anorektisch sein kann. Ich muss mich entscheiden und das habe ich. Ich habe mich für das Leben entschieden, auch wenn die Krankheit alles versucht, um es mir zu nehmen. Sie serviert mir Lügen vom Tod und drängt mich dorthin. Aber ich will nicht sterben.

Gerade bin ich zuhause. Ich sitze im Wohnzimmer und im Fernsehen läuft irgendein Weihnachtsfilm. Aber lange werd cih nicht mehr bleiben dürfen, weil ich wieder in die Klinik muss. Ich soll vier Wochen dort bleiben, um wegen starker Selbstverletzung behandelt zu werden. Und ich selber spüre den Schmerz nicht, weil der emotionale Schmerz viel größer ist. Ich kann meinem Körper alles antun, ohne es zu merken.

Meine Familie ist hilflos. Was sollen sie tun? Ich könnte sterben, ich falle und falle, ich stehe mit einem Bein im Grab. Was können sie tun?
Sie können meine Schmerzen nicht lindern. Ich muss sie sortieren. Ich weiß, wo der Schmerz sitzt und dort muss ich auch arbeiten. Tief im Herzen. Aber das traue ich mich nicht. Ich habe Angst, schreckliche Angst. Ich habe Angst, dass mein Schmerz so stark ist, dass ich ihn nicht kontrollieren kann, wenn ich dort angelange. Ich habe Angst, dass ich damit meine Familie und alle um mich herum verletze. Ich will alle anderen nicht verletzen, aber ich weiß auch, dass ich es jetzt schon mache, wo ich alles in mir behalte und eifnach nur ein Zombie bin. Ich weiß, dass es irgendwann raus muss, aber dafür muss ich bereit sein.

Ich bin müde, mein Körper ist müde und ich bin depressiv. Aber hey, es geht vorbei. Ich muss an meine Ziele und Träume denken und weitergehen, auch wenn es sich unmöglich anfühlt.

Ich hoffe, ihr habt alle schöne Weihnachten!

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