Montag, 30. Dezember 2013

Allein, ganz allein

Nun ist es an der Zeit, wieder ein bisschen zu schreiben. Ich weiß nicht, ob es so viel gutes zu erzählen gibt, leider. Viel ist passiert, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Ich bin so tief unten. Meine Welt und meine Träume sind zusammengebrochen. Ich bin in 1000 Teile gesprungen, mein Herz ist zerbrochen, meine Kraft ist am Ende.
Ich bin so wütend und traurig und wütend. Ich bin traurig und hoffnungslos. Aber das bin alleine ich schuld. In letzter Zeit habe ich so viele falsche Entscheidungen getroffen. Ich habe die Krankheit über das Leben gewählt. Ich habe auf die Krankheit gehört, anstatt auf die Leute um mich herum. Ich habe genau das Gegenteil von dem gemacht, was ich machen sollte. Ich habe sabotiert, weil ich Angst vor den Gefühlen hatte. Ich habe Tag für Tag aufgegeben, habe mich der Krankheit hingegeben. Ich habe zugelassen, dass die Krankheit alles ruiniert hat, wirklich alles. Die Krankheit hat mir alles genommen und ich bin allein. Ich habe zugelassen, dass mein Freund mich verlassen hat. Ich habe die Krankheit über ihn gewählt.
Ich habe mich falsch entschieden, weil ich mich in meiner Welt gefangen fühlte, aber jetzt ist es zu spät. Ich bin allein. Der große Traum ist geplatzt und liegt zerbröckelt vor mir. Der Traum, der mir alles bedeutete. Was mache ich jetzt? Und wer ist daran schuld? Ich, nur ich allein. Ich habe die Entscheidungen getroffen.

Derzeit bin ich in der Klinik. 24 Stunden Überwachung. Wegen der Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich hätte fast mein Leben verloren und habe dabei verloren, was ich in meinem Leben hatte. Ich liege hier und denke an alles, denke an Lars und mich, all das, was ich gesehen hatte. Heiße Sommer und schwimmen gehen, all die Lieder, die wir zusammen gesunden haben, die Partys, Momente, Gespräche. Es gibt so viel. Lars ist so stark und ich bewundere ihn. Und ich hätte wahrscheinlich die gleiche Entscheidung getroffen. Er hat es getan, um sich zu retten. Ich und meine Krankheit waren kurz davor, ihn runterzuziehen, und ich bin froh, dass er jetzt befreit ist. Wir hatten vier Jahre, in denen wir durch dick und dünn gegangen sind, und uns an die Träume gehalten haben. Aber ich habe gemerkt, dass man sich an Träumen nicht festhalten kann. Ein Mensch muss Erfahrungen machen und Momente leben. Und das konnte er nicht. Die Krankheit war im Weg. Egal, wie stark er versucht hat, die Wände zwischen der Krankheit und mir zu zerbrechen, er hat es nicht geschafft. Und das tut mir so leid. Ich hoffe, er schaut auf die schönen Zeiten zurück und nicht aauf die dunkle Krankheit. Ich hoffe, er erinnert sich an mein Lachen, nicht an meine Tränen. Ich hoffe, er erinnert sich an mich und nicht an die Krankheit.

Ich weine bitterlich. Weil ich so wütend bin. Jetzt ist es zuspät. Ich versuche mir zu sagen, dass ich aufstehen muss und leben muss. Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, ob ich wieder aufstehen kann. Ich bin ganz alleine. Ich habe zwar meine Familie, aber auch da gibt es Probleme. Über die möchte ich hier nicht schreiben, weil nur ich daran Schuld bin.

Ich hasse diese Krankheit und ich bin so verdammt wütend auf sie. Sie hat mir alles genommen. Ich war 11 und jetzt bin ich fast 21 Jahre. Zehn verdammte Jahre. Zehn Jahre war ich krank und habe nicht aufgegeben. Auch nicht die Leute, die ich um mich habe und dafür bin ich dankbar. Ich habe viel durchgemacht in den letzten zehn Jahren und es ist komisch, dass ich noch lebe. Und das soll irgendwas heißen, auch wenn ich das jetzt noch nicht sehen kann. Ich sehe kein Licht, alles ist dunkel, ich fühle mich innerlich tot und fühle mich so allein. Trotzdem versuche ich eine Entscheidung zu treffen. Die muss ich treffen. Mein Leben spielt sich jetzt ab und auch, wenn mein Herz zerbrochen ist, muss ich eine Entscheidung treffen. Ich möchte Ärztin werden, eine Familie haben und meinen Traum leben. Die Krankheit will mir das nehmen, mit einem Bein im Grab. Auf beiden Seiten meines Weges sind Dornen und es gibt Löcher, in die ich falle und wieder aufstehe. Wer kann mir dabei helfen? Ich rufe nach den Händen, aber ich kann sie nicht annehmen und mit ihnen zum Licht gehen.
Ich bin alleine. Meine größte Angst war, allein zu sein. Jetzt hat er die Entscheidung getroffen und ich bin alleine.
Viele sagen, dass das einfach nur eine schwere Zeit ist. Aber so ist es nicht. Sie ist nicht schwierig, sie ist unerträglich. Es ist schrecklich und ich kann es nicht aushalten.
Ich bin krank, sehr krank, mein Kopf ist nicht klar und ich bin nicht bereit. Ich bin die Krankheit, mein Ich ist weg, ich bin von der Krankheit eingenommen.

Ich versuche, mich zu erreichen, ich will mich wieder finden. Ich versuche mir zu sagen, dass ich einen Tag nach dem anderen nehmen soll. Ich muss an die Konsequenzen denken.  Das Leben wartet auf mich, schaffe ich das?
Kann ich das Leben haben, das ich so sehr möchte? Doch das sind nur Wort von einer verwirrten Kreatur. Ich bin verwirrt und habe Angst. Ich bin alleine, ich weine, ganz alleine.

1 Kommentar:

  1. Fühl dich mal gedrückt. Ich weiß, dass Worte nicht viel bewirken unbedingt. Ich lass dir liebe grüße da..

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