Samstag, 7. Juni 2014

Fragen über Fragen

Nach einer Woche Krankenhaus bin ich wieder auf den Beinen. Ugh, das war wirklich nicht spaßig. Jetzt geht es mir aber wieder besser und ich bin wieder in der Klinik. Ich bin noch nicht ganz fit, aber mir gehts besser.

Meine Mutter kam mich heute besuchen, aber ansonsten ist mir ziemlich langweilig. Ich mag diese Ungewissheit nicht. Ich weiß nicht, wo ich in einer Woche oder einem Monat sein werde. Falls ich auf mich allein gestellt werden sollte, habe ich Angst. Es fühlt sich komisch an, alles alleine zu regeln, ohne jegliche Hilfe. Das läuft vielleicht den großteil des Tages gut, aber was, wenn ich plötzlich keine Kontrolle habe und dissoziiere oder einen Anfall hab? In solchen Momenten habe ich mich schon öfters fast umgebracht. Mir geht es jetzt zwar besser, ich habe gelernt, die Kontrolle besser zu erlangen, aber es war dennoch immer jemand dabei. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper und bin so weit weg. Ich flüchte, aber wohin fliehe ich denn immer? Warum kann ich nicht anwesend sein und die Kontrolle übernehmen? Ich habe so viele Fragen, aber keine Antworten. Falls ich wirklich auf mich allein gestellt sein sollte, muss ich es versuchen. Von vorne anfangen.

Jetzt warten wir aber noch auf das offizielle Ergebnis von der Evaluation und dann wird geguckt, wie es weitergeht. Was auch immer sie sagen, ich hoffe, dass meine eigene Meinung ein wenig berücksichtigt wird. Immerhin geht es um mich.

Mittlerweile habe ich Krankenhäuser satt. Ich werde immer sehr traurig und wehmütig, wenn ich daran denke. Ich würde alles geben, um die Essstörung zu verlieren, keine Stimmen mehr zu hören, keine Dissoziationen und alles andere, womit ich zu kämpfen habe. Ich wünschte, ich könnte meine Narben verschwinden lassen, vor allem die auf meinem Bauch. Auf meinem Körper steht geschrieben, dass ich sehr krank war, aber ich will einfach nur normal sein. Keine Krankheit. Ich kann derzeit keinen Bikini oder etwas bauchfreies anziehen, weil ich mich dann nicht wohlfühle. Dann sieht die Welt meine Narben auf meinem Bauch und sie werden schockiert sein und sich fragen, was mir passiert ist.

Meine Geschichte ist in mir und auf meinem Körper. Was, wenn ich das nie getan hätte? Wo wäre ich heute, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte? Ich denke so viel nach, aber es hilft mir gar nicht. Ich bin einfach wütend auf mich. Sehr wütend, weil ich die falschen Entscheidungen getroffen habe. Ich habe etwas verloren, für das ich alles geben würde, um es wiederzuhaben... aber es ist weg. Ich sitze hier und denke zurück.

Aber gleichzeitig hat mich die Sache zu der Person gemacht, die ich heute bin. Eine Person mit viel Wissen und Erfahrung.

1 Kommentar:

  1. War es denn wirklich eine Entscheidung? Manchmal denke ich das auch, aber eigentlich finde ich das nicht richtig. Ich glaube nciht, dass man so tief in etwas hinein rutschen kann und sich darin verwickeln kann, solange man eine bewusste Entscheidung trifft. Wenn es wirklich eine Entscheidung gewesen wäre, hätte man sich auch irgendwann wieder dagegen entscheiden können und man wäre schlagartig wieder "normal" gewesen. Aber du weißt selbst ja am besten, dass auch nach einer Entscheidung dagegen es viel Zeit und Kraft braucht, um durchzuhalten.

    Ich glaube nicht, dass du wirklich eine bewusste Entscheidung getroffen hast. Etwas hat dich in diese Richtung gedrängt und du musstest dich erst wieder davon befreien.

    AntwortenLöschen