Mittwoch, 2. Juli 2014

"Das hättest du sein können"

In den Medien lesen wir viele traurige, verzweifelte und schockierende Sachen über Psychiatrien. Viele Leute schockiert das. Aber so ist es. Seit zehn Jahren bin ich in psychiatrischer Behandlung, habe einige Kliniken abgeklappert und viele Leute getroffen, die keine oder nicht die richtige Hilfe bekommen. Wir sprechen über menschliche Leben, die in den Händen von Psychologen und Ärzten liegen, die manchmal Dinge nicht ernst nehmen. Wir sprechen über Leute, die etwas verändern wollen, aber nicht die Möglichkeit dazu bekommen. Oft wird man weggeschickt, weil man nicht krank genug ist. Sie erfüllen nicht genug Symptome, treffen nicht auf die Beschreibung zu, kämpfen nicht genug. Manche werden aufgegeben und werden als "Behandlungsresistent" abgestempelt, auch wenn sie Hoffnung und den Glauben haben und wirklich kämpfen möchten. Ich habe viele Freunde deswegen verloren. Das macht mich so wütend. Wütend auf das System. Junge Menschen sollten nicht sterben. Ihnen soll geholfen werden, damit sie leben können.

Ich habe auch erfahren, von den Kliniken aufgegeben zu werden. Mir wurde gesagt, man würde mir helfen, aber irgendwann haben sie mich aufgegeben und mich nach Hause geschickt. Die Wahrheit war, dass ich zu krank war, um verstehen zu können, was in meinem Kopf passiert. Eingenommen von einem Dämonen, der mich letztlich fast getötet hätte. Das lag nicht in meiner Macht, aber das wusste keiner. Der Dämon hatte völlig Kontrolle über mich und es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern. Aber nachher, nachdem ich zu meinen Sinnen kam und gemerkt habe, was ich getan hatte, das hat mir Angst eingejagt. Warum habe ich solche Sachen getan? Ich wollte nicht sterben. Ich hatte einen Dämon in mir, der die Kontrolle über meinen Körper hatte. Er wollte mich nur töten.
Aber dann bekam ich endlich Hilfe.

Ich bin eine derjenigen, die überlebt hat, auch wenn ich eigentlich hätte sterben sollen. Ich hatte das Glück, Hilfe zu bekommen und bekomme diese noch immer. Ich habe die Kontrolle über den Dämon, ich lächle, weil ich mich endlich lebendig fühle. Ja, ich bin noch in der Klinik und meine Lebensqualität ist nicht so gut, wie sie sein sollte, aber ich bin einfach nur dankbar. Ich lebe. Ich kann spazieren gehen, ich kann wieder laufen, ich kann lächeln, weil ich glücklich bin, ich kann Freude spüren. Ich werde gesünder.

Aber ich weiß auch, dass ich im Grab liegen könnte. Die Krankheit hätte gewinnen können. Aber das darf nie eine Option sein. Weil ich leben möchte. Und das ist mein Leben.

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