Sonntag, 14. August 2016

Ich versuche loszulassen

Ich versuche loszulassen. Ich versuche in unbekannte Gewässer vorzudringen. Nur ich, ich allein, ich mit meinem Schmerz, mit meinen Wunden. Mein nacktes, verwundetes Ich. Ich versuche unter Wasser zu atmen. Und ich versuche Dinge zu tun, die ich noch nie getan habe. Ich öffne mich und teile all meine dunklen Geheimnisse mit meinen Lieben um mich herum. Ich versuche die Maske abzunehmen, die Fassade zu brechen, das falsche Lächeln abzuschütteln. Ich sitze dort, ganz nackt und verwundbar, um mich zu öffnen. Ich sitze in der Hölle, aber ich bin nicht alleine. Ich benutze Worte und nicht meine selbstzerstörerische Sprache. Ich spreche mit Worten und mit meinem Körper. Dafür werde ich nicht verurteilt, nicht überhört. Ich werde gesehen und gehört. Das überrascht mich. Ich finde es schwierig, positive Worte anzunehmen, denn ich sehe mich selbst mit viel Scham und Schuldgefühlen. Ich widere mich an. Aber dennoch werde ich gehört. Und dieser Moment gehört mir. Ich weiß, dass ich mir vergeben muss, auch wenn es undenkbar scheint. "Was würdest du deinem x-Jahre-alten selbst sagen, wenn du die Möglichkeit hättest?" Ich würde so vieles sagen wollen. Du kümmerst dich um andere. So sehr, dass du selbst leiden musst, damit andere keinen Schmerz haben. Du stellst dich immer nach ganz hinten. Aber du bist wichtig. Du verdienst gute Sachen. Du bist unschuldig. Du musst nicht die ganze Welt auf deinen Schultern tragen. Du hast das beste gemacht. Du musst deinem Körper und dir selbst vergeben. Du verdienst hast, dich aus diesem Gefängnis zu befreien. Du hast es verdient, loszulassen. Du musst den Schmerz nicht alleine tragen. Du bist ein guter Mensch. Du warst ein Opfer, aber du kannst ausbrechen und frei sein. Jetzt bist du in Sicherheit. Deine Wunden sind schrecklich schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Du hast es verdient, dich selbst zu lieben. Denn du bist gut genug und das warst du schon immer.
Heute und in den letzten Tagen habe ich daran gearbeitet, das Muster zu durchbrechen. Aus meinem Gefängnis auszubrechen. Trotz großer Angst, Scham und Schuldgefühle, habe ich beschlossen, nackt und verletzlich zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass ich vollständiger geworden bin und loslassen kann.

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