Samstag, 24. Mai 2014

Der Teufel auf meiner Schulter

Es ist Morgen, die Sonne ist aufgegangen, es ist hell draußen. Ich stehe auf, mein Magen knurrt, ich will essen, aber der Kopf möchte das nicht. Ambivalenz in meinen Gedanken.
Ich habe einen Ernährungsplan, an den ich mich halten muss. Er ist sehr strikt und mein Leben ist gefüllt von Gegensetzen. Alles oder nichts. Schwarz oder weiß. Ja oder nein. Offen oder geschlossen. Alles essen oder gar nichts essen. Irgendwie kann ich mich mit etwas dazwischen nicht anfreunden. Und das nervt mich. Ich glaube, dass ich besser mit meinen anorektischen und bulimischen Zügen klarkommen würde, wenn ich nicht das eine oder das andere wählen müsste, sondern eine Mitte finden könnte. Aber dann gibt es diese große Angst und ich kann nichts machen.

Der Teufel hat eine dunkle Stimme und diese verfolgt mich. Ich tanze in der Dunkelheit, aber kann den richtigen Weg nicht finden. Ich will in der Freiheit tanzen und niemals müde werden. Wo ist das Licht, das mein Herz erfüllen kann? Mein Herz ist nur gefüllt von Schmerz.
Die Stimme des Teufels flüstert, dass ich dreckig und schmutzig bin. Und alles, was ich will, ist hübsch und schön zu sein. Schön genug, um mich gut zu fühlen. Um Selbstbewusst zu sein.
Die Stimme des Teufels jagt mich durch die dunklen Gassen. Er schleicht sich an und schreit mich an, kneift mich, sobald ich einen Fehler mache. Warum existiere ich in dieser Welt? Wann kann ich in der Sonne leben?
Der Himmel über mir ist gefüllt von Sternen. Ich sehe nach oben, aber es macht mich nur schwindelig. Ich kann den Himmel nicht erkennen. Die Krankheit holt mich ein. Ich finde den richtigen Weg nicht.
Das Mädchen hat einen Traum der Freiheit, aber sie ist in ihrem einen Körper gefangen. Es ist nie genug, sie kann nie aufhören.
Gefangen in meinem eigenen Körper mit dem Teufel auf der Schulter. Müde, erschöpft und depressiv. Kann... kann nicht.

Essstörungen sind scheiße. Sie nehmen dir alles. Sie rauben dir Zeit, Kraft, Energie, Konzentration, Körper und Seele, und dich selbst. Irgendwann verschwindest du.
Du bist weg, verschwunden, weil du nicht mehr deinen Körper kontrollierst. Du versuchst zu fliegen, aber deine Flügel sind gebrochen. Die Füße sind müde und gefesselt, die Hände werden kontrolliert. Du hängst fest, kannst nichts machen, kannst nicht leben. Du versuchst, der Boss zu sein, aber du scheiterst, weil irgendwas in dir stärker ist als du. Du versuchst es, Tag für Tag, Jahr für Jahr, ein ganzes Leben lang.
Die Welt um dich herum wird bedeutungslos. Wichtig allein ist das, was mit deinem Körper passiert.
Kontrolle ist wichtig. Du verlierst alles in deinem Leben, weil du dich für die Krankheit entscheidest. Es ist die einzige Möglichkeit, die sich dir auftut, du kannst nur diese Stimme hören. Sie schreit dich an, wenn du nichts hören willst, und flüstert dir zu, wenn du verletzt bist. Du bist gefangen.

Ich bin gefangen.

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