Samstag, 10. Mai 2014

L-Klinik

"Du hast unglaubliche Fortschritte gemacht, in so vielen Bereichen. Die kleine Blume fängt an zu blühen."

Diese schönen Worte habe ich heute von einer Ärztin bekommen. Für mich ist es sehr schwierig, Komplimente anzunehmen, aber ich versuche, zu akzeptieren, was andere zu mir sagen. Vielleicht hilft mir das, meine Persönlichkeit zu formen. Ich fange an, mich als Person zu fühlen. Ich spreche von mir oft in der 3. Person, ich weiß auch nicht wieso. Vielleicht hilft es mir, ein wenig Abstand zu mir zu bekommen. Ich habe immer noch mit Verhaltensweisen und Zwängen zu kämpfen und ich muss neue Methoden erlernen, um damit umzugehen. Die Krankheit loslassen, dagegen anzugehen, nicht auf die manipulativen Worte hören. Denn das tue ich, wenn ich falle und verletzlich bin. In den letzten Tagen war es wieder schwierig. Auch wenn es immer besser wird, den Impulsen nachzugeben, ist es manchmal nicht genug. Gestern, Freitag, wurde ich wieder in die L-Klinik geschickt, zur akuten Behandlung. Die jetzige Klinik wollte die Verantwortung nicht übernehmen und jetzt bin ich hier und frage mich, wie ich das schaffen soll. Die Tür ist verschlossen, ich habe ständig jemanden bei mir. Ich fühle mich gefangen, kann nicht atmen, bin unsicher und habe Angst.
Ich fühle mich hintergangen und betrogen von meinem Team. Ich habe ihnen vertraut und mich so geöffnet, was bedeutete, dass ich öfters dissoziiert habe und abwesender war, aber ich habe die nötige Hilfe bekommen. Und dann sagen sie mir plötzlich, dass ich nicht hier sein kann, auch wenn sie mir das versprochen haben. Und jetzt bin ich in der L-Klinik, an die ich so schlechte Erinnerungen habe. Es tut weh. In der anderen Klinik wurde ich wie ein Mensch behandelt, hier fühle ich mich total abgewiesen und betrogen.
Ich weiß aber auch, dass nur ich daran Schuld bin, dass ich hier bin. Ich vergebe meinen Therapeuten und meinem Team, weil ich weiß, dass ich ihnen vertraue. Tief in mir drin weiß ich, dass ich dieses Vertrauen noch habe. Ich will wieder aufblühen. Und das werde ich - überleben und aufblühen. Es ist schwierig und ich bin an einem unschönen Ort, wo ich mich alleine und beängstigt fühle. Ich habe geweint und mein Bauch tut mir weh. So sollte es nicht sein.
Ich denke an all die Sachen, die in den letzten Jahren passiert sind. Zehn Jahre, nachdem ich erkrankt bin, habe ich immer noch den gleichen Kampf in meinem Kopf. Egal, wie hart ich kämpfe, ich falle und falle. Sie fällt und fällt, steht wieder auf, um doch wieder zu fallen.
Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Unsicherheit und Angst umgehen soll. Ich habe Angst, dass es nie einen Ort geben wird, an dem ich mich sicher fühlen werde. Jedenfalls nicht nach dem, was gestern passiert ist. Es tut weh.
Wie auch immer. Ich versuche, den Kopf oben zu halten, auch wenn es schwer ist. Ich werde es versuchen. Ich muss meine Kraft wiederfinden, weil es so viele gibt, die an mich glauben. Die glauben, dass ich meine Ziele erreiche und ein gutes Leben führe. Ich hoffe, dass ich das irgendwann auch selber glauben kann.

2 Kommentare:

  1. Ich kann deine Enttäuschung verstehen und deine Gefühle des Eingespeert-Seins nachempfinden.

    Aber Liebes, du bist stark und du wirst auch dieses Mal wieder wieder AUFSTEHEN!

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  2. Du schaffst das! Und trotz Rückschlägen, es geht weiter, und die Blume blüht irgendwann :)

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