Dienstag, 15. Juli 2014

Meine Geschichte wird zur Sonnen-Geschichte

Ich möchte, dass meine Geschichte zu einer Sonnen-Geschichte wird. Eine Geschichte, wo die Dunkelheit lange überwiegte, wo das Böse mich in eine destruktive Welt gezogen hat, wo alles sich unmöglich anfühlte. Eine Geschichte, in der das logische Ende der Tod gewesen wäre. Eine Geschichte, in der ich nur eine Puppe war, die von dunklen Fäden gezogen wurde. Eine Geschichte, in der Freunde und Familie mich wieder und wieder verlieren. Eine Geschichte, in der ich die Dunkelheit wählte, weil ich kein Licht sah. Meine Geschichte erzählt, dass diese Tage der Vergangenheit angehören und das schlimmste vorüber ist. Weil ich das Licht gefunden habe. Der Kämpfer war immer irgendwo vorhanden und konnte das Licht erreichen. Aber ich musste erst alles durchleben, bevor ich die Kraft finden konnte und meinen Willen benutzen konnte. Ich musste mich meinen größten Ängsten stellen, sie akzeptieren, sie aushalten und mir beweisen, dass ich stärker war. Ich habe so lange in der Dunkelheit gelebt und wusste nie genau, wer ich eigentlich bin. Stattdessen habe ich mich der Krankheit zugedreht. Ich hatte solche Angst und war immer auf Autopilot. Autopilot - Magersucht, Bulimie, Dissoziationen, sehr, sehr destruktiv. Der Autopilot war betäubt, spürte keine Emotionen. Ich habe nach einem Leben ohne Emotionen gesucht, weil ich Angst davor hatte.
Auf meinem Weg wurde ich gezwungen, mich meinen Gefühlen auszusetzen. Aber weil ich keinen Glauben an mich selbst hatte, bin ich weggelaufen. Zehn Jahre bin ich vor mir geflohen und hab das hinter mir gelassen, was in mir drin war. Viele Wunden. Manche reagieren auf Wunden mit Wut. Sie schlagen in Kissen, treten auf den Boden, laufen durch den Regen oder sprechen. Ich bin zusammengebrochen und habe mich dafür bestraft, dass ich Emotionen zugelassen habe. Es war ein langer Prozess, die Gefühle zu verstehen und sie gleichzeitig auch zu akzeptieren, und in diesem Prozess habe ich Dinge erlebt, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie existieren. Ich habe mich nach vorne getrieben und gewonnen. Meine Ziele erreicht. Ich bin nicht gestorben, wenn ich mich Dingen ausgesetzt habe. Ich habe realisiert, dass das Leben auf und ab geht und dass ich das will, weil es auch gute Sachen bringt. Diese guten Sachen haben mir so viel Hoffnung gebracht. In schlechten Zeiten wusste ich, dass es auch wieder besser werden würde. Diese Reise hat etwas mit mir gemacht. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig die kleinen Dinge sind, und das hat mich gestärkt. Ich bin reifer geworden und glaube mehr an mich selbst. Ich vertraue mir und glaube an mich. Wenn ich irgendwo versage, dann ist das nur menschlich und ich kann etwas davon lernen. Ich lerne zu leben. Auch, wenn ich in der Klinik bin, lebe ich. Ich bin in der Realität und laufe nicht davon. Das ist neu und ein wenig gruselig, aber auch sehr gut. Zum ersten Mal in zehn Jahren weine ich, wenn ich traurig bin, ich lache, wenn ich glücklich bin, ich kann über meine Leidenschaften diskutieren und habe eine Meinung. Ich kann über komische Dinge lachen, bis mir die Tränen kommen und ich kann mit mir und anderen ehrlich sein. Da gibt es diese Freiheit, wenn man ehrlich ist. Meine Diagnosen sind noch präsent und jeden Tag gibt es Herausforderungen, aber ich bin nicht destruktiv und weiß, dass ich in die richtige Richtung gehe. Ich habe realistische Ziele und das bedeutet auch, dass ich mich jeden Tag meinen Ängsten stellen muss.

Ich halte mir oft vor Augen, wie glücklich ich mich schätzen kann. Weil ich das alles überlebt habe und so weit gekommen bin. Ich habe viel Hilfe bekommen. Ich arbeite mit den Menschen zusammen, die mir dabei helfen, gesünder und gesünder zu werden. Das Ziel ist, dass ich ich selbst werde, ohne eine Krankheit, die mich zurückhält, und dass ich so stark werde, dass ich die Krankheit in ihre Schranken weisen kann. Dass ich meine Träume verwirklichen kann. Meine Geschichte wird zu einer Sonnen-Geschichte, wo die Sonne die Dunkelheit besiegte. Ich besiegte die Dunkelheit.

Die Dunkelheit umgibt mich zwar ständig und ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber ich bin auf dem Weg. Das Leben ist eine Achterbahn, manchmal so schlimm und tief, aber an den Höhepunkten ist es das wert.

3 Kommentare:

  1. Auch in der Dunkelheit kann es Licht geben. Wenn die Dunkelheit dich umgibt, kann es sein, dass du selbst das Licht bist.

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